Nach einem Bericht der Welt am Sonntag hat die Landesregierung das Aus für Labkultur beschlossen. Das ECCE-Projekt fällt den Einsparungen im Kulturbereich zum Opfer.
Das Land NRW will in seinem kleinen Kulturhaushalt sparen. CDU und FDP hatten ihn seit 2005 verdoppelt, nun wir gestrichen:. Nach einem Berucht der Welt am Sonntag muss Kulturministerin Ute Schäfer 12 Millionen Euro einsparen. Wo sie das genau machen wird, steht noch nicht im Detail fest, aber eines ist bereits sicher:
Konkrete Projekte will sie noch nicht benennen – nur das Internet-Portal 2010LAB.TV, das jährlich mit rund 600.000 Euro unterstützt wurde, wird dem Rotstift sicher zum Opfer fallen.
Damit endet ein Projekt, dass wir von Beginn an kritisch begleitet haben. Und auch jetzt gibt es keinen Grund, etwas von dieser Kritik zurückzunehmen. Das Lab war eine Totgeburt. Den Machern ist es mit den Steuermillionen, die ihnen zur Verfügung standen, nie gelungen, ein relevantes Medium zu etablieren. Dabei wäre das bei den Themen – Medien und Kreativwirtschaft – nicht allzu schwer gewesen.
Allerdings hatte keiner der Verantwortlichen daran ein echtes Interesse. Man verließ sich darauf, ein wenig Hofberichterstattung zu betreiben und ging davon aus, dass das genügen würde, um den Geldfluss sicher zu stellen. Das öffentliche Geld war eine Beute, die man im Freundeskreis aufteilte.
Die erste version wurde von der Agentur von Gorny-Kumpel Boros programmiert: Ein schwerfälliges Flash-Monstrum, miserabel strukturiert. Leser-Führung? So etwas war noch nicht einmal im Ansatz vorhanden. Und auch was man mit der Seite inhaltlich anfangen wollte, war kaum bedacht worden. Man gab sich hip und machte sich doch nur lächerlich.
Dabei wäre es gar nicht so schwer gewesen, aus dem Lab ein gutes Medium zu machen. Themen gab es genug: In den drei Lab-Jahren ist viel passiert: Krise der Printmedien, Streit um Urheberrechte, der Siegeszug der E-Books, eine zunehmend kritische und kontroverse Diskussion über Gentrifizierung, ein radikaler Wandel der Games-Industrie hin zu mobilen Anwendungen, ein Preisverfall im Bereich der 3D-Drucker, das Aufkommen von Journalismussoftware, die prekären Arbeitsbedingungen in der Kreativwirtschaft – kaum etwas davon wurde im Lab ausgiebig und mit Tiefe diskutiert. Risiken und Chancen für eine vielfältige Branche – beim Lab interessierte sich niemand dafür. Nachrichten aus der Branche, die überall beliebten Personalmeldungen? Fehlanzeige. Autistisch zog man seine Nummer durch, die Texte changierten zwischen PR-Lobhudelei und verschwurbelten Soziologengeschreibsel.
Service? Was ist die KSK? Wie kommt man darein? Was muss man bei der Steuer beachten? Welche Geschäftsmodelle funktionieren, welche nicht? Wie gewinnt und hält man Kunden? Fragen, die jeden Freiberufler existenzielle berühren – dem Lab waren sie egal.
Die Diskussion über die Umbrüche in der Kreativwirtschaft, aktuellen Nachrichten und Service wären drei Säulen gewesen, die dem Lab hätten eine Bedeutung verleihen können. Ab und an noch einmal ein Gastautor und aus dem Projekt hätte etwas werden können. Geld genug war da, aber niemand der das journalistische Gespür hatte, ein relevantes Medium aufzubauen.
Mal schauen, vielleicht finden die Lab-Macher ja noch ein paar Dumme, die für das Land einspringen: Den RVR, die Städte, die EU – dann kann weiter Geld verbrannt und Chancen vertan werden.