Lasst mich doch in Ruhe!

Für einen Triumph des Katzenbildes. (Foto: Sebastian Bartoschek)

Einen Monat habe ich mich in den Social Media mal nicht in politische Debatten eingemischt, habe weder (gesellschafts)politische Beiträge geteilt noch kommentiert. Sondern mir einfach mal aufzwungen, mich zurück zu halten, zu tolerieren, im wahrsten Sinne des Wortes, und von Außen zu beobachten. Einerseits machte mich das insgesamt ruhiger und zufriedener, andererseits führte es zu einigen Überlegungen, wieso da eigentlich andauernd irgendwer irgendwie steil geht. Dazu nun einige Gedanken zum Wochenende.

Das Problem dieser ganzen Debatten um Geschlechterrollen, Sexismus, Gender Mainstreaming, und all diesen anderen Themen, die ausserhalb der Internets pragmatischer gelöst werden, und zwar jeweils dem eigenen Milieu entsprechend, ist, dass man glaubt, zu einem gesamtgesellschaftlichen Konsens finden zu müssen.

Die Denkfalle ist jedoch weniger die Frage des zu erzielenden Konsenses als viel mehr die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Klärung, oder noch genauer, die Hinnahme einer Gesellschaft als klärende Instanz für die privatesten und persönlichsten Themen. Das Privateste und Persönlichste ist stets eine Meinung, oder noch eher ein Gefühl, vielleicht ein Geschmack. Darüber diskutieren, verhandeln oder gar etwas klären zu wollen, wird schon in der Beziehung zwischen zwei Menschen sehr schwierig bis unlösbar, selbst dann, wenn diese beiden Menschen sich bewußt aufgrund von Ähnlichkeit gefunden haben.

Wieso soll es dann eine gute Idee sein, dass mit Dutzenden Millionen anderer Menschen klären zu wollen, mit denen uns zwar artifiziell so etwas wie das Konstrukt „Nation“ verbindet, die jedoch, auf Betrachtungslevel des Einzelnen mit mir mitunter nicht mehr mit mir teilen als die Zugehörigkeit zur selben Spezies?

Ich will nichts mit „der Gesellschaft“ klären.
Und ich will auch nicht, dass ”die Gesellschaft“, oder auch nur irgendeine andere Person, die ich nicht darum gebeten habe, von mir erwartet, dass ich meine Meinungen und Überzeugungen nicht nur mit ihre teile, sondern zur Diskussion stelle, und dann auch noch bereit bin, die Meinung der Anderen für mich privat anzunehmen.

Ich will, dass jeder einfach sein Ding macht, und die Anderen damit in Ruhe läßt, und von den Anderen damit in Ruhe gelassen wird.
Wenn wir schon in einem Staat leben müssen, vorerst, und vielleicht langfristig ja nicht mehr, spätestens wenn die Bedrohung aus dem All uns dann doch die Identifikation als Spezies als sinnvoll erscheinen läßt, dann soll der Staat lediglich sicherstellen, dass wir alle, Angehörige eben einer Spezies dieselben Rechte und Pflichten haben.

Wer dabei wen liebt, was er trägt, welchem Geschlecht er sich zugehörig fühlt, was er gerne isst, ob es Biofleisch ist, oder vegan, ist mir einfach egal. Ich bin bereit, da jedem alles zuzubilligen, solange es nicht die Rechte anderer Erwachsener verletzt, und solange dabei auch Kindern nicht geschadet wird.

Aber bitte:
lasst mich dann doch auch mit eurem Leben in Ruhe! Und erwartet nicht, dass ich mein Leben mit euch teile oder gar teilen will. Es geht euch nämlich erst einmal nichts an, und einen abstrakten Zwangsapparat wie einen Staat noch weniger, solange ich mich daran halte, keinen Anderem ein echtes Leid zuzufügen. Und Nein, es ist kein echtes Leid, wenn ich euch sage, dass ich eure Meinung falsch finde. Und Nein, es ist auch dann kein Leid, wenn ich eben dies ironisch, polemisch, zynisch zu- und überspitzt tue.

Und Nein, nicht jeder, der eure, oder meine Meinung nicht teilt, ist ein Extremist, dem man irgendeinem Ismus unterstellen sollte.
Selbst ihr seid das nicht. Ihr seid einfach nur davon überzeugt, dass es doch eine größere Institution geben muss, die eurer Meinung dazu verhilft, die maßgebliche zu sein. Ich möchte das für meine Einstellungen gar nicht. Ich möchte, dass ihr auch weiter all das verbreiten könnt, was ihr verbreitet – auch wenn ich es echt ab und an für absoluten Quatsch halte.

Wenn wir uns alle egaler werden, wenn wir mehr auf uns selbst schauen, und dem Anderen zubilligen, was wir uns selbst zugebilligt haben wollen, wenn wir nicht glauben, jedem unseren Weg als den besten aufzuzwingen, dann könnte das hier echt alles entspannter werden.

…und in den Social Media würden die Katzenbilder regieren.


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Gassenreh
Gassenreh
6 Jahre zuvor

"….solange dabei auch Kindern nicht geschadet wird." Nicht nur für chancenlose "Gender-Forschung" muss die Wirtschaft Geld verfügbar machen, sondern leider auch für die negativen Folgekosten des angewandten Genderismus. Denn ein wenig ungesund für Frauen, Mütter und Kinder scheint Gender Mainstreaming schon zu sein. Zum Beispiel das Negieren bedeutsamer und dem Mann überlegener weiblicher Eigenschaften mit der Folge, dass häufig der Body nur noch wichtig und die an sich höhere weibliche Depressionsneigung noch gesteigert werden. Vergessen der für Sprach- und Kognitiventwicklung wichtigen frühkindlichen Mutterbindung (infolge des frühen flüssigkeitsgekoppelten Hörens des Foeten im Mutterleib) mit der Folge von Sprach-, Lese- und Rechtschreibstörungen durch Fremdbetreuung. Probleme durch Cortisolausschüttung (gefährliches Stresshormon) und Schlafmangel mit entsprechendem Wachstumshormonmangel von Krippenkindern mit Hippocampusminderung (Lernmaschine des Gehirns).
Erschreckende Zunahme von Depressionen auch bei Kindern und Jugendlichen.
[siehe „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ in: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 6. Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-9814303-9-4 und „Es trifft Frauen und Kinder zuerst – Wie der Genderismus krank machen kann“, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-945818-01-5

Ines C.
Ines C.
6 Jahre zuvor

Bestes Wort zum Sonntag. Gegen Fanatismus aller Couleur und mit den Autoritätsargumenten der einflußreichsten Denker des 20. Jahrhunderts: Niklas Luhmann und Perry Rhodan. "Die Gesellschaft handelt nicht" (Luhmann) und: jeder Spezies in der Galaxie ist wohlwollend und schützend zu begegnen, solange sie uns nicht angreift (Rhodan).
@Gassenreh: wenn Sie schon aus dem Logosverlag zitieren, kleiner Tipp: immer 3 mal soviel Neues Testament lesen wie AfD-Parteiprogramme.;) Der Skopus der Evangelien ist: Fürchtet Euch nicht!
Genderistas sind nur eine flüchtige Modeerscheinung.

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