Lasst uns die Feiertage über an unseren Bikini-Figuren arbeiten

Freut euch auf den kommenden Sommer

In knapp zwei Wochen werden die Tage wieder länger, dann sind es noch gut zwei Monate bis zum Beginn des Frühlings. Dann wird es wärmer, werden schon Millionen geimpft sein und so langsam wird die Pandemie auslaufen. Die Infektions- werden ebenso sinken wie Todeszahlen und wir kommen nach dem Winter aus unseren Häusern und Wohnungen raus, gierig auf das Leben, auf das wir dann über ein Jahr verzichten mussten. Bis dahin wird es bitter. Januar und Februar werden wahrscheinlich die schlimmste Monate der Pandemie. Aber ihr Ende ist absehbar.

Ich freue mich darauf ebenso wie auf die Enttäuschung jener, die auf ein Ende des Hedonismus setzen und die schockiert erleben werden, wie Millionen die Flugzeuge stürmen, um verschobene Urlaube nachzuholen, sich aufmachen, die Partys zu feiern, auf die sie verzichteten und die Lust auf Zukunft auszuleben, die sie unterdrückt haben.

Wir werden bis dahin auch erleben, wie der Mythos Staat an seine Grenzen kommt. Ebenso wenig, wie er im Sommer die Großhochzeiten verhindern konnte, wird er zu Weihnachten und Silvester alle Feste und Partys verhindern können. Und nach der Pandemie wird er auch nicht in der Lage sein, eine Wirtschafts- und Finanzkrise aufzuhalten. Dass es vor allem auf uns, auf den einzelnen Menschen und nicht auf den Staat ankommt, wird eine wichtige Erkenntnis sein. Ich werde, bis ich meine beiden Impfdosen bekommen habe, vorsichtig sein. Das war ich seit Beginn der Krise und zu keinem Zeitpunkt war für mich wichtig, was der Staat vorschrieb. Ich setzte eine Maske auf, als ich endlich eine bekam, hielt Abstand und meidete Menschenmengen, weil ich es, nach allem was ich las, für richtig hielt und nicht weil mir das Laschet, Söder oder Merkel sagten. Auf den Ruhrbaronen verzichteten wir seit Ende Februar auf Veranstaltungshinweise, weil wir kein gutes Gefühl hatten, unsere Leser in geschlossene Räume zu schicken. Vorgeschrieben hat uns das niemand, damals fanden ja noch Veranstaltungen statt.

Wir erkennen, in vielen Ländern, dass der Staat zwar ein paar Regeln setzen kann, aber es am Ende unsere Entscheidung ist, ob wir sie befolgen. Er ist nicht in der Lage, ein Partyverbot an Silvester zu kontrollieren. Soviel Polizei gibt es schlicht nicht und die Bundesrepublik verfügt zum Glück auch über kein System von Blockwarten oder Abschnittsbevollmächtigten, die uns überwachen.

Wir sind selbst dafür verantwortlich, wie es in den kommenden Monaten laufen wird. Das ist eine gute Nachricht, denn am Ende möchte ich das Gefühl haben, es selbst gewesen zu sein, der nicht versagt hat und mich nicht bei jemanden für seine ach so weise Führung bedanken müssen.

Lasst uns die Feiertage über an unseren Bikini-Figuren arbeiten. Wir wollen doch im nächsten Frühling, wenn die große Party startet, alle gut aussehen und den verbiesterten Protestanten, die nach der Krise schon auf die nächste hoffen, laut ins Gesicht lachen.

 

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der, der auszog
der, der auszog
3 Jahre zuvor

@Stefan Laurin
Diese Art von Text hat mir hier seit einem halben Jahr gefehlt. Danke dafür.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

Die Bestandsaufnahme ist richtig. Aber der Rest ist Glaskugel/Kaffeesatz lesen. Welche Flugzeuge sollen die Millionen stürmen? Etwa die von der Lufthansa, die dabei ist, 39.000 Stellen abzubauen? Die für jeden abgebauten Arbeitsplatz ca 231.000 Euro bekommt. Und wie viele werden sich überhaupt eine Urlaubs/Flugreise leisten können, wenn doch eine Finanz/Wirtschaftskrise kommt, wie es im Artikel heißt? Und wenn ich sehe, wie unvernünftig sich viele verhalten…., nein, auch 2021 wird uns die Pandemie und ihre Folgen noch schwer im Griff haben.

Arnold Voss
Arnold Voss
3 Jahre zuvor

Wenn alle Menschen dieselbe dauerhafte Vorsicht für sich selbst zum Prinzip machen, wie du in der Pandemiezeit, werden sie sich eben nicht sofort ins Leben stürzen sondern abwarten, ob die Impfungen wirken, ihr Geld zurück halten um die absehbare Wirtschaftskrise zu überstehen und jederzeit mit einer weiteren Pandemie rechnen.

Nachdem du hier über Monate höchste Risikovermeidung gepredigt hast, jetzt fröhlich den neuen optimistischen Hedonismus der Nach-Corona-Zeit zu propagieren, halte ich für gelinde gesagt widersprüchlich. So wirds nicht laufen, denn die überall vebreitete Angst vor den Viren wird nicht einfach verschwinden, weil es eine Impfung gibt. Und da gibt es dann noch die Angst vor der Klimakrise, vor der Wirtschaftskrise, und überhaupt vor einem kontaktfreudigen, offenen und herzlichen Zusammenleben.

Der zweite Teil der Krise kommt noch Stefan, denn erst ab nächstes Jahr wird der Preis für alle Maßnahmen und die damit unvermeidlich verbundenen praktischen Fehler und massiven finanziellen Schulden bezahlt. Die Spätfolgen für die Wirtschaft und die Gesellschaft werden dabei wohlmöglich härter sein, als die der Krankheit selbst. Aufkommen werden dafür mehrheitlich weder die, die die Maßnahmen der Corona Zeit zu verantworten haben noch denen es finanziell nichts ausmacht, sondern die, die Volkswirtschaft dieses Landes tragen. Und genau denen wird das Geld für den neuen Aufschwung fehlen.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

Ich möchte mir auch nicht vorstellen, was passiert, wenn es erkennbare Nebenwirkungen bei den Impfungen gibt. Dann ist die Kacke am Dampfen. Die laufen ja schon bei anderen Impfungen heiß, diesmal haben sie dann noch das Argument der kurzen Entwicklungszeit, was ja für manche, die keine rabiaten Impfgegner sind, ein durchaus nachvollziehbarer Grund zur Vorsicht ist. Nein, nicht für mich, aber ich gehöre, so wie es kommuniziert wird, eh nicht zu denen, die als Erste geimpft werden sollen, trotz Vorerkrankung. Aber da ich mich wie wohl viele Ruhrbarone-Blogger strikt an die Regeln halte, sehe ich das auch nicht als Problem.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin Ob es dann noch all die schönen Kneipen und Clubs gibt, die vor Corona Feierstätten waren? Vor wie vielen verschlossenen Türen mögen dann die Feierwütigen stehen?

Robin Patzwaldt
Editor
3 Jahre zuvor

Ich bin echt gerspannt, ob und wie sehr sich unsere Gewohnheiten verändert haben werden. Ich halte jetzt sehr bewusst Abstand. Das geht so schnell nicht wieder weg', fürchte ich. Ich schüttele auch keine Hände mehr. Auch das wird bei vielen erst einmal bleiben. Es wird spannend, wenn wir unseren Alltag zurückerobern dürfen. Ich freue mich drauf! 🙂

Ingo
Ingo
3 Jahre zuvor

Der Lockdown wird eh erst im Mai gelockert, in Bayern wahrscheinlich noch später. Entweder "die Zahlen müssen runter" oder "wir dürfen das erreichte nicht verspielen". Eines passt immer. Völlig wurscht was wir machen.

Robin Patzwaldt
Editor
3 Jahre zuvor

Na ja, über 60 Prozent der Bevölkerung müssen halt geimpft sein. Und wann das der Fall ist , das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ich persönlich rechne erst mit dem kommenden Herbst. Sommer finde ich sportlich. Alles was ich höre, läuft auf den kommenden Herbst hinaus. also noch ohne Fernreisen im Sommer usw.. Ich kalkuliere lieber vorsichtig, dann kann ich nicht so schnell enttäuscht werden. 😉

abraxasrgb
abraxasrgb
3 Jahre zuvor

Ich halte es mit Extrabreit / Hans Albers: Flieger, grüß mir die Sonne … wir warten nicht, wir starten, was immer auch geschieht …
??

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

Das dicke Ende ist noch garnicht in Sicht. Die Politik wird ihr bestes tun, um die Folgen der verfehlten Maßnahmen bis nach der Bundestagswahl zu verschleiern und es so nur noch schlimmer machen.

Millionen werden nicht das Geld haben, um verschobene Urlaube nachzuholen oder neue zu machen. 🙁

Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

@ Robin #9
Bis Herdenimmunität erreicht ist, wird es sicherlich bis zum Herbst dauern.
Allerdings gehe ich doch davon aus, dass mit zunehmenden Impfungen das Infektionsgeschehen nach und nach abnimmt.
Allein das müsste die Stimmung heben.

Ich halte nicht besonders viel davon, die Leute in ihrer Larmoyanz zu bestätigen, indem man ihnen dauernd erzählt, es stünde ihnen ein "langer dunkler Winter" bevor – vom unsäglichen Ausspruch über das "härteste Weihnachtsfest seit dem Krieg" ganz zu schweigen – nur weil es doch noch einmal nötig ist, sich am Riemen zu reißen und die Füße still zu halten, diesmal mit einer klaren Exit-Strategie: die Impfung.

Robin Patzwaldt
Editor
3 Jahre zuvor

@Susanne: Ich richte mich auf kommenden Herbst ein. Dann muss man auch das sich anbahnende Wettrennen um die Impfung im Frühling nicht mitmachen. Wenn es soweit ist, hole ich sie mir. Aber ich habe nicht vor mich vorzudrängeln o.ä.. Und deshalb rechne ich auch noch nicht mit Konzerten im Sommer. Zumindest für mich nicht.

Enno
Enno
3 Jahre zuvor

2463 Tote in Deutschland seit Beginn der Pandemie im Alter von 1-69, 36165 Tote im Alter von 70-100 aufgrund von Covid. Dafür machen wir alles kaputt.

Die Leute feiern privat. Keiner sperrt Tinder, warum? Was machen die Menschen die in Kurzarbeit sind oder im Homeoffice? Arbeiten? Der Alkoholkonsum ist größer denn je. Was machen die Leute? Am Wochenende einen Autokonvoi (Hochzeit) gesehen, mindestens 15 Fahrzeuge hupend durch die Innenstadt. Was machen die? Wo machen die ihre Party? Dafür machen wir alles kaputt und am Ende werden wir nicht nur 43 % von unserem Einkommen abdrücken für alles das. Die Zeche werden wir alle bezahlen, die Politiker sind nicht in Kurzarbeit oder müssen sich Sorgen um ihr Einkommen machen. Jeder Tote ist einer zu viel, keine Rede.

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