Kreis Recklinghausen will New-Park

newparkSeit fast 20 Jahren wird im nördlichen Ruhrgebiet über das 300 Hektar großes Gewerbegebiet gestritten. Jetzt soll der Kreis Recklinghausen die Fläche kaufen.

Heute um 9.00 Uhr wird der Kreistag Recklinghausen nach Informationen dieser Zeitung eine weitgehende Entscheidung treffen: Für insgesamt 17 Millionen Euro soll der Kreis auf Antrag von CDU und SPD den Kauf einer 500 Hektar großen Fläche in Datteln beschließen. Zur Zeit gehört die Fläche einer Immobilientochter des Energiekonzerns RWE .

CDU und SPD wollen damit doch noch das Gewerbegebiet New-Park retten, über das im nördlichen Ruhrgebiet seit Mitte der 90er Jahre gestritten wird.

Auf einem Teil der Fläche der ehemaligen Rieselfelder soll ein Gewerbegebiet entstehen, das vor allem Industriebetrieben offen stehen soll. Bevorzugt Ansiedlungen mit einem Flächenbedarf von 10 Hektar sollen den Kern stellen.

Das Land NRW hat im Sommer die Übernahme einer Bürgschaft zur Finanzierung des Projektes abgelehnt. Ein Gutachten der Unternehmensberatung PWC kam zu dem Ergebnis, dass New-Park am Markt nur geringe Chancen hätte und finanziell riskant wäre: Wegen seiner Größe, der unsicheren Verkehrsanbindung aber auch wegen der zu erwartenden Klagen gegen das Projekt.

Die New-Park GmbH, die das Projekt entwickeln soll, hat in einer dieser Zeitung vorliegenden Stellungnahme dem Gutachten von PWC widersprochen. CDU und SPD folgen der Argumentation der New-Park GmbH und hoffen auf die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region. Die kann das nördliche Ruhrgebiet dringend brauchen: Selbst nach Maßstäben des Ruhrgebiets gilt der Norden als wirtschaftlich unterentwickelt. Hohe Arbeitslosigkeit, Abwanderung und ein relativ niedriges Bildungsniveau sind Kennzeichen der Region. New Park soll das Signal zum wirtschaftlichen Aufbruch sein – seit 20 Jahren.

Der Text erschien in einer ähnlichen Version bereits in der Welt am Sonntag.

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Robin Patzwaldt
11 Jahre zuvor

Wenn diese unendliche Geschichte nicht so traurig wäre, dann müsste man ja fast schon darüber lachen…

Gestern stand bei Bild.de eine Geschichte im Netz, dass man jetzt ganz ohne Eigenkapital den Kauf von Häusern finanzieren kann, da die Zinsen so attraktiv niedrig sind. Irgendwie muss ich jetzt in dem Zusammenhang daran denken 😉

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Stefan,
ich hatte vor wenigen Tagen das „Neueste zum New-Park“ im Zusammenhang mit der B 474 n schon ‚mal kurz probleamtisiert.

Abgesehen von der sattsam bekannten Kritik am Projekt selbst -sh.Min.Duin „ehe von Hoffnung und weniger von Realitätssinnn getragen“ bin ich sehr gespannt darauf, wie die kreisangehörigen Kommunen, allesamt „bankrott“, mit der Idee des Kreises umgehen werden, denn selbst bei extrem niedrigen Zinsen -sh.Robin-werden die Kommunen zusätzlich über die sog.Kreisumlage belastet werden, wenn der Kreis, wie auch immer finanziert, für rd.17 Mio € die Grundstücke in den Rieselfeldern Datteln-Waltrop kauft.

Zudem bin ich sehr gespannt darauf, ob jetzt, ob demnächst die Konkurrenzsituation New-Park / Opel-Gelände über die ersten Ansätze hinaus zu denken geben wird;wem auch immer. Ich bin sicher, daß es nicht gelingen wird, beinahe zeitgleich beide Flächen mit industriell-gewerblichen Betriebe „zu füllen“ und die dafür notwendigen Fördermittel des Landes,des Budnes,der EU für beide Flächen zu aquieren (was förderpoltisch aus Sicht der EU auch Unsinn wäre.)

Und zudem frage ich mich erneut, warum ein Unternehmen wie RWE Grundvermögen zum Preise von rd.17 Mio veräußert, obwohl lt.New-Park-Gesellschaft und lt.einer Anfrage von CDU/FDP im Landtag feststeht (!!), daß bereits heute ein wesentlich höhere Kaufpreis zu erzielnn wäre, z.B., wenn diese Flächen an Interessierte aus der landwirtschaftlichen Produktion verkauft würden.
Oder geht mene Frage aus Gründen, die ich nicht erkenne, ins Leere?

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
11 Jahre zuvor

„..und ein relativ niedriges Bildungsniveau..“ – Im Recklinghäuser Kreistag, wie mir scheint.

Robin Patzwaldt
11 Jahre zuvor

Inzwischen ist es wohl so beschlossen worden:

https://www1.wdr.de/studio/essen/nrwinfos/nachrichten/studios16974.html

Antonius Mertenskötter
Antonius Mertenskötter
11 Jahre zuvor

Ich bin schon erstaunt, wie gepflegt ruhig sich die restlichen Mitgesellschafter zum newPark Grundstücksankauf verhalten.
Auf der newPark Homepage ist nämlich zu lesen:
-Die newPark Planungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH ist ein in Deutschland einzigartiges Pilotprojekt regionaler Kooperation zur Realisierung eines Industrieareals. 23 Städte und zwei Kreise beteiligen sich an der Finanzierung und Realisierung des Industrieareals, um in der Region neue Industrie anzusiedeln und Arbeitsplätze zu schaffen.
23 Städte und 2 Kreise finanzieren das newPark Konzept?
Nach meiner Kenntnis sind dem Kreis RE 10 Städte angeschlossen. Davon gibt es 2 Städte (Castrop Rauxel und Waltrop) die ebenso wie die Landesregierung, eine gesunde Skepsis zum newPark Konzept haben. Dennoch müssen sie als angehörige Gemeinde, die geplante Finanzierung des Grundstückskaufs zähneknirschend mittragen.
Aber warum halten sich bei dem jetzigen geplanten Grundstücksdeal die „beteiligten Mitgesellschafter“ der Städte Dortmund, Lünen, Olfen etc. bei dem Grundstücksdeal plötzlich vornehm zurück? Hier stellt sich die Frage, soll das Risiko nunmehr lediglich der Steuerzahler der Kreis RE Kommunen tragen?
Vielleicht kann mir mal jemand der das politische Geschäft besser kennt, darauf eine Antwort geben.

trackback
11 Jahre zuvor

Links anne Ruhr (26.11.2013)…

Bochum/Essen: Bis 2014 ohne ICE-Halt wegen Bergschäden? (WAZ.de) – Siehe auch Wie Bergbau-Experten gegen das Bahn-Chaos in Essen kämpfen und Bergschäden bremsen Bahn. Essen: OB Reinhard Paß ist Luft für seine Partei (NRZ…

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
11 Jahre zuvor

@#6 | Antonius Mertenskötter: Zumindest für Dortmund als Gesellschafter drängt sich mal wieder der Generalverdacht auf, dass man hier lieber komplett jungfräuliche Natur in den Wirtschaftsförderungstopf schmeißt, als sich mit den überreichlich vorhandenen Altflächen und ihren Altlasten befassen zu müssen.

Der Dortmunder Ratsbeschluss zu NewPark vom 27.05.2010 wurde von SPD und CDU (natürlich, IHK) getragen, allerdings wurde damals auch darauf hingewiesen, dass man als Gesellschafter dort keine Firmen dulden werde, die nicht ebenso auf unserer Westfalenhütte siedeln könne (https://www.spd-dortmund.de/index.php?id=4316).

Damit ist man als „bester Freund“ der anderen Gesellschafter eigentlich deren „schlimmster Feind“. Dann haben auch die Grünen kräftig gegen newPark geschossen und ohne weitere CDU-Unterstützung – u.A. wg. Wahlkampf – blieb man in Dortmund halt mehr oder weniger stumm.

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