Krieg: Wie sag ich´s meinem Kind?

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Bekommen unsere Kinder etwas vom Krieg in der Ukraine mit? Ja, das tun sie. Sie haben Fragen, und wollen verstehen. Es liegt an uns Erwachsenen, eben dies zu tun. Aber wie? Die folgenden Zeilen schreibe ich aus der Sicht eine Psychologen, der seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, und darüber hinaus Vater zweier Söhne ist.

Den Hauptfehler den Erwachsene, den Eltern, bei solchen Themen wie dem Krieg in der Ukraine machen, ist zu glauben, dass die Kinder nichts davon mitbekommen. Das ist spätestens bei Vorschul-Kindern, erst recht aber bei Schulkindern völlig unrealistisch. Kindern bekommen Gespräche von Erwachsenen mit, sie hören Fetzen im Radio, sehen Schnipsel im Fernsehen, und sprechen auf dem Schulhof darüber. Denn irgendein Kind hat immer irgendetwas mitbekommen.

Nicht jedes Kind kommt dann aber auf seine Eltern zu. Gehen wir zunächst das Szenario durch, dass ein Kind es eben doch tut. Meist steht dann am Anfang eine Frage wie „Was ist das eigentlich mit Russland?“, „Gibt es jetzt auch bei uns Krieg?“, „Wer ist dieser Putin?“. Das Falscheste was Erwachsene dann tun können, ist mit „Da bist du noch zu klein für.“ zu antworten. Die Frage ist da, die Beschäftigung des Kindes mit dem Thema ist da, und im Zweifel sind auch Emotionen wie Unsicherheit oder Angst da – wie kann das Kind dann also zu klein sein? Die Frage ist doch dann eher: sind wir Erwachsene erwachsen genug, um dem Kind seine Frage zu beantworten.

Man muss sich zunächst fragen, welche Konzepte das Kind kennt? Weiss es was „Krieg“ ist? Weiss es, was ein „Staat“ ist? Kennt es vielleicht sogar die geografische Lage von „Russland“? Welche Märchen und Geschichten habe ich, an die ich vielleicht sogar anknüpfen kann?

Und ich muss mich als Erwachsener fragen, was ich dem Kind eigentlich vermitteln will? Will ich nur grob das Ganze skizzieren? Haben wir vielleicht Verwandte/ Bekannte/ Freunde aus oder in Osteuropa, über die ich die Erklärung machen kann? Will ich eine Gut/Böse-Zuordnung machen – für die Kinder sehr empfänglich sind?

Bevor ich aber antworte, muss ich mir sicher sein, dass wir Zeit haben. Dass ich das nicht eben „zwischen Tür und Angel“ mache. Ich setze mich mit meinem Kind in sein Zimmer, das Wohnzimmer und sehe zu, dass möglichst wenig andere Störreize da sind – andererseits soll die Situation auch nicht bedrückend werden, wie so vieles bei dem Thema also ein Spagat.

Schließlich kann ich erklären: dass Krieg bedeutet, dass ein Land ein anderes Land angreift. Dass das eben im Moment passiert ist, und viele Menschen überall jetzt sehr traurig darüber sind, und auch wütend, auf denjenigen, der eben diesen Überfall angefangen hat. Dass viele sich aber auch Sorgen machen, weil wir noch nicht wissen, was da genau passieren wird. Und dass jetzt wahrscheinlich auch viele Menschen zu uns nach Deutschland kommen werden, weil sie nicht mehr dort bleiben können und wollen, wo sie gewohnt haben, weil eben Krieg ist.

So in etwa. Das Schwierige sind ja meist dann eher die Nachfrage, und der Autor dieser Zeilen hat natürlich nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen – aber vielleicht zumindest ein paar Ideen – die aber letztlich auch auf die eigene Sichtweise und Erziehungshaltung und das Kind zugeschnitten werden müssen.

Aber vielleicht das als allgemeingültige Sache: Genau so, wenn nicht noch wichtiger, was man einem Kind sagt, ist das wie. Es gibt überhaupt keinen sinnhaften Grund, ein Kind in Angst und Schrecken dadurch zu versetzen, dass ich eben selbst diese Angst und Panik spiegel. Die Grundhaltung sollte neutral sein, ja, ruhig sorgevoll, und Ernst, aber eben nicht panisch, und auch unsere Wut sollten wir ein wenig unterdrücken.

Nun aber zu den Fragen und Antworten:

Sterben da jetzt Menschen?

Ja, das tun sie. Und das ist wirklich traurig.

Wieso hat dieses Russland denn diese Ukraine überfallen?

Der Präsident/ Chef von Russland wollte dieses Land eben haben. Und die Ukrainer wollten ihm aber ihr Land nicht geben. Und dann hielt er es für eine gute Idee, sich das eben so zu holen.

Kommt der Krieg jetzt auch zu uns?

Das glaube ich nicht. Wir haben viele andere Länder, die uns beschützen, und wir passen auch auf die anderen Länder auf.

Kann das sein, dass Deutschland auch jemand überfällt?

Nein. Wir sind nur von Freunden in den anderen Ländern umgeben.

Wie weit weg ist das Ganze denn?

Komm, wir schauen uns das mal auf einer Karte an.

Das sind nur ein paar exemplarische Beispiele.

Ja, einige der Antworten sind vielleicht nicht 100pro ehrlich. Aber auch hier ist ein schmaler Grad, zwischen der pädagogischen Grundhaltung der Ehrlichkeit dem Kind gegenüber und der Verpflichtung der Erwachsenen, Kindern zu schützen, und eben nicht z überfordern. Kinder sind eben Kinder.

Und wir sollten im Übrigen gern auch von Kindern angebotene Bilder nutzen, die ihren Mindsets entsprechen: Vergleiche mit Star Wars, Harry Potter, Ninja Go, oder wasauchimmer mögen uns selbst unpassend und vielleicht unangemessen erscheinen, aber wenn sie Kindern dabei helfen, die Situation einzuordnen, sollten wir sie annehmen.

Was mache ich, wenn ein Kind aber nicht von selbst zu mir kommt?

Genau diese Situation hatte ich bei meinem Großen (9). Ich habe da Folgendes gemacht, am Abend des ersten Tages des russischen Überfalls: ich habe ihn, eher beiläufig, aber doch fokussiert gefragt, ob irgendwer in der Schule etwas über Russland erzählt hat, im Unterricht oder in der Pause, oder so. Er verneinte und wollte wissen, wieso. Ich sagte, weil da im Moment viel los sei. Ich wollte aber jetzt nicht Panik verbreiten, und sagte dann, dass das gut sein kann, dass er in den nächsten Tagen irgendwas dazu hören wird, und dass er dann einfach zu meiner Frau oder mir kommen kann, und wir ihm dann alles, was er wissen will, beantworten werden, und dass es keine dummen Fragen gibt. Er nickte und wollte wieder Fifa auf der Switch spielen. Einen Tag später, nach der Schule, stellte er dann einen Teil der oben genannten Fragen.

Und nochmal: unsere Kleinen sind eben nicht zu klein, um informiert zu werden. Sie haben Fragen, sie haben Gefühle – wir müssen sie Ernst nehmen, und uns unserer Verantwortung als Erwachsene stellen!

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Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
2 years ago

Ich bin Jahrgang 1956.

1962 die Kuba-Krise.

Ich habe mitbekommen:
(Aussagen erwachsener Familienmitglieder) "…heute Nacht fast nicht geschlafen…", "…nicht, dass da wieder…", "…gefährlich…" usw.
Es wurden immer Radionachrichten gehört, man musste immer still sein, wenn der Radiosprecher sagte: "Die Nachrichten:…", aber plötzlich war es anders, jd. Std. Radio. Raketen, Reichweite, Gefahr,……………………………………..

Kuba-Krise
für mich ein ganz wichtiger Begriff.

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