letzte Woche / diese Woche (kw21)

Grüße aus Leipzig! Das Wetter: Regen im Moment in Connewitz. Wir wünschen viel Spaß mit den folgenden Sendungen. Auf Wiedersehen.

Nein, ein bisschen was geht immer. Also: Wie hier über die Musik- oder Kreativwirtschaft gesprochen wird, wie hier Bands gebucht werden und die Leute sich für hm recht einfache Dinge begeistern können, damit käme man im Extremwesten nicht einmal an einer Bushaltestelle bei Nacht in irgendwelche Scheinwerferlichter. Zum Glück habe ich den Artikel über die pop up halt noch nicht fertig, dann fühlt der Laurin sich nicht wieder verpflichtet, Anti-2010lab Artikel zu schreiben. Genau, da erscheint das dann und nicht im Manager Magazin. Obwohl, das wäre doch auch mal was: „Deutsche Wirtschaft empfiehlt: Stopfen Sie nicht alles in sich rein – und auch nicht in andere. Übersättigung führt auf die Dauer zum Sieg des Kommunismus.“

Die Farbbeutel, mit denen hier merkwürdige Reihenhausneubauten beworfen werden, führen zu grünen, roten und schwarzen Flecken. Die Drogenpolitik der Stadt führt gerüchteweise zu mehr Kriminalität, aber nicht zu mehr Polizeipräsenz. Die Berge sind aufgeschüttet, den besten Blick hat man m.E. aber nicht vom Fockeberg, sondern vom Naturschutzgebiet Lößnig-Dölitz aus. Gut dass auch an der Ruhr noch nicht jeder Schutthügel den Namen eines Industriellen trägt. Oder? Quatsch, sofort machen! Rufen Sie doch mal nen Wetttbewerb aus und beantragen Geld von Stadt und Land und so!

Und sonst? Äh, diese Parkhauszugangsteile auf dem Augustusplatz nerven echt. Nicht schön. Der Kreuzer, der ist irgendwie so grün… Denn: Die lassen echte Menschen von den Kiezen zu Wort kommen und sich über Gentrifikatz-Ion beschweren und lassen gleichzeitig T-Shirts mit „Südvorstadt voll super!“ oder so drucken. Und erklären Leipzig für wichtig, weil von hier aus ja so viele Flugzeuge in den Krieg ziehen und die Menschen hier per Theaterpädagogik wieder fit gemacht werden für a) Zivilgesellschaft und b) dann doch wieder Krieg. Tja, Krieg muss sein wie Knast. Alle wollense wieder rein. Yeah, voll extrem, ey!

Ich glaub, die Leute merken hier gar nicht so viel mehr als im vollverzuckerten, -verfetteten und –verklebten Extremwesten. Teils scheint es mir, als bestünde eine gewisse (angelehnt) sächsische Technik darin, so zu tun, als hätte mensch immer noch nen richtig tollen Trumpf in der Hinterhand. Hat mensch aber vielleicht gar nicht. Oder doch? Manchmal jedenfalls wirkt hier einiges so etwas „Tapferes Neues Deutschland“-mäßig. Der kritische Geist aus westlicheren Gefilden ist vielleicht abgebrühter gegenüber so manchen Tricks und Kniffen von Pop und Wirtschaft und so. Ich mein: Britische Zone! Wir kennen all diese vermeintlich charmanter Heimtückler, die dich ja letztlich nicht gerade als Ihresgleichen betrachten doch aus dem Eff-Eff! Die Leipziger glauben den „ehrlichen Emotionen“ auf der Bühne dagegen irgendwie, denke ich manchmal. Mit Brecht hat das aber nicht viel zu tun. Oder mit Kommunismus. Oder Arbeitszeitverkürzung. Na, Sie wissen schon. Hier schleicht sich alles eher ein. Hm, war in den 50ern, 60ern ja auch nicht anders im Westen, und dann: zack!

Sind also die Russen immer noch nicht gekommen? Haben Sie die und Ihre Freunde denn inzwischen mal zumindest aus den Rathäusern gefegt? Und der Landtag ist als nächstes dran? Jaja, Antirussische Westdeutsche. Typisch. Kriegen diese Angst manchmal auf Türken und den Islam und so rüber projiziert. Manche auch auf anderes, heißt es. That’s what I call social engineering. Gucken Sie doch mal das Pokalfinale für mich mit. Ich mag grad kein Ruhrgebiet haben. Und damit konsequenterweise: Tschö! (Naja: Bis bald!)

Reisefotos: Jens Kobler (sorry, keine Tierfotos gemacht bzw. nichts geworden)

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