Der Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokraten hat empört auf das antisemitische Facebook-Posting von Sabine Wölfle reagiert. Die SPD-Landtagsabgeordnete in Baden-Württemberg hatte ein Video mit dem Titel „Die Rothschild-Matrix“ geteilt. Der jüdischen Bankiers-Familie wird dort in alter antisemitischer Tradition die Lenkung der Finanzsphäre angedichtet. Der Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokraten schreibt dazu:
Wir sind erschrocken darüber, dass einer Landtagsabgeordnete die einfachsten Grundkenntnisse zu antisemitisch konnotierten Verschwörungstheorien fehlen, in deren Zentrum oftmals die behaupte finanzielle Allmacht der Familie Rothschild steht. Wir fordern weiterhin eine klare öffentliche Entschuldigung für das Verteilen von antisemitischer Propaganda, auch wenn sich Sabine Wölfle des Antisemitismus nicht bewusst war.
Wölfle hatte im Vorfeld mit einer Erklärung reagiert. Dort heißt es:
Das Teilen eines Videos zur Familie und zu den Geschäften der Rothschilds hat für Irritationen und für Verletzungen gesorgt. Mir ging es um Kritik am Großkapital und nicht um den religiösen Hintergrund der Familie. Das das Video einen antisemitischen Hintergrund hat, ist mir erst später bewusst geworden. Ich habe es hier an sorgfältiger Prüfung mangeln lassen und zu spät erkannt, dass ich das Video nicht hätte teilen dürfen. Mir liegt jeglicher Antisemitismus fern und ich verurteile diesen. Auch möchte ich mich bei denjenigen entschuldigen, deren Gefühle ich verletzt habe. In der Zukunft werde ich mehr Sorgfalt walten lassen.
Der Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokraten fordert von Wölfle weiterhin, sich mit „regressiver Kapitalismuskritik“ und Antisemitismus zu beschäftigen. Nur so könne sie glaubhaft eine Partei vertreten, die dem Antisemitismus „immer eine klare Absage erteilt hat“.
(Zur „klaren Absage“ an Antisemitismus in der SPD siehe auch hier)
Zuerst dachte ich an einen Ausrutscher, aber Frau Wölfle ist schon mal negativ aufgefallen:
http://www.badische-zeitung.de/waldkirch/junge-union-will-film-zeigen–26051398.html
Die Junge Union Waldkirch bleibt weiter an ihrem Vorhaben dran, den Film „Warum Israel“ in Waldkirch zu zeigen. Eine erste Anfrage beim Kommunalen Kino war abschlägig beantwortet worden (die BZ berichtete). Eine weitere Anfrage richtete die Junge Union inzwischen an die Waldkircher SPD. Sabine Wölfle lehnte die Vorführung ab, weil der Film zu einseitig nur die israelische Sicht auf die Konflikte zeige.
PS: Deswegen kann man wohl davon ausgehen, dass Sabine Wölfle schon ganz genau wusste, was für ein Video sie da veröffentlicht…
„Mir ging es um Kritik am Großkapital und nicht um den religiösen Hintergrund der Familie.“ – Soviel zum Thema Verständnis des Antisemitismusbegriffs …
Es reicht doch schon, wenn so ein Video mit Rothschild beschrieben wird. Wer in der Öffentlichkeit steht, macht doch selten etwas unbewusst. Und sollte sie zu doof sein, ist sie wohl zu doof für die Politik. Auch gibt es ja dieses Sprichwort „Dummheit schützt vor…“. Bei ihrem Verhalten ist wohl von einer Ausrede auszugehen. Deutsche Zustände sind das.
PS: *Großkapital* – ob die den Fehler überhaupt zu finden in der Lage ist, bezweifle ich.
Die „jüdischen Sozialdemokraten“ wehren sich mal wieder gegen eine sog. „regressive Kapitalismuskritik“. Das wirft die Frage auf, ob es auch eine „nicht-regressive Kapitalismuskritik“ gibt und worin sie eigentlich bestehen soll.
Der entscheidende Merkmal einer „regressiven Kapitalismuskritik“ scheint darin zu bestehen, dass die Kapitalisten für ihre Handlungen persönlich verantwortlich gemacht werden. (Was die nichtjüdischen Kapitalisten auch ganz gut verkraften.)
Herr Möller, da missverstehen sie etwas. Der Anteil der jüdischen Kapitalisten am Gesamtaufkommen der Kapitalisten auf dieser Welt ist so gering, dass er – selbst wenn man nicht nur die Personen sondern auch die größe ihrer Vermögen mit ins Gewicht wirft – eigentlich keiner besonderen Erwähnung wert ist. Kapitalismuskritik die sich speziell gegen jüdische Kapitalisten wendet, oder sie als Beispiel nimmt, hat deswegen in der Regel ein ganz anderes Motiv: Juden generell als geldgeil und geldmächtig darzustellen.
Das ist nicht der einzige Vorfall in der SPD. Es gab einen in Hagen, der durch die israelische Presse geht.
Diese Frau sitzt übrigens in der NSU Enquete-Kommission im Landtag.
[…] jüdischer Arbeitskreis der Partei beschwert sich, außerdem berichten zwei größere Blogs – ein tendenziell linker und ein tendenziell rechter. Auch eine israelische Zeitung greift den Fall auf. In der deutschen […]
[…] Ruhrbarone Jerusalem […]
Ich bestreite, dass dieser Eintrag auf ihrer facebook Seite für einen Antisemitismusvorwurf an Wölfle ausreicht.
Ruhrbarone knallen bei diesem Thema offenbar die Sicherungen durch.
Hallo Ruhrbarone
mit Verwunderung und etwas verwirrt habe ich obenstehenden Artikel in Ihrer online-Ausgabe wahr genommen. In dem Artikel wird suggeriert , dass es sich bei Frau Sabine Wölfe MdL BW um eine antisemitische Person handelt. Diese Annahme beruft sich auf das Teilen eines antisemitischen Videos auf der facebook-Seite von Frau Wölfle.
Wir kennen Frau Wölfle aber ganz anders.
Als erster Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Emmendingen K.d.ö.R., in deren Landkreis Frau Wölfle beheimatet und politisch aktiv ist, möchte ich hierzu gerne Stellung nehmen.
Frau Sabine Wölfle besuchte bereits mehrmals unsere jüdische Gemeinde und ist ihr persönlich verbunden. Sie hat sich aktiv für die jüdische Gemeinschaft eingesetzt und an unseren Veranstaltungen, insbesondere an einer Demonstration gegen Rechtsextremismus in Emmendingen teilgenommen und eine eingehende Rede für den Kampf gegen Rechtsextremismus gehalten. Ebenso stark war ihr Engagement für das Lockern der Bestattungsvorschriften, von dem auch die jüdische Glaubensgemeinschaft heute profitiert.
Natürlich ist mir bewusst, dass das Teilen des Videos „Hinter den Kulissen“ auf ihrer Facebook Seite fahrlässig und unbedacht war. Ich bin aber davon überzeugt, dass dies aus Gedankenlosigkeit und Unaufmerksamkeit geschehen ist, ohne jegliche antisemitische Absicht seitens Frau Wölfle’s.
Ich möchte daher betonen: Bei Frau Wölfe handelt es sich nicht um eine antisemitische Person, sondern gegenteilig, um eine Person, die dem Judentum verbunden ist und sich für jüdische Belange einsetzt.
So wäre das Themas ihres „Vergehens“ in einer Zeitung, wohl mehr der gefahrvolle unbedachte Umgang mit dem Medium Facebook, wie das bewusste Verbreiten rechtsextremen Gedankengutes.
Für uns als jüdische Gemeinde vor Ort, ist es nunmehr ein bedauerliches Versehen seitens Frau Wölfle und es tut uns selber für sie Leid, dass sie dadurch in eine Schublade gesteckt wird, die ihr in keinster Weise gerecht wird.
Wir hoffen, dass sich letztendlich alles klären wird (vielleicht auch in einem persönlichen Gespräch mit ihr), denn wie gesagt wir hier vor Ort kennen sie sehr gut und kennen ihre wahre Gesinnung.
Ich hoffe ich konnte zur Aufklärung des Sachverhaltes ein wenig beitragen,
ein herzliches Shalom aus Emmendingen in Südbaden
Torsten Rottberger
1. Vorsitzender
Jüdische Gemeinde Emmendingen K.d.ö.R.