Das Album ist längst, was kaum eines wirklich schafft, es ist Kult: “Opus Dei” mit Songs wie “Life is Life”, 1987 auf dem Mute-Label veröffentlicht, wird nun nach 26 Jahren endlich remastered und auf Vinyl und CD neu veröffentlicht. Und: Laibach, das slowenische Künstler-Kollektiv, gehen auf Opus Dei- Europa-Tour und kommen natürlich ins Ruhrgebiet und natürlich in die Christuskirche, es wird ihr fünfter Auftritt in dem kubisch bilderlosen Sakralraum werden. Auf dem Programm:
Tracks des legendären Albums, die Laibach zum ersten Mal seit vielen Jahren überhaupt wieder aufführen wird, dazu einige der wichtigsten Songs aus dem Laibach-Katalog, die “Opus Dei” vorausgingen, sowie ein paar Überraschungen, sprich: neues Material. Erwartbar ist bei Laibach wie immer nur das Unerwartete. Als die Slowenen 2015 zwei Konzerte im nordkoreanischen Pjöngjang spielten – als erste westliche Popband überhaupt – und es schafften, kleine Risse in die steinerne Mimik des Publikums zu zaubern, als bröckelte Porzellan aus dem Gesicht des Funktionärs, mussten amerikanische Late-Night-Talker ihrem Publikum erst mal erklären, wo Slowenien liegt “und was der bedeutendste Kultur-Export dieses winzigen Landes so treibt”, wie Honke Rambow schreibt:
“Verstanden haben sie es nicht. Und das ist, was LAIBACH seit 40 Jahren zu einer der bemerkenswertesten Pop-Phänomene überhaupt macht: das kalkulierte Missverständnis. Sie wurden für faschistoid gehalten, für ironisch, und selbst eingeschworene Fans glauben bis heute, sie seien eine Industrial-Band. Nichts davon ist LAIBACH. Keine Band, sondern ein Kollektiv, das immer aus vier Personen besteht, die die Namen Eber, Keller, Dachauer und Saliger tragen, egal welche Mitglieder gerade aktiv sind. LAIBACH ist die Keimzelle der Neuen Slowenischen Kunst NSK, eines Großkollektivs, das bildende Kunst, Grafikdesign, Architektur, Film und Theater macht, über eine eigene philosophische Abteilung und den virtuellen NSK-State in Time verfügt.
In den Anfangstagen spielten LAIBACH einen brachialen Industrial, doch genauso arbeiteten sie auf dem Album ‘Jesus Christ Superstars’ mit Heavy-Metal, widmeten sich auf ‘Kapital’ dem Drum’n’Bass und HipHop, komponierten mit dem Titelsong des Films ‘Iron Sky’ den schönsten Bond-Song seit Tina Turners ‘Golden Eye’ und ließen die Coverversion von ‘Across The Universe’ von den Beatles von einem Frauenchor einsingen.”
Soweit Honke Rambow. “Opus Dei” ist Laibachs drittes Studioalbum, als sie es 1987 erst-veröffentlichten, war die Band im damaligen Jugoslawien bereits zensiert und verboten, hatte sich dann auf die “Occupied Europe Tour” begeben, war als Statist in Kubricks Full Metal Jacket aufgetreten, hatte eine Peel Session für die BBC aufgenommen und in Michael Clarks No Fire Escape from Hell gespielt. Mit “Wir sind das Volk”, einem Musical nach Heiner Müller (1929 -1995), waren Laibach 2022 ua in der Christuskirche Bochum, kürzlich gab das Künstlr-Kollektiv bekannt, es würden diplomatische Verhandlungen mit Teheran laufen über eine Aufführung von “Alamut”, einem symphonischen Originalwerk, das in Zusammenarbeit mit iranischen Komponisten und Interpreten komponiert wurde. Und: Noch im April 2024 werden Laibach ihre Musik zu einer neuen Theaterproduktion von Bertolt Brechts “Die heilige Johanna der Schlachthöfe” von ErosAntEros aufführen, die im Emilia Romagna Teatro in Bologna und im POLIS Teatro Festival in Ravenna aufgeführt werden.
Der Text am Ende, das ist Winston Churchill am 4. Juni 1940 vor dem britischen Unterhaus: “We shall fight on the seas and oceans, we shall fight with growing confidence and growing strength in the air, we shall defend our island, whatever the cost may be, we shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“
Opus Dei, the band’s first album for Mute, was mixed by Rico Conning (Wire, Pere Ubu, Swans, William Orbit) and the band’s classic Laibachian interpretations of Opus’ ‘Live Is Life’ (here presented in English as ‘Opus Dei’ and in German as ‘Leben heisst Leben’) and Queen’s ‘One Vision’ (reworked as ‘Geburt Einer Nation’) soon saw them emerge from the shadows as they garnered support from the likes of MTV and ITV’s The Chart Show. This mainstream spotlight, coupled with memorable features in the music press, opened up opportunities for the Slovenian collective that included their first world tour. Performances from the tour from London’s Queen Elizabeth Hall, San Francisco, Berlin, Paris and “somewhere in Europe” make up the second CD of the expanded remastered edition.
A redesigned cover (further refining the original’s artwork), plus an extensive booklet with photographs, artwork inspired by the German anti-fascist visual artist John Heartfield, and new sleeve notes by the cultural theorist and author Alexei Monroe make this an essential edition of the band’s third studio album.
Das Album erscheint am 10. Mai 2024. Am 10. Mai 1940 hatte die deutsche Wehrmacht seine westlichen Nachbarn – die Niederlande, Belgien, Luxenburg, Frankreich – überfallen, in London wurde Churchill zum Pemieminister ernannt.
Laibach – Opus Dei Tour
Sonntag 20.10.2024 um 20:00 Uhr
Christuskirche Bochum
Platz des europäischen Versprechens
44787 Bochum