Bob Dylan hat den Literaturnobelpreis gewonnen. Er ist der erste Musiker der dafür geehrt wird, dass er auch ein Lyriker ist, das die Texte zu seinen Stücken Literatur sind.
Das erste Mal bewusst gehört habe ich Bob Dylan mit 13. Ich wohnte damals in Frankfurt und auf HR3 spielten sie „One more Cup of Coffee“. Ich war elektrisiert. Das Lied klang wie ein Versprechen auf ein Leben, dass da noch kommen sollte. Voller Abenteuer, Schmerzen und Momenten von einer Art von Glück, die ich damals nur ahnen konnte. Es lag eine ungeheure Sehnsucht und Weite in diesem Stück und bis heute gehört es für mich zu meinen Lieblingsliedern. Ich bin kein Kulturjournalist. Jede Form von Kunst erlebe ich immer persönlich, verbinde sie mit Erfahrungen. Würde ich auch nur versuchen, Bob Dylan pophistorisch einzuordnen, ich würde scheitern. Klar, Woody Guthrie, die Wechsel auf die E-Gitarre, ich weiß das alles. Aber es ist mir immer egal gewesen. Bob Dylan gehört zu den Musikern, die sich gut dafür eignen, den Soundtrack des eigenen Lebens zu liefern. Seine Protestlieder blieben mir immer fremd und ich hörte sie so gut wie nie. Da ist Knocking On Heavens Door – welche Worte beschreiben eine Niederlage, das Aufgeben besser als „Mama take this badge from me, I can’t use it anymore, It’s getting dark too dark to see, Feels like I’m knockin‘ on heaven’s door“? Die Endgültigkeit, die Tiefe einer bitteren Entscheidung von der es kein zurück mehr gibt, wurde wohl noch nie schöner beschrieben.
Und wie kann man verliebt sein, ohne Bob Dylans „I want you?“ Was beschreibt eine Liebe, auch wenn sie aussichtslos zu sein scheint, so gut wie das trotzige „I wasn’t born to lose you“? “
„It´s all over Know“ ist wohl die beste Hintergrundmusik jeder Trennung und ein komplett gescheitertes Leben wurde wohl nie besser beschreiben als Dylan es in „Like a Rolling Stone“ getan hat: „How does it feel? To be on your down, To be without a home, Like a complete unknown, Like a rolling stone?“ Und heute hat der Mann, der all diese wunderbaren Texte geschrieben hat, der diese wunderbare Musik komponiert hat, den Literaturnobelpreis erhalten. Und das ist ein verdammter Grund sich zu freuen.
Teile des Textes stammen aus einem Artikel zum 70. Geburtstag Dylans. Aber ich würde es heute nicht anders schreiben.
gefällt mir!
Gute Wahl,und wir sollten aber heute auch eines anderen Preisträger gedenken. Dario Fo ist tot.
Gute Entscheidung!
In Anbetracht des Umfangs und der literarischen Qualität der Werke der bisherigen Literaturnobelpreisträger ist diese Entscheidung mehr als schräg. Ich halte sie für einen Marketing Gag.Was würde Reich Ranicki dazu sagen, wenn er noch leben würde? Hätte ihn gerne dazu gehört. Vielleicht wäre er ja begeistert gewesen. Ich bin es nicht wirklich, so sehr ich Dylans Lebenswerk achte.
Dass er nicht zur Verleihung kommt, dass er so lange zur Annahme geschwiegen hat, ist die Reaktion eines A……. Schade.
Thomas, wer eine Pop-Ikone wie Dylan zum Nobelpreisträger für Literatur macht, der muss mit allem rechnen. Sein Verhalten hat aber auf jeden Fall eine positive Wirkung: Der nächste Nobelpreis für Literatur geht wieder an einen Schriftsteller. 🙂