Gestern um 17.00 Uhr kamen ca. 200 Menschen zur Protestkundgebung auf den Roncalliplatz vor dem Dom. Roger Waters, international bekannter Antisemit, spielt heute in der Lanxess Arena. Seine ehemaligen Mitstreiter Polly Samson und David Gilmour bezeichneten ihn vor ein paar Monaten als bis in sein „verrottetes Mark“ antisemitisch: „Ein Putin-Apologet und ein lügender, diebischer, heuchlerischer, Steuern vermeidender, Playback singender, frauenfeindlicher, vom Neid zerfressener Größenwahnsinniger“. Vor dem Hintergrund forderte ein breites Bündnis aus Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft die Betreiber der Lanxess Arena und FK Scorpio auf, das Konzert abzusagen.
Waters wird zudem für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert; er lasse bei seinen Konzerten immer wieder einen Schweine-Ballon mit Davidstern und/oder Kapitalismus-Symbolen über die Köpfe seiner Zuschauer schweben. Das zusammen erinnere nicht nur zufällig an die sogenannte «Judensau» ein seit dem Mittelalter verbreitetes antisemitisches Bild. Am Chorgestühl des Kölner Doms hängt auch eine, woran Volker Beck, der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Deutschland in seiner Rede die Kölner erinnerte.
Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit rief zusammen mit der Synagogen-Gemeinde Köln, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Köln, dem Evangelische Kirchenverband Köln und dem Katholische Stadtdekanat Köln zur Kundgebung „Keine Bühne für Antisemitismus“ auf. Der Aufruf fand in der Kölner Zivilgesellschaft sofort viele Unterstützer. Deshalb sprachen nacheinander die Oberbürgermeisterin Henriette Reker, der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Abraham Lehrer, der Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Prof. Jürgen Wilhelm, Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Superintertendent Dr. Bernhard Seiger, der DIG-Vorsitzende Volker Beck.
Frau Reker brachte das Anliegen der Versammelten auf den Punkt:
„Zur Demokratie und zur künstlerischen Freiheit gehören zwar kontroverse Diskussionen und wir schätzen alle die Freiheit der Meinungsäußerung. Aber eins ist für mich ebenso klar: Für Antisemitismus gibt es in Köln keinen Platz“
Sie sprach auch davon:
„Ich habe in den letzten Tagen über das Konzert diskutiert und bin meistens damit konfrontiert worden, dass die Menschen gesagt haben, dass sie ja nur wegen der Musik dahingehen würden.“
Henriette Reker sagt, Antisemitismus müsse bekämpft werden.
Applaus der Versammelten auf dem #Roncalliplatz #8Mai1945 pic.twitter.com/qi9xgi74Pz
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Abraham Lehrer kritisiert den Veranstalter des Konzerts:
„Ich komme mir wirklich verarscht vor!“
Er kommentierte Rekers Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Konzert:
„Wenn die Oberbürgermeisterin mit Führungspersönlichkeiten der Stadt noch diskutieren muss, warum wir uns gegen das Konzert von Roger Waters wenden, dann könnte ich sagen, dass Hopfen und Malz verloren sind. Wir müssen einen starken Widerhall in der Stadt finden.“
„Rückfall in die Verharmlosung von Nazigräuel durch deutsche Gerichte“ – Kritik am Frankfurter Urteil für #RogerWaters in Köln auf dem #Roncalliplatz von Prof. Dr. Wilhelm von der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.#k0905 #08Mai1945 pic.twitter.com/CRC9oja6Vv
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Und Prof. Jürgen Wilhelm ärgerte sich:
„Rückfall in die Verharmlosung von Nazigräuel durch deutsche Gerichte“
@Volker_Beck betont die Verantwortung der gesamten Gesellschaft gegen #Antisemitismus.
Köln #Roncalliplatz gegen das Konzert von #RogerWaters #k0905 pic.twitter.com/bzQdkhwfwo
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Und auch heute, am Tag des Konzerts, ist wieder ‚was los in Köln:
Gegenüber des Eingangs der Arena wird ab 17 Uhr demonstriert.
Die palästinensischen Gemeinden Köln und Bonn gesellen sich ab 18 Uhr mit einer Pro-Waters Mahnwache dazu.