Startschuss mit Genuss – die neue Spielzeit hat begonnen
Die Theaterferien sind zu Ende und unter dem Motto Kulturgenuss mit Format meldet sich das Theater Dortmund zurück aus der Sommerpause. Die Freude über die Produktionen der neuen Spielsaison ist bei allen sichtbar – die Highlights werden noch einmal vorgestellt. Die fünf Spartenleiter Jens-Daniel Herzog (Oper), Andreas Gruhn (Kinder- und Jugendtheater), Xin Peng Wang (Ballett), Kay Voges (Schauspielhaus) und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz begrüßen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters. Gemeinsam stimmt man sich auf die neue Spielzeit ein.
Die Laune ist gut, der Bühnenraum summt wie ein Bienenstock, hier und da gibt es herzliche Umarmungen – man hat sich über die Ferien länger nicht gesehen. An den gut gefüllten Sitzreihen ist unzweifelhaft zu erkennen, dass das Theater nicht nur kreativer Kunstraum ist, sondern auch ein großer Kunstbetrieb mit vielen Mitarbeitern ist. Der Dank der Spartenleiter ging zurecht an alle, „die hier an einem Strang ziehen, um Theater überhaupt möglich zu machen“. Ohne den fast unermüdlichen Einsatz „auf, vor und hinter der Bühne“ wäre Theater gar nicht denkbar – da sind sich alle einig.
Kay Voges bedankt sich ausdrücklich bei seinen „mutigen Regisseuren und Schauspielern“, mit denen er weiterhin „lange Wege gehen will“ und stellte gleich seine neuen Teammitglieder Wiebke Rüder (Regieassistenz), Robin Otterbein (Videopraktikant), Lisa Kerlin (KBB Schauspiel) und Mario Simon (Leiter Video) vor. Viele neue Mitarbeiter werden mit einem „Herzlich willkommen“ Lebkuchenherz in Dortmund begrüßt – von einigen, wie zum Beispiel Chorleiter Granville Walker und Orchestermanager Rainer Neumann muss sich das Theater und das Publikum leider verabschieden.
Das Resümee der Intendanten der vergangenen Spielzeit ist durchwegs positiv – sie blicken optimistisch und mit dem „notwendigen Rückenwind“, wie Opernintendant Jens-Daniel Herzog es formuliert, auf die neue Spielzeit. Die erhöhten Besucherzahlen und die gute Resonanz in den Medien und der Öffentlichkeit geben eine fundierte Grundlage für diesen Optimismus.
Oper als Volkskunst
Jens-Daniel Herzog will weiterhin alte und neue Strömungen im Programm des Opernhaus Dortmund verbinden. Bestes Beispiel für dieses Ziel ist das Musical Jesus Christ Superstar von Andrew Lloyd Webber mit Fernsehstar Alexander Klaws, der in der Rolle des Jesus zu sehen sein wird. Die Premiere ist 19.Oktober 2014. Die Erstaufführung der Jazz-Operette der 30er Jahre Roxy und ihr Wunderteam von Paul Abraham zeigt, dass Herzog weiter darauf setzt, dass Oper nicht elitär, sondern für alle da ist. Das Stück über glühende Fußballbegeisterung passt gut nach Dortmund und wird am 29. November 2014 erstmalig in Deutschland aufgeführt. In Zukunft soll das musikalische Crossover von Jazz und Oper noch vertieft werden – man kann auf mehr gespannt sein.
Die Reihe Kinoper wird fortgesetzt – die Oper soll in Zukunft als Programm- und Kulturkino noch stärker von Cineasten und Opernfreunden gleichermaßen wahrgenommen werden. Darüber hinaus wird es eine DJ-Live-Twitterparty geben – soll also niemand behaupten Oper wäre medial verstaubt. Das man im Trend der Zeit liegt, belegen demnächst auch die multimedialen Großbildschirme im Foyer der Oper, die die aktuellen Stücke in „Highend-Qualität“ zeigen werden.
Ein Höhepunkt der Spielzeit wird sicher Giuseppe Verdis Ein Maskenball (Un ballo in maschera) sein, mit dem die neue Opern-Spielzeit startet. Die Aufführung ist das Ergebnis der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Royal Opera House Covent Garden London, das bedeutendste Opernhaus in Goßbritannien. Premiere wird in Dortmund am 13. September 2014 gefeiert und wer einen Kulturbesuch auf der Insel machen will, kann das Stück bei der Premiere in London am 18. Dezember 2014 noch einmal ansehen.
Generalmusikdirektor Gabriel Feltz betont in Blick auf den Maskenball das „unglaubliche Potential“ des Orchesters – das sich zuletzt schon beim Tannhäuser gezeigt hatte. Mit Geschichten über das Heldenleben held_innen_leben geht er mit den Dortmunder Philharmonikern in die neue Spielzeit.
Ballett international
Internationale Kooperationen gibt es auch am Ballett, das unlängst nach Russland eingeladen wurde und als Gast zum Lappeenranta Tanzfestival in Finnland teilnehmen wird. Ballettdirektor Xin Peng Wang freut sich darüber, dass es aufgrund der zugesagten Landesmittel von 240.000 Euro nun auch in Dortmund, wie bereits in Arnheim, Zürich, München und Hamburg, möglich sein wird, mit der Gründung des NRW Juniorballett für die wichtige Nachwuchsförderung ewas tun zu können. Das neue Ensemble wird mit zwölf talentierten jungen Tänzerinnen und Tänzern an einem eigenen Repertoire arbeiten.
In der neuen Spielzeit wird es eine weitere Inszenierung eines literarischen Werkes im Ballett geben – Thomas Manns Zauberberg. Die Wahl des Stückes im Gedenkjahr „Hundert Jahre 1.Weltkrieg“ ist kein Zufall. Ganz bewusst hat er den Literatur-Klassiker gewählt, denn der Roman im zeitlichen Kontext des Jahr 2014 beschreibt intensiv die Stimmung der Gesellschaft, die von den Konflikten zu Beginn des 1. Weltkrieges bestimmt wird. Dass der Weg des Balletts – künstlerische Relevanz statt l’art pour l’art – der richtige Weg ist, hat Xin Peng Wang längst mit dem großen Erfolg des „Der Traum der Roten Kammer“ bewiesen. Die Rote Kammer wird wieder in der neuen Spielzeit aufgenommen, die Premiere des Zauberberg ist am 08. November 2014. Für den Ballettdirektor war die letzte Spielzeit die beste – die nächste Ballett-Saison könnte also durchaus die allerbeste werden.
Auch über die harten Fakten wurde gesprochen – Geld. Geschäftsführerin Bettina Pesch ist zufrieden, dass bei über 650 Vorstellungen ein ausgeglichener Haushalt erreicht wurde und die Sparten sogar über Plan liegen. Die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten am Theater können weitergehen und die veraltete Bühnentechnik wird wie geplant aufgerüstet. Diese guten Nachrichten liessen die angespannte Haushaltslage der Stadt Dortmund fast vergessen.
Neuer Standort Kinder- und Jugendtheater
Die finanziellen Mittel kommen auch dem Nachwuchs zugute. Das ist vernünftig, will man doch auch in Zukunft die Zuschauerreihen füllen, statt über Theaterschliessungen nachdenken zu müssen. Der Etat für die theaterpädagogische Arbeit des Kinder- und Jugendtheaters steigt auch mit Hilfe von Stiftern und Sponsoren um 50 % an. Das Ziel von KJT-Chef Andreas Gruhn, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben, wird durch die Junge Bühne Westfalen gestärkt. Er sieht das Bekenntnis zum Kinder- und Jugendtheater und zur Kinderoper als starkes Zeichen für Dortmund an. Die Junge Bühne Westfalen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu Opern- und Schauspielhaus gebaut werden wird, macht gute Fortschritte und soll 2019 fertig sein. Im Dezember werden die Ergebnisse des Architekturwettbewerbes dem Rat vorgestellt.
Labor Schauspielhaus
Schauspieldirektor Kay Voges beginnt seine 4. Spielzeit in Dortmund und sieht die Feststellung von Theaterkritiker Stefan Keim „das Schauspielhaus Dortmund ist das führende deutschsprachige Theaterlabor“, als das richtige Credo für die neue Spielzeit. Dass alle Theaterleute an einem Strang ziehen, betont auch er noch einmal – die Sparten tragen sich gegenseitig mit, auch wenn einmal etwas „in die Luft fliegt“ oder ein Versuch scheitert. All zuviel ist bei Voges allerdings bisher nicht gescheitert – im Gegenteil. Das Fest wurde 2013 für den Theaterpreis „Der Faust“ nominiert und seine Operninszenierung Tannhäuser fand nicht nur in der Presse große Anerkennung, sondern bekam neben ein paar unvermeindlichen Buhrufen frenetischen Applaus vom Publikum.
Die gute Mischung aus ernsten Stoffen, mutigen Inszenierungen und genreübergreifenden Aufführungen wird es auch in der neuen Spielzeit geben. Voges inszeniert in bewährter Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Daniel Hengst Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller. Bekannt ist das Stück vielen durch die großartige Verfilmung von Volker Schlöndorff mit Dustin Hoffmann. Die Premiere des Theaterstückes ist am 18.Oktober 2014.
Das Schauspiel Dortmund setzt auch weiterhin auf die Einbindung von Musik, neben der Fortsetzung der beliebten Konzertreihe Small beast von und mit Paul Wallfisch wird Regisseur Andreas Beck zu Beginn des neuen Jahres mit Häuptling Abendwind und Die Kassierer eine Punk-Operette inszenieren. Nicht zuletzt weil die Kassierer neben Punk auch Country, Jazz und Volksmusik machen, wird die Premiere am 24. Januar 2015 sicher einige musikalische Überraschungen bieten.
Auf die neue Spielzeit und die Ergebnisse der fünf kreativen Theaterlabore kann man sich also freuen. Die Herstellung neuer Stoffe, die Kombinationen ungewöhnlicher Stoffgemische und erstaunliche Reaktionen – langweilig wird es bestimmt nicht. Und manches Laborergebnis wird hoffentlich wieder, wie in der letzten Theaterspielzeit, im allerbesten Sinne explosiv sein.
Himmel! Alexander Klaws…
Wieso Himmel? Jesus Christ Superstar ist ein Musical und Alexander Klaws ist ein professionell ausgebildeter Musicalkünstler. Auch wenn man Musical per se nicht mag – mit Klaws wurde ein Profi ausgewählt, der auch schon von Roman Polanski für „Tanz der Vampire“ engagiert wurde, in „Der Schuh des Manitu“ spielt und die Hauptrolle im „Tarzan“ in einem der größten Musical-Häuser (Neue Flora in Hamburg) hat.
Ich werde mir das Musical nur wegen Alexander Klaws anschauen und von HH nach Dortmund fahren,ich freue mich schon sehr darauf!!! 😉