René Aubry gehört nicht zu den Künstlern, die zu den gefragten Namen im Tournee- und Festivalzirkus zählen. Und da kommt das Anliegen der Konzertreihe in der Zeche Zollverein ins Spiel, eben solche Künstler, die unbeirrt vom großen Hype ihr Ding machen, zu präsentieren. Am Donnerstag, den 10.3. gibt es eines der seltenen Gastspiele dieses introvertierten Musikers aus Frankreich, der nur zu gerne – vor allem als Filmmusik- und Tanztheater-Komponist im Verborgenen waltet.
Der erste Höreindruck von Aubrys in Kürze neu erscheinende CD „Refuges“ (Bezug in Deutschland über NRW-Vertrieb, www.mv-nrw.de) macht auf ganz unspektakuläre Weise neugierig: Schön, ist diese Musik, sanft und sphärisch. Dass man sich einfühlt, fordern diese Stücke nicht aggressiv ein, sondern laden dazu mit viel freundlicher Wärme ein. Neue Ebenen tun sich für den auf, der sich einlässt. Und da ist genug Intensität, um ein visuelles Geschehen auf einer Leinwand oder einem Bildschirm fast schon überflüssig zu machen. Denn genug Bilder im Kopf stellen sich ein, breiten sich vielfältige emotionale Kräftefelder aus…
Aubry lieferte viel musikalisches Material für die Choreographien von Carolyn Carlson und Pina Bausch, die selbst nur zu gern auf Aubrys Werke zurück griff. Ein Stück aus dem Vorgängeralbum untermalt eine jener legendären Choreographien, die im gerade angelaufenen Wim Wenders Film über die unsterbliche Tanztheater-Ikone zu erleben sind.
Subtil, unspektakulär, dadurch auf umso hintergründige Weise eindringlich – solche Qualitäten wissen Tänzer und Choreographen bei Aubrys Musik zu schützen: „Das Subtile verleitet nicht dazu, die Musik zu bespielen …. somit besteht hier weniger die Gefahr, stereotyp zu tanzen“ verrät mir eine befreundete Bühnenkünstlerin, die Aubrys Musiken nur zu gern als „Werkzeug“ in ihren eigenen Tanztheater-Projekten einsetzt.
Während solcher Überlegungen hat „Refuges“ längst sein übriges getan, um der aktuellen lichtdurchfluteten Vorfrühlingsstimmung zu einem Soundtrack zu verhelfen. Die einfühlsamen Arrangements breiten sich aus, entfalteten umso mehr Atem, je öfter man sie hört. Bis selbst dies irgendwann überflüssig scheint, da die Stücke zu Stimmungen geworden sind, im Unterbewusstsein angekommen sind, einfach nur „da“ sind.
René Aubry schafft so etwas mit Mitteln, die sparsam eingesetzt, regelrecht entschleunigt und irgendwie aufgeräumt wirken. Hinter denen aber akribische Arrangier-Arbeit gepaart mit immensem Wissen über klangliche Wirkungen stehen muss. Vieles geht von der Gitarre und anderen Saiteninstrumenten aus. Dieser französische Saitenkünstler vereint rockigen Spieltechniken mit folkloristischen Einflüssen, holt kostbarstes Filigranwerk aus den Saiten und liebt zugleich die weiträumig atmende Soundfläche. Elegische Mollpassagen kreiieren auf „Refuges“ meist die Grundfarbe – den tänzerischen oder episch-erzählerischen Fluss erzeugen bittersüße Dreiviertelmetren oder auch triphop-artige, nie aufgesetzt wirkende Elektronikbeats.
Schier genial mutet Aubrys Fähigkeit an, mit so etwas jeder lauernden Falle von flüchtigem Wohlklang zu umgehen. Denn bevor etwas zu schwerelos und damit ohne Wirkung in die Atmosphäre entströmt, zieht ein perfekt passender Harmoniewechsel in neue Tiefenregionen hinein, sorgt ein unvermittelter Crescendo- Ausbruch für neue Impulse von Eindringlichkeit:
Ort der Veranstaltung:
Halle 12, Schacht XII [A12], Gelsenkirchener Str. 181
Preise und Zeiten
Eintritt: 25/21 Euro (erm. 20/16 Euro) | VVK: TicketCenter der Theater und Philharmonie Essen
Informationen
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