Kunstsammlung NRW als Bühne für Antisemitismus? „Kunstfreiheit ist kein Freifahrtschein für Israelhass“

Yvonne Gebauer Foto (Ausschnitt): Raimond Spekking Lizenz: CC BY-SA 4.0


Unsere Gastautorin Yvonne Gebauer ist kulturpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen und fordert aus Anlass der Nominierung von Hajra Waheed für „K21 Global Art“, dass  der  brutale Terrorakt der Hamas am 7.Oktober 2023 auch bei der Preisverleihung  der Kunstsammlung NRW keine Bühne erhalten darf, um als ein „Act of Resistance“ umgedeutet zu werden. 

Vor wenigen Tagen äußerte sich die US-amerikanische Philosophin Judith Butler in Paris öffentlich zum Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober 2023: „Man kann für oder gegen bewaffneten Widerstand sein, man kann für oder gegen Hamas sein, aber lasst es uns wenigstens bewaffneten Widerstand nennen. Dann können wir debattieren, ob wir es richtig finden oder nicht, ob sie das Richtige getan haben; ob es die richtige Strategie war.“

Machen wir uns nichts vor: Was die Ikone der Gendertheorie ihrem Publikum als bewaffneten Widerstand verkauft, ist keine verbale Entgleisung, sondern eine bewusste Täter-Opfer-Umkehr samt schlichter Verharmlosung des Terrors der radikal-islamischen Hamas. Äußerungen wie diese sind auch deshalb so gefährlich, weil sie ein Narrativ bedienen, das Antisemiten weltweit als Rechtfertigung für ihren Judenhass dient. Dass Butler die Antisemitismus-Vorwürfe mit dem Verweis auf ihre jüdischen Wurzeln von sich weist, spielt für den Wirkungsgrad ihrer Äußerungen keine Rolle.

Gemeinsam mit Judith Butler unterzeichnete die kanadische Künstlerin Hajra Waheed am 19. Oktober 2023, also nur wenige Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, einen „Offenen Brief der Kunstszene an Kulturorganisationen“, in dem es heißt, es gäbe „zahlreiche Beweise dafür, dass wir Zeugen eines Völkermords sind, bei dem das ohnehin prekäre Leben der Palästinenser als unwürdig erachtet wird.“ Der Brief enthält zudem die Forderung nach einem „Waffenstillstand“, der einer Kapitulation Israels und der Aufgabe der Geiseln gleichgekommen wäre.

Damit hat der aus Teilen der internationalen Kulturszene heraus geführte Kampf gegen Israel Nordrhein-Westfalen erreicht. Harja Waheed ist nämlich für den Kunstpreis „K21 Global Art Award“ nominiert worden.

Ein klares Bekenntnis zu den Werten unserer Gesellschaft und zur Sicherheit Israels ist unverrückbar und gilt auch für den Kulturbereich. Kultur war, ist und bleibt die Lebensader einer Gesellschaft.

Verantwortung und Haltung sind jedoch zwingende Voraussetzungen einer staatlich geförderten Institution wie der Kunstsammlung NRW, wenn es um die Prämierung von Kulturschaffenden oder der Besetzung von Jurys geht. Man darf erwarten, dass die Kunstsammlung NRW unserer Gesellschaft mit einem ethisch einwandfreien Anspruch und Dienst gerecht wird.

Das bedeutet auch, dass die weiteren Jurymitglieder, die offensichtlich kein Problem damit haben, mit Oluremi C. Onabanjo und Omar Kholeif als Mitunterzeichner des 2021 veröffentlichten „Letter Against Apartheid“ in einer Runde zu sitzen, sich hätten distanzieren müssen. Die schweigende Mitwisserschaft dieser Kunstexpertinnen und Kunstexperten erinnert leider an den lauten Applaus auf der Berlinale. Spätestens nach den verheerenden Ereignissen in Berlin hätten bei allen Beteiligten die Alarmglocken schrillen müssen.

Die Vorgänge von Direktion, Freundeskreis und Jury der Kunstsammlung NRW torpedieren leider jedweden Grundkonsens darüber, dass jüdisches Leben in Deutschland schützenswert ist.

Es steht außer Frage, dass Kulturschaffende und Kultureinrichtungen wie die Kunstsammlung NRW unabhängig von Einflussnahme im Kunstfeld agieren können und sollen. Dem gegenüber steht jedoch das Recht auf ein geschütztes jüdisches Leben in unserem Bundesland. Wenn schwere Genozidvorwürfe gegenüber Israel mehrfach mit einer Unterschrift kundgetan werden, dann ist die Frage berechtigt, warum das Land NRW Fördergelder für Künstlerinnen und Künstler, die Preisverleihung und den Kunstankauf leisten soll.  Eine Förderung von Künstlerinnen und Künstlern, die gezielt gegen den Staat Israel agitieren, konterkariert auch den hohen moralischen Anspruch mancher Kulturschaffender, die nicht selten um das Anprangern gesellschaftlicher Missstände verlegen sind. Dadurch besteht die Gefahr, dass jüdische Künstlerinnen und Künstler von einem fairen, gleichberechtigten Wettbewerb in der Kunst ausgeschlossen werden.

Man muss sich die Frage stellen: Wie viele Skandale braucht es noch? Erst die documenta, dann die Berlinale, zwischendurch die Hamburger Deichtorhallen und nun vor der Haustür unseres Landesparlaments unterlaufen Kulturschaffende unsere Werte- und Rechtsordnung mit staatlich finanzieller Unterstützung. Wir Freie Demokraten im Landtag NRW fordern deshalb: Der brutale und jenseits jedweder Zivilisation heimtückische Terrorakt der Hamas am 7.Oktober 2023 darf auch bei der Preisverleihung  der Kunstsammlung NRW keine Bühne erhalten, um als ein „Act of Resistance“ umgedeutet zu werden.

Gesetzlich garantierte und staatliche geförderte Kunstfreiheit ist kein Freifahrtschein für extremistische Ausfälle, sondern bedarf Haltung und Verantwortung. Israelhass und Antisemitismus unwidersprochen zu dulden, ist für die Kunstsammlung NRW als einen der prominentesten Ausstellungsräume des Landes untragbar und erfordert Konsequenzen.

Mehr zu dem Thema:

NRW: Kunstpreis als Belohnung für den Kampf gegen Israel?

 

 

 

 

 

 

 

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