Instrumental und trotzdem tanzbar. Eingängig, aber anspruchsvoll: Timo, Lichterfeld (31), Nicolas Rodriguez Pagan (23) und Jan Schimmelpfennig (29) kommen aus dem Ruhrgebiet und sind Weird Wired. Sie kennen sich seit anderthalb Jahren. Obwohl sie eigentlich in klassischer Rockbandbesetzung (Drums/Bass/Gitarre) spielen, klingt ihre Musik auch gerne mal nach Jazz und Dub. Animation, Showgehabe und Plastikposen gibt es bei ihnen nicht. Für Stimmung sorgt allein die Musik. Heute Abend sind sie für ein Konzert zu Gast im Rottstr5 Theater. Pünktlich zum Konzerttermin haben sie auch neue Songs am Start. Einige davon stellen sie seit einigen Tagen zum freien Download im Netz zur Verfügung.
Ihr erstes Konzert haben Weird Wired beim Ruhrpuls-Festival in der Rotunde gegeben. Dafür haben sie sich ihre Probenmitschnitte eines halben Jahres angehört und vier bis acht Wochen vor dem Gig begonnen, die Songs zu basteln. Herausgekommen ist ein gelungener Spagat zwischen harmonischer Komplexität und coolem Groove. Nicht nur das Publikum, sondern auch die anderen Musiker waren begeistert. Das Konzept: Sowohl musikalisch vorgebildete Leute, als auch jene, die einfach nur Spaß haben wollen, sollen voll auf ihre Kosten kommen.
Sobald Weird Wired auf ihr erstes Konzert angesprochen werden, strahlen die drei: „Die Reaktionen waren durchweg positiv. Viele, die an dem Abend nach uns spielen sollten, sind zu uns gekommen, um uns ihre Anerkennung auszusprechen. Und das, obwohl wir ganz neu in der Szene angefangen haben.“ Ob sie jemals an einem Band-Contest teilnehmen würden, beantworten die drei einstimmig mit herzhaftem Gelächter und drei kurzen „Nö“, „Nö“, „Nein“.
Ganz klassisch über einen Aushang an der Uni kam Nicolas zu Timo und Jan. Zuvor hatten die zwei eine Zeit lang mit einem Sänger gearbeitet, mittlerweile spielen sie ohne. Als Nicolas zu den beiden anderen stieß, standen auf der Haben-Seite bereits fünf feste Songs. Während des gemeinsamen Arbeitsprozesses stellte das Trio fest, dass sie eine große Schnittmenge an Einflüssen teilten. Ein halbes Jahr Probezeit haben sie dann noch investiert, um ihren eigenen Sound zu finden. „Zuerst war nicht klar, in welche Richtung es musikalisch gehen sollte. Wir haben uns beim Proben deswegen zunächst keinen festen Rahmen gesetzt, sondern improvisiert. Jetzt orientieren wir uns an gewissen Standards und variieren diese“, sagt Timo.
Auf die Stil-Frage antworten sie: „Jazz, Dub, Drum ’n‘ Bass, R’n’B. Man kann es nicht genau sagen. Es ist ja mittlerweile schon so eine Art Trend, dass alles miteinander verschmilzt. Das Tolle daran ist doch: Es gibt keine Schubladen mehr.“ Alles soll tanzbar sein, so dass auch das Publikum möglichst viel vom Auftritt hat. „Die Leute vor der Bühne sollen genau so viel Spaß haben, wie wir auf der Bühne. Sonst haben wir was falsch gemacht“, sagt Timo. „Wir wollen dem Zuhörer das Gefühl geben, das wir beim Spielen haben. Es geht nicht um Hinsetzen und Hören, sondern um Hinsetzen und Fühlen“, ergänzt Nicolas. Ihre Songs sind generell so aufgebaut, dass die Band bei ihrem Auftritt ständig miteinander in Verbindung stehen muss. Alles besteht aus Bausteinen. Wie lang ein Baustein ist, entscheiden die drei spontan auf der Bühne. Via Handzeichen bestimmen sie dann, ob sie in den nächsten Part gehen oder ob der aktuelle Teil noch länger ausgeführt und weiterentwickelt werden soll. Das ist anstrengend und erfordert eine hohe Konzentration. Deswegen steht Kommunikation bei ihnen im Vordergrund. „Unsere Musik ist zu einem gewissen Teil experimentell. Es klingt immer anders und ist ein stetiger Prozess“, sagt Jan. Aber gerade das macht die Auftritte von Weird Wired so interessant für ihre Zuhörer.
Weird Wired: Heute, 16. Dezember, 19.30 Uhr, Rottstr5 Theater, Bochum
Digital Album zum freien Download unter: http://weirdwired.bandcamp.com/