Was macht eigentlich NRW-Medienstaatsekretär Marc Jan Eumann? Und wie geht es weiter mit ihm? Das wollte der FDP-Landtagsabgeordnete Thomas Nückel wissen und stellte eine kleine Anfrage. Die Landesregierung antwortete knapp und nichtssagend.
Marc Jan Eumann ist der einzige Prominente Sozialdemokrat der im Verdacht steht, bei seiner Doktorarbeit zu schummeln. Die TU Dortmund TU Dortmund hat das Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels eingeleitet – das war im Juli. Bald wird klar, wie das Verfahren ausgeht – der NRW-Medienstaatssekretär hat angekündigt gegen die Aberkennung seines Doktortitels zu klagen. Thomas Nückel (MdL/FDP) hat beim Land mal nachgefragt wie es um Eumann bestellt ist:
1. Wie beurteilt die Landesregierung die Frage, ob Medienstaatssekretär Eumann vor dem Hintergrund des aktuell laufenden Aberkennungsverfahrens hinsichtlich seines Doktortitels und der damit verbundenen öffentlichen Diskussion seine Tätigkeit für das Land noch hinreichend ausüben kann?
Die Amtsgeschäfte werden weiterhin in vollem Umfang ausgeübt.
2. Inwieweit würde die Landesregierung es für angemessen halten, dass Medienstaatssekretär Eumann sein Amt während des laufenden Verfahrens ruhen lässt?
Vgl. Antwort zu Frage 1.
Die Landesregierung hat keine Veranlassung zu weitergehenden Erwägungen.
3. Welche Konsequenzen wird die Landesregierung im Falle der Aberkennung des Doktortitels von Medienstaatssekretär Eumann ziehen?
Die Landesregierung äußert sich nicht zu einem laufenden Verfahren.
4. Inwieweit stimmen die Gerüchte über einen möglichen Wechsel des Medienstaatssekretärs Eumann nach Brüssel?
Die Gerüchte entbehren jeglicher Grundlage.
5. Was unternimmt die Landesregierung, um die Vorwürfe, die Promotion des Medienstaatssekretärs Eumann stehe in Verbindung mit der Vergabe von Fördermitteln an das Institut für Journalistik der TU Dortmund, endgültig auszuräumen?
Die Landesregierung hat hierzu in der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien am 17. Januar 2013 ausführlich Stellung bezogen. Die dort gemachten Ausführungen bedürfen keiner Ergänzung.
Mal schauen, was in den nächsten Wochen noch so alles passiert.
Das Land sagt nix, und eigentlich kann man in der gegenwärtigen Phase auch nicht viel anderes erwarten. Die Universität mag inzwischen aber auch nix mehr zu der Angelegenheit Eumann sagen, und das ist nach einer anfangs geradezu demonstrativ beflissenen Pressearbeit der TU doch bemerkenswert.
Wer trotzdem wissen will, wie die Dinge in der Angelegenheit Eumann stehen, kann das nachlesen. In Causa Schavan hat RA Bongartz jetzt eine detaillierte Würdigung des bisherigen Verfahrens der Universität vorgelegt: Juristisch, aber auch für Nichtjuristen verständlich. Demnach verweigert die Pressestelle der TU Dortmund nicht ohne Grund jede weitere Auskunft. Denn mit ihrem Verfahren nach „festgeschriebenen internen Verfahrensregeln“ hat sich die Hochschule wohl heillos verrannt
Nachdem das Land eine halbe Ewigkeit gebraucht hat, um ihrer Staatssekretärin Zülfiye Kaykin den Laufpass zu geben, wundert es nicht, dass sie genauso Krampfhaft an ihrem Medienstaatssekretär festhält. Eumann scheint für Kraft so etwas wie Mamis Liebling zu sein und für den Fall, dass sie ihn eventuell auch wird abschießen müssen, gibt es ja auch schon einen Plan B mit einem lukrativen Job irgendwo in Europa.
@Simone G.
Was das Verhalten der Hochschule angeht, sehe ich zwei ganz krasse Unterschiede zum Fall Schavan. Der eine ist der ominöse Geldfluss für Forschungszwecke auf der einen und der Verleihung des Doktortitels an Eumann auf der anderen Seite. Natürlich ist dieser Zusammenhang noch nicht bewiesen, aber es gibt einige sehr seltsame Indizien, die ein Nachharken und Recherchieren der Medien geradezu nötig machen. Es liegt nicht nur der Verdacht nahe, Eumann könnte seinen Doktortitel durch Mogeln erschlichen haben. Es steht auch der Verdacht im Raum, die TU Dortmund verteilt nach Gutdünken akademische Titel an Politiker, um so an Fördergelder zu gelangen.
Eumann wird man eventuell den Doktortitel entziehen können, aber wie soll man in Zukunft mit der TU Dortmund umgehen, sollte sich der Zusammenhang zwischen Fördergeldern und Doktortitel nicht aus der Welt räumen lassen?
Natürlich sind das auch nur Spekulationen, die so etwas wie den worst case als schlechtesten anzunehmenden Fall beschreiben.
Was diese Vermutung allerdngis nährt – und damit komme ich zu dem zweiten großen Unterschied zur Causa Schavan – ist der Versuch seitens des für die Verleihung des Doktortitels mitverantwortlichen Wissenschaftlers Professor Ulrich Pätzold, das Urteil, zu dem der Untersuchungsausschuss der TU irgendwann einmal kommen muss, vorwegzunehmen.
„Dieses Mal verrennt sich die Meute“. Mit einer solchen Dreistigkeit ist in keinem der bislang bekannt gewordenen Plagiatsfälle einer der beteiligten Personen im Vorfeld der Prüfungen an die Öffentlichkeit gegangen. Was will Pätzold, der ja unstrittig in die Verleihung des Titels involviert ist, damit erreichen?
Das, was er bislang erreicht hat, ist eine Irritation mehr, denn jetzt stehen Aussage gegen Aussage, nämlich die des Doktorvaters Professor Horst Pöttker, der behauptet, nie etwas von Eumanns Magisterarbeit gewusst zu haben und die von Pätzold, der das Gegenteil behauptet. Auch um diesem Widerspruch aufzulösen, sind meines Erachtens die Medien gefragt, denn die TU wird uns da nicht weiter helfen können.
@Stefan
Habt ihr eigentlich schon einmal daran gedacht, dem ZDF ein paar Fragen bezüglich deren Berichterstattung zu stellen? ich könnte mir das ungefähr so vorstellen:
An das ZDF, Mainz
Sehr geehrter Intendant Thomas Bellut, sehr geehrte Damen und Herren des ZDF Fernsehrates.
In den letzten zwei Jahren haben in den deutschen Medien immer wieder Plagiatsfälle namhafter Politiker für Schlagzeilen gesorgt und in fast allen Fällen hat das ZDF bereits im Vorfeld, sprich nach Bekanntwerden der Vorwürfe, über die Zusammenhänge berichtet. Auffällig ist allerdings die Zurückhaltung des ZDF bezüglich der Berichterstattung über die gegen den NRW-Medienstaatsekretär Mark Jan Eumann erhobenen Plagiatsvorwürfe, der nebenbei auch Mitglied des ZDF Fernsehrates ist.
Ihre Zurückhaltung irritiert und deshalb wir würden uns freuen, wenn Sie uns diesbezüglich folgende Fragen beantworten würden.
1. Warum berichtete das ZDF in den Fällen zu Guttenberg, Schavan, Koch-Mehrin und jüngst auch im Fall Lammers bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der gegen diese Personen erhobenen Plagiatsvorwürfe, nicht aber im Fall des Jan Marc Eumann?
2. Der Fall Nikolaus Brender/Roland Koch, aber auch die Versuche des ehemaligen CSU Pressesprechers Hans Michael Strepp haben gezeigt, wie Politiker auf die Berichterstattung des ZDF Einfluss nehmen wollen. Kann die zurückhaltende Berichterstattung des ZDF über die Plagiatsvorwürfe gegen Eumann unter Umständen damit zusammen hängen, dass der Medienstaatssekretär im Fernsehrat des ZDF sitzt und derzeit direkten Einfluss auf die Sendeanstalt, konkret auf eine Berichterstattung über die gegen ihn erhobenen Plagiatsvorwürfe, ausübt?
3. Können Sie sich vorstellen, dass die Zurückhaltung des ZDF in der Berichterstattung über Jan Marc Eumann bei Fernsehzuschauern und Gebührenzahlern den Eindruck erweckt, dass die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten in ihrer politischen Berichterstattung nicht so unabhängig erscheinen, wie sie es nach Außen kommunizieren?
4. Können Sie sich vorstellen, dass Bürger, die mit ihren Rundfunk- und Fernsehgebühren ihre Medienanstalt finanzieren und die an die Unabhängigkeit der politischen Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten glauben wollen, den Anspruch erheben, dass auch über Ereignisse, die Mitglieder des ZDF Fersehrates betreffen, zeitnah und detailliert berichtet wird?
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen wollen, unsere Fragen zu beantworten
Mit freundlichen Grüßen…