Kollosaler Nazibau: Die Kongreßhalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände Nürnberg

50.000 Nazis auf einmal erschlagen? Das hätten diese beinahe selbst zustande gebracht, als sie das Kolloseum in Rom mit einem monströsen Bau in Nürnberg noch übertrumpfen wollten.

P1030041crDie Dutzendteiche in Nürnberg waren eigentlich seit dem Mittelalter ein Wasserspeicher, aus dem Stadt und Fabriken versorgt wurden, und ein Naherholungsgelände, um eine Vokabel der 70er wieder aufzugreifen, mit Volksfest und Tiergarten.

Bis in den 30ern die Nazis an die Macht kamen. Da hatte das Vergnügen nun dem Aufmarsch und dem Blick auf den Führer zu weichen. Der Tierpark, ein Leuchtturm (!) und ein Teil der Teiche verschwanden.

P1030043crDas Zeppelinfeld im ehemaligen Nürnberger Reichsparteitaggelände kennt man, auf dem zuvor ebenjene Luftschiffe landeten. Hitler ließ dort stattdessen SA, SS, Wehrmacht & Co. aufmarschieren. Die Amerikaner nutzten das Gelände nach 1945 dann für etwas ganz anderes, nämlich als soldier field. Heute finden unter anderem Rockkkonzerte auf dem Betonfeld statt, ansonsten wird der ehemalige Park nun als Park-Platz genutzt.

P1030044crWeniger bekannt ist die Kongreßhalle. Auch für diese wurden KZ-Zwangsarbeiter zu Tode geschunden und Unmengen Stein angeschleppt. Sie sollte größer und eindrucksvoller als das Kolloseum in Rom werden – eine 70 m hohe Versammlungshalle für 50.000 Parteimitglieder. Damit diese nicht im Regen stehen, sollte sie von einem Flachdach von 175 x 155 m überdeckt werden – freitragend, ohne Stützsäulen.

P1030045crDoch dann ging den Nazis das Geld aus – es entstand nur ein 39 m hoher Torso ohne Dach. Das allerdings hätte ohnehin nie gehalten – eine solche Größe ist freitragend auch mit modernen Materialien nicht als Stein-Flachdach realiserbar: Das Vorbild, das Kolloseum in Rom, hatte Zelttuch verwendet.

Heute ist das gesamte Gelände frei zu besichtigen, nur in einem Teil des Kongreßhallen-Torsos sind Lagerräume und Büros untergebracht. Auch die Kongreßhalle huldigt heute einem anderen Kult: dem Automobil – auch sie wird als Parkplatz genutzt.

Aber es wäre eine Ironie der Geschichte geworden, wenn auf diese Art den selbsternannten nazi-germanischen Göttern der Himmel auf den Kopf gefallen wäre…

(Alle Bilder: Jo Frank)

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derknut
derknut
14 Jahre zuvor

Geplant war eine Halle für 50.000, und nicht für 500.000.
Zumindest steht es so bei Wiki.
Wasnnu? 🙂

Philippe
14 Jahre zuvor

Die Kongresshalle ist eines der bekanntesten Bauwerke aus der NS-Zeit in Nürnberg. Im Nordflügel ist zudem die Dauerausstellung „Faszination & Gewalt“ eingerichtet, absolut empfehlenswert.

crusius
crusius
14 Jahre zuvor

Spät in der Nacht können nicht nur Zahlen, sondern auch Konsonanten durcheinandergeraten.

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