Linke NRW: „Michalowsky wird sich nicht halten“

Montage: Irene Kemler Fotos: Ralf Michalowsky CC3.0
Montage: Ruhrbarone Fotos: Ralf Michalowsky CC3.0

Schon vor der Wahl von Ralf Michalowsky zum Landesvorsitzenden hatten parteiinterne  Kritiker die Facebookseite Nein zu Michalowsky gestartet. Sie sehen sich in ihren Vorbehalten gegen Michalowsky bestätigt und gehen davon aus, dass er sich nicht an der Parteispitze in NRW halten wird. 

Ruhrbarone: Warum habt ihr vor der Wahl des Landesvorstandes Eure Seite gegründet und seit ihr alle oder nur zum Teil Mitglieder der Linkspartei?

Hendrik: Um die „Wiederwahl“ von Ralf Michalowsky zu verhindern. Er war ja bereits einmal Vorsitzender der Linken. Ich selber bin Mitglied in OV Herne. Die Liker und Mitstreiter sind über ganz Deutschland verteilt zu finden.

Ruhrbarone: Warum hatte Rüdiger Sagel, der damalige Linken-Chef, keine Chance gegen Michalowsky? Lag es daran, dass er die Linke langsam für Koalitionen öffnen wollte?

Hendrik: Promi Bonus für Ralf denke ich und es gibt  noch immer eine starke EX-WASG/Gewerkschaftsgruppe in der Partei die er – noch – im Griff hat.  Einige hatten es nicht mehr auf dem Bildschirm, dass er schon mal zum Teufel geschickt wurde. Zudem ist die „ABSOLUT- UND IMMER-GEGEN-ALLES“ Fraktion, zu der ich auch Ralf zähle, sehr groß in der Partei und macht das Regieren für Realos (benutzen wir mal den Grünen-Begriff) quasi unmöglich. Nein – es sind keine Fundis, einfach GEGEN-ALLES-SPINNER!!!

Ruhrbarone: Das Verhalten von Michalowsky in den vergangenen Wochen hat eine bundesweite Debatte über den Antisemitismus in der Linkspartei ausgelöst. Schwächt ihn das in NRW oder kommt die Kritik nach wie vor vor allem von außen?

Hendrik: Der Bericht in der Welt spiegelt die Situation in der Partei ehrlich wieder. Im Bundesvorstand ist er schon geschwächt, aber durch die starke NRW Fraktion noch immer geschützt. Sobald die ihn fallen lassen, dürfte es aus sein. Jeder andere wäre schon zurückgetreten bzw. von ihm selber zum Rücktritt aufgefordert worden. Aber Machtmensch Graf Michalowsky hält an seinem Posten fest. Sonst bleibt ihm ja auch nichts mehr. Er hat verpasst, in den Ruhestand zu gehen. Ralf statt Röken ( Anmerkung: Wolfgang Röken war seinerzeit der SPD-LAndtagabgeordnete – Michalowsky unterlag deutlich) – so ist er mal im Landtagswahlkampf für die Gladbecker Grünen angetreten. Er war schon immer zu höherem berufen.

Ruhrbarone: Wie sieht es an der Parteibasis in NRW aus? Steht die immer noch hinter Michalowsky?

Hendrik: Bei den Vorstandswahlen im Mai erhielt er 66 Prozent ohne Gegenkandidaten. Das zeugt nicht von Rückhalt in der Partei.

Ruhrbarone: Unterstützt die Mehrheit der Linken in NRW die Unterstützung von antiisraelischen Demonstrationen?

Hendrik: Nein… das zeigt sich eine antisemitische Haltung und das ist gegen das Parteiprogramm. Demos gegen Krieg okay, Demos gegen israelische Regierung okay, Demos gegen israelische Armee okay… aber bei Demos gegen Israel wird alles blind über einen Kamm geschoren…das ist antisemitisch.

Ruhrbarone: Steht er die Auseinandersetzung durch?

Hendrik: Hier kommen mehr Reaktionen von außerhalb des Landesverbandes NRW an als von innen. Ich denke aber, dass Ralf sich nicht halten wird. Die Kommentare von außen – die negative Stimmung im Land und bundesweit gegen den Landesverband und seine Führung – welche sich in den Postings an uns widerspiegelt – zeugen eigentlich von einem parteischädigendes Verhalten des Vorstandes. Wie will er das durch „seine“ Parteiarbeit wieder in Ordnung bringen? Zudem hat er seine Quotenfrau auch so stark beschädigt, dass beide eigentlich schon längst hätten gehen müssen.

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Michele
Michele
10 Jahre zuvor

Statt sich auf die Person Michalowsky einzuschießen, sollten sich seine Kritiker lieber in erster Linie mit antisemitischen Tendenzen im NRW-Landesverband auseinandersetzen.
Was vor der Demo am 18.07. an Michalowsky so fürchterlich gewesen sein soll, erschließt sich mir auch nach dem Interview nicht. Gut, der nachnamenslose Hendrik aus dem OV Herne findet Rüdiger Sagel besser. Aber das fällt doch wohl in die Rubrik „parteiinterne Machtkämpfe“.
Hendrik und seine Mitstreiter sollten sich mal lieber um Typen wie Jürgen Aust kümmern, der ja anscheinend seit Jahren im Landesvorstand sein Unwesen treibt und über den es im Welt-Artikel heißt:

„Schützenhilfe bekam er von Jürgen Aust, Mitglied im Landesvorstand der NRW-Linken. Dieser lieferte in einer internen E-Mail am Tag vor der Demonstration eine ganz eigene Nahost-Analye: „Israel bzw. seine zionistischen Repräsentanten hatten niemals einen legitimen bzw. völkerrechtlichen Anspruch auf dieses Gebiet“, heißt es darin über jenes Territorium, das Aust „Gesamtpalästina“ nennt. Deshalb sei „das jüdische ‚Projekt‘ in Palästina von Anfang an ein zutiefst koloniales Projekt“ gewesen.

Die Begründung der israelischen Regierung für die Militäraktion in Gaza – die Raketenangriffe der Hamas – sei eine „reine (westlichen imperialen Interesse dienende) Legitimationstheorie“. In Wirklichkeit gehe es „um die Interessen des israelischen Kapitals und ihrer Rüstungsindustrie im engen Schulterschluss mit ThyssenKrupp“.“

Wo Michalowsky eher ein Getriebener seiner Eitelkeit und Selbstüberschätzung zu sein scheint, ist das ja wohl eher ein Überzeugungstäter.

Von den Ruhrbaronen wünschte ich mir eine Recherche zu den Trotzkisten vom Ex-Linksruck, die heute unter dem Label Marx21 unterwegs sind und die in Sachen Antizionismus besonders unangenehm auffallen.

Friedhelm Kaimann
Friedhelm Kaimann
10 Jahre zuvor

So geht seriöser Journalismus, einfach irgendwelche Leute mit vermutlich falschem Vornamen interviewen, die eigentlich sachlich nix inhaltsvolles sagen, aber pöbeln. Wenn man denkt, dass Niveau kann nicht weiter sinken, überraschen einen noch die Ruhrbarone…

Daniel Kleibömer
Daniel Kleibömer
10 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Laurin,

so sehr ich die ruhrbarone als Informationsmedium für den Ruhrpott schätze und wahrscheinlich als einer der wenigen Linken mit Parteibuch auch täglich, manchmal sogar mehrmals, die barone lese: In diesem Artikel scheinen Sie einem Fake aufgesessen zu sein. Und leider nicht adäquat recherchiert zu haben.
Das erste ist nur eine Lappalie: Es gibt keinen OV Herne. Es gibt einen Kreisverband Herne/Wanne-Eickel.
Das zweite ist eine ähnliche Lappalie: Es gibt in Herne kein Linkes-Mitglied, der Hendrik heißt. Jetzt können Sie mich sicherlich fragen, woher ich das weiß und ob ich dafür meine Hand ins Feuer legen würde. Ja! Mach ich. (Ich weiss es, weil ich einfach nachgedacht habe, wer von unseren knapp 70 Mitgliedern des KV Hendrik heißt. Meines Wissens nach ist das keiner)
Das Dritte ist etwas komplizierter: Wir haben ein Mitglied, der heißt Henrik! Ich gebe zu: Das, was ich gerade gemacht habe (Nennung des Vornamens mit dem Wissen, das es in unserem KV nur einen Henrik gibt) ist Datenschutzrechtlich schon hart an der Grenze. Ich mache es, weil sie einen Namen genannt haben. Ohne weitere Information zur Person etc. Auch ohne der Angabe, das es ein Pseudonym ist.
Das Vierte ist allerdings für mich klar: Der Henrik, der bei uns im Kreisverband ist, weiss, das Ralf Michalowsky niemals vor 2014 Vorsitzender des Landesverbandes der LINKEN. NRW war. (Er weiss natürlich auch, des es in unserem kleinen Kreisverband keine Ortsverband gibt) Der Henrik, den ich kenne aus Herne/Wanne-Eickel würde auch nie und niemals eine http://www.welt.de/welt_print/vermischtes/article7230269/Stasi-Methoden-bei-der-Linkspartei-in-NRW.html(!) a´la der von ihnen verlinkten Gesichtsbuch-Seite „Nein zu Michalowsky“, unterstützen. Schon allein deswegen, weil er zu der Zeit gar nicht Mitglied der Partei war!
Beste Grüße

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