Kunst aus Ghana im Dortmunder U

In my fathers House Foto: Darko Lizenz: Copyright

Die Ausstellung „EFIE: The Museum as Home“ zeigt ab dem 10. Dezember im Dortmunder U historische und zeitgenössische Kunst aus Ghana: Zu sehen sind Videoarbeiten sowie multimediale Installationen von Afroscope, Diego Araúja, Rita Mawuena Benissan, Kwasi Darko, Kuukua Eshun, Na Chainkua Reindorf, Studio Nyali sowie El Anatsui.

Diese Arbeiten zeitgenössischer Künstler werden in Verbindung gebracht mit historischen Artefakten, Leihgaben aus deutschen Museen. Die Ausstellung erweitert das traditionelle Verständnis von „Museum“, hinterfragt althergebrachte Präsentationsformen und bietet neue Perspektiven – auf die Kunst, aber auch auf die Realität, der sie entstammen. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Kunsthistorikerin, Autorin und Filmemacherin Nana Oforiatta Ayim.
„EFIE“ bedeutet in den Akan-Sprachen „Zuhause“ oder „Heim“. Die Ausstellung stellt die Frage, wie ein Museum zu einem passenden Zuhause für die gezeigten Kunstwerke werden kann. Die so genannten enzyklopädischen Museen europäischer Tradition basieren u.a. auf der Behauptung, dass die Kulturgüter dort objektiv und wertneutral präsentiert würden. Tatsächlich konservieren sie eine subjektive, meist nationale, in jedem Fall rein europäische Perspektive auf die Welt – aber mit universellem Anspruch.

Für das Dortmunder U entwickelte der Architekt DK Osseo Asare eine modulare Bambusstruktur in der Ausstellungsfläche, die „Fufuzela“. Sie beherbergt die Kunstwerke und verbindet sie miteinander. „Was wäre das Museum, wenn wir uns es neu vorstellen könnten, nicht als etwas außerhalb von uns, sondern als Teil von uns; eine Widerspiegelung der vielen verschiedenen Pluralismen, die uns ausmachen, die uns durch die Kultur unserer Vergangenheit und unserer Gegenwart einen Blick in die Zukunft geben; nicht nur von einer Sichtweise, sondern von so vielen wie möglich?“, fragt die Kuratorin Nana Oforiatta Ayim.
Die Arbeiten von Afroscope, Kwasi Darko and Diego Araúja untersuchen die Möglichkeiten von Museen abseits tradierter Vorstellungen und Standards. Kuukua Eshun, Na Chainkua Reindorf und Rita Mawuena Benissan arbeiten mit einer Vorstellung des Museums nicht als Raum, sondern als Verkörperung verschiedener kultureller Identitäten. Studio Nyali präsentiert eine Idee von Museen als eine Heimstatt, als einen Schutzraum, der Objekte auch vor kolonialer Zerstörung bewahren würde. El Anatsui schließlich, der Meister der ghanaischen Kunst, richtet sich in seinem Werk an die nächste Generationen.

Neben den Werken der zeitgenössischen Künstler zeigt die Ausstellung historische Artefakte, die aus dem Gebiet des heutigen Ghana stammen und sich in Sammlungen deutscher Museen befinden. Die Ausstellung im Dortmunder U macht darauf aufmerksam, dass diese Objekte zumeist ihrem ursprünglichen Kontext entrissen worden sind.

Nana Oforiatta Ayim ist Kuratorin des gefeierten ghanaischen Pavillons auf der Biennale in Venedig 2019 sowie Gründerin und Direktorin des ANO Institute of Arts & Knowledge. Das ANO arbeitet daran, pan-afrikanische Perspektiven durch Ausstellungen, Stipendien, den Aufbau von Institutionen sowie durch die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften und Regierungen aus aller Welt zu etablieren. Sie ist Vorstandsmitglied der Vereinigung der Museen und Kulturerbe-Stätten Ghanas. Ayim ist in Deutschland geboren und lebt heute in Ghana.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
2 Jahre zuvor

"Die so genannten enzyklopädischen Museen europäischer Tradition basieren u.a. auf der Behauptung, dass die Kulturgüter dort objektiv und wertneutral präsentiert würden."
Dieses Selbstverständnis der Museen wurde in den 80'ern beerdigt. Es gibt mit einiger Sicherheit noch Zombie-Museen die in dieser Tradition stehen, aber in der Allgemeinheit ist dieser Vorwurf heute nicht mehr haltbar.

Eine Antwort auf die Frage, ob die Konzeption der Kuratorin aufgeht, traut sich der Autor nicht zu. Stattdessen soll die Herkunft der Kuratorin als Qualitätsmerkmal dienen.

Werbung