Wenn die Verödung schon unsere Innenstädte hart trifft, leiden die Vorstädte erst recht. Was für Geschäftsviertel gilt, gilt erst recht für den Kulturbereich. Von unserem Gastautor Helmut Junge.
Bevorzugte Treffpunkte waren halt früher immer die Kneipen. Doch Kneipen sterben. Sie sterben zwar schon länger, aber seit dem Rauchverbot hat sich der Prozess beschleunigt. Das war zu erwarten und die Ruhrbarone berichteten schon 2012 über Proteste gegen das Rauchverbot. Die Erziehung der deutschen Bevölkerung zu Nichtrauchern hat uns viele soziale, aber auch kulturelle Kontakte gekostet. Auch Buchhandlungen, eine andere Form von Treffpunkt, kapitulieren, wenn auch aus anderen Gründen. Schulen werden geschlossen, und die Schüler und Schülerinnen müssen andere Schulen aufsuchen. Gewachsene Gemeinschaften zerbrechen.
Der Oberhausener Stadtteil Buschhausen ist alt. Er ist sogar älter als die Stadt Oberhausen. Die Schule an der Lindnerstraße wurde vor 164 Jahren von Prämonstratenser Priestern der Abtei im benachbarten Hamborn gegründet. Und das sogar 15 Jahre bevor Oberhausen die Stadtrechte erhielt. Damals gab es noch keine einzige Zeche im ganzen Ruhrgebiet. Tatsächlich keine einzige. Die Zechen gibt es längst nicht mehr. Kinos in den Vorstädten auch nicht. Doch Buschhausen hat seit Jahrzehnten ein eigenes kleines kulturelles Angebot auf privater Initiative. Mütter des Kindergartens an der Skagerakstraße haben 1985 eine Theatergruppe gegründet und für ihre Kinder Märchen aufgeführt. Heute spielt bereits die dritte Generation der „Mütter im Kostüm“, kurz MIK-Theater. Sie sind beliebt und haben es einmal sogar bis in das ARD-Wunschkonzert mit Max Schautzer und Dagmar Berghoff geschafft.
Vera Baumeister war seit der zweiten Generation der Theatermütter dabei. Jetzt, als Oma, möchte sie etwas ganz Besonderes mit einem breiten Angebot an Kultur machen. Sie hat sich ein Ladenlokal gemietet, in dem Veranstaltungen und Kurse stattfinden. Menschen können sich treffen, Tee oder Kaffee trinken, Schmuck und Kunstausstellungen finden dort statt. Vera hat sich mit „Allerlei Frickelei“ zur diesjährigen Veranstaltung „Kunstlicht“ angemeldet. „Kunstlicht“ ist der Name für den „Tag der offenen Ateliers in Oberhausen“. An diesem Tag zeigen Oberhausener Künstler ab 17 Uhr bis open-end ihre Werke interessierten Besuchern. Veras Ladenlokal liegt sehr günstig, direkt gegenüber der erwähnten Lindnerschule und einer großen Esso-Tankstelle, direkt an einem Kinderspielplatz. Die Bushaltestelle der Linien 94, 97, 955, 935 an der Westmarkstraße ist fast direkt vor der Tür.
Ich unterstütze aus dem unmittelbar benachbarten Duisburg Veras Initiative und habe für diesen Abend bei Vera einen kleinen Raum gemietet und werde dort ein paar meiner Bilder ausstellen. „Allerlei Frickelei“ Lindnerstraße 223 in 46149 Oberhausen.