Kulturbegriff und Liberalismus – Jenseits von Schwarzmalern und Schönrednern

wurstkultur_Dortmund

Wer sich als Liberaler Gedanken über den Kulturbegriff macht, hat angesichts von Chauvinisten einerseits und Relativisten andererseits einen schweren Stand. Ein Versuch ist es trotzdem wert – gerade in Zeiten von Flucht und Zuwanderung. Von unserem Gastautor Robert Benkens.

Die Frage nach der Kultur wird heute am häufigsten im Zusammenhang von Zuwanderung aus fremden Kulturkreisen zum Thema öffentlicher Debatten und Kontroversen – wobei es zu zahlreichen Verkürzungen und Verzerrungen kommt. Eigentlich werfen die Auseinandersetzungen um Zuwanderung und Integration gar nicht so sehr ein Licht auf die Zuwanderer, sondern auf uns als westliche Gesellschaft selbst. Erst in der Auseinandersetzung mit „dem“ Fremden stellt sich die Frage nach dem, was uns als Gesellschaft eigentlich ausmacht. Welches Verständnis einer spezifischen Kultur haben wir eigentlich, in die sich Zuwanderer integrieren sollen? Es stellt sich somit auch die Grundsatzfrage: Braucht die liberale und pluralistische Gesellschaft gemeinsame kulturelle Werte, ja eine gemeinsame Basis der Identifikation und Solidarisierung?

Diese Frage führte und führt gerade in liberalen Kreisen immer wieder zu lebhaften Debatten zwischen individualistisch und konservativ denkenden Freiheitsfreunden – darauf wies zuletzt auch Rainer Hank in seinem Artikelzum Streit in der Hayek-Gesellschaft hin. Demnach vertrat der Ökonom und Sozialwissenschaftler Friedrich August von Hayek die These, dass der freie Markt nicht nur zu Wohlstandssteigerungen, sondern auch zu einer Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Lebens und Zusammenhalts führe. So seien freie Individuen auf dem Markt, um ihre Geschäfte und Interessen erfüllen zu können, auf verlässliche Abmachungen, Vertrauensbeziehungen im Austausch ihrer Geschäfte angewiesen. Die Individuen, auch aus kulturell ganz unterschiedlichen Kontexten, müssten sich selbst auf gemeinsame Standards und Verhaltensweisen einigen, um erfolgreich zu sein. Das gesellschaftliche System insgesamt würde hierdurch stabilisiert statt auseinandergetrieben.

Hayek selbst nennt in seiner Schrift „Grundsätze einer liberalen Gesellschaftsordnung“ ein anschauliches Beispiel für diese Herausbildung eher formaler denn normativer kulturübergreifender Verhaltensregeln. In diesem deponieren zwei Vertreter unterschiedlicher Stämme heimlich ihre Tauschgüter an der Grenze ihres jeweiligen Stammesgebietes. Je nach Gelegenheit treten sie kurz aus der Gemeinschaft aus, um ihren Tausch zu vollziehen. Damit das Geschäft nun länger bestehen bleiben kann, müssen beide von den stammeseigenen Gewohnheiten abstrahieren, um Vertrauen in die gegenseitige Rechtschaffenheit zu gewinnen. Nach und nach kommt es so zu kulturübergreifenden formellen Verhaltensregeln, die nicht nur den Wohlstand, sondern auch den Frieden zwischen Individuen, Stämmen, Nationen und Kulturen fördern.

Demgegenüber gibt es aber auch Auffassungen sogenannter konservativer Liberaler. Hank nennt hier vor allem den deutschen Ökonomen und Sozialphilosophen Wilhelm Röpke als klassischen Vertreter. Nach Röpke bedürfen gerade die liberale Gesellschaft und der freie Markt einer bestimmten kulturellen Basis geteilter Werte und Überzeugungen in der Gesellschaft. Die offene Gesellschaft lebe von Voraussetzungen, die sie selbst nicht schaffen kann. Da Röpke als einer der Väter der sozialen Marktwirtschaft gilt und er den Staat nicht abschaffen, sondern auf seine rahmengebende und absichernde Funktion begrenzen wollte, damit der Markt überhaupt funktioniert, liegt es nahe, dass er Ähnliches für die pluralistische Gesellschaft heute feststellen würde: Damit diese überhaupt funktioniert, bedarf es eben doch einer gemeinsamen Wertebasis, die Identität stiftet, um Werte zu festigen und Bindungen möglich zu machen.

Kultur zwischen Individuum und Kollektiv

Wir erkennen an dieser Auseinandersetzung sehr deutlich ein Dilemma liberalen Denkens: Einerseits steht ein starrer Kulturbegriff, der Menschen in Kollektive zwangseinordnet, dem liberalen Individualitätsbegriff diametral entgegen. Andererseits sind etliche liberale Werte und Prinzipien, die als universell – also allgemeingültig und somit potentiell kulturunabhängig – bezeichnet werden, auch heute noch kulturell eingebettet oder akzentuiert. Dieses kann sogar von Vorteil sein, wenn liberale Prinzipien dadurch auch emotional fest und tief im Selbstverständnis einer Gesellschaft verankert werden und nicht nur akademischen Debattierklubs vorbehalten bleiben. Was bedeuten diese unterschiedlichen Positionen nun in der aktuellen Debatte um Zuwanderung und Integration von Menschen aus anderen Kulturen? Beide Positionen erweisen ihren Mehrwert vor allem in der Zusammenschau: Um deutlich zu machen, was hiermit gemeint ist, werden im Folgenden drei Kriterien, denen Einwanderung nach liberalen Maßstäben unterliegen sollte, aufgezeigt.

Das erste Kriterium betrifft den Rechtsstaat: Die Prinzipien des modernen Rechtsstaats müssen ungeachtet der kulturellen Herkunft durchgesetzt werden und erlauben weder eine negative noch eine positive Sonderbehandlung bestimmter Gruppen – law and order ist insofern kein Unwort, sondern eine Grundvoraussetzung für das Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft.

Das zweite Kriterium der Zuwanderung betrifft den Wohlfahrtstaat: Durch einen vorübergehenden Ausschluss von Leistungen des Wohlfahrtstaates und eine Ausrichtung auf den Arbeitsmarkt wird nicht nur eine befürchtete Überbelastung der Sozialsysteme von vornherein ausgeschlossen, sondern Zuwanderungsgegnern zugleich der Wind aus den Segeln genommen. Sowohl die Akzeptanz in der einheimischen Bevölkerung für Zuwanderung und Vielfalt als auch die Eigenverantwortung und die Würde der Zuwanderer würden massiv gestärkt werden.

Das dritte Kriterium von Zuwanderung betrifft die Gesellschaft direkt und ist an die freiwillige Solidarität gebunden. Jede freiwillige Hilfsinitiative sollte demgemäß Flüchtlinge aufnehmen, versorgen oder ausbilden dürfen und sollte nicht auf langwierige Asylverfahren warten müssen, die Flüchtlinge zum Nichtstun verdonnern und in der Abschottung halten. Gleichzeitig müssten sich diese Initiativen jedoch selbst, etwa aus Spendenkampagnen, Patenschaften oder staatlichen Zuschussmodellen, finanzieren. Im Gegenzug für geleistete Hilfeleistungen könnten die Einheimischen berechtigterweise Integrationsanstrengungen einfordern und würden so erkennen, dass „die“ Fremden keine Unmenschen, sondern eine Bereicherung sind. Auch hier fände eine wirkliche Annäherung statt, die bei einer staatlichen Rundumbetreuung und Einquartierung lediglich inszeniert wird.

Die hayeksche Formel von der Integration über den Markt und die Eigenverantwortung der Individuen ist eine notwendige Bedingung für ein gedeihliches Zusammenwachsen. Darüber hinaus braucht aber gerade die liberale und offene Gesellschaft ein Mindestmaß an kulturellen Identifikations- und Integrationsangeboten – gerade für Zuwanderer und zukünftige Neubürger. Die röpkensche Formel von der Bindung an eine gemeinsame Wertebasis ist also die hinreichende Bedingung für ein gelingendes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Denn eine Gesellschaft wird nicht bloß über den Austausch anonymer Individuen am Markt zusammengehalten, sondern vor allem über die Akzeptanz grundlegender Grundwerte und -regeln – und diese Akzeptanz oder Adaption entscheidet wiederum über Erfolg oder Misserfolg bei Bildung, Arbeit und Integration. Integration heißt dabei natürlich nicht, dass Unterschiede „zu Tode integriert“ würden und alle Zuwanderer zu biertrinkenden Würstchenliebhabern zwangsgermanisiert würden, sondern dass es trotz aller Unterschiede ein auch emotional einendes Band in der Gesellschaft gibt, das stärker ist als die kulturellen Fliehkräfte an ihren Rändern.

Transkulturelle Leitkultur

Die europäischen Gesellschaften müssen für eine solche Neuausrichtung Abschied nehmen von einem Verständnis von Multikulti, nach dem unterschiedliche – auch vormoderne – Wertesysteme irgendwie nebeneinander sowie gleichbedeutend existieren können und eine Verwaltung der jeweiligen Gruppenunterschiede über sozialstaatliche Diversity-Betreuungsstellen möglich wäre. Ein solcher Kulturrelativismus verhindert, dass noch bestehende Probleme durch kulturellen Wandel den Potentialen, die sich ebenfalls aus Unterschieden ergeben, weichen können. Vielmehr verfestigen sich die Differenzen und Vorurteile. Denn Gleichgültigkeit bedeutet heute schlicht Desinteresse am jeweils anderen. Doch die Absage an das staatliche Konzept von Multikulti bedeutet keineswegs eine Absage an kulturelle Vielfalt als belebendes Element jeder fortschrittlichen Gesellschaft.

Der Politikwissenschaftler Bassam Tibi wollte mit seinem kontrovers diskutierten und oft missverstandenen Konzept der „Leitkultur“ untersuchen, wie in einer kulturell vielfältigen Gesellschaft Menschen aus unterschiedlichen Kulturen in einem durch geteilte Werte verbundenen Gemeinwesen zusammenleben können. Im Modell einer Multikulti-Gesellschaft hingegen gebe es laut Tibi keine verbindlichen Werte, sondern eine Zusammenballung von nebeneinander lebenden Menschen, also faktisch eine Ansammlung von ethnischen Ghettos. Ein solches Europa wäre ein Wert-neutrales „Wohngebiet“, ohne eigene Identität.1

So konstatiert Tibi: „Multikulturelle und kulturrelativistische Toleranz ist eine Form der Aufgabe eigener Werte, das heißt der Selbstaufgabe und in diesem Fall Aufgabe von Aufklärung und Freiheit.“ Worte, die zu einer Zeit, in der auf einmal alle Charlie sein wollen, hochaktuell klingen und die der Soziologe Francis Fukuyama in seinem Essay zur postmodernen Identitätspolitik zu bestätigen weiß: „Das alte multikulturelle Modell basierte auf Gruppenanerkennung und Gruppenrechten. Liberalismus kann letztlich nicht auf Gruppenrechten basieren […]. Es gibt keinen Grund, ein muslimisches Mädchen vor dem Gesetz anders zu behandeln als ein christliches oder jüdisches, was auch immer ihre Verwandten davon halten.“

Eine logische Antwort auf die Krise des Multikulti-Konzepts ist aber nicht etwa die Rückkehr zu einer vermeintlich monokulturellen Idylle, die vielen vorschwebt, die sich Tibis Leitkultur-Begriff voreilig zu eigen gemacht haben, oder eine Ablehnung des Islams, sondern ein Fortschreiten hin zur transkulturellen Gesellschaft. Auch wenn sich dieser Begriff erstmal stark nach staatlichem Management von Unterschieden anhört, beschreibt er etwas grundsätzlich anderes: Nicht das moderierende Nebeneinander von Menschen unterschiedlicher Kulturen mit bestimmten Sonderrechten, sondern die wirkliche Verschmelzung von Individuen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen unter Achtung einer gemeinsamen Wertebasis hält eine pluralistische Gesellschaft zusammen. Im Grunde genommen haben Kulturen sich in der Vergangenheit genau auf diese Art und Weise ausgetauscht und gewandelt.

Denn oft läuft die behauptete kulturelle Schere nicht primär zwischen den Kulturen, sondern quer durch sie hindurch. Um das zu verdeutlichen, hilft vielleicht ein zugegebenermaßen etwas hinkender und nichtsdestotrotz hilfreicher Vergleich: In diesem kann man sich Kulturen wie Reisegruppen vorstellen, die vor langer Zeit vom Pfad abgekommen sind, sich in der Wildnis verirrt und ein Lager aufgeschlagen haben. Nun weilen die Reisegruppen schon eine ganze Weile in ihren Lagern und es haben sich eingeschliffene Abläufe und Strukturen herausgebildet. Und dennoch: Jeden Abend beim Lagerfeuer beratschlagen die Reiseteilnehmer darüber, wie es weitergehen soll. Und wie es in jeder Reisegruppe nun mal so ist, gibt es hierüber erhebliche Meinungsunterschiede. So gibt es in jeder Reisegruppe grob vereinfacht zwei Pole: Zunächst einmal wären da diejenigen, die aufgrund der Ungewissheit anderer Wege und Routen den jetzigen Standort bewahren und geduldig auf Hilfe von oben warten wollen – in unserem Beispiel könnte das ein Rettungshubschrauber, in der übertragenen Realität Gott sein. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Reiseteilnehmer, die fortschreiten und andere Wege begehen wollen, in der Hoffnung, aus eigener Kraft der misslichen Lage zu entkommen und neue Horizonte zu entdecken.

Nun ergibt sich mit der Zeit Folgendes: In Reisegruppe A haben vor allem Vertreter der „Stehenbleiber“ das Zepter an sich gerissen, in Reisegruppe B hingegen bestimmen zunehmend die Vertreter der „Fortschreiter“ und beschließen, dass sich das Lager öffnen und die Reisenden auch andere Wege gehen sollten. Mitunter kommt es aber in dieser Reisegruppe zu langen und auszehrenden Verirrungsmärschen, sodass diejenigen, die das Lager gar nicht erst verlassen wollten, wieder an Zustimmung gewinnen. Das bedeutet: In jeder Kultur, so sie denn überhaupt so eingegrenzt wie in unserem sehr vereinfachten Beispiel definiert werden kann, schlummern die gleichen Probleme bzw. die gleichen Potentiale. Die Potentiale müssen „nur“ zur Entfaltung gebracht werden und das klappt am besten, wenn Reisende aus ihrem Lager auch ausbrechen und beispielsweise in eine andere Reisegruppe aufgenommen werden können. Keine der beiden Reisegruppen ist aufgrund ihres Genmaterials oder ihrer Herkunft besser, es haben bloß unterschiedliche Kräfte das Ruder bzw. die Reiseführung übernommen.

Übersetzt in die heutige Realität heißt das: Aufgabe eines aufgeklärten und liberalen Verständnisses von Kultur und Kulturdialog muss es also sein, auf der einen Seite Respekt vor den Riten und Gebräuchen einer fremden Kultur zu haben, gleichwohl aber immer denjenigen die Hand auszustrecken, die ihr Lager abbrechen und fortschreiten wollen, anstatt sich mit den Stehenbleibern zu arrangieren. Das bedeutet in der Gesamtschau für die europäischen Gesellschaften, dass weder der desintegrative Kulturrelativismus nach innen noch der bevormundende Universalismus nach außen die Herausforderungen eines multipolaren 21. Jahrhunderts meistern kann. Das ökonomische und politische System eines jeden souveränen Landes basiert auf seinen kulturellen Entwicklungsprozessen und Fundamenten. Gleichzeitig sind vor allem diejenigen Gesellschaften erfolgreich, die sich freiwillig und selbstbestimmt der Welt zuwenden und nicht abschotten. Jede Gesellschaft muss also selbst die Balance aus Selbstvergewisserung und Öffnung finden. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit können deshalb auch nicht von außen durch westliche Interventionspolitik aufgezwungen, sondern können nur intern von der jeweiligen Kultur angenommen werden.

Die kulturalistische Sichtweise hingegen behauptet, dass Menschen bestimmter Kulturen per se nicht fähig zum Fortschritt wären – sie sind gleichsam wie ein Computer durch ihre kulturelle DNS zur Rückständigkeit determiniert. Die relativistische Sichtweise verhindert durch ihre Weigerung, kulturelle Unterschieden zu bewerten, eine Diskussion darüber, was unter Fortschritt zu verstehen ist und welche liberalen Kräfte diesen in einer jeden Kultur initiieren können. Wer beispielsweise als westlicher Liberaler nicht nur bei Einheimischen, sondern auch bei Zuwanderern rückständiges und radikales Gedankengut öffentlich kritisiert, argumentiert nicht diskriminierend oder gar rassistisch, sondern im Gegenteil: konsequent humanistisch. Er nimmt die Zuwanderer nicht als vom Staat zu umsorgende Opfer oder als abzuwehrende Eindringlinge wahr, sondern nimmt sie als eigenverantwortliche neue Mitbürger ernst und misst sie an den gleichen Maßstäben wie alle anderen auch.

Wenn wir es angesichts eines höher werdenden Anteils von Menschen mit unterschiedlichen Migrationsgeschichten an der Gesamtbevölkerung nicht schaffen sollten, eine optimistische Vision mit einer gemeinsamen Identität und klaren Zuwanderungskriterien zu formulieren, ja, einen selbstbewussten Integrationspatriotismus zu leben und auch einzufordern, könnte es beim ersten Stottern des bis jetzt alles befriedenden Wohlstandmotors zu Verteilungskonflikten kommen, die allzu leicht von den Feinden der offenen Gesellschaft auf allen Seiten zu kulturellen Konflikten instrumentalisiert werden können.

Das bedeutet: Beide bisher dominierenden Denkweisen verhindern, dass die kulturellen Konflikte in multireligiösen und pluralistischen Gesellschaften minimiert werden (denn gelöst werden können sie nie!) und in einem verträglichen Rahmen bleiben: der Kulturalismus, weil er aus Überheblichkeit bestimmten Kulturen den Fortschritt abspricht, der Relativismus, weil er aus falsch verstandener Toleranz nicht mehr weiß, was überhaupt unter Fortschritt zu verstehen ist. Ein relativistischer Kulturbegriff steht einem fruchtbaren Austausch und friedvollen Zusammenwachsen unterschiedlicher Kulturen deshalb ebenso im Wege wie ein starrer – beides sollten Liberale im Blick behalten.

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Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Schön, dass dieser Text auch bei den Ruhrbaronen veröffentlicht wird.

Helmut Junge
Helmut Junge
8 Jahre zuvor

Nachdenkenswert!

Reinhard Matern
8 Jahre zuvor

Ich halte es – allerdings aus sprachlicher Sicht – für sehr schwierig, anzunehmen, dass sich 'Kultur' auf etwas anderes als auf alt-römische Äcker beziehen könnte. Dazu ein Essay von Mark Ammern: https://markammern.blogger.de/stories/2573379/

.. und 'Identität' auf etwas anderes, als auf z.B. industriell gefertigte Murmeln: Dazu ein Essay von Kathrina Talmi: http://kathrina-talmi.tumblr.com/post/74710652545/der-zweite-abschnitt-von-philosophische

Den Worten nach handelt es sich lediglich um Scheinprobleme.

Helmut Junge
Helmut Junge
8 Jahre zuvor

@Reinhard, meine Übersetzung in deinem sinne: die Bauern eines Dorfes müssen nicht alle die gleichen Pflanzen anbauen, aber die Wasserrechte, die Gewichtseinheiten usw. sollten für alle gelten. Aber den Preis für ihr Produkt können sie selber festlegen. (Liberalismus)

Reinhard Matern
8 Jahre zuvor

@ #4 Helmut: Liberalismus für alt-römische Bauern? Die setzten nicht nur auf zahlreiche lokale Gottheiten, damit überhaupt was wachsen konnte, sie waren bereits tot, als Liberalismen entstanden, übrigens wie ihre Sprache 😉

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Ich lese in dem Beitrag Einiges von und über Hayek, über Kollektivismus und Liberalismus, über Leitkultur und Multikulur, über Relativismus und………..

Mir fehlt -sozusagen als Einstieg in einen Diskurs- Grundlegendes aus der Sicht des Verfassers zur bzw. über die Kultur, also zudem bzw. über das, was Voraussetzung für eine Auseinandersetzung mit ihr -mit Kultur- im 21.Jhd.wäre. Dabei gehe ich davon aus, daß "Kultur", wie sie vom Verfasser verstanden ,definiert und erläutert werden würde, dann dem Wesen der Kultur gemäß widersprochen würde. Das wäre dann der m.E. wünschenswerte Beginn eines solchen Diskurses , mit dem zugleich klar gemacht würde, daß hier letztlich philosophiert wird und nicht über "richtig oder falsch"im Sinne eines naturwissenschaftlich-mathematischen Ergebnisses zu befinden ist.

Eine solche "einleitende " Betrachtung , die ganz allgmein beginnenden könnte mit Nachdenklichkeiten über " Wesen und Gestalten der Kultur", würde dann u.a. schon an ihrem Anfang zu einer Diskussion führen, wie sie im Beitrag -3-von R.Matern im ersten Absatz angedeutet wird. D.h., daß darüber nachzudenken ist und zu reden wäre,, daß das Wort Kultur zwar vom lateinischen colere stammt -bebauen, hegen, pflegen, veredeln-, aber das es jetzt und hier um das deutsche Wort Kultur in einem übertragenden Sinne geht. Und bereits die Interpretation einer solchen "übetragenen Sinnhaftigkeit" des Wortes Kultur würde, da bin ich mir sicher, zu kontroversen Debatten führen.

"Kultur und Gemeinschaft",

"Kultur als Überlieferung",

"seelische Triebkräfte menschlicher Kultur"
( – und die sind für mich "in Ost und West, in Nord und Süd" nicht so verschieden wie es auf den ersten Blick scheinen mag) ,

"Kulturtheorien" ,

das wären einige "Unterpunkte" in einem m.E. notwendigen "einleitenden" Diskurs über " Was ist Kultur". Und ohne daß darüber "einleitend" nachdenklich geschrieben wird, " hängen" die Einlassungen des Gastkommentators für mich zu sehr "in der Luft". Es sei denn, er setzt voraus daß jeder Leser seines Kommentars aus diesem zu erkennen vermag , und zwar widerspruchslos, auf welche Auffassung vom "Wesen der Kultur", vom "menschlichen Fundament aller Kultur" usw. die Einlassungen des Gastkommentators fußen.

Ich meine, solche von mir für wünschenswert gehaltenen und einleitend auszuführenden Grundsatzbetrachtungen " zum Wesen der Kultur" würden zwangsläuftig u.a. dazu führen müssen, auch über die letztendlich menschlich-subjektive Seite " jeder Kultur" nachzudenken und zu reden , was wiederum zu der Erkenntnis führen könnte,, daß alle weltweit existierenden Kulturformen relative sind. Diese Einsicht könnte "lehren", daß "unser (!)" Verständnis von Kultur" auf "unserem (!) Absolutheitsanspruch von der Personalität des des Menschen als einem eigenverantworltichen Individum begründet ist, als einem personalen Wesen, das sich allem Seienden "höchstpersönlich" stellt, allem Seienden "höchstpersönlich" begegnet und sich "höchstpersönlich" durch alles Seiende herausgefordert sieht, und dem kann der Menschen nur gerecht werden, wenn er dazu "die "Freiheit hat".
So könnte es dann gelingen, sich allmählich dem anzunähern , was hier gegenwartsbezogen problematisiert worden ist .Das könnte dann im Ergebnis die Einsicht befördern, daß eben nicht jedes begründbare Verständnis "vom Wesen der Kultur" mit der Folge einer Relativierung derselben kompatibel ist mit dem Verständnis " vom Wesen der Kultur" in Deutschland, in Europa, im sog. Westen , was letztendlich in seiner Folge die Zustimmung zu der für mich wesentlichen Aussage des Gastkommentators begründen würde -sh. seine Kritik an einem "relativistischen Kulturbegriff" ebenso wie an einem von ihm sog. "starren".

PS

1.
Ich gehe davon aus, daß ein solch grundsätzlicher Diskurs "über das Wesen von Kultur" quasi nebenbei klar machen würde, daß viele von denen, die , z.B. als Pegida-Anhänger, vorgeben, für "die christlich abendländische Kultur" zu streiten, dabei über alles mögliche streiten, nur nicht über "Kultur" im allgemeinen und über die sog. christlich abendländische im besonderen.

Wenn "subjektive Kultur" dem Bedürfnis des Menschen entspricht, in seiner personalen Freiheit über bloße Zwekmäßigkeitserwägungen die Welt im Miteinander der Menschen zu gestalten -im kleinen und im alltäglichen z.B. mittels seiner verbalen und nonverbalen Kommunikation-, dann empfinde ich z.B. das Verhalten vieler Pegidaisten als "Akte, als Aktionen einer Unkultur". Wenn dem widersprochen wird mit der Begründung, hier könnte nicht von "Unkultur" gesprochen werden, sondern "nur" von unzivilisiertem Verhalten, dann mag das zutreffend sein im Sinne der im deutschsprachigem Raum gängigen Unterscheidung von Kultur und Zivllisation, die bekanntlichl von den romanischen Völkern nicht geteilt wird.

2.
"Unsere" Kultur ist eine über Jahrhunderte gewachsen und ihr "Jetzt und Hier" ist ohne dieses geschichtliches Fundament und ohne sich steta dessen bewußt zu sein nicht zu erklären und nicht als permanter Schöpfungs- und Gestaltungsakt möglich,, aber eine lebendige Kultur, das Fortleben,das Überleben der Kultur in Deutschland, in Europa, im sog. Westen hängen letztendlich davon ab, ob und inwieweit der Einzelnen und die Gesellschaft bereit sind, sich selbst und allen anderen Menschen und Gesellschaften die Freiheit zuzugestehen, sich nicht nur damit auseinandersetzen zu müssen, was zweckmäßigerweise zu tun oder zu unterlassen ist, damit es dem einzelnen Menschen in größtmöglicher Zahl " wohl ergeht", sondern daß jedermann in realer Freiheit über diese Zweckmäßigkeitserwägungen hinaus schöpferisch tätig, werden kann, daß sich jedermann irrational verhalten kann, daß er in seinem Leben unterwegs sein darf auf der Suche nach etwas, was sich dem Rationalisten entzieht, was dieser für "nutzlos" oder gar für die Gesellschaft lästig und belastend halten mag.

Was ist mit der Kultur in Deutschland, wenn sie ihrem Wesen nach so verstanden wird wie ich sie verstehe?
Was ist mit der Kultur, die die Fremden mit nach Deutschland bringen, wenn sie ihrem Wesen nach so verstanden wird , richtiger wohl wenn sie so verstanden würde, wie ich sie verstehe?

Ich denke, wir haben Anlaß zu einer selbstkritischen Betrachtung der "Kultur in Deutschland, in Eurpa, im sog. Westen", die zwar auch, aber nicht in ihrem Kern zu tun hat mit Akten, mit Ritualen der sog. deutschen/eurpäischen Hochkultur und die in ihrem Wesenskern auch nicht davon abhängt, ob und inwieweit wir die der Kultur zuzurechnenden traditionellen Sitten und Gebräuchen in Deutschland, in deutschen Regionen, in Europa weiterhin hegen und pflegen, was ihre Bedeutung an sich nicht schmälert.
.
Diese selbstkritische und zugleich selbstbewußte Nachdenklichkeit über den Wesenskern unserer Kultur und über deren Bedingungen, würde nicht nur dem Selbstzweck dienen, sondern sie wäre zudem dem einem kritischen Dialog mit andern Kulturen, mit Menschen aus anderen Kulturen dienlich.

Reinhard Matern
8 Jahre zuvor

@ #6 Danke Walter. Ja, sieht man von der alt-römischen bäuerlichen Errungenschaft ab, in einer vorherigen neolithischen Veränderung, die zeitlich vielleicht gar nicht so revolutionär war, wie 'Revolution' nahlegen würde (ein archäologischer als anthropologischer Streitfall) ließen sich allenfalls Metaphern anführen, die sich historisch inzwischen verselbständigt haben. Der Ammern kümmerte sich in seinem verlinkten Essay vor allem um relativ aktuelle Fassungen. Ich glaube nicht, dass es auch nur eine gibt, die haltbar wäre, würde man fragen, worauf sie sich beziehen. Du, Walter, führst, falls ich Dich verstehe, einen 'permanten Schöpfungs- und Gestaltungsakt' an, den gibt es aber nicht nur unter Menschen, sondern auch bei anderen Tieren, vom Nestbau bis zum Walgesang, von Ameisenbauten bis zu rauen Dohlenschreien. Das Besondere von 'Kultur' war stets, dass sie den Menschen in Differenz zur 'Natur' zugesprochen wurde. Umgangssprachlich ist dies bis heute erhalten geblieben, doch dies klappt längst nicht mehr. Der alte, phänomenisch orientierte Naturbegriff ist restlos überholt. Gäbe es die statischen Naturgesetze nicht, wir müssten mit dem 19. Jhd. Vorlieb nehmen. Auch Menschen sind den Naturgesetzen ausgeliefert: wenn jemand stolpert, wie Ammern formuliert, fällt er der Schwerkraft nach wahrscheinlich nach zu Boden, steigt nicht zum Himmel auf. Aber genug. 'Kultur' zu haben, könnte, vorsichtig formuliert, eine der nachhaltigsten menschlichen Illusionen sein, die je gebildet wurden!

abraxasrgb
abraxasrgb
8 Jahre zuvor

@ Reinhard Matern
Frei nach Heinz von Förster sind es die prinzipiell unentscheidbaren Fragen, die philosophisch wirklich spannend sind. Die triviale – analytische – Antwort auf die Frage, ob 23687976956656565698906 restlos durch Zwei teilbar ist, ist recht langweilig 😉
Rechnen mit Wörtern (Pail Feyerabend) ist auch nur e i n e Methode …
Manche Fragen nach "Kultur" lassen sich meiner Meinung nach wirklich sehr gut soziobiologisch (er)klären. Damit ist das Thema "Natur vs. Kultur" anders gefasst und die begriffliche Dichotomie wird produktiv.

@all schöner Essay …

Reinhard Matern
8 Jahre zuvor

@ #8 abraxas
Langweilig würde 'Kultur', sobald sich das Wort nicht mehr exklusiv auf Menschen und ihre Werke bezieht. Die gesamte Geschichte der Metapher lebte von dieser Spiegelei. Über andere Tiere wissen wir noch zu wenig, insbesondere über deren Kommunikation und Lautäußerungen … Wir haben, kurz gefasst, keine Ahnung.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Oliver Kahn auf die Frage einer Reporterin, ob es bei ihm zuhause auch Tiere gibt: "Das einzige Tier in meinem Hause bin ich."

Helmut Junge
Helmut Junge
8 Jahre zuvor

@#5 Reinhard , die Preisgestaltung gerade bei Lebensmitteln war auch in der Antike nicht stabil.
wenn darüber auch nicht viel Dokumentarisches zu finden sein mag. Aber ich habe etwas darüber gefunden, das über inflationäre Preisentwicklungen spekuliert.
http://imperiumromanum.com/wirtschaft/wert/preise_index.htm
Demnach gab es schon damals einen Markt, der den Produzenten trotz Götterhimmel freie Preisgestaltung ermöglicht hat. (Das ist heute nicht anders)
Ob das mit dem Begriff "Liberalismus" in Verbindung gebracht werden kann, oder nur ein liberales Element der antiken Wirtschaft, kann und will ich nicht diskutieren.
Aber soviel steht ja nun fest. Der Begriff Kultur wird frei von seiner Herkunft heute in vielfältiger Weise benutzt.
Sehr häufig in der Archäologie, wo es um Tonscherben und Gebäudereste gehen kann, aber auch noch immer in der Landwirtschaft, wenn jemand "Kulturen" anlegt. Sogar der Begriff "Baumschule" erinnert schwach daran.
Im obigen Artikel verwendet der Autor den Begriff so, wie es auch Umgangssprach üblich ist, für menschliche, künstlich geschaffene Zivilisationsformen. Ich vermute, daß der Autor seine Position auch in diesem Sinne diskutiert wissen will. Das ist bisher aber leider noch nicht geschehen.

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

-7- R.Matern-,
-8-abraxasgbr

Ich wollte mit meinem wieder einmal zu lang geratenem Beitrag -6- keine Diskussion anzetteln, die sich z. B. auf kulturwissenschaftlichem Niveau mit dem "Wesen der Kultur" befaßt, u.a. in einem besonderen Kapitel auch mit "Natur und Kultur . Dazu bin ich nicht kompetent.

Beim Lesen des Gastkommentars habe ich mich lediglich dann und wann gefragt, was meint der Gastkommentator, wenn er hier von Kultur spricht, wie definiert er für sich das "Wesen der Kultur", welche Aspekte, welche Facetten , die "die Kultur" betreffen, sind für ihn dabei die wesentlichen, die ihn leitenden, welche sind für ihn unwesentlich, unwichtig.

Da ich keine Antwort auf diese meine "Grundsatz- Frage" dem Gastkommentar entnehmen konnte, fehlte mir die Basis, um mich detailliert und ggfls, konstruktiv kritisch mit dem Inhalt des Kommentars auseinander setzen zu können.

Dass ich in meinem Beitrag -6- dann weit über die Beschreibung dieses meines Dilemmas "hinausgeschossen" bin, mag damit zu tun haben, daß einschlägiges Nachdenken mir 'mal wieder klar gemacht hat, wie umfassend, wie vielschichtig, wie parzelliert das Feld ist, das Kultur heißt, wie unterschiedlich das Bild sein kann, das man sich mit Blick auf "dasselbe Feld Kultur" macht , weil die Standpunkte der Betrachter extrem von einandern entfernt sind, und wie schwierig , wie höchst problematisch es ist, auf diesem Feld eine hochpolitisch Debatte zu führen, die trotzdem geführt wird und wohl geführt werden muß.

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Nachtrag:

R.Matern -7-

Der letzte Satz in Deinem Beitrag,"………..Kultur….menschliche Illusion…." verdient wegen seiner Provokation ein Höchstmaß an Nachdenklichkeit und er ist zugleich eine Herausforderung an jeden kritischen Geist zum Diskurs.
Danke dafür.

Nehme ich diese Deine Vorlage an?
Ja, um darüber nachzudenken.

Nein, wenn es um den Einstieg in einen einschlägigen Diskurs geht; jedenfalls derzeit nicht -aus zeitlichen Gründen, aber auch deshalb nicht, weil das Nachdenken darüber bei mir bisher lediglich das Gefühl produziert hat, mich ggfls."auf schwankendem Boden" zu begeben.

Diesen schwankenden Boden zu betreten bedeutet ja letztendlich , sich dem Zweifel an der Einzigartigkeit des Menschseins in der belebten Natur auszusetzen Irgend jemand (?) hat 'mal irgend wann (?) sinngemäß gesagt, daß die Kultur d a s menschlichste aller menschlichen Produkte sei, das nur deshalb existiere , weil d e m M e n s c h , nicht dem Tier, das Streben nach dem Unendlichen, dem Unbegreiflichen , dem Irrationalen innewohnt und daß seine damit einhergende ihn quälende . aber eben auch beglückende Unruhe sich in alle dem manifestiert, was "man gemeinhin" menschliche Kultur, die Kultur des Menschen, die Kultur der Menschheit zu nennen pflegt.

R. Matern,
wenn ich mich als kath. Christ auf diesen "schwankenden Boden" begebe, dann nicht gefahrlos, aber auch nicht haltlos und nicht "wertfrei", sondern im dem Glauben (!!), daß der Mensch "in der Schöpfungsordnung" einen gottgewollten eigenständigen Wert besitzt, der ihn von aller anderen Kreatur unterscheidet.

Und damit habe ich dann doch noch das angefangen, was ich einleitend als von mir nicht hinreichend gekonnt und derzeit auch nicht gewollt umschrieben habe, nämlich einen Meinungsbeitrag in der Sache zu leisten zu der provokanten These , nach der " Kultur zu haben" ( nach der "Kultur ein nur dem Wesen des Menschen innewohnendes und ihn ausmachendes Element sei) nur eine Illusion des Menschen sein könnte, seine (des Menschen) größte.

Reinhard Matern
8 Jahre zuvor

@ #11 Helmut:

Ein Markt reicht hoffentlich nicht aus, um 'Liberalismus' zu deuten. Die verschiedenen Zeiten, die historisch zu vergleichen wären, sind viel zu weit entfernt, die gesellschaftlichen Verhältnisse viel zu different, um Projektionen wagen zu können.

Reinhard Matern
8 Jahre zuvor

@ #13 Walter:
Du bemühst Deinen "Glauben (!!)", um Kultur zu rechtfertigen? Wäre denn Kultur eine religiöse Angelegenheit, die sich aus dem Schöpfungsmythos ergibt? Und theologisch, oder gar religionswissenschaftlich? Wo bliebe zumindest der historisch kritische Zugang, auf den die christlichen Kirchen heute stolz sind? Und wo der vergleichend ethnologische? Auf sicherem Terrain bewegst Du Dich auch nicht, wenn Du in einen Glauben ausweichst.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Wo ich mich dann , von Rainhard (#7+9) angeregt, unvermeidlich frage, was Dohlen und Wale dazu sagen würden? Jetzt mal ganz offen gesprochen: könnte es nicht sein, und ich nehme dabei all meinen wissenschaftlichen Mut zusammen, dass sich hinter "abraxasrgb" nicht vielleicht die erste Dohle verbirgt, die hier schon länger postet.Eigentlich kommt man sogar ganz einfach drauf. Man muss abraxasrgb nur ganz schnell aussprechen, dann klingt es nach dem Krächzen einer? … Ja genau, Dohle! 🙂

P.S. Auch der, gerade im Ruhrgebiet, oft gehörte Satz „Mach dich vom Acker“ gibt für mich jetzt einen ganz neuen Sinn. (#3)

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

R.Matern -13-
1.
Ich habe a.) in meinem Beitrag -13- " nichts, aber auch nichts gerechtfertigt und b.) käme es mir konkret bezogen auf die Kultur gar nicht in den Sinn, die durch irgend etwas oder mit irgend etwas "zu rechtfertigen". Kultur bedarf sowenig einer Rechtfertigung wie die Existenz des Menschen.

2.
Es ist geht doch um etwas Anderes als um Rechtfertigung, wenn über das "Wesen" der Kultur nachgedacht wird und über das "Wesen des Menschen", über ihre Existenz und über deren "Ursprung".

3.
Ich habe nur als einen "kleinen Einstiegsversuch" in eine Diskussion über den letzten Satz in Deinen Beitrag -7- (……Kultur zu haben könnte…..) eine Frage aufgeworfen, die sich mir stellt und die ich nach wie vor für naheliegend halte. Wenn ich dabei meinen christlichen Glauben bemüht habe, dann doch nur deshalb, weil sich aus ihm -und für mich -, nicht für alle Menschen-primär die Auffassung von der Personalität des Menschen und seiner Einzigartigkeit in der Schöpfungsordnung ergibt und der diesem seinem Wesen, seiner Natur gemäß sich von anderer Kreatur unterscheidet, und dieser Unterschied sich manifestiert, indem der Menschen losgelöst und unabhängig von seiner Überlebensstrategie als Individuum und Gemeinschaftswesen jenseits jeglicher Zweckorientierung schöpferisch tätig wird. Wenn ich so den Ursprung und das Wesen jeglicher Kultur umschrieben habe als etwas " was den Menschen ausmacht" , und zwar nur den Menschen, dann lag es für mich nahe, den zitierten Satz "Kultur…Illusion…" kritisch zu hinterfragen.

4.
Ich habe zudem gar nicht, ganz und gar nicht Kultur als religiöse Angelegenheit und erstrecht nicht als eine "nur" religöse be- bzw. umschrieben. Ich kann mir nicht erklären, wie das meinem Beitrag entnommen werden kann.
Etwas ganz Anderes wäre es, wenn wir uns in einem weitergehenden kritschen Disput über Kultur einem besonderen Kapitel zu wenden würden, z.B. unter der Überschrift, den Übeschriften:
"Kultur und Religion, Kultur im Verständnis der sog.Weltregionen, Kultur in der Geschichte z.B . der römsich-katholischen Kirche. Das steht jetzt und hier nicht an.

5,

" …schwankender Boden……., sicherer Boden…."
Ich habe mit meiner diesbezüglichen Anmerkung doch nichts Anderes anklingen lassen als das von Dir, Reinhard, im letzten Satz mit den Worten Gesagte;…………..sicheres Terrain …auch nicht, wenn Du in einem Glauben ausweichst…".

Es gibt nicht viele Menschen, die dann, wenn sie eine bestimmte Auffassung mit Glaubensüberzeugungen begründen

-mit dem Glauben an die dem Menschen gemäß der Schöpfungsordnung ausmachende Einzigartigkeit unter allen Kreaturen und in deren Folge die Kultur als einzig dem Menschen mögliche schöpferische Tätigkeit verstehen-

sich nicht zugestehen, daß der Grund, daß der Boden, auf dem sie stehen, keineswegs ein "über alle Zweifel erhabener", ein unerschütterlicher ist, dh., " man" weiß doch darum, daß dann, wenn man sich unter Berufung auf " den Glauben an Gott" und daraus hergeleiteten Auffassungen in einer kritischen Diskussion z.B. über das "Wesen der Kultur" und damit letztlich über das "Wesen des Menschen" begibt, sich auf unsicherem Terrain bewegt.

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