Nachdem erst auf unsere Regierung eingedroschen wurde, weil nichts oder zu wenig oder das Falsche unternommen wurde, haben viele jetzt einen neuen Ansatz zum Kritisieren der Maßnahmen gefunden: „Wenn es doch angeblich so schlimm ist, warum dann erst ab Montag die neuen Regeln?“ Mal angenommen, es wäre per sofort entschieden worden, was wäre dann passiert?
Von unserem Gastautor Thomas Viell. Er war in der ersten Corona-Welle an Covid-19 erkrankt. Sein Krankheitsverlauf war zwar sehr unangenehm für ihn, aber doch vergleichsweise milde. Er musste nicht ins Krankenhaus. Thomas Viell, 48, ist Geschäftsführer eines mittelständischen, süddeutschen Maschinenbau-Unternehmens in der Kanalinspektionsbranche und dort in erster Linie für den internationalen Vertrieb verantwortlich.
Es wäre (wieder) zu panischen Hamsterkäufen gekommen, vielleicht sogar zu tumultartigen Zuständen in Geschäften und Einkaufszentren.
Die Regierung hat in meinen Augen eine weitsichtige und der Situation angepasste Entscheidung getroffen. Sie hat den von den Einschränkungen betroffenen Branchen und Gewerben die Möglichkeit gegeben, sich mit den Anordnungen zu befassen und sich darauf einzustellen. Dass das nicht für alle funktionieren kann ist klar, aber vieles ist möglich und wurde bereits während des ersten Lockdowns entwickelt und (teilweise sehr!) erfolgreich umgesetzt.
Es geht hier um viel, es geht um mehr als die meisten hier überschauen. Jede Aktion der Regierung löst Reaktionen, Kettenreaktionen aus. Diese gilt es zu mildern und dem „Lock-Down Light“ so zu gestalten, dass es für die Allgemeinheit einigermaßen verträglich ist. Von schön, angenehm, komfortabel und bequem war nie die Rede. Das kann es in diesen Wochen nicht sein.
Im März/April wurden ganze Firmen geschlossen, die gesamte Wirtschaft kam zum Erliegen. Dies wird momentan verhindert, mit Weitblick, aber auch mit der Hoffnung auf Vernunft.
Dann kommen wieder die, die sagen „Warum werden denn Schulen und Kitas nicht geschlossen, das ist unverantwortlich?“
Wenn ich das richtig verfolge, sind es die gleichen Menschen, die vorher sagten:
– „Macht die Schulen auf, das ist nicht gut für die soziale Entwicklung unserer Kinder!“
– „Keine Masken in der Schule, das ist unmenschlich!“
– „Mein Kind wird krank, weil alle 20 Minuten die Fenster in der Schule aufgerissen werden.“
– „Wenn die Schule geschlossen ist, kann ich nicht arbeiten, muss mein Kind betreuen.“
Es ist einfach unmöglich für unsere Regierung eine Entscheidung zu treffen, die allen und allem gerecht wird.
Und noch einen Satz an die, die sagen: „Die Grippe ist aber tödlicher!“
Zum einen glaube ich, dass das so nicht stimmt und dass das auch schon mehrfach widerlegt wurde. Zum anderen ist es aber auch gar nicht vergleichbar, denn bei einer Grippe wurden noch nie solche Maßnahmen ergriffen. Eine Influenza ist auch nicht mit dem jetzigen Virus vergleichbar, weil das Ansteckungsrisiko beim aktuellen Virus scheinbar um ein vielfaches höher ist.
Der Covid-19 Erreger hat prozentual vielleicht wirklich eine niedrigere Mortalität, aber in reellen Zahlen werden weit mehr Menschen an COVID19 erkranken und sterben als an Influenza.
Jedes Jahr sterben weltweit vermutlich zwischen 290.000 und 645.000 Menschen an (und mit) Atemwegserkrankungen infolge einer Influenza-Infektion. Stand heute haben wir weltweit aber bereits 1.189.712 Tote durch (und mit) Corona. Das sind 1.189.712 trotz Schutzmaßnahmen, Ein- und Beschränkungen und aufgestockter intensivmedizinischer Möglichkeiten. Das sind 1.189.712 Tote nach acht Monaten, noch kein ganzes Jahr, noch kein Winter.
Man muss kein Mathematiker oder Mediziner sein, um diese Zahlen einzuordnen.
Darum…. wieder mal #stayhome #flattenthecurve
Über Thomas Viells Covid-19-Erkrankung im Frühjahr haben wir hier berichtet:
Die besonders gefährlichen Innenraumtreffen auf kleinem Raum und insbesondere die Kneipen hätten sofort geschlossen werden müssen. Hier geht wichtige Zeit verloren.
Offen bleibt , warum noch internationale Sportbegegnungen stattfinden. Nach der Reise der Nationalmannschaft gab es viele Fälle.
#1: Sie sind schlecht informiert. Laut Robert Koch Institut sind Gaststätten keine Treiber des Infektionsgeschehens, weswegen die Sperrstunde in Niedersachsen vom OVG aufgehoben wurde.
@ ccarlton
wahrscheinlich bist du der einzige superspreader weltweit … aber sicher DER superspreader der Ruhrbarone bei der permanenten Corona-Verharmlosung
Merken Sie wirklich nicht wie absurd ihr Vorwurf ist, ich würde die Epidemie verharmlosen indem ich auf Tatsachen hinweise?
Ich finde das zugleich beängstigend und amüsant.
@2 ccarlton
Das Robert Koch Institut hat bzgl. der Herkunft der Ansteckungen eine unglaublich schlechte Erfassungslage. Bei 75 Prozent der Fälle ist die Herkunft der Infektion unbekannt.
Das OVG hat auch gezeigt, dass es Corona auch nach 9 Monaten nicht verstanden hat. Ein klares Fehlurteil, dass die Pandemie anfeuert.
Wenn ich alle Infos, die ich habe, zusammentrage, sind
Schule, ÖPNV und Treffen in Innräumen
meine klaren Favoriten für den Anstieg seit September.
Das entbindet den Staat nicht von der Pflicht rechtlich einwandfrei zu handeln. Offensichtlich hat die Politik in den letzten Monaten auch versäumt sich rechtlich auf die zweite Welle vorzubereiten, von der sie die ganze Zeit geredet hat.
Warten wir ab was der Montag an Eilklagen bringt.
Machen wir uns nichts vor. Der Lockdown wird nicht wirken. In Restaurants haben sich in der Vergangenheit die wenigsten angesteckt. Solange überfüllter ÖPNV zugelassen wird, wird sich nichts ändern. Eine andere Studie zeigte, dass Kinder wohl 6 mal infektiöser sind, als bisher angenommen. Die Schulen und Kitas bleiben aber trotzdem offen.
@ ccarlton #4
wie Ihre Hinweise auf "Tatsachen" aussehen, hat man ja schon an anderer Stelle gesehen, beispielsweise, wenn Sie die Berliner "Querdenken"-Demo verteidigen:
https://www.ruhrbarone.de/nazis-esoteriker-hippies-und-wutbuerger/189436#comment-1227143
Sie verharmlosen nicht nur die Corona-Pandemie …