Das am Wochenende die Los Angeles Kings bei der Deutschland-Premiere der NHL in Berlin gegen die Buffalo Sabres mit 2:4 den Kürzeren zogen, das wird die sportlichen Geschicke dieser NHL Saison nicht langfristig beeinflussen. Von unserem Gastautor Robin Patzwaldt.
Das beide Teams den gut 14.000 Zuschauern in Berlin aber zumindest über zwei Drittel der Begegnung Unterhaltung vom Feinsten boten, dass wird für die Entwicklung der NHL insgesamt, auch hier in Deutschland, sicher etwas länger von Bedeutung sein.
Aufgrund der 82 Saisonspiele die jedes Team vor dem möglichen Erreichen der Playoffs (KO-Runde) spielen muss, ist die Bedeutung eines jeden Spieles in der Vorrunde einzeln betrachtet sicherlich eher gering.
Aber natürlich möchte jede Mannschaft erfolgreich in die Saison starten.
Und da sowohl Los Angeles als auch Buffalo ihre Spiele am Vorabend in Stockholm und Helsinki, wo ebenfalls NHL-Saisoneröffnungsspiele stattfanden (gegen die New York Rangers und die Anaheim Ducks) jeweils gewonnen hatten, versprach das Aufeinandertreffen in Berlin schon vor dem Eröffnungsbully zwei ganz befreit und locker aufspielende Mannschaften.
Getrübt wurden diese Aussichten lediglich von der Tatsache, dass beide Teams erst um 04.30 Uhr in der Nacht in Berlin eintrafen. Dieser Umstand ließ dann auch das ursprünglich geplante Training in der O2 World im Ostteil der Stadt am Vormittag entfallen.
Und tastsächlich entwickelte sich am Abend dann auch erst nach den ersten 20 Minuten, in denen sich beide Teams noch ein wenig die Müdigkeit aus den Beinen laufen mussten, ein munterer Schlagabtausch auf dem Eis.
Buffalo konnte sich der Unterstützung der Mehrheit der Fans dabei sicher sein, da im Team aus der Arbeiterstadt nicht nur mit Christian Ehrhoff und Jochen Hecht zwei deutsche Nationalspieler zum Kader gehören, sondern mit Thomas Vanek auch ein Österreicher, der alleine von etwa 2.000 extra für ihn nach Berlin angereisten Landsleuten unterstützt wurde.
Vanek zeigte sich dann auch in der anschließenden Pressekonferenz beeindruckt von der unerwartet lautstarken Unterstützung: ‚Es ist natürlich der Wahnsinn, wenn Du hörst, das die Leute so zahlreich deinen Namen skandieren. Mir hat es während der ersten Wechsel direkt etwas den Atem genommen. So viel Beachtung kenne ich drüben in Übersee ja so gar nicht.‘
Auch Christian Ehrhoff gab sich von der Stimmung in Berlin nach dem Sieg begeistert: ‚Das war heute wirklich ein tolles Erlebnis. Ich bin ja erst im Sommerkurzfristig aus Vancouver zum Team aus Buffalo gewechselt. Da hat es mich natürlich gefreut, dass das neue Team in der Planung für das Spiel hier in Deutschland war. Ich war zuletzt 2003 hier in Berlin und ich muss sagen, dass die neue Halle super ist. Die Unterstützung der Deutschen Fans werde ich nie vergessen. Das war heute für mich ein ganz tolles Erlebnis!‘
Abgesehen von den vielen positiven Dingen, die ich dort in Berlin erleben durfte gibt es aber auch ein paar Kritikpunkte, auf die ich hier an dieser Stelle einmal kurz hinweisen möchte.
Eishockey hat in Deutschland natürlich nicht so einen hohen Stellenwert. Aber das außer dem RBB und einem kleinen Team des ZDF keine überregionalen Anstalten über die Veranstaltung in größerem Ausmaß berichtet haben, das ist schon etwas enttäuschend. Lediglich die Eishockey-Fachmagazine und einige Lokalzeitungen aus Städten mit DEL-Teams waren in Berlin vor Ort. Die Möglichkeit den Eishockeysport mal wieder in einem etwas größeren Kreis etwas bekannter zu machen und vielleicht sogar mal etwas für die Imageverbesserung dieser Sportart zu tun, die in Deutschland seit Jahren nur im Pay-TV gezeigt wird, diese Möglichkeit ist wohl relativ ungenutzt geblieben. Die Beachtung in Übersee war wohl größer als die Berichterstattung hier in Deutschland selber. Wäre die Basketballliga NBA mit den Dallas Mavericks nach Berlin gekommen, es wären wohl mehr Berichte für den nationalen Markt hier entstanden. Und Eishockey war bei uns in Deutschland ja bis vor ein paar Jahren noch Mannschaftssportart Nummer 2, hinter Fußball.
Dazu trägt natürlich auch die NHL indirekt selber mit bei, wenn man in Deutschland nur ein Spiel, statt der sonst üblichen zwei Begegnungen durchführt. Dadurch haben sich natürlich auch viele Reporterkollegen abschrecken lassen, denn der Aufwand war für Berlin so natürlich im Vergleich zu Stockholm oder Helsinki, wo auch in diesem Jahr zwei NHL-Spiele zur Saisoneröffnung stattfanden, deutlich höher.
Wenn dann dazu beide Teams zeitlich so knapp anreisen, dass weder öffentliche Termine in der Stadt, noch überhaupt ein Training in der Halle möglich ist, dann ist nicht nur der PR-Wert begrenzt, sondern auch der sportliche Wert einer solchen Veranstaltung unnötig herabgesetzt.
Nichts desto trotz hatten die gut 14.000 Eishockey-Fans in der Halle, die zu einem großen Teil extra für dieses Spiel quer durch die Republik reisten, natürlich ihren Spaß.
Die Eishockeyparty der Fans erstreckte sich dementsprechend noch durch die halbe Nacht, während die Aktiven direkt nach dem Spiel zurück zum Flughafen mussten.
Die Saison für die Aktiven ist noch lang. Nach weiteren 80 Spielen je Team folgen dann ab April 2012 die Playoffs, bevor dann im Juni endlich der Stanley Cup Sieger 2012 feststehen wird.
Hoffnungen hier erfolgreich zu sein machen sich beide Teams. Und das wohl zu Recht, meinten zumindest alle Beteiligten am Samstag in Berlin einhellig nach der Begegnung.
Warten wir es ab. Bis dahin ist noch viel, viel Hockey in der besten Eishockey-Liga der Welt zu spielen. Dann allerdings wieder wesentlich weiter von uns hier entfernt…