Vor einigen Tagen veröffentlichte Barone-Autor Sebastian Weiermann einen Bericht über die Kölner Demonstration „Es gibt kein Menschenrecht auf Israelkritik“. Sebastian stellte seinen Text unter den Titel „Köln: Für Israel und gegen den Islam?„. Darin sagte er den pro Israel-Demonstranten eine inhaltliche Nähe zu Rechtspopulisten, und indirekt auch eine Mitschuld am Hass auf Israel nach. Vor allem kritisierte er dabei die Entscheidung direkt vor einer Milli Görüs-Moschee zu protestieren. Heute folgt eine Erwiderung von Paul Mentz. Mentz ist Soziologe und publiziert im Arbeitskreis Rote Ruhr Uni. Er ist unter anderem Herausgeber von „Theorie als Kritik“.
Am 10. September 2014 warf Sebastian Weiermann die Frage auf, „ob es wieder so weit ist, dass junge Deutsche vor Gotteshäuser von Minderheiten ziehen“. Die gedankliche Assoziation, die mit dieser Frage beim Leser ausgelöst werden soll, ist offensichtlich, nämlich dass es sich bei diesen jungen Deutschen um quasi Nazis handelt, die aus der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung der Juden nichts gelernt haben. Was aber ist am 6. September in Köln wirklich geschehen? Ein antifaschistisches Bündnis hat sich eindeutig gegen Antisemitismus und für Israel positioniert und gegen antisemitische Organisationen und Akteure demonstriert.
Der Grund, warum diese Demonstration auch vor der Moschee der „Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş“ (IGMG) protestierte, liegt auf der Hand, und ist nicht wie es Herr Weiermann behauptet „im Verborgenen“ geblieben: Die IGMG war in den letzten Jahren führend an diversen antisemitischen Aufmärschen beteiligt und auch die radikale islamistische Gruppe İHH wurde von IGMG-Funktionären gegründet. In den Moscheen der IGMG wurden für die İHH Spenden gesammelt .
Von diesen Spenden wurden 6,6 Millionen Euro von der İHH direkt an die Hamas überwiesen, um den Djihad gegen die Juden in Israel zu finanzieren, was zu einem Verbot der Organisation durch das deutsche Innenministerium führte. In Deutschland dürfte die İHH aber vor allem für die Organisation der sogenannten Gaza-Flotte bekannt sein, einem propagandistischen Angriff auf Israel, dem am 31. Mai 2010 die israelische Marine ein Ende bereitete. Wer den Protest gegen İHH und damit gegen IGMG mit den Verbrechen der Nazis assoziiert, dem muss entgegen gehalten werden, dass er damit die Verbrechen von Auschwitz nicht nur relativiert, sondern die Kritik an antisemitischen islamischen Organisationen mit der rassentheoretisch begründeten Verfolgung von Juden gleichsetzt.
Dass Herr Weiermann der IGMG zugute hält, dass der Großteil deren Arbeit aus Bildungsprogrammen und religiösen Schulungen besteht, muss verwundern. Schließlich gesteht er durchaus zu, dass es sich bei der IGMG um eine Organisation mit „antisemitischen Tendenzen“ handelt. Wenn eine Organisation mit antisemitischen und verschwörungstheoretischen Tendenzen – deren Gründer Necmettin Erbakan die These vertrat, dass der Zionismus die Banken der Wall Street kontrolliert und mittels der Zinswirtschaft die gesamte Menschheit ausbeutet – lehrt, dann steht zu befürchten, dass die positiv hervorgehobenen Bildungsprogramme im Dienste der antisemitischen Ideologie stehen. Ganz zu schweigen davon, dass religiöse Schulungen von Islamisten, die Homosexualität verdammen und Geschlechtertrennung propagieren, sicher schon hinreichend wären, um vor deren Zentralen (im Falle der IGMG auch deren Moscheen) zu demonstrieren.
Das alles wäre aber der vielen Worte nicht wert, hätte Herr Weiermann zumindest auf ein traditionelles Element des Antisemitismus verzichtet, nämlich der Bezichtigung die Juden oder die Kritiker des Antisemitismus wären für den rasenden Antisemitismus zumindest mitverantwortlich. Nichts anderes wird unterstellt, wenn den Demonstranten in Köln vorgeworfen wird, diese hätten „der Sache Israels einen Bärendienst erwiesen.“ Der Antisemitismus beruht auf einer Projektion, die keiner Erfahrung bedarf, das sollte einem Menschen, der seinem Facebook-Profil zufolge Tilman Tarachs Buch „Der ewige Sündenbock“ gelesen hat, durchaus bekannt sein.
„Der Grund, warum diese Demonstration auch vor der Moschee der „Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş“ (IGMG) protestierte, liegt auf der Hand“
Nein, der liegt nicht auf der Hand, und wird auch durch die Lektüre des Aufrufs, den ich mir zum Verständnis des obenstehnden Diskussionsbeitrages durchgelesen habe, nicht deutlicher. Da lese ich ein verallgemeinertes, von Rassismus durchtränktes Gegeifer gegen Muslime, deren jüngere Vertreter anscheinend allesamt entweder Gewichte stemmen oder sich von ihrer Familie unterdrücken lassen. Kostprobe?
„Bei den meisten der Jünglinge wird der Alltag nicht so sehr von Moscheebesuchen als von schlechtem Hiphop und stupidem Krafttraining geprägt sein. Bei den Mädchen wäre großteils von einem möglichst sorgfältigen Kontrollregime über ihr Leben auszugehen, das bei manchen von ihnen in totale Affirmation, totale Identifikation, totale Selbstnegation – arabisch „Dschihad“ – umschlägt.“
Warum die Moschee der IGMG zum Ziel der Kritik wird, geht daraus nicht hervor, und auch der offenbar anwesende Herr Weiermann konnte das dem Redebeitrag nicht entnehmen. Danke das sie das hier Klarstellen, aber wie daraus eine Kritik an ihrem Gegenüber erwachsen kann, erschließt sich mir nicht.
„Wer den Protest gegen İHH und damit gegen IGMG mit den Verbrechen der Nazis assoziiert[…]“
Siehe Oben. Es hat in der Tat ein Geschmäckle, sich vor ein Gotteshaus zu stellen, umso mehr, wenn man mit Religionen an sich erst mal kein Problem zu haben scheint. Damit tue ich ihnen Vielleicht unrecht, aber im Aufruf der Demo gegen Antisemitismus finde ich auch dazu nichts. Da wird in buntesten Bildern der Schrecken „Des Islam“ ausgemalt (wohlgemerkt nicht der Islamisten – hier gilt alles was Islamisch ist als eine Suppe), es findet gerade die Entmenschlichung statt, die man auf der anderen Seite den Antisemiten in ihren Tiraden gegen „Die Juden“ immer vorwirft. Das für kritikabel zu halten heißt nicht, die 150 Anti-Antisemiten zu Nazis zu erklären. Nicht alles was Hinkt ist ein Vergleich.
„Dass Herr Weiermann der IGMG zugute hält, dass der Großteil deren Arbeit aus Bildungsprogrammen und religiösen Schulungen besteht, muss verwundern.“
Das Herr Mentz glaubt, Herr Weiermann halte der IGMG das „zugute“, verwundert umso mehr. Herr Weiermann schreibt: „Den Großteil der Arbeit machen bei IGMG allerdings Bildungsprogramme und religiöse Schulungen aus. Das muss man nicht toll finden, ist allerdings auch nicht faschistisch.“ In wie fern das den religiösen Mist, den IGMG verzapft, für gut erklärt, ist mir ein Rätsel. Was allerdings zurückgewiesen wird ist die Kategorisierung „Faschistisch“, die von der „Georg-Weerth-Gesellschaft“ in ihrer Rede laut Herrn Weiermann getätigt wurde. Wenn sie, Herr Mentz, dass anders sehen, dann erläutern sie warum das so ist. Die Unterstellung, Herr Weiermann halte Islamistische Bildungsarbeit für eine gute Sache, ist unlauter und nicht belegt.
„[…]nämlich der Bezichtigung die Juden oder die Kritiker des Antisemitismus wären für den rasenden Antisemitismus zumindest mitverantwortlich. Nichts anderes wird unterstellt, wenn den Demonstranten in Köln vorgeworfen wird, diese hätten „der Sache Israels einen Bärendienst erwiesen.“
Hier kommt der gute alte Beisreflex der (imaginierten) Gruppe zur Geltung. Statt es als das zu nehmen, was es ist, nämlich eine Meinungsäußerung zur Sinnhaftigkeit der Handlungen der Demonstranten im Sinne ihres erklärten Ziels, Israel zu unterstützen, wird hier versucht, den Kritiker der eigenen Sache mit unsachlichen Anwürfen wegzubeißen. Woher kommt ihre Transferleistung, Herr Mentz, wenn sie aus dem Hinweis, dass die Rede der „Georg-Weerth-Gesellschaft“ dem Anliegen, gegen Antisemitismus vorzugehen, schaden zufügt, nicht als gut gemeinte Anregung für das weitere Vorgehen, sondern als Schuldzuweisung für den bestehenden Antisemitismus begreifen? Ich kann ihnen da nicht folgen.
lange erkärungswellen zum antisemtismus von herrn mentz, in denen doch nichts gesagt wird. vor allem nichts zu den rassistischen stereotypen, die von der kölner demonstration verbreitet werden.
es erinnert mich an die antirassismus konferenz in durban vor 10 jahren. dort wurde antirassismus so umfunktioniert, dass er den rahmen von antisemitische ausfälle bot. genauso scheinen mir die israel-fans antisemitismuskritik als rahmen zum ausleben ihres rassismus zu nutzen.
Danke für den Artikel…ich war entsetzt darüber, dass ein Ruhrbaron antisemitische Stereotypen raushaut…schade….
Die Gründe, warum die Demo vor Milli Görüs zog, wurden in einem Redebeitrag ausführlich erläutert. Weiermann entledigt sich dieser Tatsache, in dem er ihn als „wirr“ darstellt und gar nicht auf ihn eingeht. Das ist sicher eine plumpe, aber für einfache Gemüter hinreichende Möglichkeit, den Anwurf zu untermauern, in Köln hätten Rassisten und Nazis gegen eine zwar nachweislich antisemitische, aber irgendwie doch mit Demonstrationen bitte zu verschonenende islamistische Organisation agiert.
Man muss sich fragen, welche Geisteshaltung Weiermann dazu veranlasst, den weniger rabiaten Antisemitismus in den Reaktionsstuben des WDR und die weniger intensive Zusammenarbeit der LINKEN mit der Hamas für kundgebungswürdig zu halten, die jahrzehntelange antisemitische Aufhetzung der Muslime in den Moscheen und die direkte Unterstützung des Terrorismus gegen Israel aber nicht.
Anbei der von Weiermann erwähnte, aber nicht begriffene Redebeitrag der Georg-Weerth-Gesellschaft Köln, welcher vor der Barbarossa-Moschee von Milli Görüs gehalten wurde:
Redebeitrag der
Georg-Weerth-Gesellschaft Köln
Vor der Barbarossa-Moschee der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs
Wir stehen hier vor der „Barbarossa-Moschee“, die von der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş unterhalten wird. Es wirkt auf geradezu ironische Weise passend, wie ein treffender Zufall, dass diese Moschee nach einem reichlich unislamischen Kaiser benannt wurde, dessen Bart nicht von Henna, sondern von Natur rot gefärbt war, und der wie kaum ein anderer in die deutsch-völkische Mythologie eingegangen ist. Barbarossa diente als Symbol für das nationale deutsche Erwachen lange vor 1933. Es war kein Zufall, dass der Überfall auf die Sowjetunion seinen Namen trug, und dass der apokalyptische Endkampf gegen den imaginierten, jüdisch-bolschewistischen Erzfeind die „Endlösung der Judenfrage“ zum Ziel hatte. Und ebenso wenig war es Zufall, dass die Vernichtung der europäischen Juden unter dem Beifall des nach Berlin geflüchteten Großmufti von Jerusalem, Hadsch Amin el-Husseini, durchgeführt wurde, der in Bosnien Muslime für die SS rekrutierte, Aufrufe zum Massenmord über den arabischen Nazisender verbreitete und für die Vernichtung der Juden auch im Nahen Osten eiferte.
Der Handschlag von Nazis und Arabern im Krieg gegen den Westen, den Kommunismus und die Juden war, um es noch einmal zu betonen, kein Zufall, sondern entspricht den ideologischen Überschneidungen zweier Bewegungen, die sich auf unhintergehbare Ordnungsprinzipien berufen. Die nationalsozialistische und die islamische Ideologie stimmen darin überein, dass sich der Mensch in seiner historischen und sozialen Entwicklung fortwährend von seiner natürlichen bzw. gottgewollten Bestimmung entfernt habe. Sie wollen ihn mit harter Hand auf den rechten Pfad zurückleiten, dem allumfassenden Gesetz unterwerfen. Und zu diesem Zweck müssen sie die ewigen Feinde der wahren Ordnung vernichten. Wenn in den letzten Wochen Demonstranten aus dem türkisch-muslimischen Milieu Adolf Hitler herbeiriefen und die Juden ins Gas wünschten, ist das ein Ausdruck des kollektiven Gedächtnisses, der Rückbesinnung auf den antisemitischen Pakt zwischen den Nazis und ihren muslimischen Bewunderern.
Der islamische Vernichtungswunsch spiegelt sich seit neuestem im erhobenen Zeigefinger der Djihadisten, der jene Konsequenz symbolisiert, mit der Hamas, ISIS, Boko Haram oder das iranische Regime vorzugehen gewillt sind: Es gibt nur einen Weg, es werden keine Kompromisse, keine Gefangenen gemacht. Oder, um es in den Worten von Milli Görüş zu sagen: „Es ist Ketzerei, die von Menschen gemachten Gesetze über die Gesetze Gottes zu stellen.“ Für Muslime, die diesem Dogma folgen, gibt es aber keine größere Ketzerei als den Staat Israel. Die Emanzipation der Juden von ihrer historischen Hilf- und Schutzlosigkeit, der sie in Europa wie in den islamischen Ländern ausgeliefert waren, ist nicht Teil der koranischen Offenbarung, sie steht in direktem Widerspruch zu den Weisungen Mohammeds. Die Gründung des Staates Israel war ein Bruch des kosmischen Gesetzes, nach dem Muslime herrschen und Juden bestenfalls geduldet werden. Kein Wunder, dass man bei Milli Görüş auch die historische Abkehr vom göttlichen Masterplan, die Abschaffung des osmanischen Kalifats durch Atatürk, auf die Juden zurückführt: Gemäß dem Gründer von Milli Görüş, Necmettin Erbakan, waren die Kemalisten bloß verstellte Juden, und die Abkehr von der offenbarten Ordnung, also die Laizisierung und Verwestlichung der Türkei daher Produkte einer jüdischen Verschwörung.
Wie es schon beim Nationalsozialismus der Fall ist, so ist auch die islamische Verschwörungstheorie beseelt von einem frustrierten und löchrigen Überlegenheitsgefühl. Wer im Sinne vermeintlicher Naturgesetze oder göttlicher Offenbarungen handelt, kennt kein Halten und keinen Zweifel. Dass das islamische Herrenmenschentum tagtäglich durch die Realität widerlegt wird, treibt seine Anhänger in den offenen, zerstörerischen und selbstzerstörerischen Wahn. Weil die Welt nicht der göttlichen Anordnung entspricht, darf sie nicht sein, inklusive die Menschen, die in ihr leben. Das apokalyptische Bedürfnis strebt nach unmittelbarer Verwirklichung und wird mit allen Mitteln vorangetrieben. Im Jahr 2010 wurde die Organisation Internationale Humanitäre Hilfe (IHH) vom deutschen Innenministerium verboten, mit der Begründung, sie habe 6,6 Millionen EURO an die Hamas transferiert. Die IHH war in Deutschland einer der zahlreichen Milli-Görüş-Ableger, und ihr Treiben unter „karitativem“ Deckmantel war so unverschämt als Beitrag zum antisemitischen Djihad erwiesen, dass es selbst der Bundesregierung zu unheimlich wurde. Zur gleichen Zeit war die türkische Mutterorganisation der IHH der Hauptorganisator der ersten Gaza-Flotte, welche von der israelischen Armee erfolgreich gestoppt wurde. Der antisemitische Furor, der dieser Anti-Terror-Operation folgte, machte die IHH zur Speerspitze des türkisch-islamischen Judenhasses; einem Judenhass, der unter der Regierung Erdoğan zur Staatsdoktrin herangereift ist. Der faschistisch-islamische Größenwahn eines Erdoğan wird nicht nur an präpotenten Monumentalbauten in und um Istanbul, herablassenden Äußerungen über Frauen und Minderheiten und der stetigen Einschwörung türkischstämmiger Europäern auf den religiös imprägnierten Volkstumskampf ablesbar. Insbesondere offenbart er sich an seinen regelmäßigen, antisemitischen Wutreden. Der islamische Faschismus vermag die ehemaligen Staatsfeinde, Erbakans Milli Görüş, mittels des ehemaligen Erbakan-Anhängers und gegenwärtigen türkischen Führers in das neo-osmanische türkische Staatsprojekt zu integrieren. Vor einem Jahr ließ Erdoğan 20.000 europäischen Milli-Görüş-Anhängern auf einer Veranstaltung in Belgien durch seinen Stellvertreter mitteilen, er sei einer von ihnen. Auch dem erleuchteten Neoosmanen ist alles bloße Ketzerei, was ihm nicht in den göttlichen Kram passt, das macht er bei jeder Gelegenheit deutlich.
Milli Görüş kann sich der Freundschaft, ja der Dankbarkeit Erdoğans – und darüber hinaus eines gewissen Verständnisses seitens der deutschen Mehrheitsgesellschaft – sicher sein, weil dieser antisemitische Islamistenverein dem Märtyrerkult frönt, etwa in Form moralischer und nicht zuletzt finanzieller Unterstützung der Hamas und ihrer selbstmörderischen Angriffe auf Israels gesamte Bevölkerung. Das geradezu pornographische Bedürfnis nach Märtyrern, nach unschuldig Dahingeschlachteten ist kaum zu befriedigen, wo die Juden als blutrünstige Schlächter gebrandmarkt werden sollen. Während Israel seine Steuereinnahmen nicht nur in militärtechnologische Notwendigkeiten zum Schutz der eigenen Bevölkerung investiert, sondern sogar – und entgegen jeder militärischen Logik – in den Schutz der feindlichen Bevölkerung des Gazastreifens, kann man auf der Seite der Hamas gar nicht genug Kollateralschäden ansammeln und führt sie durch die Installation von Raketensstellungen in dichtbesiedelten Gebieten, in Schulen, Moscheen und Krankenhäusern mit unendlichem Zynismus bewusst herbei. Tote Kinder, die harte Währung des asymmetrischen Krieges der Antisemiten, sollen Israel in den Augen der ganzen Welt unmöglich machen. Die emotionale, propagandistische Wirkung dieser psychologischen Kriegsführung kann nicht in Gold aufgewogen werden. Der Schlachtruf „Kindermörder Israel“ bringt Tausende auf die Straßen, er schafft ein berauschendes Gemeinschaftsgefühl reinen Hasses, das die vermeintlichen Barrieren zwischen Linken und Nazis, Muslimen und anderen Deutschen niederreißt. Als anlässlich der jüngst ausgehandelten, unbefristeten Waffenruhe die Führer der Hamas und des Islamischen Djihad aus ihren Löchern gekrochen kamen, um dem jubelnden Volk von Gaza den erneuten Sieg im Kampf gegen den Zionismus mitzuteilen, bezog sich die trotzige Siegesverkündung nicht auf eine spärliche und zudem noch nicht einmal genau festgelegte Ausweitung der Fischereizone. Sie bezog sich, und zwar zu Recht, auf einen weiteren Schritt auf dem mühsamen und blutigen Pfad hin zur Verunmöglichung Israels. Einem Pfad, der freiwillig – oder zur Not auch unfreiwillig – von den Palästinensern beschritten wird, und der immer wieder von ihren europäischen und mittlerweile auch amerikanischen Unterstützern in Politik und Medien gebahnt wird. In jeder Sonntagsrede, jedem Feuilleton-Beitrag wird es lauthals beteuert: Man will angeblich nicht, dass die Juden in Europa in Angst leben. Aber man hat kein Problem damit, dass die Juden in Israel in Angst leben. Und den Juden in Europa wird vor dem Hintergrund steter antisemitischer Hetze und stets zunehmender Gewalttaten gegen sie abverlangt, dass sie sich gefälligst vom Staat Israel distanzieren und sich am Besten noch als jüdische Kronzeugen gegen den einzigen Garanten jüdischen Überlebens einspannen lassen. Für die Selbstverteidigung Israels werden sie in Schutzhaft genommen, während der islamische Mob ungehindert wütet.
Israel soll unmöglich gemacht werden, und dieses Bedürfnis verbindet und versöhnt die verfeindetsten Bekenntnisse und Ideologien, unabhängig von Ethnizität und Staatsbürgerschaft. Nichts macht den durchschlagenden Erfolg dieser Strategie deutlicher als die infolge des Gaza-Kriegs und der neuesten antisemitischen Schlachtrufe Erdoğans erfolgte Erklärung der IHH, man werde noch in diesem Jahr eine neuen Flotte zur Durchbrechung der Blockade Gazas entsenden. In Istanbul wie unter den Hamas-Fans der Barbarossa-Moschee will man die palästinensischen Djihadisten bei der Produktion telegener Märtyrer nicht im Stich lassen und rüstet erneut zur Invasion des Gaza-Streifens, während der sich besorgt gebende Deutsche schon einmal die israelische Regierung vor unverhältnismäßigen Reaktionen warnt und die terrorismusbedingte Blockade Gazas zum Verstoß gegen das Völkerrecht erklärt. Ob die großmäulig angekündigte Durchbrechung der Blockade erfolgen wird oder nicht, ob Erdoğan seinem Fanclub militärischen Schutz zukommen lassen wird oder nicht: es bleibt zu hoffen, und es bleibt zu unterstützen, dass die israelische Armee auf eine erneute antisemitische Invasion wieder so entschlossen und effektiv reagieren wird, wie sie es seit der Staatsgründung getan hat.
Hervorragender Artikel von Paul Mentz, der die Perfidie von Weiermanns Ausführungen deutlich macht. Besonders geärgert an dessen Text hat mich der Satz: „Polemisch könnte man nun fragen, ob es wieder so weit ist, dass junge Deutsche vor Gotteshäuser von Minderheiten ziehen?“ Wann sind denn, ganz unpolemisch gefragt, SA-Horden vor Moscheen aufmarschiert? Das wäre mir neu. Vielmehr war die erste Moschee Deutschlands, die in Berlin-Wilmersdorf, seit 1933 auch ein Versammlungsort muslimischer Nazis. Ein Zeitzeuge, Mohammed Aman Herbert Hobohm, erinnert sich an seinen ersten Besuch in der Moschee: „Es war, wenn ich mich recht erinnere, anlaesslich des Festgottesdientses am ‚Id-ul Fitr, dem Fest des Fastenbrechens, im Jahre 1361/1942. Vielleicht war es das denkwuerdigste Fastgebet, dass je in dieser Moschee stattgefunden hat: Über 500 Muslime aus vielen verschiedenen Laendern hatten sich zur Feier versammelt. Prominentester Besucher aber war Hajd Amin al-Husseini, der als Grossmufti von Jerusalem in die Geschichte eingegangene Fuehrer der Palaestinenser, zu dessen Begruessung nach militaerischem Protokoll eine muslimische Ehrenkompanie der Wehrmacht aufmarschiert war.“
Das macht, eigentlich unnötig zu sagen, nicht alle Muslime zu Nazis, zeigt aber, dass Weiermanns Vorwurf eine grobe Geschichtsfälschung ist.
Die unsinnigen Rassismusvorwürfe, die hier gegen die Organisatoren der Demonstration erhoben werden, werden überdies nicht belegt. Ich muss wohl daran erinnern, dass erstens Verallgemeinerungen nicht automatisch rassistisch sind, sondern auch – wie im Falle des Aufrufs – als Aufforderung verstanden werden können, einem autoritären Kollektiv den Rücken zuzukehren. „Muslimsein“ ist keine unveränderliche Eigenschaft, sondern bedarf der Entscheidung. Genauso wie man zwar als deutscher Staatsbürger geboren sein mag, man deshalb aber noch längst nicht verpflichtet ist, sich mit dem Deutschtum zu identifizieren.
Jede Demonstration, die sich gegen Antisemitismus vor Ort, in der Region, in Deutchland, in Europa, weltweit richtet, ergibt sich aus dem Selbstverständnis mithin aus der Pflicht allderjenigen, für die die Unverletztlichkeit der Würde aller Menschen das höchste aller Rechtsgüter ist.
Die Hetze radikaler Islamisten gegen Menschen jüdischen Glaubens -vor Ort, in der Region, in Deutschland, in Europa, weltweit- führt folglich, führt zwangsläufig zu Demonstrationen eben auch dort, wo antisemitische Hetze zum Tagesgeschkäft zu gehören scheint
Dasselbe gilt, wenn es zur Hetze gegen Menschen kommt, weil sie Christen oder weil sie Muslime oder weil sie Atheisten oder weil sie Agnostiker sind.
Selstverständlichkeiten!!!
Und hier ist nicht „aufzurechnen“ -die eine Hetze gegen die anderen- und hier ist auch nicht zu relativeren aufgrund der Rechtfertigungs- der Erklärungsversuche für die jeweilige Hetze.
Und zum X-ten Male meine Feststellung:
Meine zuvor beschriebene Auffassung hält mich ganz und gar nicht davon ab, die aktuelle Politik des Staates Israel zu kritisieren, wenn auch zurückhaltender als in vergleichbaren anderen Fällen. Eine Zurückhaltung, die sich für mich zwangsläufig aus dem Holocaust ergibt.
Meine zuvor geäußerte Auffassung hält mich ebenso wenig davon ab, z.B. eine mit tatsächlichen oder vorgeblichen christlichen Positionen begründete Politik zu kritisieren oder eine mit tatsächlichen oder vorgeblichen muslimischen Positionen.
Ist das so schwer, so zu differenzieren, so zu diskutieren?
Offenkundig hilft es einigen Menschen, ihre Meinung nachdrücklich vertreten und sie demonstrativ zur Schau stellen zu können, indm sie die Hetze gegen Andere wegen deren religiöser Auffassung und die Kritik an konkreten politischen Auffassungen/Handlungen in einen Topf kippen, um so in einer trüben Suppe nach Belieben, nach Bedarf fischen zu können.
Ich höre immer Rassismus. Auch auf Weiermanns Fb-Seite hieß es explizit, die Demo hätte die Grenze zum Rassismus überschritten. Aber nirgendwo wird das näher erläutert. Haben die Antifaschisten auf der Demo oder im Aufruf die Abschiebung Fremder gefordert, wie die Arschlöcher von PRO NRW das tun, oder sich sonst wie xenophob geäußert?! Der Islam ist eine Ideologie, keine Rasse – natürlich darf und muss man gegen ihn demonstrieren. „Antimuslimischer Rassismus“ und „Islamphobie“ sind politische Kampfbegriffe, die zum Glück gemeinhin von der Wissenschaft abgelehnt werden. Genauso das derzeit oft gehörte und sonderbar neidisch anmutende „Die Muslime sind die neuen Juden“ – dabei zeigt insbesondere der Sommer 14 doch traurig deutlich: Die neuen Juden sind die alten: die Juden.
Mal zur Erinnerung: 150 Leute maximal.
Ich komme aus dem Lachen nicht mehr raus.
Dafür soviel Lebenszeit aufzubringen… Sorry, aber ich finde alles ziemlich lächerlich.
Nun denn, wenn hier schon so schön erwidert wird, dann auch noch ein paar Sätze von mir.
Scheinbar bin ich mit meinem Artikel, ähnlich wie bei der „Scharia Polizei“, einer Bewegung, die im Moment nicht die Aufmerksamkeit genießt, auf den Leim gegangen. Bei „den“ Antideutschen sind die guten Tage vorbei, schaffte man es in NRW Mitte der 2000er noch, mehrere Hundert Menschen auf die Straße zu bringen, sind 150 heute das höchste der Gefühle. Was liegt da also näher als der Versuch zu provozieren. Und was eignet sich da besser, als eine Demo vor einer Moschee?
Dass es sich dabei nur um billige Provo, handelt wird daran deutlich, dass auch in diesem Text nicht mehr steht, als dass IGMG wegen der IHH böse ist. Dass die Gaza-Flotte und das Verbot der IHH mittlerweile Jahre zurück liegen scheint dabei egal. Modernere islamistische Phänomene wie die Salafisten scheint man bei der GWG und ihren Freunden noch nicht bemerkt zu haben.
Nun zu dem tollen Antisemitismusvorwurf. Es ist ja immer wieder schön zu sehen, wie deutsche Jüngelchen, nur durch das Tragen eines Davidsterns zu Juden werden. Man soll Leuten ja auch zugestehen, sich ihre Identität selbst zu konstruieren. Trotzdem ist es so, dass Israels Außenpolitik sich nicht gegen „den Islam“ richtet, auch mit Erdogans Türkei gibt es trotz aller Schweinereien enge Beziehungen, und mit den arabischen Nachbarn hat man in Anbetracht der ISIS-Bedrohung, bessere Bündnisoptionen als je zuvor. Während Israel also eine differenzierte Politik betreibt, laufen in Deutschland die Enkel und Urenkel der Wehrmachtshelden, in dessen Namen gegen den Islam auf die Straße.
In dem Text steht keinesfalls das Milli Görüs „nur wegen IHH böse ist“, das stimmt schlicht nicht. Und deine implizite Aussage, nur Juden seien von Antisemitismus betroffen, ist ebenso falsch. Ich befürchte Du bist hier nicht einer Provokation, sondern deiner eigenen Unkenntnis der Sache auf den Leim gegangen.
Zudem verstehe ich nicht, wieso du hier Israels Außenpolitik als Bezugsgröße empfiehlst, während in Europa der antisemitische Mob – mehrheitlich aus muslimischen Milieus stammend – wütet. Das sich die Demo an letzterem – auch mit Religionskritik, was die israelische Außenpolitik freilich nicht leisten kann – abarbeitet, finde ich nachvollziehbar.
Herr Sebastian Weiermann,
der Vorwurf gegen Sie, antisemitische Ressentiments zu verbreiten, bezog sich nicht darauf, dass Sie zu wissen meinen, „wie deutsche Jüngelchen, nur durch das Tragen eines Davidsterns zu Juden werden.“ Dass Sie zu meinen glauben, durch Inaugenscheinnahme erkennen zu können, wer Jude ist und wer nicht, und daraus gar ein Argument machen wollen, ist gewiss nicht geeignet, diesen Vorwurf zu entkräften.
Merken Sie nicht, wie Sie sich immer weiter hineinreiten? Wäre es nicht besser, sich einzugestehen, dass Sie sich verstiegen haben? Ist es wirklich so schwer, von ihrem offensichtlich haltlosen Rassismus- und Nazivorwurf gegen die prozionistische Demonstration in Köln abzurücken?
Wer sind Sie, dass Sie bestimmen, wer Jude ist und wer deutsch, was „die Sache Israels“ ist, der man angeblich mit einer Kundgebung gegen die antisemitische Organisation IGMG einen „Bärendienst“ erweist? Und mit welchem Recht wollen Sie angesichts solcher Äußerungen einen Rassismusvorwurf erheben?
Herr Weiermann, Sie scheinen mir genauso autoritär gestrickt zu sein wie die Knalltüte mit dem bezeichnenden Namen „Erdgeruch“: Ob eine Position von vielen Leuten Zustimmung erhält oder nicht, sagt nichts über ihren Wahrheitsgehalt aus. Für die „Antideutschen“ gab es nie „gute Tage“, weil sie, zumindest was die klügeren Teile betrifft, gar nicht auf die Gründung einer Bewegung oder Partei abzielen. Das vorweg.
Dass die GWG „modernere islamistische Phänomene wie die Salafisten“ nicht zur Kenntnis genommen habe, ist schon ein lustiger Vorwurf. Niemand hätte vermutlich in der GWG etwas gegen eine Kundgebung vor einer salafistisch geprägten Moschee einzuwenden, wenn Sie eine solche anmelden würden. Aber das widerspräche ja ihren eigenen Grundsätzen, nach der man vor „Gebetshäusern“ tunlichst nicht demonstrieren darf, Sie „Enkel und Urenkel der Wehrmachtshelden“!
Dass die IGMG ihrer Argumentation folgend nicht modern oder zumindest weniger modern als die Salafisten ist, zeigt die Verrenkungen, die Sie in Ihrem Kopf machen müssen, um sich vor den Konsequenzen einer aufrichtigen Kritik des Antisemitismus zu drücken.
Und zu Ihrem außenpolitischen Expertentum: Das „Bündnis gegen Israelkritik“ hat niemals für sich in Anspruch genommen, die bessere israelische Außenpolitik machen zu können oder zu wollen! Wenn Sie das unterstellen, ist es ihr Problem. Auch scheint Ihnen entgangen zu sein, dass man weder Jude sein muss noch sich ein Judesein zurechtkonstruieren muss, um solidarisch mit Israel und den Juden zu sein. Der Identitätshuber hier sind Sie, mit Ihren billigen und anbiedernden Lügen und Unterstellungen.
So leid es mir tut, aber das Herr Weiermann ist unredlicher Journalismus.
1. Die Kritik an Ihrem Kommentar hat nichts mit Ihrem Engagement gegen die „Sharia Polizei“ zu tun, trotzdem vergleichen sie die Demonstranten in Köln mit der „Sharia Polizei“, ohne dies inhaltlich – bis auf eine schwachen Verweis auf die mangelnde Aufmerksamkeit, die beide Gruppen vermeintlich eint – zu belegen.
2. Anstatt auf die Inhalte der Demonstration einzugehen, beschimpfen Sie die Antisemitismuskritiker als „Arschgeigen“, „deutsche Jüngelchen“ und „Enkel und Urenkel der Wehrmachtshelden“. Inhaltsleere Beschimpfungen dieser Art haben mit Kritik im aufklärerischen Sinne nichts gemein.
3. „Dass es sich dabei nur um billige Provo, handelt wird daran deutlich, dass auch in diesem Text nicht mehr steht, als dass IGMG wegen der IHH böse ist.“ – Dies stimmt schlicht und ergreifend nicht und verweist einmal mehr darauf, dass Sie sich weigern auf Argumente einzugehen.
4. „Dass die Gaza-Flotte und das Verbot der IHH mittlerweile Jahre zurück liegen scheint dabei egal. Modernere islamistische Phänomene wie die Salafisten scheint man bei der GWG und ihren Freunden noch nicht bemerkt zu haben.“ – Was ist daraus zu folgern? Soll man Rechtspopulisten nicht kritisieren, weil die Partei „Die Rechte“ schlimmer ist? Ist die IGMG von der Kritik auszunehmen, weil die Salafisten ein noch mörderischeres Anliegen verfolgen? Abgesehen davon, dass eine weitere Gaza-Flotte durchaus geplant ist.
5. „Es ist ja immer wieder schön zu sehen, wie deutsche Jüngelchen, nur durch das Tragen eines Davidsterns zu Juden werden.“ – Das Antisemitismuskritiker zu Juden werden steht nirgends und ist eine Projektionsleistung, die sich allein in Ihrem Kopf abspielt. Vielleicht sollten Sie ein paar Gedanken daran verschwenden, ob der Vorwurf nicht ganz unberechtigt erhoben wurde.
Hätte Sebastian Weiermann in seinem Artikel den Redebeitrag vor der Milli-Görüs-Moschee nicht verharmlosend als „wirr“ bezeichnet, sondern als das, was er tatsächlich, wie wir dank des Kommentares von Kurt F. nun wissen, ist, nämlich widerlich, er hätte sich viel Kritik erspart. Wendungen wie „der islamische Vernichtungswunsch“ und „islamisches Herrenmenschentum“ hätten zitiert werden können und jedem Leser unmittelbar vor Augen geführt, wes Geistes Kind die Demonstranten in diesem Fall waren. Ähnlich schockierend ist auch die hier in vielen Kommentaren verwendete Formulierung „islamische Ideologie“. Es handelt sich beim Islam immer noch um eine Religion. Von einer „islamistischen Ideologie“ könnte durchaus gesprochen werden, das ist aber etwas völlig anderes als der Islam. An dieser Stelle hilft der einfache Austausch der Begriffe. Sagen Sie dreimal laut „christliche Ideologie“ und „jüdische Ideologie“ und dann überlegen Sie noch einmal, ob Sie jemals wieder „islamische Ideologie“ sagen wollen.
@Honke Rambow (#14)
„Wendungen wie “der islamische Vernichtungswunsch” und “islamisches Herrenmenschentum” hätten zitiert werden können und jedem Leser unmittelbar vor Augen geführt, wes Geistes Kind die Demonstranten in diesem Fall waren.“
Voltaire? Kant? Hegel? Marx? Verraten Sie’s mir.
Jaja, der Islam hat nichts mit dem Isamismus zu tun, und die Nation auch nichts mit dem Nationalismus, und überhaupt, nichts ist wahr und alles ist erlaubt.
Honke Rambow:
Von islamischer Ideologie kann man sehr wohl sprechen, man muss es sogar, wenn man den Islam ernst nehmen will. Schließlich ist diese seit ihrer Gründung durch Mohammed eine genuin politische Religion und hat sich einer historisch-kritischen Lesart dieser Herrschaftsform und ihrer Säkularisierung zu einer Religion im heutigen Sinne bis heute erfolgreich widersetzt, weswegen Religions- und Ideologiekritik gerade beim Islam nicht getrennt voneinander zu machen sind. Und die Behauptung, Islamismus hätte nichts mit Islam zu tun, wird keinesfalls richtiger, wenn man sie gegen jede Evidenz gebetsmühlenartig wiederholt. Was sollen die die Salafiten, Muslimbrüder, Hamas, ISIS, Al-Qaida, Boko Haram und Al-Schabab bitteschön sonst sein? Worauf beziehen diese Gruppen sich? Die Bibel? Die Thora? Das Christentum? Das Judentum? Oder doch auf den Koran und die Herrschaft Mohammeds? Eine Bitte: Seien Sie so nett und beleidigen nicht die Intelligenz des Publikums.
Wären Judentum und Christentum heute genuin politische Religionen, man müsste sie ebenfalls hauptsächlich als Ideologien behandeln. Nur bildet im einzigen jüdischen Staat der Zionismus die Staatsdoktrin und selbst der Vatikan hat noch nicht einmal wirkliche polizeiliche Gewalt mehr über sein eigenes Territorium. Dafür gibt es diverse islamische Gottesstaaten. Wer diesen, nun, himmelweiten Unterschied nicht sieht, bezeugt die Reichweite seiner begrifflichen Arbeit.
Wäre Ihr Argument an Religionskritik interessiert, würden Sie die Religionen nicht wild vertauschen, also ihren theoretischen Gehalt sowie ihre Praxis in eins setzen.
Auch wenn ich für einen freieren Waffenbesitz eintrete: Die Nazikeule sollte waffenscheinpflichtig sein!
Mal im Enrst … in der modernen Unübersichtlichkeit der politischen Lager und Positionen ist nicht jedes ähnliche Verhalten auch ähnlich motiviert. Milli Görus zu relativieren und in Schutz zu nehmen, bedarf schon einer ordentlichen Portion Chuszpe 😉
Lieber Kurt F. natürlich haben Sie Recht, wenn sie darauf verweisen, dass es eine Verbindung zwischen Islam und Islamismus gibt, da der Islamismus (das sagt ja auch die Wortbildung) die Radikalisierung des Islam ist. Vergleichbar ist das mit anderen Religionsradikalisierungen wie Evangelikale zu Christentum. Oder Ultraorthodoxe zu Judentum. Sicherlich werden sie einwenden, dass das nicht zu vergleichen sei, da diese Bewegungen bisher nicht die Gewaltbereitschaft des Islamismus entwickelt haben (tatsächlich wird die Gewaltbereitschaft immer wieder signalisiert, aber bisher nicht in großem Maßstab umgesetzt), sehen wir einmal vom Rastafarismus ab, der auf Jamaica zu regelrechten Mordjagden gegen Schwule und Frauen geführt hat. Zweifellos ist das allerdings auch im Ausmaß nicht vergleichbar mit dem flächendeckenden Terror, den wir gerade im Islamismus sehen. Um hier Vergleichbares zu finden, müsste in das Mittelalter zurückgeblickt werden, was ihr Argument stützt, dass das Islam sich bis heute einer breiten Säkularisierung widersetzt habe. Dennoch muss ich darauf bestehen, dass auch der Islam eine genaue Differenzierung in den Begrifflichkeiten verdient hat. Es ist völlig unstatthaft hier Religion und Ideologie, Islam und Islamismus in eins zu setzen. Und das, lieber abraxasrgb, hat nichts mit einer Relativierung von Milli Görüs zu tun.
Dass die Rede vor der Barbarossa-Moschee getränkt mit propagandistischem Geifer ist, dürfte kaum zu übersehen sein. Ein Eifer, der so leider auf allen Seiten zu finden ist. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn eine Pro-Israel-Demonstration sich eben nicht auf das Niveau der Israel-Gegner und Juden-Hasser begibt. Schon zu Beginn findet sich ein Zitat, das die propagandistische Ausrichtung deutlich belegt. „Die nationalsozialistische und die islamische Ideologie stimmen darin überein, dass sich der Mensch in seiner historischen und sozialen Entwicklung fortwährend von seiner natürlichen bzw. gottgewollten Bestimmung entfernt habe. Sie wollen ihn mit harter Hand auf den rechten Pfad zurückleiten, dem allumfassenden Gesetz unterwerfen.“ Das ist ein Motiv, das Sie genauso in allen abrahamitischen Religionen finden. Einzig der säkulare Protestantismus hat sich vom strafenden Gott abgewandt. Alle anderen abrahamitischen Religionen basieren auf dem Prinzip des sündhaften Menschen, der beständig vom einzig rechten Weg abkommt, die gottgewollte Ortung verletzt und durch Strafandrohung und Disziplinierung zurückgeführt werden muss. Dass dies derzeit in Christentum und Judentum nur durch psychische Repression und nur innerhalb der Glaubensgemeinschaften geschieht, darf durchaus als Glücksfall angesehen werden. Nichtsdestotrotz ist es allen abrahamitischen Religionen immanent und eine radikalere Ausprägung ist jederzeit nicht nur im Islam möglich wie gewalttätige, religiös motivierte Übergriffe in Osteuropa, auf dem Balkan oder Jamaica immer wieder zeigen.