Leugnung von Biologie torpediert Trans-Akzeptanz

Till Randolf Amelung Foto: Joanna Nottebrock


Donald Trump hat ein weiteres Dekret mit Transbezug erlassen. Dieses Mal betrifft es die Teilnahme biologisch männlicher Personen am Frauensport, die nun untersagt wird. Warum kann sich ein wegen sexuellen Missbrauchs verurteilter Mann wie Trump jetzt als Bewahrer von Frauenrechten inszenieren? Von unserem Gastautor Till Randolf Amelung.

US-Präsident Donald Trump hat ein Gespür für publikumswirksame Inszenierungen. Das stellte er auch am Mittwoch unter Beweis, als er direkt aus dem Weißen Haus übertragen und umringt von Sportlerinnen aller Altersklassen seine neue Executive Order unterzeichnete, die biologische männliche Personen, das heißt Transfrauen, vom Frauensport ausschließt. Unter Beifall der anwesenden Frauen und Mädchen lässt er sich als deren Beschützer feiern. Einigen Frauen steht die Freude über das bevorstehende Dekret förmlich ins Gesicht geschrieben. Auch hier setzt Trump ein wichtiges Wahlkampfversprechen um.

Künftig dürfen weder im Schul- noch im Hochschulsport biologisch männliche Personen am Frauensport teilnehmen. Auch die Nutzung von Umkleide- und Sanitäreinrichtungen wird ihnen untersagt. Bei Verstoß drohen den Bildungseinrichtungen der Entzug staatlicher Gelder. Gerade Schulen und Universitäten haben in den USA eine wichtige Rolle in der Förderung von sportlichen Talenten, vor allem über Stipendien.

Auch auf der Ebene des internationalen und olympischen Spitzensports verlangen die USA, dass biologisch männliche Personen aus dem Frauensport verbannt werden.  Die nächsten Olympischen Sommerspiele finden 2028 in Los Angeles statt. Trump kündigte bereits an, in diesem Zusammenhang alle Visaanträge von Personen mit weiblichem Passeintrag ablehnen zu lassen, wo dieser nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt.

Joanne K. Rowling, die global ultraprominente Harry-Potter-Autorin, ist eine der schärfsten Kritikerinnen jener Entwicklungen, deren Ursache darin liegt, dass die biologische Grundlage von Geschlecht vollständig negiert wurde. Im Kurznachrichtendienst X kommentierte sie ein Bild von Trump, der umringt von Mädchen und Frauen das unterschriebene Dekret hochhält: „Herzlichen Glückwunsch an jeden einzelnen Linken, der sich für die Zerstörung der Rechte von Frauen und Mädchen einsetzt. Ohne Sie gäbe es keine Bilder wie dieses.“

Es ist eine bittere Ironie, dass ausgerechnet Trump sich als Frauenschützer inszenieren kann. Ein Mann, der 2023 wegen einer 1996 begangenen Vergewaltigung der Autorin E. Jean Carroll gerichtlich verurteilt wurde. Ein Mann, der bereits im Wahlkampf 2016 mit früheren sexistischen Äußerungen wie dieser konfrontiert wurde: „Wenn du ein Star bist, lassen sie dich alles tun. Du kannst alles tun […] Ihnen an die Muschi greifen. Du kannst alles tun.“

Umso deutlicher tritt das Totalversagen der politischen Linken zutage, die sich bei Transfrauen im Frauensport von jedweder wissenschaftlichen Evidenz verabschiedet haben. Personen, die eine biologisch männliche Pubertät durchlaufen haben, haben gegenüber biologisch weiblichen Personen einen fortwährenden, gravierenden Leistungsvorteil im Sport – dazu gehören neben Transfrauen auch einige Varianten der Geschlechtsentwicklungen. Man denke nur an Imane Khelif und das Frauenboxen bei den olympischen Sommerspielen von Paris 2024.

Schon länger beschweren sich Frauen, darunter ehemalige Spitzensportlerinnen wie die lesbische Tennisspielerin Martina Navratilova, dass biologisch männliche Personen im Frauensport unfair sind. Entsprechend äußerte auch sie sich auf X zum Trump-Dekret: „Ich finde es schrecklich, dass die Demokraten Frauen und Mädchen in der ganz klaren Frage, dass Frauensport nur Frauen vorbehalten ist, völlig im Stich gelassen haben.“ Zuletzt zeigten Zahlen einer IPSOS-Umfrage, dass die Mehrzahl der US-BürgerInnen biologisch männliche Personen im Frauensport ablehnt.

Das Fass zum Überlaufen brachte 2022 Transfrau Lia Thomas, die Schwimmwettbewerbe für Frauen im Hochschulbereich dominierte. Die Fotos von den Siegerehrungen gingen um die Welt und Thomas‘ biologisch männliche Physis war für alle offensichtlich, die nicht mehr an des Kaisers neue Kleider glauben mochten.  Der Weltschwimmverband setzte dem ein Ende und schloss im Sommer 2022 Personen von Frauenwettbewerben aus, die eine männliche Pubertät durchliefen. Mehrere andere Sportverbände trafen in der Folgezeit ähnliche Entscheidungen.

2024 versuchte Thomas die Entscheidung des Schwimmverbands vor dem Sportgerichtshof CAS anzufechten, war aber erfolglos. Zeitgleich mit Trumps Dekret wurde bekannt, dass ehemalige Teamkolleginnen von Thomas Klage gegen die Universität sowie zuständige Sport- und Hochschulverbände eingereicht haben. Begründung: Thomas‘ Teilnahme an Frauenwettbewerbe hätte ihre Rechte verletzt. Zudem seien sie gezwungen worden, sich gemeinsam mit Thomas Umkleide- und Duschräume zu teilen.

Wer auch immer glaubte, es würde Transpersonen helfen, biologische Tatsachen zu leugnen, bekommt jetzt die brutale Realität vorgeführt. Die Akzeptanz nimmt als Folge rapide ab, sodass man Transfrauen auch dort nicht mehr tolerieren will, wo die körperlichen Unterschiede zwischen biologischen Männern und Frauen nicht relevant sein sollten. Ob sich linksprogressive und queere AktivistInnen das so vorgestellt hatten?

Der Text erschien in änhlicher Form bereits auf Queer Nations 

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