Die Ruhrbühnen, ein Zusammenschluss der Schauspielhäuser im Ruhrgebiet, haben ihre Solidarität mit den Theatern in Berlin erklärt.
Berlin muss sparen. Bis auf die Sicherheit bleibt kein Bereich verschont. Die Koalition aus CDU und SPD wird alleine im Bildungsbereich von 5,5 Milliarden 350 Millionen einsparen. Eine Menge Geld, aber prozentual deutlich weniger als bei der Kultur: Der Etat von 1,1 Milliarden wird um 130 Millionen schrumpfen. Berlin muss drei Milliarden einsparen. Und Berlin ist überall, wenn nicht heute, dann in wenigen Monaten.
Kein Wunder, dass die Ruhrbühnen an die Seite ihrer Kollegen in Berlin treten und erklären, dass sie solidarisch an der Seite der „Berliner Theater und aller Kulturschaffenden in Deutschland“ stehen. Sie wissen, dass sie als Nächste dran sein könnten.
Nur mit der Begründung hätten sich die Sprecher der Ruhrbühnen, Olaf Kröck, der Intendant der Ruhrfestspiele, und Julia Wissert, die Intendantin des Schauspielhauses Dortmund, etwas mehr Mühe geben können: „Theater und Kultur sind systemrelevant“, erklärt Julia Wissert. „Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche bieten sie den notwendigen Raum für Reflexion, Debatte und Zusammenhalt. Ein Abbau der kulturellen Infrastruktur ist ein Abbau an gesellschaftlicher Substanz.“ Und Olaf Kröck sagt: „Teilhabe an Kultur formt die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung und die Vorstellungskraft für eine bessere Zukunft. Wer Kultur streicht, nimmt einer Gesellschaft die Chance auf Weiterentwicklung. Es ist unsere Pflicht, für diese Werte einzutreten und uns gemeinsam gegen die drohenden Einschnitte zu stellen.“
Nirgendwo in Deutschland gibt es im Verhältnis zur Einwohnerzahl so viele Theater wie im Osten. Ein Nest wie Bautzen mit gerade einmal 38.000 Einwohnern hat eine eigene Bühne mit 717 Vorstellungen im Jahr. Bei der Landtagswahl im September wählten 35,9 Prozent der Bautzener AfD, 11,5 Prozent BSW und Linke 2,5 Prozent. Die demokratischen Parteien schnitten schlecht ab: CDU 33,0 Prozent, SPD 5,6 Prozent, Grüne 2,9 Prozent und FDP 0,6 Prozent.
Nun gut, der Osten und vor allem Thüringen sind für die Demokratie und den Westen verloren. Die heutige Entwicklung zeichnete sich seit den 90er Jahren ab.
Und im Westen? Tragen die Theater dazu bei, eine „Vorstellungskraft für eine bessere Zukunft“ zu entwickeln? In Dortmund ganz sicher nicht, wo es Julia Wissert nach Recherchen der WAZ und der Süddeutschen gelang, das Publikum aus ihrem Theater zu treiben. 2,3 Millionen von 84,4 Millionen gehen regelmäßig in ein Theater oder eine Oper. Wie das „in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche“ ein „Raum für Reflexion“ sein kann, bleibt schleierhaft, denn der Raum ist leer. Die subventionierte Kultur erreicht die Menschen nicht, täte sie es, würde sie von ihrem Publikum finanziert werden und nicht vom Staat. Der öffentlich geförderte Teil des Kulturmarktes macht mit gut 16 Milliarden Euro Etat nicht einmal zehn Prozent des Umsatzes der Kultur- und Kreativwirtschaft aus, der 2021, damals steckte das Land noch in der Corona-Pandemie, nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bei 175,4 Milliarden Euro lag.
Es ist dieser Bereich der Kultur, der Anstoß zu Debatten geben kann, die Menschen dazu bewegt, sich zu hinterfragen und sie auf neue Ideen bringt. Und er existiert unabhängig von staatlicher Förderung, sonst wäre er auch nicht so erfolgreich.