Humanismus – Vor über zwei Jahren verteidigte der „humanistische“ Autor Uwe Lehnert PEGIDA. Im damaligen Kontext kam es zu einer Artikelserie, die unlängst in unserem eBook „Humanisten & PEGIDA“ gipfelte. Dabei wurde auch deutlich, wie nah Lehnert an Rassisten und PI-Autoren stand. Uwe Lehnert hatte viel Zeit über die Kritik nachzudenken, die (auch) von uns Ruhrbaronen formuliert worden war. Gestern bewies er eindrucksvoll: es ist bei ihm nicht angekommen.
Dabei ist der Anlaß an und für sich harmlos. Kirchenkritiker Carsten Frerk hat ein Buch veröffentlicht, in dem er dem Lobbyismus der Kirchen in Deutschland auf den Grund geht. Es trägt den wenig kreativen Titel „Kirchenrepublik Deutschland – Christlicher Lobbyismus“ und geht genau den Thesen und Themen nach, die der Titel eben nahe legt. So weit, so gut. Es ist immer sinnvoll, ein Auge darauf zu haben, wer versucht, auf wen wie Einfluss zu nehmen, und zu hinterfragen, inwiefern dies mit demokratischen Prinzipien in Einklang zu bringen ist. Dieses Ansinnen und Verdienst ist Frerk klar zuzuschreiben.
Dieses Buch hat Uwe Lehnert nun für den humanistischen pressedienst (hpd) rezensiert, und er findet es wirklich gut, und ist von all dem Unrecht empört, dass er seitens der Kirchen darin beschrieben sieht. Und fasst das Ganze so zusammen, als würden bereits alle Gesetzvorhaben vor dem parlamentarischen Weg bereits in Hinterzimmern beschlossen sein. („Worüber in den Parlamenten dann abgestimmt wird, ist somit im Wesentlichen längst andernorts festgelegt worden.“ / „In Deutschland besteht neben der parlamentarischen Demokratie und dem Staatsaufbau eine ‚Nebenregierung'“). Das allen klingt schon nach Kopp-Verlag – ist aber auch ein Duktus der radikalen Religionshassern nicht fremd ist.
Rezensent Lehnert geht aber weiter – und verdeutlicht sein eigenes Bild von Staat und Gesellschaft:
Dem Rezensenten drängt sich in der Tendenz der Vergleich auf mit der einst alle politischen und gesellschaftlichen Institutionen beherrschenden SED der damaligen DDR. Sie saß krakenhaft in allen die Politik und Gesetzgebung bestimmenden Positionen. Dabei war der damaligen Bevölkerung der DDR die „führende Rolle der Partei“ sehr wohl bekannt. Im Unterschied dazu ist sich heute die Bevölkerung der mitregierenden Kirchen im Sinne einer verdeckt mitbestimmenden Überpartei allenfalls schemenhaft bewusst. Nur bedingt beruhigend ist die Feststellung, dass die Kirchen heute (noch?) nicht diese flächendeckende und durchgreifende Macht haben wie einst die SED.
Soll man das wirklich Ernst nehmen? Die Kirchen in der BRD sind wie die SED in der „DDR“? Kriegt Lehnert mit, was er da womit gleichsetzt? Bemerkt er noch, dass er damit behauptet, die Bundesrepublik sei gar keine Demokratie? Dass er den Kirchen den Willen zur Folter und zum Mord zehntausender Bürger unterstellt? Dass er dann noch die Unverfrorenheit hat auszuführen, dass man in der „DDR“ ja um „die führende Rolle der Partei“ wusste, während der Bundesbürger diesselbe Terrorherrschaft der Kirchen „allenfalls schemenhaft bewusst“ sei? Und ansonsten? Alles hüben, wie einstmals drüben?
Ein wenig versucht Lehnert dann noch irgendwie und halbherzig mit dem letzten Satz des Absatzes den unglaublich geschichtsvergessenen Vergleich abzumildern, verbaut es sich selbst aber spätestens durch sein „noch?“. Wieso kann Lehnert sowas (noch?) für einen humanistischen Pressedienst schreiben?
Vielleicht sollte Lehnert stattdessen direkt beim Kopp-Verlag anheuern.
Denn auch die „Lügenpresse“-Thematik ist ihm nicht fremd, führt er anschließend aus:
Diese überaus verdienstvolle Arbeit ist – soweit der Rezensent das überblickt – in den Medien bisher sehr zögerlich wahrgenommen worden. Das ist bezeichnend für eine Presse, die nicht frei ist vom Wohlverhalten gegenüber den Kirchen.
Ja, man kennt das.
All diese Kirchenmagazine: taz, Jungle World, neues deutschland, Stern, Spiegel…
In der „DDR“ hätte es das nicht gegeben.