letzte Woche / diese Woche (kw18)

Das war ja mal ein originelles Aprilwetter, oder? In Essen hat es meines Wissens nach nur einmal gehagelt, und es gab auch… keinen Schnee, nicht wahr? Tja. Aber wer will sich da beschweren?! Apropos: Letzte Woche habe ich mich darüber beschwert, dass sich immer so viele Leute beschweren, aber kaum auf der Straße. Und ich habe mich gefragt, ob das eher alles so eine Art virtuelle Protestkultur ist, eine demonstrierte, aber nicht wirklich so gemeinte. Siehe in dem Zusammenhang einen leicht polemischen Kommentar hier.

Das wurde nicht gut verstanden, das von letzter Woche. War auch viel auf einmal. Und bei so einer wöchentlichen Kolumne muss man ja dann auch nicht mehr reinpacken wollen zu meinen müssen – 😉 – als andere zu ihrem täglichen oder stündlichen oder minütlichen Diskurs- oder Informations- und Stromverbrauchsscherflein. Jedenfalls hatte ich über Ostern noch einmal „Dantons Tod“ von Georg Büchner gelesen – was für mich sowohl zum gerne einmal „Revolutionär“ betitelten Jesus passte, aber auch wohl von der Aussage dieses weißrussischen Präsidenten (?) beeinflusst war, der meinte, Demokratie sei die widerlichste Staatsform die es gibt. (Quelle? Weiß ich grad nicht.) Und Sie? Robespierre-Fan? Mit allen Konsequenzen? Danton-Fan? Gar nicht? Jedenfalls rumorte diese Frage von letzter Woche noch in mir herum und ich mochte weder die ungelesenen Capote („The Grass Harp“) noch Dickens („Great Expectations“) anrühren – trotz sommerlichen Wetters. Also ab in eines dieser Bücherkaufhäuser. Na, und da kam dann halt die Originalausgabe von „Brave New World“ auf mich zu. Und jetzt zitiere ich mal viel, denn dieser Totalitarismus-Prophet hat ja schon 1931 bzw. 1946 (im Vorwort zu diesem Buch seines jüngeren Selbst) schon alles gesagt in Bezug auf Brot und Spiele in der modernen Gesellschaft – wogegen er übrigens nie wirklich war. Und er hat sich ja später dann auch einem anderen Thema der letzten Woche, Gesellschaftsveränderung durch Drogen, persönlich zugewandt, zu PID kam er nicht mehr. Also los und ab in die Zeit zwischen den Weltkriegen.

Aus der Einführung von David Bradshaw: In 1928, when the first Five Year Plan was inaugurated in Russia, Huxley had written, “to the Bolshevist idealist, Utopia is indistinguishable from a Ford factory”, but the events of 1931 persuaded him to adopt a different perspective. Huxley asserted that stability was the “primate and the ultimate need” if civilization was to survive the present crisis. (…) As he put it, “It may be that circumstances will compel the humanist to resort to scientific propaganda, just as they may compel the liberal to resort to dictatorship. Any form of order is better than chaos.” In Huxleys eigenen Worten von 1946: It is probable that all the world’s governments will be more or less completely totalitarian even before the harnessing of atomic energy; that they will be totalitarian during and after the harnessing seems almost certain. Only a large scale popular movement towards decentralization and selfhelp can arrest the present tendency towards statism.” Aber Huxley gibt auch Tipps, wie dieser vor allem auf Sicherheit bedachte Totalitarismus all dieser Staaten aussehen müsste: A really efficient totalitarian state would be one in which the all-powerful executive of political bosses and their army of managers control a population of slaves who do not have to be coerced, because they love their servitude. Wie das? The love of servitude cannot be established except as the result of a deep personal revolution in human minds and bodies. To bring about that revolution we require, among others, the following discoveries and inventions. (Jetzt kann ich mal nicht an mich halten und kommentiere ein wenig dazwischen.) First, a greatly improved technique of suggestion – through infant conditioning and, later, with the aid of drugs, such as scopolamine. In meiner Kindheit gab es noch Leute, die – wegen ihren Kindern – keinen Fernseher zuhause hatten. Gute Frage, ob diese als Erwachsene deshalb jetzt keine glücklichen Sklaven sind. Rabeneltern?!?? Second, a fully developed science of human differences, enabling government managers to assign any given individual to his or her proper place in the social and economic hierarchy. Hierzu wie auch zum folgenden möchte ich diese(n) Artikel empfehlen. Third (since reality, however utopian, is something from which people feel the need of taking pretty frequent holidays), a substitute for alcohol and the other narcotics, something at once less harmful and more pleasure-giving than gin or heroin. And fourth (but this would be a long-term project, which would take generations of totalitarian control to bring to a successful conclusion), a foolproof system of eugenics, designed to standardize the human product and so to facilitate the task of the managers. Liebes glückliches Humankapital, schönen Feiertag!

Grafisches Element: Von gold-speculator.com

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