Libyen: Peinliches Deutschland – Alliierte planen Luftschläge gegen Gaddafis Luftwaffe

Der UN-Sicherheitsrat hat heute Nacht das Flugverbot über Libyen beschlossen. Die USA, Groß Britannien und Frankreich werden nun gemeinsam mit arabischen Staaten dafür sorgen, dass Gaddafi die Rebellen nicht mehr  aus der Luft angreifen kann. Zumindest der Himmel über Libyen wird frei sein. Deutschland gehörte zusammen mit Russland und China zu den Staaten, die sich enthalten haben. Eine zweifelhafte Gesellschaft, in die sie die Bundesregierung da begeben hat.

Wochenlang hat sich der Westen angeschaut, wie Gaddafi die Rebellion zusammengeschossen hat. Nun handelt er endlich und stellt sich auf die Seite der Aufständischen.

Gaddafi hat schon vorher für den Fall eines Flugverbots mit Angriffen auf Europa gedroht. Bei Weissgarnix wurde vor zwei Wochen gut beschrieben, warum das eher lächerlich ist.

Zeitlich könnte das alles schon zu spät kommen. Frankreichs Außenminister Alain Juppé: „Es ist eine Sache von Tagen. Es ist vielleicht eine Sache von Stunden. Wir dürfen nicht zu spät kommen.“

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Bert
Bert
13 Jahre zuvor

Man weiss doch noch nicht mal genau, WER diese „Rebellen“ überhaupt sind, und man sollte sich eben nicht an jedem Kriegseinsatz beteiligen.

Gute Aktion und sicherlich nicht peinlich !

f.luebberding
13 Jahre zuvor

Laurin

Ich habe aber nicht erwartet, dass der Sicherheitsrat einen solchen Beschluss fassen würde. Der zeitliche Zusammenhang mit der Katastrophe in Fukushima kann durchaus zu athmosphärischen Veränderungen geführt haben. Im Windschatten des Reaktors spielen Grundsatzfragen nicht die Rolle, sondern Flexibilität. Welche Folgen falsche Erwartungen haben kann, demonstriert unser Außenminister. Er hatte sich in eine Ecke manöveriert, wo er sich nur noch im Sicherheitsrat enthalten konnte. Das ist schon peinlich. Wahrscheinlich hat er den Unterschied zwischen politischer Publizistik und Diplomatie nicht bedacht, so ist zu vermuten. Inhaltlich besitzt der Beschluss schon eine große Innovationsfähigkeit. Er setzt dem Despoten eine kleine Grenze und verhindert so den Untergang der Opposition. Es war natürlich klar, dass man Gaddafi nicht den Durchmarsch erlauben würde. Wenn Gaddafi also den Status quo akzeptiert, hat man den Konflikt eingefroren mit der faktischen Teilung Libyens – bis es zu einer Verhandlungslösung kommt. Wenn es gut läuft, ohne einen Schuss abzugeben. Das ist wohl auch der Hintergrund für die Enthaltung Russlands und Chinas. Die Motive Deutschlands und seines Außenminsiters sind dagegen eher in den Bereich Dämlichkeit einzuordnen. Wenn es schlecht läuft, muss man den Clown entwaffnen.

f.luebberding
13 Jahre zuvor

Es muss natürlich klare Grenze heißen. Ansonsten hat Mark Pitzke im Spiegel wohl eine ähnliche Einschätzung.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,751566,00.html

Torti
Torti
13 Jahre zuvor

@ Bert

Nun, ist das wichtig wer die Rebellen ? Mir reicht das ich weiss wer Gadaffi und sein Clan ist. Mal in den letzten Wochen im Fernsehen vorbeigeschaut ?

Ich würde noch mehr schreiben, aber höre mal lieber in den WDR Klartext rein.
Besser kann ich es nicht ausdrücken. Hörst Du hier

https://gffstream-4.vo.llnwd.net/c1/m/1300431047/radio/klartext/wdr2_klartext_20110318_0750.mp3

Landesjugendvertretung Westfalen

„Flugverbot“ bedeutet aber Krieg. Das sollte zumindest deutlich benannt werden. Wer dafür ist, muss Krieg führen wollen. Das deutsche Parlament führt schon in Afghanistan Krieg, den die Bevölkerung nicht will. Und es gibt noch viel, viele Orte auf der Welt, wo man um der Gerechtigkeit Willen Bomben schmeißen und Tod bringen kann.

haffi59
haffi59
13 Jahre zuvor

Man darf die Chance nicht ungenutzt lassen, Gaddafi durch sein eigenes Volk stürzen zu lassen. Nur Schwesterwelle kapiert wieder einmal nichts.

Thomas
Thomas
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurin: es kann ja sein, dass sie und andere hier im Forum das Gefühl der eigenen Machtlosigkeit schwer ertragen können. In meinen Augen ist es jedoch alles andere als ehrenvoll, von anderen zu verlangen, in den Krieg zu ziehen, um dieses Gefühl wieder loszuwerden. Dabei gibt es, wenn man die Forderung ernst nimmt, man solle „den Clown entwaffnen“ auch einen anderen Weg, mit dem Gefühl der Hilflosigkeit klarzukommen: schliessen sie sich der Revolutionsbewegung an, die brauchen noch Kämpfer.

Beebo
Beebo
13 Jahre zuvor

Es geht jetzt nur noch eine Art Kosove zu Schaffen, wo man die ganzen Flüchtlinge aus Tunesien und Ägypten abschieben kann. Damit die Leben können, wird den Rebellen ein paar Öleinnahmen zugesprochen. Für den kleinen Mann ändert sich nichts. Man kann nur hoffen, das die Zone nicht so wird, wie der Kosovo.

Werner Jurga
13 Jahre zuvor

„Die Welt darf diesem Vernichtungskrieg eines Diktators gegen sein eigenes Volk nicht tatenlos zusehen und es sollte der Bundesregierung, an der Spitze die Bundeskanzlerin Merkel, peinlich sein, wenn Gaddafi jetzt die Deutschen lobt, weil sie ihm gegenüber eine vermeintlich sehr gute Position eingenommen hätten.“
islam.de am 18.03.2011 (https://islam.de/17677.php)
islam.de ist die Webseite des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD).

„Insbesondere wird dem Zentralrat vorgeworfen, sich nach außen hin dialogbereit darzustellen, während nach innen die Errichtung einer islamischen Gesellschaft in Deutschland Ziel sei.“ (Wikipedia)
https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralrat_der_Muslime_in_Deutschland

Programmatisch für den ZMD ist die „Islamische Charta“, mit der jedoch „der Verdacht, dass letztendlich doch eine ganz andere Gesellschaftsordnung angestrebt wird, die hier bewusst verschleiert werden soll, nicht ausgeräumt werden“ kann (Verfassungsschutz NRW).
https://www.im.nrw.de/sch/doks/vs/islamcha.pdf

So viel zum Thema „zweifelhafte Gesellschaft, in die sie die Bundesregierung da begeben hat“ (Zitat aus dem Beitrag von Stefan Laurin). Die entschiedene Gegnerschaft Stefans zu islamistischen Strömungen steht außer Frage, und selbstverständlich wäre man mit Frankreich in besserer Gesellschaft als mit Russland oder China. Auch in dieser Frage?

Wie lange ist es jetzt her, dass Gaddafi im Hof des Elysée-Palastes sein Zelt aufstellen durfte? Länger als ein Jahr? Jedenfalls: zu Beginn der tunesischen Revolution hat Frankreichs Außenministerin Ben Ali angeboten, bei der Niederschlagung des Aufstandes zu helfen. Sie musste deshalb zurücktreten. Weil die Sympathien der französischen Elite einer arabischen Volksbefreiung gelten.

Amnesty International (AI) warnt nachdrücklich vor Luftangriffen auf Gaddafis Streitkräfte. AI hat die Menschenrechtsverletzungen des Gaddafi-Regimes stets in aller Deutlichkeit dargestellt und verurteilt. Auch ich hatte mich deutlich gegen eine Beteiligung an dem ägyptischen Bürgerkrieg gewandt. Es gibt gewiss auch Argumente, die gegen meinen Standpunkt sprechen. Die „zweifelhafte Gesellschaft“ gehört nicht dazu.

Werner Jurga
13 Jahre zuvor

„Libyscher Bürgerkrieg“ muss es natürlich heißen – nicht „ägyptischer“. Ägypten hatte ich noch im Kopf, weil ich bei der Recherche über den ZMD stets auf den großen Einfluss der Muslimbrüder stieß.

f.luebberding
13 Jahre zuvor

Wie es aussieht, werden sie ihn entwaffnen müssen.

Mario Herrmann
13 Jahre zuvor

Oh, ich habe diesen Artikel erst entdeckt, nachdem ich bereits bei Facebook kommentiert habe. Aber weil es passt, bitte schön:

Die Despoten aus Tunesien und Ägypten hatten zumindest ihre Segel gestrichen, bevor die letzte Eskalationsstufe erreicht worden ist. Als sie weg waren, jubelte die gesamte deutsche Politik. Ghaddafi und sein Familienclan führen hingegen einen brutalen Feldzug gegen das eigene Volk. Man braucht nicht viel Fantasie um zu erahnen, was nach seinem Sieg mit den Aufständischen passieren wird, die nicht rechtzeitig außer Landes fliehen.

Aber jetzt, wo es zum Schwur kommt, taucht die deutsche Regierung ab. Anstatt dem von den Rebellen sehnsüchtig erwarteten Handeln der Weltgemeinschaft zuzustimmen, flüchtet sie sich feige und kleinmütig in die Enthaltung im Sicherheitsrat, Seite an Seite mit so großen Menschenrechtsnationen wie China und Russland. Das wirft kein gutes Bild auf unser Land. Merkel und Westerwelle, schämt euch!

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Mario Herrmann

Es wird nicht mehr all zu lange dauern bis Merkel und Westerwelle eine Menge Zeit zum schämen haben werden. Nicht nur wegen Lybien.

Bert
Bert
13 Jahre zuvor

@#4 | Torti:

Bei Gaddafi wissen wir wenigstens was wir haben. Ohne Gaddafi würde die Region in eine Stämmegesellschaft abdriften, ähnlich wie in Afghanistan oder Somalia.

Mika
Mika
13 Jahre zuvor

Finde den Text auch eher zweifelhaft, zumal die deutsche Geschichte im Norden Afrikas auch nicht immer nur schön war. Während wir hier denken, dass die Kolonialzeit und der 2. Weltkrieg weit hinter uns liegt, kann das in Libyen auch anders aufgenommen werden. Ich finde die Enthaltung daher die erste gute Tat von Westerwelle seit langem!

Bürokratenfeind
Bürokratenfeind
13 Jahre zuvor

#17

Sehe ich auch so. Ausserdem nehme ich an, dass Westerwelle über die politische Situation in Libyen ausreichend informiert ist und über tiefere Einsichten in die Materie verfügt, als wir, die ohne Geheimdienste auskommen müssen.

Torti
Torti
13 Jahre zuvor

@Bert
Mehr als Verachtung verdient ihre Äusserung als Antwort nicht.

Rudi Gems
Rudi Gems
13 Jahre zuvor

Was ist das ein Glück, das man in so einem Block, nicht schießen kann! Einige von euch, können es wohl kaum noch erwarten, bis in Lybien die Brocken fliegen? Habt ihr euch eigentlich schonmal über die „Kolateralschäden“ Gedanken gemacht? Habt ihr euch über die Tausenden von unschuldigen, zivilen Opfern, schonmal Gedanken gemacht, die ein solcher Luftschlag, kosten könnte? Muss man sich heute schon schämen, wenn man besonnen bleibt? Wo bleibt das besondere Lob der Alliierten für Deutschland, für seine Besonnenheit? Ist man also nur angesehen und achtbar, wenn man bereit ist „Draufzuhauen, um jeden Preis“?

Man kann Kriege auch unterstützen, wenn man sich nicht in aktive Kampfhandlungen einmischt. Und, man braucht auch irgendwann, einen Mittler, zwischen den Kriegsparteien, wenn es wieder zum Frieden kommen soll. Und, wenn es zum Angriff auf einen Natostaat, kommt, ist Deutschland automatisch dabei. Nur, da sieht es um das gefährdetste Land, Frankreich, schlecht aus. Die sind nämlich gar nicht mehr in der Nato. Wo bleibt da, eigentlich der Peinlichkeitsvorwurf?

Es ist schon eine traurige Entwicklung. Denn in Tunesien und Ägypten, kann sowas weitestgehend unblutig ablaufen, in Lybien nicht. Mit Sicherheit, verursacht das in erster Linie, die Person Hr. Gaddafi. Trotzdem, „Warum ist auch in Lybien, es nicht möglich, das Demokratisierungen, weitestgehend friedlich ablaufen?“. Hat denn einer von den gewalttätigen Regierungsgegnern in Lybien, sich vorher mal überlegt, wie ein Waffeneinsatz enden könnte?

Nun muss schon die UNO her, um zu helfen. Inwieweit das gut geht, weis man nicht. Man kann weder Demokratie, noch Frieden herbeibomben. Das geht nur, bis der Vorletzte begriffen hat, wie dreckig Krieg und Diktatur sind. Solange es Soldaten gibt, die sich von „Vorgesetzten“, die sich in warmer Sicherheit fühlen, aufhetzen und anstacheln (befehlen) lassen, solange besteht jedenfalls kaum eine Hoffnung auf Demokratie und Frieden.

Ich kann allen Kommentatoren, eigentlich nur raten, etwas besonnener zu werden, und nicht den Eindruck zu vermitteln, das sie ständig mit geladener Waffe hinter dem Monitor sitzen, und es kaum noch erwarten können, bis auch Bomben von Deutschland, auf Lybien fallen. Das wäre nämlich für mich, ein Niveau, in dem ich mich besonders unwohl fühle.

Grüße, Rudi Gems

Bert
Bert
13 Jahre zuvor

Die Beweislage für die systematische Bombardierung von Zivilisten in Libyen ist sehr dürftig. Wer sagt denn, das sich die Aufständischen nach dem Umsturz als echte Demokraten erweisen? Und man sich nicht vielleicht neue Taliban heranzüchtet?

Werner Jurga
13 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin: “ in Libyen herrscht Bürgerkrieg“ – Ja, was denn nun? Terror gegen die Zivilbevölkerung oder Bürgerkrieg? Ich habe jetzt eine Stunde gegoogelt. „Gaddafi bombardiert Zivilisten“? Nichts dergleichen. Es gab gestern Luftangriffe auf Bengasi, der – so die zutreffende Presseformulierung – „Hochburg der Rebellen“. Dass dabei auch Zivilisten getötet werden, kann doch kein Beweis dafür sein, dass „Gaddafi Zivilisten bombardiert“. Welchen Sinn sollte denn der Mord – mitunter ist gar von „Völkermord“ die Rede – für das Gaddafi-Regime haben?
„Ein Augenzeuge berichtete in Al-Arabija, er habe nach den heftigen Luftangriffen vom Vortag im Krankenhaus der Stadt die Leichen von 30 Zivilisten – Frauen, Kindern und alten Leuten – gesehen“, so gestern das „Hamburger Abendblatt“. Hast Du mehr, Stefan? Hast Du einen empirischen Beleg für Deine Behauptung „Gaddafi bombardiert Zivilisten“? Hast Du eine Theorie, warum das Regime dies machen sollte?
Dr. Reinhard Merkel, Professor für Rechtsphilosophie und Strafrecht an der Universität Hamburg, hält den Militäreinsatz in Libyen für illegitim und unterstützt die Bundesregierung in ihrer Entscheidung:
„Was die UN-Resolution an Gewaltanwendung erlaubt, überschreitet deutlich die Grenzen des Legalen und des Legitimen. Man kann nicht in einen Bürgerkrieg, der immerhin gewaltsam begonnen wurde, von außen mit Gewalt eingreifen und sich auf die Seite einer Partei schlagen. Die UN hat das Recht zu intervenieren, um Massenmord zu verhindern, aber nicht das Recht, beim Sturz einer Regierung mit kriegerischen Mitteln zu helfen.“ zit. nach n-tv.de
https://www.n-tv.de/politik/dossier/Gaddafi-hat-keine-Chance-article2889771.html

Werner Jurga
13 Jahre zuvor

@ Stefan: Lassen wir „in den Rücken fallen“ mal weg (Deine Sprache wird wohl kriegsbedingt etwas martialisch): ich stimme Dir zu, dass ein deutscher Sonderweg in Fragen von Krieg und Frieden wahrlich kein Anlass zur Freude ist. Ich habe auch keinerlei Übersicht, wie es in den meisten EU-Ländern aussieht. Klar dürfte sein: je „israelkritischer“ das Land, desto klarer auf der Seite der Kriegsbefürworter.
Okay, ob Herr Reinhard Merkel nun Professor ist oder nicht, spielt keine entscheidende Rolle. Entscheidend ist das, was er PRINZIPIELL zur Frage der Legitimität von militärischen UN-Interventionen gesagt hat. Ich bin sicher, dass Du dem zustimmst. Also liegt es an Dir (hier) bzw. an Sarkozy (allgemein), den Vorwurf der Bombardierung von Zivilisten i.S.v. gezielter Ermordung Unbeteiligter zu belegen.
Dass das Wort vom Genozid erst gar nicht fällt, ist einerseits zu begrüßen, andererseits ein Indiz dafür, was Du und – wie ich einräume – Mehrheit wirklich glauben.

Werner Jurga
13 Jahre zuvor

@ Stefan:
Nein, ich halte Gaddafi nicht für einen Freund Israels. Das habe ich jedoch auch nie behauptet. Kein arabischer Diktator hätte je auf antiisraelische Mätzchen verzichten können, ohne seine „Legitimation“ nachdrücklich zu gefährden.
Ich hatte geschrieben: “je `israelkritischer´ das Land, desto klarer auf der Seite der Kriegsbefürworter.” Das ist nun einmal so; und: die USA sind nicht dabei.
Den von Dir angegebenen Artikel in der Jüdischen Allgemeinen hatte ich gelesen. – Nun, ich bin anderer Meinung.

Bürokratenfeind
Bürokratenfeind
13 Jahre zuvor

Ich erinnere mich noch an die Zeit, als die Bundeswehr eine reine Verteidigungsarmee war. Krieg von Deutschland ausgehend, schien undenkbar. Deshalb empfinde ich jetzt das Kriegsgeschrei in den Medien als besonders unangenehm und gefährlich. Sogar Laurin schreit mit. Dabei weiss keiner, was Propaganda oder was echte Information ist. Es erinnert mich fatal an die Zeit vor dem ersten Weltkrieg, wo Leute den Krieg priesen, der sie dann auch mit voller Wucht traf. Besonnenheit und kluge Verhandlungsstrategien wären gefordert, um den Libyern zu helfen, so unbeschadet wie möglich, ihren Weg in die Moderne zu finden.

68er
68er
13 Jahre zuvor

@ Laurin und Jurga

Ich weiß wirklich nicht, was da in Libyen tatsächlich passiert.

Offensichtlich weiß Herr Laurin mehr, als die amerikanische Armee. Bei ihm war am 03.03.11 die Lage schon ganz klar,

https://www.ruhrbarone.de/libyen-und-was-nun/

während Admiral Michael Mullen am 02.03.11 dem US-Congress noch erklärte, die Berichte über Bombardierungen der Zivilbevölkerung hätten bisher nicht bestätigt werden können.

https://www.cnn.com/video/data/2.0/video/politics/2011/03/02/bts.gates.mullen.house.no.fly.zone.cnn.html

Ich habe das Gefühl, die ganze Sache riecht sehr nach westlichen Geheimdiensten. Nicht, dass ich Herrn Gaddafi nicht zutraute dass er Bomben auf Demonstranten werfen ließe, aber dieses Image hat er doch seit 40 Jahren. Der Mann hat offensichtlich einen an der Klatsche, sitzt aber auf riesigen Ölreserven. Da scheint es in der heutigen spätatomaren Zeit, offenbar opportun, den Herrn „stürzen zu lassen“. Demokratie oder die Menschenrechte, werden auch woanders mit den Füßen getreten, man schaue nur nach Saudi Arabien oder China. Solange es dem Westen sonst in dem Kram passt und die Geschäfte nicht gefährdet sind, kann man damit gut leben. Wenn aber die Lage nicht mehr unter westlicher Kontrolle ist, erinnert man sich an Demokratie und Menschenrechte und wie erfolgreich man diese in der Vergangenheit herbei gebombt hat.

Ich würde mir wünschen, dass Herr Laurin Recht behält, aber wenn ich mir Irak und Afghanistan oder den Kosovo anschaue, habe ich große Zweifel, dass diese „Mission“ in der Endbilanz positiv für das libysche Volk ausgehen wird.

Rudi Gems
Rudi Gems
13 Jahre zuvor

Ich kann den Kriegern in Lybien, nur raten:

Haltet euch in erster Linie an Tripolis.

Schneidet der Armee von Gaddafi den Nachschub ab.

Zerstört die Luftabwehr.

Duldet keine Armee-Flugzeuge über Lybien.

Greift notfalls ein, wenn Bodentruppen von Gaddafi weiterkämpfen.

Zieht euch so schnell wie möglich wieder zurück.

Setzt euch so schnell wie möglich, wieder mit der „Regierung von Lybien“ an einen Tisch.

Biete humanitäre Hilfe an.

Ich bin weder Pazifist, noch bin ich so blauäugig, das ich glaube, man könnte einen Diktator, wie Gaddafi, anders als mit Gewalt, zur Vernunft bringen. Das hat er in den letzen 40 Jahren eindeutig bewiesen.

Deutschland wird nicht gebraucht. Selbst für, die Kriegsmaschinerie der beteiligten Krieger, ist nicht genug zu tun. Hier in diesem Krieg, wo es um Humanität geht, ist auch bei Gewaltanwendung, genausoviel Augenmaß zu bewahren, als wenn man einen Polizeieinsatz durchführen würde oder wollte. In diesem Krieg, geht es eben nicht ums „größtmögliche Draufhauen“. In diesem Krieg geht es ums chirurgische Eingreifen, um Menschen zu helfen. Dafür würden die Flugzeuge und Waffen, alleine von Frankreich, USA und Großbritannien, dicke ausreichen.

Die Kanzlerin, ist gestern, wie selbstverständlich, mit nach Frankreich eingeladen worden. Ich gehe davon aus, das die Einzigen, die Probleme mit der Weigerung Deutschlands haben, „aktiv im Krieg teilzunehmen“, sich auf einige Schreiber, hier im Blog oder ähnlicher Öffentlichkeit, beschränken lässt.

Grüße, Rudi Gems

allemachtdendrähten
allemachtdendrähten
13 Jahre zuvor

Das Flugverbot hat am ersten Tag schon dazu geführt, das Tripolis mit hunderten von Raketen beschossen wurde und es zu zivilen Opfern kam und weiter kommt.Bagdad lässt schön grüßen. Das einig Gute an diesem neuerlichen Krieg der Guten ist die Tatsache das wir diesmal nicht dabei sind.

Bert
Bert
13 Jahre zuvor

Hätte Gaddafi eigentlich die Möglichkeit Raketen nach Europa zu schiessen ?

So langsam bekomme ich ein ungutes Gefühl bei der Sache…

Werner Jurga
13 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin (# 35):
War schon eine halbe Stunde nach meinem Kommentar (# 28) klar. Ich musste die Sache jedoch erst einmal überschlafen. Mir fehlte die innere Größe einzuräumen, etwas Falsches gelesen zu haben.

Helmut Junge
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurin,
Du, und alle diejenigen, die begrüßen, daß dieser Verbrecher militärisch beseitigt wird, werden sich natürlich in naher oder mittlerer Zukunft, falls die Natoaktion so verläuft, wie es schlechtenfalls möglich ist, fragen lassen müssen, was Ihr Euch dabei gedacht habt, so offen für einen militärischen Eingriff zu sein.
Meiner Beobachtung nach, sind von Beginn an, alle diplomatischen Kanäle darauf gerichtet gewesen, diesen Angriff völkerrechtlich zu legitimieren, und es ist keine Energie verschwendet worden, eine politische Lösung zu suchen.
Dieses UNO-Mandat zu bekommen, war ein diplomatisches Glanzstück, und ich würde mir wünschen, daß solche Fähigkeiten mehr im friedlichen Sinne eingesetzt werden.
Aber was wird jetzt geschehen?
Werden die Natobomben nur „militärische“ Ziele erreichen?
Wird es ohne Bodentruppen abgehen?
Das glaube ich nicht, denn ohne Bodentruppen hätte die Nato keinen Hebel, um, in ihrem Sinne, demokratischen Kräften zur Macht zu verhelfen.
Die kennen natürlich auch Werner Jurgas Bedenken wegen der Islamisten.
Diese Typen sollen natürlich nicht an die Hebel kommen.
Also wird die Nato den Herrn Gadaffi selber aus dem Bunker holen müssen.
Täuscht Euch da mal nicht in der Qualität des UNO-Mandats.
Eine längere Präsenz von fremden Truppen ist dadurch nicht abgesichert,
und würde auch von allen Arabern als Provokation empfunden.
Das aber hätte Konsequenzen, die wir nicht abschätzen können.
Nur, wenn alles schnell geht, und gut verläuft, ist diese Militäraktion das, was Ihr Euch davon versprecht.
Wenn die Nato aber länger braucht, kann sich die Situation im Nahen Osten, extrem ungünstig entwickeln.
Was aber die Hosenscheißertheorie betrifft, habe ich Bedenken, daß der allgemein einsetzende Wechsel vom „Weich-Ei“ zum „Hau-drauß-und-Schluß“ mir etwas zu plötzlich kommt.
Laßt das mal langsamer angehen, damit ich das besser einschätzen kann, was da noch alles auf mich zukommt.

Bürokratenfeind
Bürokratenfeind
13 Jahre zuvor

„Nein, hat er nicht. In den 80er erreichte mal eine Rakete den Strand von Lampedusa, richtete aber keinen Schaden an.“
Laurin, ich würde mir da nicht so sicher sein. Laut Putin sollen Gaddafis Waffen erst seit 7 Jahren veraltert sein.

Sollte es zu kriegerischen Ausseinandersetzungen im europäischen Mittelmeer kommen, so wäre es zumindest wirtschaftlich das Ende der Europäischen Union.
Die Peripherie-Staaten der EU, die sogenannten PIGS sind so überschuldet, dass ein Bankrott dieser Staaten mit größter Wahrscheinlichkeit einträfe. Und wer wäre dann der Nutznießer dieser Eskalationen. Natürlich die USA. Ein wirtschaftlich geschwächtes Europa würde die Abhängigkeit von den USA vergrößern und wäre gleichzeitig ein ungefährlicherer Konkurrent für die US-Wirtschaft. Deshalb finde ich die Haltung der Bundesregierung richtig. Nur aus der Distanz kann man sich einen besseren Überblick verschaffen und vielleicht richtige Entscheidungen treffen.

Bert
Bert
13 Jahre zuvor

https://de.wikipedia.org/wiki/Streitkr%C3%A4fte_Libyens

Die Personalstärke der Luftstreitkräfte liegt bei etwa 22.000. Im Land gibt es 13 militärische Luftwaffenbasen. [5]

In der Okba Ben Nafi Air Base wurden sowjetische Jäger der Typen MiG-25 und Bomber vom Typ Tu-22 stationiert.

Möchte mir garnicht ausmalen, wenn die Kampfflieger Richtung Europa losfliegen.

Werner Jurga
13 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin (# 40):
Okay, den Kommentar flott in die Tasten gekloppt. Eine ganz kurze Bemerkung; insofern etwas kleinkariert von mir.
Und doch: „die Libyer“ … – das sind doch eigentlich die anderen, oder nicht?

Werner Jurga
13 Jahre zuvor

So schnell kann´s gehen:
„Tripolis. Verkohlte Leichen und brennende Panzer säumen die Straßen nach den Angriffen in Libyen.
+++ 15.46 +++ Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, hat die internationalen Luftangriffe auf Libyen kritisiert.“
https://www.handelsblatt.com/politik/international/arabischen-liga-kritisiert-luftangriffe/3969022.html

Bürokratenfeind
Bürokratenfeind
13 Jahre zuvor
Bürokratenfeind
Bürokratenfeind
13 Jahre zuvor

#44 Stefan Laurin

Auch andere sind verunsichert, was das alles soll.

+++ 19:25 Uhr: US-Repräsentantenhaus fordert Stellungnahme von Obama +++

https://www.stern.de/politik/ausland/liveticker-zu-libyen-libyen-spricht-erneut-von-waffenruhe-1665753.html

68er
68er
13 Jahre zuvor

Sorry, Herr Laurin,

aber ich halte Ihre Smileys in dieser Diskussion für äußerst geschmacklos.

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