Läuft der BVB schon wieder in die ‚Maulhelden‘-Falle?

Marco Reus (rechts). Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

In der Vergangenheit sind dem BVB vollmundige Vorankündigungen zu Saisonbeginn selten gut bekommen. Insbesondere auch in den letzten drei Spielzeiten konnte der Klub den Ankündigungen eines Angriffs auf die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga keine Entsprechenden Taten folgen lassen. Dieses Missverhältnis kostete unter anderem Ex-Coach Lucien Favre, der diese Vorankündigungen einer angestrebten Meisterschaft offenbar nach außen nicht mittragen wollte, im vergangenen Herbst den Job. Edin Terzic rettete in der Folgezeit, was noch zu retten war, konnte mit dem Sieg im DFB-Pokal sogar noch ein unerwartetes Ausrufezeichen setzen.

Jetzt, wo gerade erst die Mission von Coach Marco Rose begonnen hat, tapst der Verein trotz allem schon wieder in die gleiche ‚Maulhelden‘-Falle, wie es scheint.

Die bisherige Saisonvorbereitung läuft bei den Schwarzgelben nicht rund. Einem mageren 2:0-Sieg gegen die Amateure aus Gießen zum Auftakt folgte ein enttäuschendes 1:3 gegen Bundesligaaufsteiger VfL Bochum und am Wochenende ein schwaches 0:2 gegen den spanischen Erstligisten aus Bilbao. Klar, die Aufstellung der Dortmunder ähnelte bislang stets noch einer Mischung aus Spielern aus der zweiten und dritten Reihe, ergänzt mit einigen Profis. Und doch mahnt der unrunde Start Coach Rose und seine Schützlinge doch eher zur Vorsicht und etwas Demut.

Da verwundern die offensiven Worte von BVB-Kapitän Marco Reus, die dieser im Trainingslager in der Schweiz in einem Pressegespräch gewählt hat, schon. Ohne Not ging Reus verbal in die Offensive und machte recht vollmundige Ankündigungen, die unter anderem der Kicker sofort und gerne aufgriff und für die Fußballnation multiplizierte.

„Wir wollen mehr“ lautet dort die Kernaussage von Reus, der kein Fan der Borussen widersprechen würde. Das Zauberwort für die Borussia laute in der neuen Spielzeit Konstanz. „Da hatten wir große Probleme in der ganzen Saison“, erklärte Reus. Auch dies für sich genommen eigentlich keine sensationelle Neuigkeit.

Jedem Beobachter wird aufgefallen sein, dass die ein Kernproblem der Dortmunder war und ist. Auch hier im Blog haben wir darüber in der Vergangenheit schon häufig diskutiert. Enteilte ein Konkurrent dem BVB, war dies regelmäßig unerwarteten Ausrutschern der Westfalen gegen vermeintliche Underdogs zuzuschreiben. Ein Ärgernis, das BVB-Fans schon seit Jahren umtreibt.

Auch in schlechten Spielen Punkte einzufahren, müsse sich das Team draufpacken. Noch besser wäre: gut spielen und viel punkten. „Das Ende der letzten Saison ist der Maßstab“, heißt es weiter im Kicker. Äußerungen, die im Fußballtalk von Sport1 wohl direkt eine Einzahlung ins legendäre Phrasenschwein zur Folge gehabt hätten.

„Wir wollen mehr. Nochmal nach Berlin wäre nicht schlecht“, wird Reus weiter zitiert, der sich dann doch wieder zu einer Art Kampfansage an die zuletzt turmhoch überlegenen Bayern hinreißen ließ:

„Am Ende führt kein Weg an Bayern vorbei. Es muss viel zusammenkommen, aber das Potenzial ist da. Wir müssen es über eine Saison hinweg zeigen. Du brauchst auch Glück in gewissen Spielen, das erarbeitest du dir mit Leidenschaft, mit Herz – das, was die Fans sehen wollen.“

Viele Worthülsen und Phrasen, die eigentlich wenig Neues beinhalten. Mit angekündigten Angriffen auf den FC Bayern München haben die Schwarzgelben zuletzt aber regelmäßig schlechte Erfahrungen gemacht.

Weniger reden und mehr zeigen, wäre für den BVB dieser Tage, insbesondere der noch mauen Ergebnisse in der laufenden Vorbereitung, wohl die klügere Strategie gewesen. Ein Blick in die Reaktionen auf die Aussagen von Reus zeigt das. Statt Aufbruchsstimmung und Zuversicht verbreitete diese Pressekonferenz mit einer unglücklichen Aneinanderreihung von Nichtigkeiten und Ankündigungen bei den Fans viel Häme und Skepsis.

Manchmal ist Schweigen eben doch klüger. Zuerst sollten entsprechende Taten solche Sprüche unterfüttern. So läuft der BVB-Kapitän nur unnötig Gefahr sein Team in die altbekannte ‚Maulhelden‘-Falle zu führen, denn vom Reden alleine ist noch keiner Deutscher Meister geworden.

 

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thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

Mich interessiert was anderes. gestern war in der ARD-Sportschau ein Beitrag, der sich mit dem Minilohn für Maxiarbeit bei den Jugendtrainern der großen Klubs beschäftigte. Es wurden allerdings nur zwei Klubs genannt. Das Bayern und der FCA. Bei beiden Vereinen Wirtschaftsliberalismus und Ausbeutung pur, Manchesterkapitalismus hätte man früher gesagt. Da wundert es nicht, dass es bei den jüngeren Mannschaften des DFB international nicht so gut aus sieht, meinte der Bericht. Auch bei "meiner" SGE fand im Nachwuchsbereich zuletzt ein häufiger Wechsel statt. Verwundert hat mich da, dass man für teuer Geld, sprich Millionen, Nachwuchs von ganz weit weg holt. Auch wenn man diesen später für viel Geld verkaufen kann, ist`s kurzsichtig. Sinnvoller und möglicherweise auch preiswerter scheint mir zu sein, den Nachwuchs in der näheren Umgebung oder wenigstens hierzulande zu suchen, zu finden und auszubilden. Dieses nicht ganz einfache Unternehmen braucht m.E gut bezahlte Scouts und Trainer. Haalands und Lewandowskis, etc sollten doch auch bei uns zu finden sein. Von den möglichen Lorbeeren auf internationaler Ebene nicht zu reden.
Wie agiert der BVB auf diesem Gebiet?

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

@Robin Das wird so sein, wie du schreibst. Aber dass ihnen die Jugend und deren nicht nur sportliche Entwicklung so wenig wert ist, finde ich dennoch ziemlich daneben.Zu mal es sich doch so auszahlen kann, wenn man ordentlich fördert.Und was die Bauern angeht, so hörte und las man doch oftmals, dass die besonders gut mit ihren Angestellten umgingen. Gilt wohl nicht für die unteren Gehaltsklassen, wenn man da überhaupt von Gehalt sprechen kann. Immerhin, so ließ der Verein die ARD schriftlich wissen, dass man sich bessern wolle.

Werntreu Golmeran
Werntreu Golmeran
3 Jahre zuvor

Hallo Herr Patzwaldt,

ich freue mich schon auf Ihren nächsten Artikel.

Aki Watzke:

"…die Clubs sollen am Ende das schwächste Glied in der Nahrungsmittelkette sein, also, das geht beim besten Willen auch nicht."

Unsymphtaischer geht nicht mehr.

https://www.kicker.de/das-geht-beim-besten-willen-nicht-watzke-weist-kritik-nach-olympia-aus-zurueck-866701/video

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[…] des FC Bayern um die deutsche Meisterschaft in Schlagdistanz an der Tabellenspitze halten, werden Marco Reus & Co. um einen erfolgreichen Auftritt am elften Spieltag nicht herumkommen. Denn eine […]

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