Kreuzfahrt mit AIDA: Luxus oder Massenware?

Ganz schön erdrückend, der Anblick der AIDAnova im Hafen von Stavanger. Foto(s): Robin Patzwaldt

Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff ist bekanntlich nicht jedermanns Sache. Die einen lieben es, die schönsten Tage des Jahres auf einem Kreuzfahrtschiff zu verbringen, während die anderen es geradezu verabscheuen, auf diese Weise die Welt zu erkunden. Ich persönlich hatte bis zur letzten Woche keinerlei Erfahrungen mit dieser Art des Reisens. Abgesehen von einer Fährfahrt von Lübeck-Travemünde nach Malmö (Schweden) hatte ich noch nie eine längere Schiffsfahrt unternommen.

Nun bot sich für mich die Gelegenheit, eine achttägige Norwegenkreuzfahrt zu machen. Meine Mutter suchte noch eine Reisebegleitung für einen Trip mit der AIDAnova von Hamburg nach Bergen und Oslo, mit Zwischenstopps in Stavanger und Kristiansand. Da die Reise nur acht Tage dauerte, entschloss ich mich kurzfristig, das „Risiko“ einzugehen und sie ohne große Erwartungen, aber gut gelaunt zu begleiten.

Von meinen Erfahrungen während dieser Reise möchte ich hier kurz berichten. Vielleicht interessiert es den einen oder anderen, oder es löst Widerspruch aus, wenn eure Erfahrungen mit Kreuzfahrten ganz anders waren.

Die Anreise mit der Bahn nach Hamburg verlief überraschend problemlos. Sogar eine Minute vor dem Fahrplan erreichten wir den dortigen Hauptbahnhof. Der Weitertransport per AIDA-Shuttle verlief ebenfalls planmäßig. Erst beim Einchecken im Terminal Hamburg-Steinwerder bemerkten wir, auf was wir uns eingelassen hatten: Ein riesiges Meer von Menschen und Warteschlangen, die selbst die an jedem mir bisher vertrauten Flughafen übertrafen, zerrten an unseren Nerven. Rund drei Stunden Schlange stehen, um an Bord zu gelangen – mit dieser Wartezeit hatten wir in dieser Form nicht gerechnet.

Sobald wir an Bord waren, ließ die Hektik etwas nach. Dennoch waren wir überrascht von dem ständigen Getümmel auf den Fluren des Schiffes. Unsere Kabine (eine Außenkabine ohne Balkon, also die mittlere Kategorie) entsprach vollkommen unseren Erwartungen. Alles war sauber und in gutem Zustand. Die Kabine ähnelte einem kleinen Hotelzimmer in Aufbau und Ausstattung – hier gab es nichts zu beanstanden.

Nach einem reinen Seetag erreichten wir an Tag zwei das norwegische Bergen, den entferntesten Punkt unserer Reise. Leider herrschte hier schlechtes Wetter. Nieselregen trübte etwas die Stimmung, da wir nach einer im Voraus gebuchten Stadtrundfahrt die Stadt noch weiter auf eigene Faust erkunden wollten. Doch das haben wir uns dann kurzfristig geschenkt. Die Tour durch die Stadt im Reisebus war jedoch sehr interessant und lohnenswert. Rund zwei Stunden fuhren wir durch verschiedene Stadtteile und hatten an Aussichtspunkten Gelegenheit, Fotos zu machen. Den Nachmittag verbrachten wir dann aufgrund des Regens wieder an Bord und entspannten uns am Schwimmbad und der Bar.

Insgesamt war es auf dem Schiff zu allen Zeiten voller, als ich es mir vorgestellt hatte. Auch in den Häfen wurde es nie wirklich leer, da viele Mitreisende das Schiff gar nicht verließen und stattdessen die Zeit an den verschiedenen Bars oder bei den angebotenen Freizeitaktivitäten verbrachten, die zum Bordprogramm gehörten.

Das reichhaltige Essen nahm im Laufe der Reise zunehmend mehr Platz in unserem Tagesablauf ein. Das hatte ich mir vorher nicht so dominant vorgestellt. Und tatsächlich wurde selbst das riesige Angebot an Speisen und Getränken spätestens nach drei Tagen etwas eintönig und erdrückend.

Meine Mutter und ich waren uns einig, dass dies nicht unbedingt unsere bevorzugte Art des Reisens war. Ständig von so vielen Menschen umgeben zu sein, hatte ich, trotz meiner mentalen Vorbereitung, in dieser Form nicht erwartet.

Die Aufenthalte in Stavanger und Kristiansand, den beiden kleineren Städten auf unserer Reise, gestalteten wir, wie im Vorfeld geplant, komplett auf eigene Faust – was bei der überschaubaren Größe dieser Städte auch gut machbar war. Etwa drei Stunden Stadtbesichtigung in den fußläufig erreichbaren Innenstädten reichten aus, um einige der Hauptsehenswürdigkeiten zu sehen.

Erst beim vierten Landgang, dem Besuch der norwegischen Hauptstadt Oslo, hatten wir über AIDA wieder eine Stadtrundfahrt per Bus gebucht. Die Museumsinsel, der legendäre Holmenkollen für Sportfans und der Vigeland Skulpturenpark standen auf dem rund vierstündigen Tour-Programm. Dieser Ausflug war aus unserer Sicht der lohnendste. Es gab viel zu sehen, und auch hier war die Reiseleiterin, die den Bus begleitete, eine echte Bereicherung. Sie vermittelte viel Wissen und plauderte aus dem Nähkästchen.

Mit einem weiteren reinen Seetag zum Abschluss der Reise ging es dann wieder zurück nach Hamburg. Alles verlief planmäßig und war gut organisiert. Einzige Ausnahme: Die Rückfahrt mit der Bahn dauerte aufgrund von Bauarbeiten an der Strecke zwischen Bremen und Osnabrück etwa 90 Minuten länger als angekündigt. Aber das lag natürlich nicht an der Reiseveranstalterin AIDA – regelmäßige Bahnfahrer wissen, wie solche Verzögerungen zustande kommen.

Wieder im heimischen Ruhrgebiet angekommen, wussten meine Mutter (76 Jahre alt) und ich (53) zunächst nicht so recht, wie wir die Reise bewerten sollten. Unzufrieden waren wir beide nicht, aber wirklich begeistert waren wir auch nicht. Wir fanden den Service auf dem Schiff und den Zustand der AIDAnova völlig in Ordnung. Beide empfanden wir das Schiff, obwohl die Reise wohl nicht vollständig ausgebucht war, dennoch als zu voll.

Nach den acht Tagen in dieser Fülle und den begrenzten Bewegungsmöglichkeiten an Bord freute ich mich überraschend schnell darauf, wieder von Bord gehen zu können. Eine Kreuzfahrt hat aus meiner Sicht zweifelsohne ihren Reiz. Sie bietet für viele Geschmäcker etwas und versprüht in Sachen Essen und Trinken einen gewissen Luxus, wenn man darauf steht. Das Angebot an Ausflügen in den Städten ist reichhaltig, verteuert aber die Reise bei intensiver Nutzung erheblich. Für unsere beiden Ausflüge mussten wir beispielweise 80 bzw. 90 Euro zusätzlich zahlen.

Meine Freunde und Bekannten fragten mich nach meiner Rückkehr direkt, ob ich eine solche Kreuzfahrt wohl noch einmal machen würde. Ich bin mir nicht sicher, um ehrlich zu sein. Vielleicht später, wenn ich deutlich älter bin. Jetzt, mit Mitte 50, bevorzuge ich es, bei meinen nächsten Reisen wohl weiterhin individueller zu reisen.

Acht Tage hintereinander von mehreren Tausend Menschen auf so engem Raum umgeben zu sein, ist einfach nicht so mein Ding. Auch meine Mutter, mit ihren Mitte Siebzig, sagte zu anderen Familienmitgliedern, dass sie, nachdem sie sich ihren Traum von einer Norwegen-Kreuzfahrt erfüllt hatte, wohl keine weitere Kreuzfahrt unternehmen werde. Sie empfand die Zeit auf der AIDAnova als sehr anstrengend, trotz unserer ausgedehnten Ruhephasen in der eigenen Kabine.

Leute, die auf Trubel und Party stehen, ihre Kinder beschäftigt sehen möchten, während sie selber entspannt am Pool liegen können, und gleichzeitig auch noch unterschiedliche Städte und Landschaften erkunden wollen, denen dürfte eine solche Kreuzfahrt rückblickend wahrscheinlich besser gefallen als uns beiden.

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