Linkspartei: Adieu, Astra?

Mehr Spaß mit der Zentralverwaltungswirtschaft. Die Linkspartei in NRW hat den Kampf um eine  sozialistische Zukunft noch nicht aufgegeben. Nach der Landtagswahl im kommenden Frühjahr sollen die Weichen im bevölkerungsreichsten Bundesland der Republik  so gestellt werden,  das auch an Rhein und Ruhr bald die Sonn unterlass scheint.

Eines ist sicher: Die Zukunft in NRW wird schön – wenn die Linkspartei sich durchsetzt. Wir arbeiten nur noch 30 Stunden in der Woche, haben unsere Haschischpflänzchen auf dem Balkon und Intersexualität wird endlich zu einem wichtigen Thema im Schulunterricht.

Die Begeisterung über den Entwurf des Wahlprogramms der Linken war entsprechend groß: Spiegel, WAZ und Welt berichteten ausführlich und das Lachen von Jürgen Rüttgers soll Zeugen nach in ganz Düsseldorf zu hören gewesen sein.

Mir ist beim Studium des Programmentwurfs aber noch ein weiteres Schmankerl aufgefallen, das bislang nicht in dem Maße gewürdigt wurde, wie es das ohne jeden Zweifel verdient hätte, denn die Linkspartei hat sich eines Problems angenommen, das in der Vergangenheit oftmals unterschätzt wurde: Der Verhinderung von unnötigem Konsum und der Aufblähung der Produktion:
„Der steigende Verbrauch von Rohstoffen, Wasser, Boden und Energie und die unnötige Aufblähung der Produktion und des Konsums sowie die Produktion von nutzlosen und schädlichen Produkten zerstören die Umwelt und gefährden das Klima und die Lebensgrundlagen der Menschen.“
Überflüssige Produkte? In Rüsselsheim und Bochum werden sie das nicht gerne hören. Nicht nur Automobilexperten fragen sich seit Jahren, warum es den Opel-Astra gibt. Die meisten fahren lieber Golf, Toyota ist besser fürs angesagte Loha-Image und der Dacia Logan billiger. Unnötiger als der Astra ist also kaum ein Auto. Und aufgebläht ist die Automobilproduktion mit weltweiten Überkapazitäten von ungefähr 40 % sowieso – von der Ökobilanz wollen wir hier gar nicht reden.

Aber auch in anderen Bereichen leiden wir täglich unter der aufgeblähten Produktion: Ketchup zum Beispiel. Mir würden Kraft und Heinz reichen. Ciao Tomy. Und brauchen wir wirklich zehn Kaffeesorten? Muss es ein Betriebsystem neben dem mächtigen Schneeleoparden geben? Zehn Apfelsorten? Paprika im Winter? Machen wir uns nichts vor: Die vielen Stunden Lebenszeit die wir bei der Auswahl von Produkten verschwenden könnten wir sinnvoller verwenden: Marx-Lesekreise, heimelige Abende bei der Nordkorea-Solidaritätsinitiative oder auch ein zünftiges Übungswochenende mit der Betriebskampfgruppe sind für viele durchaus attraktive Alternativen.

OK, ein paar Nebensächlichkeiten müssen noch geklärt werden: Welche Produktion ist aufgebläht? Welches Produkt sinnlos? Ich schlage vor, dass sich einige prominente und erfahrene Genossen der Linkspartei dieser Fragen annehmen. Sie können auch dafür sorgen, dass unnötige Härten vermieden werden. So werden sich Gregor Gysi und Oskar Lafontaine sicher dafür einsetzen, dass das Angebot an Qualitätsweinen zumindest in den Delikatessläden nicht allzu schlecht sein wird. Und auch die Produzenten von leicht größer machenden Einlegesolen werden wohl aufatmen können.
Die Zukunft wird schön. Das wusste auch schon der prominente Konsumkritiker Erich Honecker. Sein Satz „Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“ ist heute aktueller denn je.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
12 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
JK
JK
15 Jahre zuvor

edit: so unrecht haben die mit dem astra nicht, das liegt aber auch an der Verarbeitungsqualität von Opel. Beispiel, der Corsa von meiner freundin (baujahr 11/08), da klappert die Tür und die verarbeitung ist echt nicht vergleichbar mit einen Audi/VW. Dabei ist der wagen noch nicht mals 12 Monate alt.

Hans-Heinrich Holland
Hans-Heinrich Holland
15 Jahre zuvor

Lieber Stefan,
Du spekulierst aber so etwas von unfair durch die Gegend, das hast Du doch gar nicht nötig. Du hast doch geschrieben, dass es sich um einen Programmentwurf handelt. Wenn nach der Diskussion des Entwurfs immer noch das Gleiche drin steht, dann wäre das berechtigt. Ich weiß aber allein aus dem Kreis Recklinghausen von 21 Änderungsanträgen.
LG Hans-Heinrich

101
101
15 Jahre zuvor

Der Astra ist das einzige Auto, dass man trinken kann!

Und wenn ich den mit einem Mobil von Audi oder BMW vergleiche, dann schau ich danach noch einmal auf den Preis und dann auf den Erfüllungszweck. 😉

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
15 Jahre zuvor

Na ja, wenn die „staatstragenden Parteien“ von „Blühenden Landschaften“, von Vollbeschäftigung faseln oder mit Statistiken arbeiten, denenen kein halbwegs normaler Mensch Glauben schenkt, warum sollen die LINKEN nicht auch vergleichweise harmloses, dummes Zeug von sich geben.

Und wie die genannten Parteien, von denen eine ernsthaft über lange Zeit auch dem Päderasten das Recht auf erfüllte Sexualität zugestand, trotzdem (oder weil?) gewählt werden, so werden die LINKEN gewählt. Gewählt auch wenn da noch reichlich dummes Zeug geschwafelt wird. Sicher allerdings bin ich mir wirklich nicht, ob der Unanstand des Bedars- und realen Rassismus, ob die Ausfälle eines Mißfelders oder eines Clement, von den LINKEN in irgendeiner Weise übertroffen werden könnte.

Nun denn. Es werden sozialdemokratische Parteien im nächsten Landtag vertreten sein. An einer wird es liegen, die andere überflüssig zu machen. Ich fürchte, es wird die eine sein.

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
15 Jahre zuvor

Sorry, es sollte natürlich „zwei sozilademokratische Parteien im nächsten Landtag“ heißen.

Michael Kolb
Admin
15 Jahre zuvor

Natürlich dürfen die Linken „dummes Zeug“, ob nun harmlos oder nicht, von sich geben, deshalb ist es in meinen Augen allerdings ebenso legitim, „unfair“ darüber zu spekulieren, da gibt es nix zu moppern.

Ich hab das Zeuch vorhin mal überflogen und mir die entsprechenden Stellen angesehen. Nun ja, interessanter als das was hier kommentiert worden ist, find ich ja z.B. die ‚wahre‘ Geschichte, warum die NPD nicht endlich verboten wird.

Mit ein wenig Phantasie hätte sich auch aus dem Programm herauslesen lassen, welche produzierten Güter zumindest „schädlich“ sind und in Zukunft nicht mehr produziert werden sollen.

Wenn ich lese, daß das alles ja auch nur ein Entwurf ist, es aus allein aus Recklinghausen schon 21 Änderungsvorschläge oder Anträge gegeben hat, dann werde ich schon neugierig, was das wohl für Verschlimmbesserungen sein mögen. Wird das Programm danach noch „unterhaltsamer“ oder wie?

Solala
Solala
15 Jahre zuvor

?zwei sozilademokratische Parteien im nächsten Landtag?…. oberbgeilomat

Solala
Solala
15 Jahre zuvor

sorry, sollte natürlich „oberleigomat“ heißen…

trackback

[…] LINK: DERWESTEN.DE – Rätsel um Lafontaines Zukunft LINK: RUHRBARONE – Linkspartei: Adieu Astra? […]

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
15 Jahre zuvor

Tja, werter Herr Kolb, ausführen muß ich nun ja wirklich nicht den Unfug, der von Kohl über Fischer bis hin zum Medienkanzler angedroht wurde, ganz zu schweigen von dem, was die „Leistungsträger“ von Clement zu Westerwelle wechseln ließ.

Ob man die LINKEN nicht mag, deswegen „unfair“ berichtet, dss ist kaum von Interesse. Von Interesse ist, daß sie gewählt werden, allem Antikommunismus zum Trotz. Und das macht die Sache interessant: Die von Sozialdemokraten und Grünen der REgierung Kohl vorgeworfene 2/3-Gesellschaft wurde Wirklichkeit durch sie. Nichts, aber überhaupt nichts macht in der „Mitte“ einen Unterschied erkennbar zwischen den Parteien des Bürgertums und der ehemaligen Arbeiterpartei.

Stattdessen, die sattsam bekannten Phrasen. Kein einziger Vorschlag, wie, wenn schon nicht verhinderbar, dem Prekariat ein Leben ohne Denunziation, ohne Schikanen, ein Leben was wenigstens deren Kindern eine Perspektive bietet, von Seiten der „Staatstragenden“.

Solange also die Sozialdemokraten nicht bereit und in der Lage sind, sich von der „Mitte“, der Mitte, die im Zeifelsfalle unsolidarisch, (bedarfs)rassistisch und von jedem Gedanken der Aufklärung weit entfernt ist zu distanzieren, solange werden sie mit ihren Stief-Genossen leben müssen.

Ob man die LINKEN mag – ich mag sie nicht – oder nicht, das ist ohne Belantg. Sie werden gewählt, auch von mir. Gewählt, das wurde schon erwähnt, bis eine sozialdemokratische Partei überflüssig wird. Das liegt vermutlich aber nicht an den LINKEN.

Verschwiegen soll aber auch nicht sein, daß von Seiten der LINKEN Hoffnungen der Art „Blühender Landschaften“ geweckt werden, daß Menschen also in ähnlicher Form angefixt werden, wie es Westerwelle mit den zu „Leistungsträgern“ angefixten Kleinen Leuten tut. Und das ist meine Kritik an der LINKEN: Die Kräfteverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit werden ignoriert. Und damit fiel schon einmal ein Medienkanzler böse auf die Schnauze.

Arnold Voss
15 Jahre zuvor

Die Mehrheit der Bevölkerung liest nun mal ungern Parteiprogramme.Erst recht nicht Programmentwürfe.Die Mehrheit der Bevölkerung ist aus gutem Grunde auch gegen radikale Veränderung und deswegen lernt sie auch sehr langsam. Erst wenn die konkreten Erfahrungen und Erlebnisse dauerhaft und häufig genug deutlich anzeigen, dass was schief läuft, reagiert die Masse.

Aber nur der kleinere Teil von ihr ist dann auch bereit zu handeln, und sei es auch nur durch ein anderes Wahlverhalten, wenn denn eine neue oder veränderte Partei sich dafür anbietet. So sind die „Grünen“ entstanden und deswegen wir heutzutage die „Linke“ mit mehr als 10% gewählt.

Die meisten Wähler dieser Parteien wollen weder den Sozialismus noch wollen sie sich ernsthaft ökologisch verhalten. Zumindest nicht freiwillig. Sie drücken nur ihr Unwohlsein über die diesbezüglichen Verhältnisse aus. Unsere Gesellschaft driftet ja sozial wirklich auseinander und der Klimawandel ist nun wirklich nicht mehr zu leugnen.

Die dahinter stehenden Probleme sollen jedoch tunlichst die Politiker und die Experten lösen, was natürlich nicht funktioniert wenn das Volk, sprich die Mehrheit, nicht wirklich mitmacht, d.h. auch bei sich selbst mit der Veränderung anfängt. Das System sind nämlich wir.

So werden dann die Programme und vor allem die Porgrammentwürfe der Parteien, die sich der Veränderung verschrieben haben, zunehmend radikaler und ihre Wähler tendenziell mehr, während sich gleichzeitig äußerst wenig verändert. Oder sieht Irgendjemand eine ernst zu nehmende ökologische Wende, einen Stopp der weiteren Staatsverschuldung, eine härtere Regulierung der Finanzwirtschaft oder gar eine Zügelung der Gier derer, die sich auf Teufel komm raus weiter bereichern.

Die Wahrheit ist, dass die Mehrzahl (nicht nur) der Wähler der „Linken“, wenn sie denn nur die Gelegenheit dazu hätte, das gleiche tun würde, und dass die Masse (nicht nur) der Grün Votierenden auf keinen Fall bereit ist, ernsthafte Konsumeinschränkungen in Kauf zu nehmen, um den Klimawandel zu stoppen.

Und natürlich wolle die Opelaner ihren Astra – und sei seine Produktion auch noch so subventioniert oder gar gesellschaftlich unsinnig – weiter bauen, denn der wird zur Zeit am meisten verkauft und davon leben die nun mal.

trackback

[…] einigen Wochen schrieb Stefan Laurin hier, er wäre durch verödete Innenstädte gelaufen, um den "mächtigen […]

Werbung