Kommerzialisierung im Fußball – Bayern-Präsident Uli Hoeneß spricht mit gespaltener Zunge

Am Stadion in München. Foto: Robin Patzwaldt

Es hat ein paar Monate gedauert. Doch inzwischen taut Uli Hoeneß, seines Zeichens bekanntlich längst wieder Präsident des großen FC Bayern München, einige Zeit nach der Verbüßung einer Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung, Schritt für Schritt verbal auch wieder auf.

Seine öffentlichen Auftritte und Interviews weisen in den Augen vieler inzwischen auch immer häufiger wieder diese altbekannte markante und über Jahre hinweg bereits vielfach diskutierte Mischung aus gesundem Selbstvertrauen und selbstgefälliger Arroganz auf.

Jüngstes Beispiel hierfür ist in diesen Tagen eine Pressekonferenz, welche er kürzlich auf der aktuell noch immer stattfindenden Asienreise des FC Bayern abhielt. Und wie zu seinen früheren Glanzzeiten verstand es Hoeneß inzwischen dabei wieder zu polarisieren, wie es tatsächlich kaum ein anderer Protagonist der  Profifußball-Szene hierzulande schafft.

Seine jüngste Kritik am im Fußball immer weiter um sich greifenden Trend zu Kommerzialisierung belegt zudem auch einmal mehr, wie sehr der Bayern-Präsident in diesen Angelegenheiten doch mit gespaltener Zunge spricht, wenn er sich einerseits allzu gerne als engagierter Kritiker der Kommerzialisierung gibt, sich andererseits aber eben doch genau der von ihm über Jahre geführte Club auf dieser Ebene schon so weit von den härtesten Konkurrenten entfernt hat, dass sich aktuell eigentlich kein einziger Verein im Lande mehr in der Lage sieht mit den übermächtigen Bayern auf Dauer wirtschaftlich und sportlich mithalten zu können.

Denn gerade auch der große FC Bayern München hat sich zuletzt einmal mehr mit vielen namhaften und teuren Spielern verstärkt. Und dennoch sind auch Uli Hoeneß die steigenden Ablösesummen nach eigener Aussage angeblich so gar nicht geheuer, wie er aktuell öffentlich betont.

Der 65-jährige Aufsichtsratsvorsitzende erklärte aktuell im Mediengespräch sogar, dass der FC Bayern diesen Transferwahn angeblich gerne kontern will. Das hört der gemeine Fußballfan natürlich grundsätzlich gerne.

„Es ist eher ein Zeichen von Schwäche, wenn ich viel Geld ausgeben muss…“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende beispielsweise in Singapur. „Nicht der teuerste Transfer ist der Beste, sondern der, der auf dem Platz am meisten leistet“ fuhr er auf Nachfrage fort.

Ganz logisch ist das Alles freilich nicht. Denn auch der FC Bayern investierte zuletzt ja wieder fleißig und gab über 100 Millionen für seine diversen prominenten Neuzugänge aus.

„Wir wollen da mitspielen, aber nicht um jeden Preis“, bekräftigte der FCB-Präsident andererseits.

Als konkretes Beispiel nannte der Fußballfunktionär dann den Neu-Bayern Corentin Tolisso, für den der deutsche Rekordmeister ja immerhin auch stolze 41,5 Millionen Euro berappt hat.

Der Franzose sei laut Hoeneß „zwar auch recht teuer“ aber noch „in einem vernünftigen Rahmen“, so der erfahrene Macher auf der Pressekonferenz.

Spätestens bei diesen Aussagen wird manch einem anderen Verantwortlichen aus der Fußball-Bundesliga wohl klammheimlich die Kinnlade heruntergefallen sein.

Denn wer legt jetzt hier eigentlich fest, wann ‚recht teuer‘ beginnt und wie ein ‚vernünftiger Rahmen‘ eigentlich genau definiert wird?

Offenbar ist Hoeneß für sich hier der genau richtige Maßstab, derjenige der definieren kann, dass die Konkurrenz auf europäischer Ebene sich unvernünftig verhält, während die Bayern insgeheim angeblich doch auch ein Gegner der Kommerzialisierung im Profifußball sind.

Ob ein Vereinsvertreter aus Mainz oder Bremen das genauso sehen wird? Vermutlich nicht. Denn in diesen Fällen wäre eine einzelne Neuverpflichtung von 40 Mio. Euro aktuell wohl schlicht unmöglich.

Die Aussagen von Hoeneß erinnern aktuell fatal an seine viel diskutierten Aussagen zum Thema Ausgeglichenheit in der Bundesliga vor einiger Zeit, als er zwar einerseits die offensichtlich immer langweiliger werdende Bundesliga im Sinne vieler Fans im Lande kritisierte, kurzzeitig sogar einmal öffentlich anbot an einer Lösung zu mehr Ausgeglichenheit in der Liga arbeiten zu wollen, kurz darauf aber dann wieder mit etlichen prominenten Neuzugängen, ausgerechnet auch einmal mehr von der direkten, nationalen Konkurrenz, diese wieder signifikant schwächte, die Dominanz seines Vereins im nationalen Vergleich damit weiter verstärkte.

Hoeneß dreht und wendet sich in diesen Grundsatzfragen des Profi-Fußballs offensichtlich gerne mal so, wie es ihm in jenem Moment gerade nützlich erscheint.

Einerseits die seiner Meinung nach aktuell ausartende Kommerzialisierung heftig zu kritisieren, andererseits aber allen anderen im nationalen Wettbewerb mit großen Schritten aufgrund hart erkämpfter wirtschaftlicher Vorteile immer weiter zu enteilen, das passt halt am Ende nicht wirklich gut zusammen. Aber so eine populistische Aussage in einer Pressekonferenz macht sich natürlich immer erst einmal  ganz gut….

 

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Thomas Weigle
7 Jahre zuvor

Was soll´s, der Würsteluli hängt seine Fahne immer in den Wind, den er selber erzeugt und die Richtung vorgibt.

Lukas N.
Lukas N.
7 Jahre zuvor

@Robin
Dass ich von Hoeneß absolut nichts halte, habe ich ja vor Tagen (zum Thema einziger Stargast im neuen Fußballtalk auf Sky) in einigen Beiträgen schon deutlich gemacht. Er ist einer der größten Blender und Heuchler im deutschen Profifußball. Und dass er immer wieder mal die Unwahrheit sagt und falsche Behauptungen aufstellt, ist ja keine Behauptung, sondern eine nachweisbare Tatsache.

Hoeneß hat mit die höchste Summe an Steuern hinterzogen, die in Deutschland eine Privatperson jemals dem Finanzamt verheimlichte, nämlich gigantische 30 Millionen Euro. Dafür wanderte er zu Recht ins Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft forderte 5 ½ Jahre Haft. Am Ende kam Hoeneß mit 3 ½ Jahren davon, war früh Freigänger und wurde vorzeitig aus der Haft entlassen, was rechtlich möglich war, aber auch eine entsprechend positive Einschätzung voraussetzt.

Von Reue, Einsicht und Schuldbewusstsein war bei Hoeneß nie etwas zu spüren und so wie Hoeneß gestrickt ist, war klar, dass er wieder sowohl – was bereits fragwürdig ist – das Amt des Präsidenten des FCB als auch – was besonders fragwürdig ist – auch noch das des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG (die Profiabteilung ist seit mehr als 15 Jahren in eine Aktiengesellschaft ausgelagert) anstrebt und jeweils wieder gewählt wird.
Hatte er zunächst noch so getan als werde er seine Funktionen nicht mehr so zeitintensiv ausüben und sich öffentlich mehr zurückhalten, verfällt er mittlerweile – wie Du richtig feststellst – wieder in altbekannte Muster, spielt sich öffentlich als Oberlehrer und Besserwisser auf und prangert aus seiner Sicht Fehlentwicklungen und Missstände an.
Nur mit dem öffentlichen Abwatschen anderer Leute, was er früher so gerne machte, hält er sich noch etwas zurück. Aber vielleicht macht er auch das bald wieder.

Dass Hoeneß meint, wieder Oberwasser zu haben, zeigt auch sein Auftritt vor Wochen ausgerechnet in der Steueroase Liechtenstein, wo er so getan hat als wäre er mit seiner Gefägnnisstrafe ungerecht behandelt worden und hätte eigentlich freigeprochen werden müssen. Dass diese Aussagen mal wieder von falschen Behauptungen begleitet wurden, versteht sich bei Hoeneß von selbst.

Hoeneß übersieht dabei, dass seine Glaubwürdigkeit komplett weg ist und dass er öffentlich größtenteils ganz anders und viel negativer wahrgenommen wird als zuvor schon der Fall. Leider gibt es aber zuviele Journalisten und Medien, die ihn viel zu unkritisch begleiten.

Ganz klar spricht Hoeneß – wie so oft – mit gespaltener Zunge, wenn ausgerechnet er die überhand nehmende Kommerzialisierung im Profifußball anspricht und meint, die Länge und das Programm des Asienaufenthaltes des FC Bayern seien grenzwertig, müsse überdacht werden und wenn ausgerechnet er die ausufernden Transfersummen kritisiert.

Bei näherem Hinsehen erweist sich das nämlich – wie häufig bei Hoeneß – als eher dreist.

Nur einige Beispiele zum Thema:
Anlässlich des letzten Liga-Heimspieles des FC Bayern gegen den SC Freiburg hat der FCB die Sängerin Anastacia in der Halbzeitpause auftreten lassen und das in einer Art und Weise, dass die Halbzeitpause deutlich verlängert werden musste und die Freiburger Spieler bereits auf dem Platz warteten bis das Spiel endlich fortgesetzt wird. Immerhin ging es für Freiburg noch um einen EL-Platz und Trainber Streich war zu Recht auf 180.
Als die Bayern auf dem Platz die Meisterschaft feierten, wurde extra eine Kamera an einem Weißbierglas montiert.

Die Bayern halten ihr Trainingslager seit sieben Jahren jedes Jahr ausgerechnet im Emirat Katar ab und dort auch noch in der umstrittenen Aspire Academy. Damit nicht genug haben die Bayern auch noch einen Sponsorenvertrag mit dem Flufghafen Katars geschlossen.

Dass sie dafür jedes Jahr öffentlich massiv kritisiert werden, auch von Menschenrechtsorganisationen, stört die Bayern nicht. Und Hoeneß hat bei einem Besuch des Traingslagers dort alles verharmlost, von großen Fortsschritten gesprochen und keinerlei Probleme gesehen.

Sylvia Schenk von Transparency International meinte, der FC Bayern verniedliche die Menschenrechtsbedingungen in Katar, zeige keine klare Haltung und gebe keine Anstöße zur Verbesserung der Situation dort. Schenk forderte auch, der FCB solle doch mal offen legen, wer eigentlich das Traingslager in Katar finanziere.

Ich darf auch daran erinnern, dass der Vorstandsboss des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, in 2013 einen Strafbefehl über 250.000 Euro akzeptierte, um eine Gerichtsverhandlung zu verhindern. Damit ist auch Rummenigge vorbestraft.
Delikat ist der Grund der Verurteilung. Denn Rummenigge führte Luxusuhren im Wert von über 100.000,– Euro ein, die er ausgerechnet in Katar geschenkt bekommen hat.

Und wie sagte doch der von der WM-Affäre stark gebeutelte Ehrenpräsident des FC Bayern, Beckenbauer, vor Jahren: "Ich habe keine Sklaven in Katar gesehen."

Und hat nicht Beckenbauer kurz nach der WM-Doppelvergabe an Katar und Russland einen hoch dotierten Vertrag als Sportbotschafter des russischen Stataskonzerns Gazprom unterzeichnet und übt diese Funktion immer noch aus.

Für die europäischen Topklubs ist es heutzutage – um wettbewerbsfähig zu bleiben – zweifelsohne notwendig, sich auch in Asien und / oder den USA zu präsentieren, was Klubs anderer europäischen Ligen sogar schon deutlich länger machen als die deutschen Klubs. Und das kommt am Ende nicht nur den Topklubs, sondern auch den Ligen und somit den anderen Klubs zugute, die z. B. bessere TV-Verträge in der internationalen Vermarktung abschließen können.
Aber das Ausmaß dieser Reisen und das Programm legt doch der FC Bayern selbst fest, vereinbart der FC Bayern mit den Veranstaltern und stimmt dem zu. Ich bin mal gespannt, ob der FCB da kommende Saison wirklich Abstriche machen wird.

Und so könnte man die Beispiele beliebig fortsetzen, die belegen, dass Hoeneß – wie Du es richtig schildert – mit gespaltener Zunge spricht.

Die Abösesummen, die der FC Bayern zahlt, bewegen sich in de Tat ja auch nicht gerade im niedrigen Euro-Bereich, sondern da wird schon nennenswert investiert. Und die Gehälter, die die Bayern zahlen, sind auch auf Topniveau.
Die Aussagen des Uli Hoeneß sind aber auch taktischer Natur. Der FCB könnte sicherlich auch einen Megatransfer irgendwo ziwschen 50 und 100 Millionen Euro stemmen und das entsprechende Gehalt zahlen, aber dann würde der FCB das gesamte Mannschaftsgefüge sprengen.
Wie wollte man das einem Ribery, Robben, Lewandowski und wie sie alle heißen erklären? Das nämlich ist der wahre Grund für die „Zurückhaltung“ des FC Bayern, wenn es um Ablösesummen in astronomischen Höhen plus Megagehälter geht und das ist auch der Grund für die Hoeneß-Aussagen.

Du hast auch völlig Recht @Robin, wenn Du fragst, wer eigentlich festlegt, wann Ablösesummen zu hoch seien und wann sie sich noch in einem vernünftigen Rahmen bewegten.

Hoeneß hat die Öffentlichkeit immer wieder angelogen. Besonders dreist waren seine mehrfach öffentlich getätigten Aussagen, er gehöre ja zu den deutschen Staatsbürgern, die brav und korrekt ihre Steuern zahlten.
Er hat Steuern in einer Höhe hinterzogen wie kaum noch eine andere Privatperson in Deutschland.
Als er sich finanziell über sein Schweizer Geheimkonto verzockt hatte und klamm war, bekam er ausgerechnet vom damaligen Adidas-Chef Dreyfus (Adidas war bereits Hauptsponsor des FC Bayern) unfassbare 20 Millionen DM für Zockerzwecke (hochriskante Devisengeschäfte mit Fremdwährungen) geliehen und hat darauf hin rinskante Geschäfte im Umfang von 150 Millionen bewegt, für die er maximal 10 % der Summe als Sicherheit hinterlegen musste. Das hätte auch genausogut schief gehen können.

Trotz allem sieht Hoeneß gar kein Problem darin, wieder Preäsident des FC Bayern zu werden und hat auch kein Problem darin gesehen, wieder Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG zu werden. Gerade letzteres wurde ja von Fachleuten zu Recht scharf kritisert und ist ein einmaliger Vorgang in Deutschland, wäre bei keiner anderen Aktiengesellschaft so denkbar gewesen.

Und kaum ist Hoeneß wieder in seinen Ämtern, verspürt er schon Oberwasser und meint, genauso agieren zu können wie zuvor, blendet einfach alles aus, was passiert ist, auch, dass seine Glaubwürdigkeit weg ist.
Hoeneß agiert in einer Art Parallelwelt, merkt das offenbar aber gar nicht und meint wohl über allem schweben zu können, meint, dass für ihn nichts gilt, was andere unbedingt beachten müssten. Als Heuchler, Blender und als jemand, der regelmäßig falsche oder fragwürdige Behauptungen aufstellt, fällt er schon wieder auf.
Es ist interessant, zu beobachten, wie sich das alles weiter entwickelt und wie sich vor allem die Medien und Journalisten verhalten. Wenn die Hoeneß weiterhin weitgehend unkritisch begleiten, wird ihn das weiter beflügeln.

Thomas Weigle
7 Jahre zuvor

Warum soll ein H. nicht im Amt des Präsidenten "resozialisiert" werden, schließlich wurde ein Lambsdorf im Amte des FDP-Parteivorsitzenden "resozialisiert." Da ging es doch auch um Hinterziehung von Steuern. Dies ist in D. in den Augen eines Großteils der im (Sport)Mediengeschäft Tätigen offenbar nach wie vor ein Kavaliersdelikt. In den Augen der Bayernmitglieder sowieso.

Lukas N.
Lukas N.
7 Jahre zuvor

@Thomas Weigle zu #3
Dein Vergleich mit Graf Lambsdorff hinkt schon gewaltig und außerdem geht es doch um das Thema des Artikels von @Robin, also darum, dass Hoeneß mit gespaltener Zunge spreche und bereits wieder frühere Verhaltensmuster an den Tag lege, die vermuten lassen, dass es mit der Resozialisierung des U. Hoeneß nicht so weit her ist.

Der Vergleich mit Lambdsdorff hinkt deswegen, weil der ja nach Bekanntwerden der Steuerhinterziehung als Bundeswirtschaftsminister zurückgetreten ist, also ein führendes Amt abgegeben hat, welches mit der Verurteilung wegen Steuerhinterziehung nicht vereinbar ist. Die Steuerhinterziehung hatte auch ein ganz erheblich geringeres Ausmaß als bei Hoeneß der Fall. Lambsdorff wurde zu einer Geldstrafe von 180.000 DM verurteilt.

Wie geschildert, zeigt Hoeneß auch nach seinem Gefängnisaufenthalt Null Einsicht, Null Reue und hat keinerlei Schuldbewusstsein, wie auch sein Auftritt vor wenigen Wochen in der Steueroase Liechtenstein erneut belegt.

Ende der 90er Jahre als Hoeneß der Macher und die allein bestimmende Figur des FC Bayern war, hatte er sich bei seinen riskanten privaten Spekulationsgeschäften (Devisengeschäfte) über sein Schweizer Geheimkonto verzockt und war finanziell klamm. Ohne fremde Finanzhilfe war nichts mehr machbar für ihn.
Dann hat ihm ausgerechnet der damalige Adidas-Chef Dreyfus, obwohl Adidas schon Hauptsponsor des FCB war, privat unfassbare 20 Millionen DM geliehen, im Wissen, dass Hoeneß damit weiterzocken möchte, das Geld also auch verzockt werden könnte. Das ist doch ein geradezu unglaublicher Vorgang. Hoeneß setzte dann alles auf eine Karte und jonglierte mit Geschäften im Umfang von 150 Millionen, für die er maximnal 10 % als Sicherheit hinterlegen musste, was also auch ganz übel hätte enden können.
Monate später stand die Entscheidung des FCB über die Verlängerung oder Beendigung des Sponsorenvertrages mit Adidas an. Nike hatte ein wesentlich höheres Angebot abgegeben. Aber der FCB hat entschieden, trotzdem Adidas den Zuschlag zu geben und Adidas zusätzlich auch als Anteilseigner in die FC Bayern München Aktiengesellschaft aufzunehmen.
Hätte Hoeneß nach der 20 Millionen-Leihe des Adidas-Chefs überhaupt noch eine Entscheidung gegen Adidas treffen können oder treffen wollen?
Der geschilderte Vorgang ist normalerweise ien Fall für den Staatsanwalt und Ermittlugnen wegen des Straftatbestandes der Untreue, aber zum Glück für Hoeneß war diese Sache verjährt.

Dieser geradezu unglaubliche Vorgang und eine Reihe weiterer höchst fragwürdiger Dinge hielten Hoeneß nicht davon ab, wieder für zwei Spitzenämter des FCB zu kandidieren, was besonders deutlich macht, wie man Hoeneß einzuschätzen hat, was für ein Mensch Hoeneß ist und welchen Charakter er hat.

Geradezu dreist war seine Kandidatur nicht nur für das Amt des Präsidenten, sondern auch noch für das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München Aktiengesellschaft, der ja auch auf die Einhaltung von Recht und Gesetz achten muss und ohne den im Profibereich nichts geht.
Fachleute haben diese Kandidatur und einstimmige Wahl durch das Aufsichtsgremium zu Recht scharf kritisiert, denn das ist ein einmaliger Vorgang in Deutshcland und wäre bei keiner anderen AG so denkbar.

Sogar die führende Wirtschaftspresse kritisierte diesen Vorgang mehr als deutlich und hat von einem Tiefpunkt auch aus Sicht der Wirtschaft und generell der Aktiengesellschaften gesprochen.

Hier ein Beitrag des "Handelsblatt" dazu:
http://www.handelsblatt.com/sport/fussball/gegen-hoeness-als-chefaufseher-der-falsche-mann-fuer-den-aufsichtsrat/19354876.html

Was Hoeneß angeht, geht es ja nicht nur um einen der größten Steuerhinterziehungsfälle (unglaubliche 30 Millionen Euro hinterzogen), die Deutschland bei Privatpersonen je gesehen hat, um seine Gefägnisstrafe, sondern auch um den Vorgang mit Dreyfus und viele andere Dinge.
So hat ja Hoeneß die Öffentlichkeit und auch Journalisten / Medien mehrfach in unglaublicher Weise angelogen und auch mehrfach – auch zuletzt wieder – falsche Behauptungen aufgestellt. Das ist bei ihm schon der Normalfall.

Und auch zuletzt hat Hoeneß wieder, wie @Robin zu Recht schreibt, mit gespaltener Zunge und den Medien und der Öffentlichkeit mal wieder etwas vorgeheuchelt.

Du hast aber Recht, dass die Mitglieder des FC Bayern das alles gar nicht stört. Ihnen kann Hoeneß einfach alles erzählen und vormachen, sie lassen "ihren" Uli trotzdem hochleben und wählen ihn nahezu einstimmig, wobei Hoeneß aber gerade an die Mitglieder des FCB auch fatale Signale aussendet und von einer Vorbildfunktion kann da ohnehin keine Rede sein.
Leider gehen auch zu viele Journalisten / Medien viel zu unkritisch mit Hoeneß um, weil er eben der Präsident des großen FC Bayern ist und weil er den Medien immer wieder auch Stoff für ihre Berichterstattung liefert.
Aber das ist dennoch ein journalistiiches Armutszeugnis und es gibt ja erfreulicherweise auch Journalisten und Medien, die sich nichts vormachen lassen, die keine falsche Rücksicht nehmen, die Hoeneß schon gar nicht auf den Leim gehen, sondern kritisch berichten.
Was Hoeneß-unkritische Journalisten angeht, fällt mir gerade etwas ein, was bei mir besonders für Kopfschütteln sorgte. Auf dem Höhepunkt der Steuerhinterziehungsgeschichte als jedem, der sich in juristischen Dingen auskennt, längst klar sein musste, dass es ohne Gefägnnisstrafe nicht abgehen wird, interviewte Frau Müller-Hohenstein, Moderatorin des aktuellen Sportstudios des ZDF und Mitglied des FC Bayern, den Herrn Hoeneß. Der sagte der Frau Müller-Hohenstein treuherzig ins Mikrofon, dass er sich nichts vorzuwerfen habe und dass das alles für ihn mit Sicherheit gut ausgehene werde. Darauf hin ist ihm Frau Müller-Hohenstein vor laufender Kamera um den Hals gefallen und hat ihn ganz fest an sich gedrückt. Vermutlich hat sie sogar eine Träne vergossen. Das hat dann mit einem objektiv-kritischen Journalismus und einer realistischen Wahrnehmung und Einschätzung einer Person wie Hoeneß so gar nichts mehr zu tun und löst nur noch Kopfschütteln aus.

Nach dem indiskutablen Hoeneß-Auftritt in der Steueroase Liechtenstein vor Wochen hat ja sogar die "Bild" mit der Schlagzeile "Dreister Auftritt in Steuer-Oase" aufgemacht. Der "Stern" hat z. B. getitelt "Uli Hoeneß hat absolut nichts begriffen."
Uli Hoeneß ist definitiv nicht mehr glaubwürdig und ganz so ohne Widerstand und ohne Kritik agieren wie vor seiner Straftat und vor seinem Knastaufenthalt kann er dann doch nicht. Das immerhin ist ein zumindest kleines positives Zeichen. Man wird sehen, wie das mit Hoeneß weitergeht.

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