In Köln Kalk wollen heute gewaltbereite Neonazis um Axel Reitz demonstrieren. Wir berichten mit einem Liveticker ab ca. 10.00 Uhr von den Geschehnissen in Köln.
9.32 Uhr: Der Kölner Stadtanzeiger meldet, das auf Seiten der Nazis ungefähr 100 Teilnehmer erwartet werden und es zu Verkehrsstörungen kommen kann.
10.24 Uhr: Die erste Meldung ist, daß es noch nicht viel zu melden gibt. Noch ist keiner von uns direkt vor Ort und wir sind auf andere Quellen angewiesen. Laut twitter sperrt die Polizei die erste Kreuzung im Bereich der Demonstration und führt an S-Bahn Stationen im Demonstrationsgebiet Personenkontrollen durch. Google earth sagt, daß auf den Straßen die nach Kalk hineinführen kein morgendlicher Verkehr (mehr) stattfindet.
10.36 Uhr: Wir sind vor Ort. Meldete twitter noch vor ein paar Minuten, daß sich am Versammlungsort der Gegendemonstranten bislang ca. 80 Leute eingefunden haben, sind es nun bereits geschätzte 350-400 Menschen.
Bei bereits zu diesem Zeitpunkt anreisenden Nazis werden von der Polizei KFZ-Kontrollen durchgeführt.
11.05 Uhr: Mit der S-Bahn Station „Trimbornstraße“ steht der Startpunkt der Nazidemo nun fest. Die Polizei führt Personenkontrollen durch und sperrt den Bereich weiträumig ab. Obwohl die Polizei zwei Wasserwerfer bereitgestellt hat, berichtet Stefan, daß die Lage ruhig und entspannt ist.
11.21 Uhr: Impressionen…
Das von der Polizei am Sammlungspunkt der Nazis blaue Zelte aufbaut, um bei den Teilnehmern ordentliche Vorkontrollen durchzuführen, sieht man auf den Bildern leider nicht.
11.32 Uhr: Wenn es nach ihnen geht, dann wollen die Nazis ihre Demonstration am Polizeipräsidium Köln enden lassen, wahrscheinlich mit einer Kundgebung. „Kalkmachtdicht“ meldete nun vor einigen Minuten daß dort ordnugnsgemäß eine Gegenkundgebung angemeldet worden ist. Dort sollen sich bereits 200-250 Gegendemonstranten eingefunden haben.
11.40 Uhr: Wahrscheinlich soll eine größere Gruppe von Nazis per Bahn oder S-Bahn dem Versammlungsort zugeführt werden, die Polizei verlegt Kräfte zur örtlichen S-Bahn Station, um sie dort in Empfang zu nehmen. Gleichzeitig wird gemeldet, daß der weitere Zugverkehr in Deutz stillgelegt worden ist.
11.50 Uhr: Unsere eigene Schätzung der Gegenkundgebung im Bereich vor dem Polizeipräsidium beträgt zum jetzigen Zeitpunkt „wenige Dutzend“. Gegendemonstranten ziehen in losen Gruppen durch den Stadtteil und versammeln sich zum Teil an den Polizeisperren.
11.55 Uhr: in der Nähe der Stelle wo die Polizei die erwähnten blauen Zelte zur Vorkontrolle aufgebaut, in unmittelbarer Nähe zur S-Bahn Station haben sich mehrere hundert Gegendemonstranten eingefunden. Sie werden von der Polizei bis auf Rufweite herangelassen, teilweise beträgt die Entfernung lediglich 20m. Überhaupt scheint die Polizei eine ganz andere Taktik zu verfolgen als in Dortmund. Fühlte man sich in Dortmund noch wie in einem belagerten Stadtteil, so ist die Stimmung in Köln, trotz starker Polizeipräsenz, freundlich.
12.01 Uhr: O-Ton aus Köln: „Die völkische Bewegung fährt Kleinwagen!“ Herangekarrte Nazi Prominente wie Christian Worch bestücken einen Kleinwagen mit Lautsprechern. Pünktlich geht anders, schließlich wollten die Nazis doch schon um 12 Uhr mit ihrer Demonstration anfangen…
12.07 Uhr: Empfangen von lauten Pfeifkonzerten und „Nazis raus“ Sprechchören, laufen die ersten Nazis von der S-Bahn Station zum Startpunkt ihrer Demonstration. Laufend wird gemeldet, daß kleine Grüppchen von Nazis an der Trimbornstraße, daß ist der Name der S-Bahn Station, eintreffen.
12.15 Uhr: Am Versammlungsort der Nazis sollen es nun doch knapp 30 Leute sein, die sich zusammengefunden haben. Ein großer Mobilisierungserfolg scheint den Nazis nicht gelungen zu sein. So scheinen z.B. keine Teilnehmer aus der Dortmunder Szene gekommen zu sein.
12.18 Uhr. Ganz anders auf der Seite der Gegendemonstranten. Im Bereich der Dillenburger Str. haben sich mehr als 300 Gegendemonstranten eingefunden und haben weiter Zulauf. Die Polizei sucht das Gespräch mit dem Versammlungsleiter der Gegendemonstranten. Die wenigen vermummten Demonstranten werden aufgefordert, die Vermummung zu entfernen.
12.27 Uhr: Die Polizei verstärkt die Sperren, selbst mit Presseausweis ist es wohl nicht mehr möglich, durch jede Sperre zu gelangen. Die Gegendemonstranten ziehen in Gruppen durch den Stadtteil.
Gleichzeitig scheint es so zu sein, daß die Nazis sich nun hinter ihrem Lautsprecherkleinwagen sammeln und wohl bald in südlicher Richtung losmarschieren wollen.
12.36 Uhr: Laut wikipedia wird er von verschiedenen Medien der „Hitler von Köln“ genannt, wie auch immer, heute jedenfalls gefällt sich Axel Reitz mit grauem Filzhut und schwarzem Hutband.
12.41 Uhr: Unsere genauere Schätzung der Naziveranstaltung: knapp über 40 Leute. Einige von ihnen legen einen ungewühnlichen Ordnungssinn an den Tag. Sie wollen von Gegendemonstranten im Vorfeld geklebte Protestplakate entfernen. Die Polizei lässt sie dabei weitgehend gewähren fordert die Nazis jedoch auf, daß was sie abgeknibbelt haben, auch bitteschön in den Mülleimer zu werfen. Wie gesagt, Ordnung muss sein.
Update: Da hat jemand noch genauer gezählt. Kalkmachtdicht meldet genau 47 Teilnehmer. In der Zwischenzeit werden die Auflagen verlesen, das lässt sich Worch dann doch nicht nehmen.
13.05 Uhr: Mit mehr als einer Stunde Verspätung setzt sich der Zug der Nazis nun wohl doch noch in Bewegung. Probleme mit den Hütern der Ordnung waren das Problem. Nein, nicht mit der Polizei, zwei der eigenen Ordner sind leider vorbestraft und dürfen daher nicht ordnen… wie auch immer, in der Zwischenzeit haben sich dann wohl doch noch zwei Leute ohne Eintrag im Zentralregister für den Job gefunden…
13.09 Uhr: Langsam wird es auch am Ort der Abschlusskundgebung der Nazis voller. Vor dem Polizeipräsidium versammeln sich nun immer mehr Gegendemonstranten.
Allgemein bleibt man im Rheinland indes gerne unter sich, anders als in Dortmund, wo Polizeieinheiten aus aller Herren Bundesländer anwesend waren, sind hier lediglich Einheiten aus Köln, Ddorf, Aachen und Wuppertal im Einsatz.
13.17 Uhr: Neben „Kalkmachtdicht“ können nun auch wir endlich vermelden, daß die Nazis nun doch noch mal über die Gießener Straße losgelaufen sind.
Vom Ort der Abschlusskundgebung meldet Stefan, daß es dort freundlich zugeht. Gegendemonstranten und Polizei verhandeln freundlich darüber, unter welchen Umständen und Bedingungen die Gegenkundgebung stattfinden soll.
13.25 Uhr: Mit markigen, teils aber einfach nur geschmacklosen, Parolen erreicht der Zug der Nazis nun das Polizeipräsidium. „9mm“ wurde ebenso gerufen wie auch „Macht den Zecken richtig Dampf…“ und dann irgendwas mit Straßenkampf, mehr war leider nicht zu verstehen. Auf mitgeführten Transparenten soll die Parole stehen: „Nationaler Sozialismus bis zum Tod“… na ja… Es ist Weihnachten.
13.30 Uhr: Redezeit bei der Abschlusskundgebung, nach einem Beitrag von Paul Breuer hat Christian Worch nun „Niklas“ anmoderiert… wie alle anderen auch, hat dieser es schwer zu sagen, was er sagen will, da die Polizei die Gegendemonstranten auf knapp 40m an die Nazis herangelassen hat und dies lautstark protestieren.
Nachtrag: Nun ist Axel Reitz am Mikrophon, der ist selbst mit Hut einen Kopf kleiner als Worch… interessantes Bild.
13.40 Uhr: Irgendetwas aus der Ansprache von Reitz zu kolportieren ist eigentlich unnötig und müßig… aber ein Satz wie: „Nazis haben keine Lobby“… da fällt mir echt nichts mehr zu ein.
13.46 Uhr: Weitere Nazis haben Redebeiträge geleisten. Nun ist Christian Worch an der Reihe. In seiner Rede spricht er von der „sogenannten Zwickauer Terrorzelle…“
13.53 Uhr: Rund um die Zwischenkundgebung der Nazis machen Gerüchte um Blockaden die Runde. An der Kalker Hauptstraße soll sich so etwas wie eine Blockade gebildet haben und es ist nicht sicher, ob die Nazis ihre Demonstration auf der geplanten Route werden fortsetzten können, es kann sein, daß sie sich auf dem Weg zurückziehen müssen, auf dem sie auch gekommen sind.
14.02 Uhr: Die Kundgebung ist beendet und der Zug der Nazis setzt sich in Bewegung. Rückzug! Blockaden von Gegendemonstranten erlauben nur den Weg über den Deutzer Ring, das ist der gleiche Weg den man auch gekommen war, ausser Spesen also irgendwie auch nichts mehr sonst gewesen. Begleitet werden die Nazis von Rufen der Gegendemonstranten: „Ihr macht Euch lächerlich!“
14.19 Uhr: Zurück am Ausgangspunkt der Demonstration hat sich Christian Worch wieder das Mikrofon geschnappt und redet noch einmal. Das stellt gleichzeitig das offizielle Ende der Demonstration dar. Worch schickt seine Zuhörer mit besten Wünschen zum Advent und zu Weihnachten nach Hause. Diesen Weg treten die Nazis unter Polizeibegleitung an, gemeinsam geht es hoch zur S-Bahn, ebenso begleitet werden sie von wütenden Sprechchören von immer noch knapp 100-150 Gegendemonstranten.
14.21 Uhr: Alle Nazis auf dem Bahnsteig? Nein, Christian Worch macht sich standesgemäß im Kleinwagen mehr oder weniger allein auf den Weg nach Hause… oder sonstwohin.
14.25 Uhr: Offiziell und Inoffiziell ist die Geschichte nun beendet. Sollten wir noch irgendetwas mitbekommen werden wir das melden, ansonsten sind wir hiermit raus.
„zwei der eigenen Ordner sind leider vorbestraft und dürfen daher nicht ordnen… wie auch immer, in der Zwischenzeit haben sich dann wohl doch noch zwei Leute ohne Eintrag im Zentralregister für den Job gefunden…“
Best ever! Vorschlag für die Nazis: Sucht zwei ohne Vorstrafen und schickt die auf Eure Demos als Ordner, solange sie keine Vorstrafen haben (geht ja fix bei Euch).
Oder, wenn das auf Dauer zu schwer wird: Hört auf, für Eure Probleme andere verantwortlich zu machen.
Danke fürs Tickern! *daumenhoch*
Und danke an alle, die gegen die Nazis auf die Straße gegangen sind. Sie wirken lächerlich, aber was daraus wird, wenn man sie gewähren lässt, sieht man z.B. in Dortmund, wo Politik und Polizei das Problem jahrelang geleugnet haben. Durch Weggucken und Kleinreden sind Politik und Polizei mitverantwortlich, dass es zu den ganzen Übergriffen (und dem Nazi-Mord an einem Punk) in Dortmund kommen konnte.
Auch wenns mal nur 48 sind: Damit das so bleibt, muss ihnen der Tag so unangenehm wie möglich gemacht werden. Daher nochmal: Danke an die Aktiven. Kein Fußbreit!
„So scheinen z.B. keine Teilnehmer aus der Dortmunder Szene gekommen zu sein.“
Laut IndyMedia mögen sich die Dortmunder Nazis und Axel Reitz nicht, wird also daran gelegen haben.
@German Pie: Ja, aber Worch war auch da und der läuft auch auf dem „Antikriegstag“ in Dortmund auf.
Ja, aber Worch ist nicht Reitz. Worch ist oft Anmelder in Dortmund.
Außerdem waren in Köln vertreten: AB Mittelrhein, Wuppertaler Nazis und die Nationalen Sozialisten aus Essen-Borbeck.