Schon wieder ist Samstag. Der ideale Zeitpunkt also für ein eher privates Geständnis: Ich mag Spargel. Schon seit Jahren. Im Frühjahr gehörte es bei uns in der Familie schon seit den 1970er-Jahren stets mit dazu sich zwei oder drei Mal im Jahr dieses ‚königliche Gemüse‘ zu gönnen. Trotz der vergleichsweise hohen Preise.
Im Regelfall kann man sich statt eines Kilos Spargel ja auch gleich ein Kilo Fleisch kaufen. Doch Spargel ist halt wirklich lecker. Gerade rund um Ostern gehörte dieser besondere Genuss daher schon in meiner Kindheit stets das eine oder andere mal mit auf den Tisch. Auf diese Mahlzeiten haben wir uns auch immer gefreut.
Doch was nun seit ein paar Jahren für ein regelrechter Hype rund um den Spargel ausgebrochen ist, das ist aus meiner Sicht nicht nur extrem verwunderlich, das taugt fast schon für eine Art von Verschwörungstheorie: Wer ist eigentlich dafür verantwortlich? Wer sorgt dafür, dass man diesen ans Verrückte grenzenden Spargel-Hype in diesem Lande in den Medien inzwischen faktisch gar nicht mehr entkommen kann?
Egal welches Medium man in diesen Tagen auch nutzt, das Thema ‚Spargelsaison‘ ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon da. Mit diesem Text jetzt sogar bei uns hier im Blog. 😉 😀
Alleine in dieser gerade hinter uns liegenden Woche ist mir der Beginn der Spargelzeit bestimmt ein gutes Dutzend Mal als Aufmacher irgendwo begegnet, ohne das ich jemals danach hätte gesondert suchen müssen. Egal ob im Fernsehen, im Bereich Print oder im Internet. Die wichtigsten Schlagzeilen der Woche in Deutschland waren gefühlt das nicht enden wollende Drama rund um den Brexit und die anlaufende Spargelsaison.
Gibt es das in diesem Ausmaß eigentlich auch bei anderen Gemüsesorten oder Früchten? Ich kann mich jedenfalls so auf die Schnelle nicht erinnern. Weihnachtsgänse, die Erdbeerzeit, das beliebte Silvesterfondue, die Lebkuchen-Zeit, die Glühweinsaison…… Das alles erfreut sich bestimmt vergleichbarer Beliebtheit bei den Bürgern, ist im Vergleich zur Spargelzeit in den Medien allerdings kein großes Thema. Woher kommt also bitteschön diese sich offenkundig von Jahr zu Jahr steigernde Aufregung rund um den Spargel?
Interessiert Euch das Thema wirklich so sehr? Mich jedenfalls nicht. Warten die Leute in diesem Lande tatsächlich voller innerer Unruhe auf den ersten Spargel des Jahres? Nicht das ich das bislang bei irgendjemandem festgestellt hätte.
Mich persönlich schreckt diese kurios anmutende Aufregung rund um ein schmackhaftes Gemüse zudem eher vom Kauf ab. Ich käme aktuell nicht auf die Idee mir in so aufgeregten Zeiten Spargel zu kaufen. Bei so etwas agiere ich eher antizyklisch. Ich warte lieber noch, bis zudem die Preise in ein paar Wochen deutlich gesunken sind.
Soll diese merkwürdige Hysterie doch erst einmal wieder abklingen. Denn meine Portionen Spargel bekomme ich noch. So oder so. Ganz ohne die scheinbar so große Aufregung und diesen gigantischen Spargel-Hype.
Morgen fahr ich zum Spargelhof nach Herten und kauf den ersten Spargel 🙂
Stefan, du bist und bleibst eben ein Hipster! 😉 😀
Spargel?? Das ist doch das Zeug, das unter vielen Kilometern Plastik wächst.
Nö, lieber Schwarzwurzeln. Ich habe den Hype nie verstanden und ignoriere deshalb Spargelgerichte offensiv. Die Landschaft unter Plastikfolie mag ich auch nicht.
Ich käme auch nie auf die Idee, deshalb extra -womöglich noch mit dem Auto -zum nächsten Bauernhof zu fahren.
Mein chinesischer Restaurantpatron hat in seiner feinen zurückhaltenen Art immer einen leichten Spott für den "Langnasen"-Hype um den Spargel übrig, gehört doch in seiner Heimat Szechuan Spargel zum alltäglichen Gemüse der dortigen Küchentradition.
China ist übigens der größte Spargelproduzent weltweit …
Heute gab es den ersten Waltroper Spargel (der aber auch schon dort vor einer Woche erwerbbar war), lieber Robin – gekauft in Castrop-Merklinde im Hofladen, ich Hipster – geil!!:)
Was aber den Hype angeht – hast Du das noch nie so registriert??? Es ist halt das zeitlich eng begrenzte Angebot einer – zumindest früher – auch meistens nur lokal verfügbaren Spezialität.
So richtig zum Hype wurde es, als man einerseits die Zeitspanne künstlich nach vorne verlängerte (z.B. mit "Kraftwerks-Spargel", vom warmen Kraftwerks-Kühlwasser im Frostboden aufgetauten Pflanzen) und andererseits die eigenen Anbaumethoden mehr und mehr von Klimawechseln und -unwägbarkeiten abkoppelte.
Saisonunabhängigen "Klimasünden"-Spargel aus anderen Erdteilen oder sogar als – bääh – TK-Ware gibt es aber auch schon seit vielen Jahren, das hat den heimischen Spargelbauern in den letzten Jahren auch einigen Umsatzverlust eingebracht.
Mir schmeckt nach wie vor die wirklich klassische Variante mit frischen Kartoffeln, Schinken und guter Butter am besten;)
Besser ein Spargel-Hype als eine Milch-Apokalypse.
Es ist Frühjahr, das Thema Lebensmittel ist im Rotationssystem unserer Medien gerade dran. (Nachdem sich "Die Anstalt" darüber mal lustig gemacht hatte, wurde aber zwischenzeitlich ausgesetzt. Jetzt sind sie wieder im Rhythmus.)
Und sonst: Guten Appetit natürlich!
@Klaus: " hast Du das noch nie so registriert???"
Aus meiner Sicht steigert sich das von Jahr zu Jahr. Schrecklich!
@Wolfram Obermanns: "Es ist Frühjahr, das Thema Lebensmittel ist im Rotationssystem unserer Medien gerade dran."
OK, aber beim Thema Spargel geht es schon besonders heftig ab derzeit….
Auch beim Thema Spargel ist das Ruhrgebiet zurück. In Weiterstadt, heute Stadtteil von Darmstadt,konnte man schon vor Wochen Spargel stechen. Wieso allerdings diese faden Stengel jedes Jahr eine solche Hype verursachen, ist mir völlig schleierhaft. Den armen Menschen aber, die dann noch diese Geschmacksverirrung namens Sauce hollandaise drüberschütten, sollten dringlichst einige Wochen Kuraufenthalt in einer bestens geführten und ausgestatteten Fastfoodanstalt verordnet werden.
Hier am Ort war vor Jahren ein Bauer einer der ersten, der mit einer Heizung besonders früh mit seinem Spargel auf dem Markt sein wollte. Eine spektakuläre Insolvenz war seinerzeit die Folge….
NRW halt, Robin. Ein wenig liegt´s aber auch am Wetter. Die Gegend südlich FFM(Ried, Bergstraße) hat mit die meisten Sonnenstunden bundesweit. Der Frühling kommt dort deutlich früher als anderswo.Diesen Vorzug wussten schon die Römer zu schätzen und zu nutzen.
Hallo Herr Patzwaldt,
hallo lieber Leser.
Vor kurzem gab es hier bei den Ruhrbaronen wieder mal so einen Bericht, was vor Ort alles schief gelaufen ist.
Ich wollte nur erwähnen, dass ich neulich beim Feierabendmarkt in Gelsenkirchen-Buer war und mir hat das Angebot sehr gefallen. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die besonders knapp bei Kasse und eher Stammkunden bei einer Tafel sind. Aber selbst Gelsenkirchen darf eine anschauliche Mittelschicht verzeichnen, die sich zum Austausch zwischen Tappas und Fischangeboten trifft. Und wenn etwas nett ist, warum sollte man es dann für sich behalten….
Gruß an alle.
@Robin #9: Der letzte "Kraftwerksspargel" wurde durchs 2015 stillgelegte und vor kurzem gesprengte Kraftwerk Knepper in Castrop-Deininghausen auf dem Hof von Bauer Hester über 14 Jahre lang beheizt. Das ist ja nun auch Geschichte, der Hof baut aber weiter "normalen" Spargel an, der Hofladen an der Oststraße ist gut besucht.
Castrop-Rauxel ist zusammen mit Waltrop sowieso *das* Spargelmekka im östlichen Ruhrgebiet, an der Westheide in Dingen (am Kreuz A42/A45) gibt es auch noch mehrere Spargelbauern. Tropen halt….;)
[…] Landwirte. Egal was war, zufrieden waren die Bauern auch in den goldenen Zeiten des Erdbeer- und Spargelhypes eigentlich […]