Konferenz „Recht auf Stadt“ in Duisburg

Duisburg ist im freien Fall: Der wirtschaftliche und finanzielle Niedergang hat längst dafür gesorgt, das auch alle, die sich im Kulturbereich engagieren, mit dem Rücken zur Wand stehen. Und die Politik der Stadt interessiert sich für diese Probleme nur am Rand.

„In welcher Stadt wollen wir leben?“ – diese Frage steht im Zentrum der Konferenz „Recht auf Stadt“ die vom  22. bis zum 24. Juni in Duisburg stattfindet.

In welcher Stadt wollen wir leben?

Auf diese Frage gibt es wahrscheinlich so viele Antworten wie sie Beantwortende. Nur eine Antwort enthält bereits die Frage: In einer Stadt. Und für wen – wie für uns – zu den Attributen einer echten Stadt eine lebendige Kunst- und Kulturszene gehört, für den und die heißt in Duisburg 2012 die Frage zu stellen, bereits eine erste Forderung aufzustellen.

In Duisburg ist die Situation deutlich schlimmer als in den meisten Städten. Für die Lokalpolitik spielt Kultur kaum eine Rolle. Sie hat eine Repräsentationsfunktion, mehr nicht. An einer lebendigen, offenen Szene hat kaum jemand ein Interesse. Und schon gar kein Geld. Die Stadt ist notorisch Pleite, die Atmosphäre spätestens seit der Loveparade-Katastrophe und den sich ihr anschließenden endlosen politischen Konflikten um den im Februar abgewählten OB Adolf Sauerland vergiftet. Die führungslosen und verunsicherte Stadtverwaltung ist kaum handlungsfähig. Initiativen werden blockiert, Kürzungen und rigide angewendetes Ordnungsrecht sorgen dafür, das allen, die noch versuchen etwas zu tun, die Luft zum Atmen genommen wird:

Die Stadt Duisburg arbeitet an ihrer Abschaffung. Teils planlos: Die freie Kunst- und Kulturszene wurde und wird weiterhin erstickt, das Musik-Festival „Traumzeit“ – das einzige überregional wahrnehmbare Duisburger Festival neben „Akzente“ (ob die noch einmal stattfinden werden? …) – verschwand durch Untätigkeit und Dilettantismus der (kultur-)politisch Verantwortlichen. Teils planvoll: Mit der Umsetzung von (jüngst verkündeten) kulturpolitischen Strategien der Stadtverantwortlichen wäre Duisburg seine Oper los, in Folge wohl bald auch seine Philharmonie. Für das leere  Opern-/Theatergebäude in bester Einkaufslage ließe sich sicher schnell ein „Investor“ finden …

Während der Niedergang fast an jeder Stelle der Stadt greif-, sicht- und fühlbar ist, arbeitet die rot-rot-grüne Koalition eifrig weiter am, Niedergang der Stadt, will mit einem großen Outlet-Center in Marxloh die Reste gewachsener Wohn- und Einzelhandelsstrukturen vernichten. Viel  zu bereden gibt es also auf der Konferent. Mehr Infos dazu hier.

 

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
14 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
zersenser
zersenser
12 Jahre zuvor

Die Infrastruktur zerfällt sprichwörtlich. Da finde ich es schade, wenn ein ein paar Kultureinrichtungen dicht machen. Ein Bruchteil dieser Ausgaben wäre in Jugendzentren besser angelegt, DIESE Kultureinrichtungen muss man wirklich suchen und noch welche zu finden.

Die Zeit der grossen Verteilung ist vorbei. Es geht darum was man opfert. Nicht ob. Und da ist man leider bei diesen Kulturangeboten am ehesten an der richtigen Stelle.

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Mir ist aufgrund der vorliegenden Informationen nicht klar, ob es sich bei der „Konferenz“ um lediglich e i n e von vielen Veranstaltungen handelt, in denen vor allem die B ü r g e r s c h a f t insgesamt die Möglichkeit hat, über „die strategischen Ziele der Stadt Duisburg“ zu diskutieren. Das kann nicht reichen!

„Strategieworkshops“ zum Thema „Zukunft der Stadt X im Jahr2 2030 oder ähnlich“ , an denen ich deutschlandweit als Berater der Bertelsmann Stiftung teilnehmen konnte -in großen und in kleinen Kommunen-, haben gezeigt, daß in der Bürgerschaft insgesamt die Ressourcen „Wissen und Verstand“ quantitativ und qualitativ in so großem Maße vorhanden sind, daß es sich für jede Stadt lohnt, die Bürgerschaft möglichst umfassend an einem solchen Prozeß zu beteiligen -eben nicht nur die in den vielen kommunalen Themenfeldern fachkompeten Persönlichkeiten und themenspezifisch interessierte „Funktionäre“! Selbstverständlich sind in einem solchen umfassenden Prozess auch die Möglichkeiten des Internetes für Information/Kommunikation/Diskussion zu nutzen.

Aber,aber….das so zu organisieren erfordert einen großen Aufwand und das Ganze kostet viel Geld – da Duisburg kein Geld hat, könnte das z.B.finanziert werden durch örtlichen Unternehmen und/oder die örtliche Sparkasse.

der, der auszog
der, der auszog
12 Jahre zuvor

Ob die Situation in Duisburg wirklich schlechter ist als in anderen Städten hängt davon ab, mit welchen Städten man Duisburg vergleicht.

Im Vergleich mit anderen Ruhrgebietsstädten steht Duisburg nicht unbedingt schlechter da. Der Niedergang des Einzelhandels, das damit verbundene Sterben der Innenstädte und Fußgängerzonen läßt sich auch in Oberhausen, Gelsenkirchen und anderswo im Pott beobachten. Für die Lokalpolitik in anderen Reviermetropolen spielt Kultur auch nur eine untergeordnete Rolle, es sei denn es geht um Leuchturmprojekte wie ein Musikzentren oder um Bundesligafußball; Beispiel: Bochum.

Ich würde es daher eher so ausdrücken: Duisburg auf dem Weg in den kulturellen und wirtschaftlichen Abgrund steht exemplarisch für das gesamte Ruhrgebiet. Der Untergang dieser Stadt ist typisch für eine ganze Region.

Was die Initiative daher bringen soll, außer vielleicht einer Bestandsaufnahme des katastrophalen Zustandes, ist mir schleierhaft, zumindest, solanges sie sich auf die Duisburger Stadtgrenzen beschränkt und wieder nur um den eigenen Kirchturm dreht. Am Beispiel der Politik lässt sich relativ schön erkennen, wie Kirchturmdenken öffentliches Leben lahm legt. weil der damit verbundene Verwaltungsapparat zu teuer und uneffektiv ist.

Mein Tip: Macht aus der Initiative DU-Kultur eine Initiative RUHR-Kultur. Mobilisiert von Duisburg aus die Kulturszenen überall im Ruhrgebiet und fangt endlich an über die Stadtgrenzen hinaus zu denken und zu planen. Entwickelt Konzepte und Ideen, die den Stadtoberhäuptern zeigen, dass ihre Kulturämter überflüssig sind, weil dort ein paar hochdotierte akademische Kulturapostel mit riesigem Aufwand etwas verwalten, was kaum noch da ist.

Fangt an, bei euch etwas zu verändern. Stellt euch beispielsweise die Frage, ob es wirklich nötig ist, dem Traumzeitfestival hinterher zu weinen, wo es in Moers das Moersfestival gibt. Der Moerser Schlossgarten ist Luflinie keine 10 km vom Landschaftspark Duisburg Nord entfernt. Muss es wirklich zwei ähnlich geartete Veranstaltungen in räumlich so kurzen Distanz geben? Die Traumzeit ist bereits tot und das Moersfestival ist ebenfalls auf dem besten Weg dahin. Aber vielleicht liesse sich dies aufhalten, wenn sich eben nicht nur Menschen in Moers dafür stark machen, sondern auch in Duisburg.

Ulf.wieland
Ulf.wieland
12 Jahre zuvor

Leerstand? Eigentum verpflichtet ! Leerstehende Objekte Künstlern, Kulturschaffenden zur Verfügung stellen mit der Auflage der Erhaltung und der Übernahme von Betriebskosten. . In Leipzig werden „Paten “ für leerstehende Häuser schon vermittelt. Einfach mal über die Stadtgrenze schauen was andere machen. Görlitz hatte z.B. Riesenleerstand im sanierten Stadtzentrum. Dann kam die Stadt auf die Idee des Probewohnens. 1 Woche können Rentner kostenlos in Wohnungen der Innenstadt wohnen, man lernt eine attraktive Altstadt mit einer Infrastruktur der kurzen Wege kennen und braucht , was für ein Glück kein Auto mehr. Das Resultat: immer mehr Rentner auch aus Hamburg ziehen nach Görlitz.Also nicht jammern, selbst ist der Bürger. Auf Impolse der Politik könnt ihr lange warten.

Ulf.wieland
Ulf.wieland
12 Jahre zuvor

meinte natürlich Impulse. Nur die Aktiven werden belohnt.

Ulf.wieland
Ulf.wieland
12 Jahre zuvor

Stefan Laurin, richtig sie sollen wenigstens nicht stören.

Optimistin
Optimistin
12 Jahre zuvor

Hab auch noch eine Idee für Euch, die Zinsen liegen bei 3 % im Hypothekenbereich. Solche Objekte wie oben abgebildet sind doch spottbillig. Viel billiger, wie ein Grundstück wo noch ein Rohbau draufgebaut wird. Beuherrenmodelle sind in . Sucht Euch einen Architekten aus , reserviert ein Objekt und sucht Bauwillige, diese können ein drittel der Investitionskosten gegenüber einen Naubau sparen, wenn man gemeinsam so ein Objekt saniert.
Schreibt darüber im Lokalteil der Printpresse mit Tel . Nr. eines Ansprechpartners. Ihr werdet über die Resonanz erstaunt sein.
Ich selbst bin Mitglied eines Vereines Mehrgenerationenhaus (auch Bauherrenmodell ) in Thüringen.

Besucher
Besucher
12 Jahre zuvor

Macht es wie die Hamburger. Besetzt die leeren Häuser. Mit „direkter Demokratie“ können Politiker nicht umgehen. Schafft einfach Tatsachen und holt Euch Unterstützung mit netten Nachbarschaftsaktionen, z.B. Einladung zum Kaffeetrinken mit Tischen und Stühlen auf Hof und Straße , um die Anerkennung auch der Nachbarn zu bekommen. Immer nach außen gehen. Nicht einigeln.

Mir
Mir
12 Jahre zuvor

Nach den letzten Studien von Bertelsmann über den kreativ/wirtschaftlichen Zustand des Ruhrgebiets, die Ruhrbarone berichteten, gab es eine Grafik in dem die Berufsgruppenen der Kreativen im Revier aufgeführt wurde. Erstaunlich ist, dass an erster Stelle der bestverdienenden und mit traumhaftem Jahreseinkommen die Architekten aufgeführt sind.
Also Kreative Architekten, bitte ein bisschen mehr innovativen Engagement fürs Ruhrgebiet. Das kommt Euch bestimmt nochmals zugute!

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Mir -11-: Auch die Architekten,aber nicht nur die, denn in Duisburg gibt es viele Bürger aus den unterschiedlichsten Berufen, die über Wissen und Verstand verfügen, um beste Beiträge zur „strategischen Zielfindung -Duisburg 2o30 o.ä.-abliefern zu können.“Man“ muß das stadtseitig und/oder in der Bürgergesellschaft wollen und „man“ muß dazu -Managment,Finanzierung-in der Lage sein -sh.meine Hinweise unter -2-.

Besucher
Besucher
12 Jahre zuvor

Bürgergesellschaft entwickeln geht aber mit Parteifunktionären nicht. Ich komme aus der DDR und stelle mit erschrecken fest: viel zu hohe Staatsquote, Subventionen kassiert die Großindustrie ab, demokratische Wahlen wo Gewinnner die größten Artikel in den Printpressen haben und die größten Plakate. Gewählt wird nicht nach Inhalten, sondern nach Parteibuch. Stiftungen: Bertelsmann oder Lebendige Stadt (von Alexander Otto – ECE) führen Politiker mit Gutachten an der Nase herum. Wissen müssen sich Staatsbedienstete erkaufen über o.g. Beratungsinstitute. Unternehmensberatergesellschaften bereiten für die Regierungen Gesetzestexte vor, welche Beamte nur noch abschreiben. Parteifunktionäre regieren uns, welche von der Indutrie beraten werden. Ergebnis sieht man ganz deutlich im Bereich: Krankenkassen, Ärzte- und Klinik- sowie Pharmalobby kurz gesagt, die Verteilung unserer Krankenkassenbeiträge. Das grenzt schon an Diebstahl. Aber kaum ein Journalist schaut hier mal richtig hinter die Kulissen und hat noch den MUT der Aufklärungsarbeit.

Wenn wir nicht aufpassen gilt bald ein alter Spruch aus der Ex-DDR: Die Partei hat immer recht. Früher war das Parteibuch rot, heute ist die Farbe schon egal.

Dies ist also der Staatsmonopolismus. Hat unsere Gesellschaft noch die Chance sich auch politisch zu einer wahren Bürgergesellschaft zu entwickeln ? Mit einer Bürgerkommune müßte man anfangen. Und hier haben die viel gescholtenen Piraten ein Instrument gefunden. Auch wenn viele Programmlosigkeit vermissen, ist dies gerade ihre Stärke. Entwickeln wir gemeinsam unsere Programme. In unserer schnellebigen Zeit müssen diese von den Bürgern weiterentwickelt werden und nicht von Parteifunktionären, deren Programme jahrzehnte alt sind und von den politischen Entwicklungen überholt werden.

Besucher
Besucher
12 Jahre zuvor

Berlin ist ebenfalls pleite, wurde aber nur mit Hilfe der Kunst- und Kulturszene sexy und zieht heute aus alles Welt Menschen an. JETZT steigen wieder die Mietpreise. Deshalb finde ich den Ansatz von Bauherrenmodellen die auf eigene Rechnung sanieren richtig. Sucht zuerst billige Häuser, gründet einen Verein und saniert und entwickelt selbst , dann werdet ihr auch von steigenden Mieten einmal nicht erschüttert.

Werbung