Berlin, 12. Februar 2012. Von Andreas Lichte. Ich lese beim rbb: „Kreuzberg ohne Türken? Wegen steigender Mieten ziehen viele türkische Berliner aus Kreuzberg weg. Nach Angaben des Türkischen Bundes Berlin seien sie besonders stark von der Verdrängung betroffen, weil viele von ihnen arbeitslos oder gering verdienend sind (…)“ Kreuzberg ohne Türken? Das ist nicht mehr Berlin, zumindest nicht mehr meins, oder das von „Ideal“:
Bahnhof Zoo, mein Zug fährt ein,
ich steig aus, gut wieder da zu sein.
Zur U-Bahn runter am Alkohol vorbei,
Richtung Kreuzberg, die Fahrt ist frei,
Cottbuser Tor, ich spring’ vom Zug,
zwei Kontrolleure ahnen Betrug.
Im Affenzahn die Rolltreppe rauf,
zwei Türken halten die Beamten auf.
Oranienstraße, hier lebt der Koran,
dahinten fängt die Mauer an.
Mariannenplatz rot verschrien,
ich fühl‘ mich gut, ich steh’ auf Berlin!
Ich fühl‘ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
Ich fühl‘ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
Graue Häuser, ein Junkie im Tran,
es riecht nach Oliven und Majoran.
Zum Kanal an Ruinen vorbei,
dahinten das Büro der Partei.
Auf dem Gehweg Hundekot,
ich trink Kaffee im Morgenrot.
Später dann in die alte Fabrik,
die mit dem Ost-West-Überblick.
Zweiter Stock, vierter Hinterhof,
neben mir wohnt ein Philosoph.
Fenster auf, ich hör’ Türkenmelodien,
ich fühl‘ mich gut, ich steh’ auf Berlin!
Ich fühl’ mich gut! (wir steh’n auf Berlin)
Ich fühl’ mich gut!
Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
Wir fühl’n uns gut! (Ich steh’ auf Berlin)
Nachts um elf auf dem Kurfürstendamm
läuft für Touristen Kulturprogramm,
teurer Ramsch am Straßenstand,
ich ess’ die Pizza aus der Hand.
Ein Taxi fährt zum Romy Haag,
Flasche Sekt hundertfünfzig Mark,
fürn Westdeutschen, der sein Geld versäuft.
Mal sehn, was im Dschungel läuft,
Musik ist heiß, das Neonlicht strahlt.
Irgendjemand hat mir ’nen Gin bezahlt,
die Tanzfläche kocht, hier trifft sich die Scene,
ich fühl‘ mich gut, ich steh’ auf Berlin!
Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
Berlin, Berlin, Berlin, …
Berlin, Berlin, Berlin, …
Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
Ich fühl’ mich gut! (Wir steh’n auf Berlin)
„Berlin: Protestcamp gegen zu hohe Mieten in Kreuzberg
Mieter/innen in Kreuzberg haben gestern ein Protestcamp gegen steigende Mieten eingerichtet. Das klingt nicht wirklich überraschend, denn der Bezirk ist für drastisch steigende Mieten und sein munteres Protestmilieu bekannt. Doch das Protestcamp am Kottbusser Tor unterscheidet sich von den sonst üblichen, studentisch geprägten Szenemobilisierungen. Es sind vor allem Mieter/innen aus den Sozialwohnungsblöcken rund um das Kottbusser Tor, die da ihren Protest auf die Straße verlagern. Viele der Familien haben türkische Wurzeln und befürchten aus Kreuzberg verdrängt zu werden (…)“
weiter: https://gentrificationblog.wordpress.com/2012/05/27/berlin-protestcamp-gegen-zu-hohe-mieten-in-kreuzberg/