Als in den vergangenen Wochen die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, von einem Fettnapf in den nächsten taumelte und ihre Partei dabei parallel in den Umfragen abstürzten, profitierte Kanzlerkandidat Armin Laschet davon, dass er gefühlt fast nichts tat.
Viele Beobachter vermissten beim scheidenden NRW-Ministerpräsidenten ein eigenes Profil und Aktionen, die ihn als nächsten Kanzler dieses Landes empfehlen würden. Laschets Position im Wahlkampf verbesserte sich über Wochen schon alleine dadurch, dass er keine wesentlichen Fehler machte und die Füße weitestgehend stillhielt. Die Fehler, die machten schon die anderen.
Es war klar, dass diese Situation und Position nicht für den kompletten Bundestags-Wahlkampf 2021 reichen würde. Immer wieder wurde daher nach einer Rückkehr zur inhaltlichen, politischen Auseinandersetzung gerufen. Dies wäre auch dringend geboten, schließlich wird die kommende Bundesregierung Herausforderungen meistern müssen, wie es sie lange schon nicht mehr gab. Die Folgen der Pandemie, die globale Klimakrise, die sich in unserer Gesellschaft ausweitenden Gräben zwischen Arm und Reich, die fortschreitende Digitalisierung, die Staatsverschuldung usw..
Die Aufgaben sind gigantisch groß und herausfordernd. Doch statt sich über die Lösungen für die Zukunft zu unterhalten, mit den bestgeeignetsten Lösungswegen zu beschäftigen, ging es um persönliche Verfehlungen der Kandidaten, ein Problem, dass sie seit #Laschetlacht an diesem Wochenende noch einmal vergrößert hat. Wo ist nur der Inhalt in diesem Wahlkampf geblieben?
Seinen Auftritt in der von der Flut am schlimmsten betroffenen Region am Samstag hatte sich Armin Laschen wohl irgendwie anders vorgestellt. Da reist er, gemeinsam mit dem Bundespräsidenten, in die Krisenregion um vor Ort den Menschen Trost zuzusprechen und Hilfe zu versprechen, und dann wird ein scheinbar belangloser Moment im Hintergrund des eigentlichen Geschehens zum alles überstrahlenden Mittelpunkt der Berichterstattung.
Sicherlich, für einen Politikprofi war das Verhalten Laschets total ungeschickt. Direkt hinter dem Bundespräsidenten stehend, hätte der Kanzlerkandidat von CDU und CSU wissen, oder zumindest erahnen können, dass er dort ‚Gefahr‘ läuft im Bild der TV-Kameras präsent zu sein. Sich ausgerechnet dort hinzustellen und dann mit weiteren Anwesenden scheinbar ausgelassen herumzuscherzen und kurzzeitig lauthals zu lachen, während eigentlich Trauer und Betroffenheit angesagt gewesen wären, war dumm. Natürlich wirkt es total deplatziert und irritierend, was Laschet da gemacht hat.
Verurteilen kann man ihn für sein Lachen aber grundsätzlich nicht, höchstens seinen politischen Instinkt hinterfragen. Denn, seien wir einmal ehrlich: Daraus jetzt abzuleiten Laschet sei ein übler ‚Schauspieler‘, der seine Trauer und Betroffenheit nur vorgetäuscht habe, wie ich vielerorts lesen musste, ist schlicht blödsinnig.
Wer zum Beispiel einmal auf einer Beerdigung war, der wird bestätigen können, dass auch dort am Rande häufig auffällig gescherzt und sogar lauthals gelacht wird. Alleine schon, um die missliche Situation etwas zu entkrampfen und mit der schwierigen Situation irgendwie besser umgehen zu können. Das ist nur menschlich. Und wenn Laschet am Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag quasi ganztägig mit Leid und Schrecken konfrontiert war, warum soll es ihm nicht auch einmal kurz gegönnt werden am Rande einer langen, ernsten Veranstaltung, mit viel Trauer konfrontiert, kurz einmal zu lachen und sich durch einen Scherz etwas zu entlasten. Darin ist nichts Schlimmes zu erkennen. Ungeschickt ja, aber längst kein Drama. Also, kommt mal wieder runter!
Genau so wenig wie die Geschehnisse rund um Baerbock bei einer näheren Überprüfung so dramatisch waren, wie sie von einigen gemacht wurden, sind es jetzt die Laschet vorgeworfenen Dinge. In beiden Fällen wird vom politischen Gegner schlicht versucht maximalen Nutzen aus einem Fauxpas des anderen zu schlagen.
Das ist mir zu billig, um daraus eine der wichtigsten politischen Entscheidungen der vergangenen Jahre abzuleiten. Es wird höchste Zeit, dass wieder mehr über politische Inhalte gestritten wird, denn die sind viel wichtiger als persönliche Ungeschicklichkeiten. Nur interessieren die großen politischen Fragen, im Vergleich zu persönlichem Fehlverhalten, offenbar vergleichsweise wenige Zeitgenossen. Das ist sehr schade!
Laschets Auftritte seit mind. einem Jahr sind doch eine Serie von Pleiten, Pech und Unvermögen.
– Fehleinschätzungen bei Corona. Erst letzten Freitag wurde in wichtigen Bereichen gelockert, obwohl die Zahlen in den NL explodierten. Die persönlichen und finanziellen Schäden von #laschetdenktnach usw. sind enorm.
– Der Umgang mit Maaßen
– Die Besetzung des Rundfunkrats
– Die Ideen zum Versammlungsrecht
– Die Aussagen zur Wissenschaft mit Verweis auf die AFD
– Das Verhalten während der Flutkatastrophe
— Wegen so einem Tag ändert man nicht die Politik“
– Die Aussagen zum Klimawandel
Das ist nur ein Gedächtnisprotokoll der letzten Wochen.
Hat die CDU wirklich kein anderes Personal zu bieten, dass zumindest inhaltslose Politik verkaufen kann und nicht mit jedem 3. Satz ins Fettnäpfchen greift.
Ich hoffe sehr stark, dass Laschet kein Kanzler wird und auch nicht wiedergewählt wird.
Dieses Gefühl hatte ich bisher noch nie bei einem der Kandidaten der wählbaren Parteien.
Ich fühlte mich politisch bisher aus dem Bereich CDU/FDP ganz gut vertreten. Aktuell ist es für mich undenkbar eine der beiden Parteien zu wählen.
Ich finde das was Herr laschet gemacht hat nicht so schlimm wie das was die SPD gemacht hat. Wahlkampf zu machen ist unterste Schublade. Ich werde nicht mehr diese Partei wählen
Es sieht halt doof wenn der Laschet da lacht. Aber Kühnert und co. sollten vielleicht leise sein, nach dem Anschlag in Barcelona ist Eva Högl das gleiche passiert. Damals hat Kühnert nicht Högls Character kritisiert.
@ke
#1
"Hat die CDU wirklich kein anderes Personal zu bieten, dass zumindest inhaltslose Politik verkaufen kann und nicht mit jedem 3. Satz ins Fettnäpfchen greift."
Doch, das Personal ist da. Es ist auch von der Basis gefordert. Aber die Delegierten-Apparatschiks mögen es gerne kuschelig und gemütlich. Und so durfte Armin der Kleine als Enkel von Karl dem Großen mit seinem "Weiter so!" den Laden übernehmen. Honeckers Rache kommt wahrscheinlich vor Lachen nicht in den Schlaf.
Die CDU ist halt das Schalke 04 der deutschen Politik: Ohne Abstieg keine Reformfähigkeit.
"…Verurteilen kann man ihn für sein Lachen aber grundsätzlich nicht,…"
Es geht nicht um "…verurteilen…", es geht um beurteilen – Beurteilung einer Situation, einer Person, eines Kandidaten.
Jemand ist Kanzlerkandidat (wichtiges Amt wird angestrebt), er steht in nächster Nähe des Bundespräsidenten, der gerade spricht, er weiß, dass er im Bild erscheinen kann (Hintergrund). Der Kanzlerkandidat steht genau dort (hinter dem Bundespräs.), weil er eben (medienwirksam) auf dieses Bild will (in diesem Film vorkommen will). Er steht da nicht zufällig. Er weiß, zu welchem Thema der Bundespräsident spricht. Er (dieser Kanzlerkandidat) ist medienerfahren, hat Berater. Er ist mit Onkel Erwin oder Vetter Günther, die bei einem traurigen Anlass flaxten, nicht zu vergleichen.
Nach meiner Beurteilung wird der Kanzlerkandidat den Ansprüchen des von ihm angestrebten Amtes nicht gerecht. Meine Wählerstimme bekommt er nicht.
@5: "Meine Wählerstimme bekommt er nicht." Meine auch nicht. Aber nicht, weil er sich ungeschickt verhalten hat, sondern aufgrund seiner unsozialen Politik, die er seit Jahren macht bzw. vertritt.
Was habt ihr eigentlich gegen den? Er hat
-seinen Lebenslauf nicht geschönt
-seinen Einkünfte und Tätigkeiten rechtzeitig gemeldet
-keine Stipendien unrechtmäßig bezogen
-nicht die geistige Arbeit anderer als seine ausgegeben
Die Cum Ex Affäre hat er auch nicht verschlafen, er starrt nicht wie hypnotisiert auf sog. Inzidenzen, daher scheint er der am wenigsten schlechte der drei Kandidaten zu sein.
Laschet, vom Querdenker "ccarlton" beworben – wer sollte jetzt noch jemand anderen als Laschet wählen?
Während der König der ebenso langatmigen wie inhaltsleeren Reden eine Worthülse an die andere reiht, stehen Laschet und andere geschätzte zwanzig Meter weit weg und unterhalten sich. Dabei lachen einige, u.A. Laschet. Na und? Eine Hochzeit, auf der niemand weint, und eine Beerdigung, auf der niemand lacht, das kann nichts sein. Die Kritik ist so dermaßen bigott, daß ich schon fast versucht bin, Laschet aus Trotz zu wählen. Das erinnert stark an den OV einer Partei in Berlin, die den Models das "anlaßlose Lächeln" auf Werbeplakaten verbieten wollte. Wir dürfen uns nicht über unser politisches Personal beklagen, wenn noch die menschlichste aller Regungen zum Auftakt medialer Vernichtungskampagnen genutzt werden. Die Vorsitzende der Grünen NRW*In erinnerte stark an eine evangelische Pfarrerin mit extrem hohen Moralinwerten aus Salem, als sie sich über Laschets mangelnde Empathie beklagte.
Sch****deutschland, was bist Du spießig geworden.
#8:
Sie möchten das Deutschland von einer Person regiert wird, die nicht einmal in der Lage ist ihren Lebenslauf zu führen? Bzw deren gesamtes Umfeld das nicht für sie erledigt, bevor sie Kandidatin wird?
@ ccarlton
geben Sie den Lesern doch mal Ihren "Lebenslauf "– würde schon interessieren, wer hier seit Monaten "Querdenken"-Propaganda macht, und jetzt auch noch Werbung für Laschet …
Während Steinmeier mit Leichenbitter-Mine eine Worthülse an die andere reiht, zeigt Laschet, daß er eben ein Mensch und kein Schauspieler ist.
Mich kotzt dieses moralinsaure, sauertöpfische, humorfreie und überhebliche Gehabe der Sozen nur noch an. Sie scheuen keine Gelegenheit, den eigenen Leuten das Messer in den Hals zu setzen – und jetzt heucheln sie ein Gutmenschentum, das sie spätestens mit dem ersten Posten im Ortsverein abgegeben haben und seitdem nur noch als Maske vor sich her tragen.
Meine Stimme bekommt diese durch und durch verlogene Truppe nicht!
@discipulussenecae
"Während Steinmeier mit Leichenbitter-Mine eine Worthülse an die andere reiht, zeigt Laschet, daß er eben ein Mensch und kein Schauspieler ist."
Menschen sind auch Mörder – genauso "authentisch" wie Laschet, wenn ich mal den Kommentator "discipulussenecae" zusammenfasse.
@ Marie
Wobei ich Ihre "Zusammenfassung" leider nicht nachvollziehen kann …
@ discipulussenecae
wundert mich nicht, dass Sie mich nicht verstehen WOLLEN – oder können Sie vielleicht wirklich nicht?
Laschet "menschlich" – authentisch – zu finden, wenn er sich vor laufender Kamera dummlacht – was soll das eigentlich sein, Herr "discipulussenecae"? Haben Sie das etwa bei Seneca gelernt?
#11:
Was ist mit ihrem Lebenslauf? Wie, sie sind nur eine Privatperson, die ihre Meinung äußert und bewerben sich nicht um ein hohes Amt?
@ ccarlton
und Sie sind "nur ein Querdenker", der seit Monaten Propaganda vorbreitet …
Aber prima, dass Sie sich in "guter Gesellschaft" des Seneca-Schülers "discipulussenecae" befinden: da wächst zusammen, was zusammengehört!
@ Marie
Soso. Ich bin also ein "Querdenker". Oder befinde mich zumindest bei denen in "guter Gesellschaft".
Ein Kommentar dazu erübrigt sich …
@ discipulussenecae
haben Sie überhaupt _irgendetwas_ zu sagen? Nein? Dann befinden Sie sich in "guter Gesellschaft" mit dem Querdenker "ccarlton".
Auch wenn es nicht um Inhalte geht in diesem… hm… Wahlkampf: Wenn das zweithöchste und faktisch mächtigste Amt des Staates zu besetzen ist, kommt es auch auf das Material an. Und das hat sich sowohl bei Bearbock als auch Laschet nicht als kanzlerabel herausgestellt.
@19, Marie: "haben Sie überhaupt _irgendetwas_ zu sagen?"
Inhaltlich kommt von Ihnen außer der Etikettierung anderer Kommentatoren nun ja auch nichts.
Interessant vornehmlich, wie sich die Moderation hinsichtlich der Affekte der Maries, Susannes und Claires et cetera positioniert.
Ich bin dann mal wieder weg.
[…] ist innerhalb weniger Wochen von einem echten Karrieremenschen zu einer weitestgehend gescheiterten Figur geworden. Er dürfte […]
[…] Kanzler, dürfte er es zu großen Teilen der Schwäche und den Fehlern der Konkurrenz verdanken. Armin Laschet (CDU/CSU) und Annalena Baerbock haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten einfach zu viele […]
[…] sie in den vergangenen Jahrzehnten ihres Gleichen sucht. Nach selbstzerstörerischen Aktionen wie #Laschetlacht muss einem der ehemalige Spitzenpolitiker aber wahrlich nicht leid […]