Gestern, in Thüringen war ja kein Feiertag, war ich antifaschistisch unterwegs…
Als mich meine Schüler darauf aufmerksam machten, dass da irgendwelche Hakenkreuz-Schmierereien auf einer Bank sein könnten, habe ich mich in meiner Funktion als Antifa mit einer Flasche Isopropanol aus dem Lösungsmittelschrank bewaffnet gleich ans Werk gemacht und diese verdächtigen Kritzeleien sofort entfernt. Daraufhin wurde ich gefragt, was ich wählen würde und ich habe ehrlich geantwortet, ich weiß es nicht. Ob ich links sei, fragten sie mich mit etwas angewidertem Gesichtsausdruck. Ich bin links aber nicht woke, sagte ich. Nach einer kurzen Diskussion über Identitätspolitik, Klimawandel und Nationalstolz war ich tatsächlich überrascht, wie gut informiert diese Realschüler der 9. Klasse sind. Woher sie ihre Informationen hätten, Tic Toc oder Instagram, fragte ich etwas provokant. Beides war die Antwort, aber man würde auch ab und zu Nachrichten schauen.
Mich freut es sehr, dass es bei den jungen Leuten so ein großes Interesse an der Politik gibt, auch wenn ich kein Sozialkundelehrer bin. Nur wer sich für die Demokratie interessiert, wird an ihr teilhaben. Nur wer Fragen stellt und sich mit Themen zum Zeitgeschehen kritisch auseinandersetzt, wird die Errungenschaften einer freiheitlich-demokratischen Welt zu schätzen wissen. Auch wenn es noch etwas dauert bis die jungen Leute wählen gehen, so ist eine intensive Beschäftigung mit aktuellen Themen eine gute Voraussetzung, später aktiv in der Gesellschaft mitzuwirken. Einig waren sich die Kids, dass sie niemals die Grünen oder linke Parteien wählen würden. Die AFD war zum Glück in dieser nichtrepräsentativen Kleingruppe von Schülern nicht wirklich beliebt. Es stellte sich die Frage: Was bleibt? Klare Antwort meiner Schüler – nur die CDU. Dass die CDU bei den Kids mal so beliebt sein würde, hätte ich mir vor ein paar Jahren auch nicht vorstellen können, aber so sieht es wohl aus.
