Lasst innovative Technologien den VRR und die Nahverkehrsunternehmen im Ruhrgebiet zerstören!

Stadtbahn Foto: Bogestra Lizenz: Copyright


Nicht nur die Automobilindustrie sondern auch der Nahverkehr steht vor einem Umbruch. Für das Ruhrgebiet mit seinem schlechten Nahverkehrsangebot ist das eine Chance.

Wir stehen vor einem 
Umbruch im VerkehrsbereichAllein die Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromotoren und in Teilbereichen Brennstoffzellen könnte 50 Prozent aller Arbeitsplätze kosten, da Autos mit Elektroantrieb deutlich weniger Teile benötigen als klassische Fahrzeuge. Diese Schätzung der Baden-Württembergischen

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) setzt allerdings nicht nur voraus, dass die deutschen Hersteller ihre Marktanteile halten sondern ignoriert auch eine weitere Veränderung, die in ihren Auswirkungen weitaus größer sein könnte: Wenn Mobilität zu einer Dienstleistung wird, werden immer weniger Menschen einen eigenen PKW nutzen. Auch ein Fahrzeugmarkt, der aus sehr wenigen Oberklassefahrzeugen und vielen, zunehmend autonom fahrenden, Fahrzeugen wäre denkbar, ja, sogar innerhalb der kommenden 20 Jahre möglich. Teilautonome Fahrzeuge werden schon deutlich früher marktreif werden. Und ja, das ist Gift für den Standort und wird auch  haben, aber darüber wurde hier schon oft geschrieben. Heute geht es um etwas anderes.

Parallel dazu wird Mobilität zunehmend eine Dienstleitung werden. Innovationen  werden die Märkte disruptiv verändern – jedoch nicht nur die Märkte des individuellen, motorisierten Individualverkehrs, sondern auch den Nahverkehrs. Der Nahverkehr wie wir ihn heute kennen dessen Versagen, zumindest im Ruhrgebiet, wir jeden Tag erleben, wird keinen Bestand haben. Nicht technologisch und schon gar nicht in seinen Strukturen, die unfähigen und überbezahlten Managern in den zahlreichen Verkehrsunternehmen Unterschlupf gewähren. 

 Dadurch ergeben sich für das Ruhrgebiet große Chancen. 

Der 2018 vom Regionalverband Ruhr veröffentlichte Analysebericht  „Regionales Mobilitätsentwicklungskonzept für die Metropole Ruhr“ belegt erneut, dass das Ruhrgebiet im Bereich des Öffentlichen Verkehrs (ÖV) erheblichen Defizite hat. 

Im gesamten Ruhrgebiet nutzen nur 10 Prozent der Menschen den Nahverkehr. In den kreisfreien Großstädten des Ruhrgebiets sind es mit 12 Prozent nur unwesentlich mehr. In den, oft eher ländlichen, Kreisen des Reviers sogar nur sechs Prozent. 

In anderen Stadtregionen Deutschlands liegt der Anteil  mit 20 Prozent deutlich höher. 

Diese Zahlen belegen ein Versagen von Verkehrsunternehmen, Verkehrsverbund Rhein Ruhr und den verantwortlichen Verkehrspolitikern, das nun schon über 100 Jahre andauert. Und das nun beendet werden kann.  

Es wäre fahrlässig denjenigen, diejenigen, die in der Vergangenheit bewiesen haben, schon unter sich nur langsam verändernden Bedingungen kein attraktives Angebot und eine effektive Verkehrsstruktur aufzubauen, nun in Zeiten des Umbruchs zu vertrauen. 

Doch das Versagen in der Vergangenheit eröffnet an der Schwelle eine neuen Mobilitätsära neue Möglichkeiten, die das Ruhrgebiet eine weltweite Vorreiterrolle einbringen könnte: 

Ob Aachen, Hamburg oder Duisburg – in zahlreichen Städten finden zur Zeit Versuche unterschiedlichster Mobilitäts-Startups oder Ridesharing-Angeboten wie Moia statt. In den kommenden Jahren werden Versuche mit autonomen Fahrzeugen unterschiedlicher Kategorien dazu kommen. 

Nicht überall sind diese Versuche willkommen: Berlin lehnet die Zusammenarbeit mit der VW-Ridesharing-Tochter Moia ab, weil es die Konkurrenz für die eigenen Verkehrsbetrieben fürchtete. In Hamburg durfte Moia weniger Fahrzeuge als gewünscht einsetzen.  In weiten Teilen der Welt ist Uber erfolgreich – in Deutschland ist sein Geschäftsmodell nicht legal.

Und hier liegt die Chance für das Ruhrgebiet: Es öffnet sich allen Anbietern und gibt ihnen alle Möglichkeiten die sie wollen. Parallel werden an den Hochschulen entsprechende Lehrstühle und Institute eingerichtet. In Teilen (IT-Sichereit in Bochum, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund, CAR Center Automotive Research  in Duisburg, ) können vorhandene Institutionen eingebunden werden. 

Als Verkehrsraum ist das Ruhrgebiet ideal, weil er auf engem Raum alles bietet: Großstadtverkehre, Verkehr im ländlichen Raum und industrielle Logistik.  

Das Ruhrgebiet ist damit der ideale Ort, um, neue  Mobilitätstechnologien und Dienstleitungen zu erproben. Die kann zusammen mit den Nahverkehrsunternehmen geschehen oder in Konkurrenz zu ihnen.   

Aufgabe der Politik wäre keine Feinsteuerung, sondern eine Öffnung der Region für Unternehmen aus aller Welt. Damit könnte das Ruhrgebiet nach vielen Jahrzehnten wieder eines der Zentren einer neuen, globalen Industrie werden. Es wäre nicht Bittsteller, sondern Ermöglicher. Der “Wilde Westen”, welcher der Stahl- und Kohleindustrie den Raum für Innovation und Wachstum gab könnte so eine Wiederauferstehen als Ort von Innovation und Technologien für die Mobilität des 21. Jahrhunderts werden. 

In einem ersten Schritt gilt es nun, die Rahmenbedingungen zu schaffen, Akteure einzuladen und sie bei der Umsetzung ihrer Ideen zu unterstützen ohne sie sinnlos zu regulieren. Ganz nebenbei würden sich, ohne große Investitionen der öffentlichen Hand, neue Angebote für die Bürger etablieren. Und die wachsende Konkurrenz würde zudem die Nahverkehrsunternehmen unter Druck setzen, attraktivere Angebote zu entwickeln. Und wenn sie es nicht schaffen? Dann fahren sie gegen die Wand und verschwinden. Das Ruhrgebiet hat im Bereich des Nahverkehrs nicht viel zu verlieren, es kann nur gewinnen. Die Nahverkehrsunternehmen und der VRR haben gezeigt, dass sie nicht in der Lage sind, ein leistungsstarkes Angebot aufzubauen. Jedes der Unternehmen denkt nur an sich, nicht an die Kunden und an die Region. Und daran wird sich niemals etwas ändern. Zusammenschluss der Unternehmen zu einem großen Anbieter? Das werden die Genossenversorgungsanstalten mit angeschlossenem Busbetrieb niemals machen. Sie hatten keine Chance, sie können und sollten untergehen.

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Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
5 Jahre zuvor

Ein in diesem Zusammenhang meist ignorierter oder unterschätzter technologischer Ansatz ist Remote Work.

Ein Großteil des Verkehrsaufkommens in Großstädten wird durch an sich sinnlose Pendelfahrten von Büroarbeitern verursacht, die ihrer Tätigkeit meist im Home Office genau so gut nachgehen könnten.

Die dazu nötigen Technologien sind heute bereits problemlos verfügbar, werden aber leider bei weitem noch nicht entsprechend ihres Potential genutzt.

Hier könnte das Ruhrgebiet in der Tat eine Vorreiterrolle einnehmen, insbesondere da der vom VRR organisierte Nahverkehr im Grunde als verloren und nicht reformierbar angesehen werden muss. Also müssen neue Ansätze gefunden werden, die diesen Nahverkehr umgehen und in vielen Fällen vielleicht obsolet machen.

Busman
Busman
5 Jahre zuvor

Zweifelsohne braucht es Veränderungen. Ohne Geld können es die ÖPNV Unternehmen nicht. Jedenfalls nicht richtig gut. Jede Wette dass es die hier gelobten Privaten ohne Geld auch nicht können u d zu allererst nach Staasknete rufen. Warum. Weil ÖPNV ein Zuschussgeschäft ist und bleibt.

GMS
GMS
5 Jahre zuvor

Zum einen frage ich mich warum der Quatsch mit dem (teil-)autonomen Fahren ständig wiedergekaut wird. Muss der Autor damit betätigen, dass er sich mit der Materie nicht auskennt und nur die Werbebroschüren für Investoren abtippt?
Zum anderen ist das Problem des Ruhrgebiets Kleinstaaterei, da wird auch Technologie nicht helfen. Wie, im übrigen auch von den Ruhrbaronen, ständig betont.

Dirk Schmidt
Dirk Schmidt
5 Jahre zuvor

Innovation über neue Anbieter ist im Ruhrgebiet für den Nahverkehr in den nächsten Jahrzehnten ausgeschlossen. Flächendeckend sind Direktvergaben an die kommunalen Verkehrsunternehmen erfolgt. Wo sie derzeit juristisch angegriffen werden, geht es nur um die Art der Konstruktion. Es wird so bleiben.

Es ist bereits schwierig, regionale Buslinien zur Organisieren, weil jede kleine Gesellschaft mit ihren Monopolrechten in ihrer Gemeinde gefragt werden muss.

Aufgrund des Personenbeförderungsgesetzes gibt es auch keine Innovation im Taxi-Bereich. Uber, Bolt, Taxify etc. sind gesetzlich benachteiligt. Allerdings übernehmen bereits testweise Verkehrsunternehmen den Individualverkehr. Das heißt dann "on demand" Verkehr.

Wir bräuchten eine Liberalisierung, damit sich dieser Markt entwickeln könnte.

Robert Müser
Robert Müser
5 Jahre zuvor

# 4

Einen Punkt verstehe ich jetzt überhaupt nicht:

Wenn der Autor doch nun die Direktvergaben an die öffentlichen Verkehrsunternehmen für die nächsten Jahre/Jahrzehnte beklagt, warum hat dann er als Mitglied der CDU-Fraktion des Rates der Stadt Bochum genau dieser Direktvergabe für 22,5 Jahre an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen am 18.02.2016 zusammen mit den Parteien SPD,CDU,Grüne,LINKE,UWG,FB,NPD,SL gegen die Stimmen der FDP/Stadtgestalter bei gleichzeitiger Enthaltung von AfD und ProNRW zugestimmt?

Das Ratsinformationssystem der Stadt Bochum verrät auch noch, dass der Rat der Stadt Bochum am 13.07.2017 einstimmig den Direktvergaben der Nachbargebietskörperschaften für die ÖPNV-Linien zugestimmt hat, die in das Stadtgebiet Bochum hereinfahren. Betroffen war hier u.a. der Ennepe-Ruhr-Kreis, Stadt Herne und die Stadt Essen.

Didi
Didi
5 Jahre zuvor

Puh. Wie die Bewohner im Ruhrgebiet ernsthaft seit Jahren schon für einen besseren und vor allem im Fahrplan-abgestimmten ÖPNV im Ruhrgebiet fast schon betteln, und im gleichen Atemzug der VRR verkündet, das einige Linien nun im Takt 1. verschlechtert wird (aufgrund von, passt auf, FAHRGASTUMFRAGEN!) und 2. trotz neuer Züge der Takt NICHT verbessert wird in einigen Gegenden.

Es wird so langsam Zeit die wahren Ursachen zu suchen:
1. Das Ruhrgebiet ist finanzielle Unterstützung angewiesen. Ob, in welcher Höhe und wo es eingesetzt wird: Zu undurchsichtig
2. Die Damen und Herren im Ruhrgebiet in der Politik arbeiten eher gegeneinander als miteinander
3. Weder Münster noch Düsseldorf hat ein Interesse daran, was mit dem Ruhrgebiet passiert. Schaut mal zu den Nachbarn rüber, da läuft läuft fast alles besser und die gönnen sich generell sehr viel, sehr viele Fördergelder aus der Staatskasse
4. Der VRR ist schädlich für das Ruhrgebiet. Über 1 Milliarde erwirtschaftet, aber niemand weiß, wo das Geld ausgegeben wird
5. Angebliche Modernisierungen der DB (sicher in Absprache mit dem VRR) sind einfach nur ein Trauerspiel im Ruhrgebiet. Man schaue sich den Dortmunder-HBF an, was da gerade fabriziert wird.

Man könnte die Liste weiterführen, warum wir hier mit DIESEN LEUTEN seit Jahrzehnten nicht weiterkommen und auch weiterhin stehenbleiben.

Zu dem dieses starke Provinzdenken. Darüber lachen Städte wie Düsseldorf etc. Wir sind keine Provinz, benehmen uns aber so.

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