Beim Energieversorger RWE droht ein neuer Tarifkonflikt. Die Gewerkschaften Verdi und IGBCE fordern für die Beschäftigten der Stromversorgers acht Prozent mehr Lohn und Gehalt. Dies sei trotz der heraufziehenden Rezession angemessen, da die Versorger kaum von der Wirtschaftskrise betroffen seien und weiter gutes Geld mit dem Strom- und Gashandel verdienen würden, heißt es in einer Erklärung der Gewerkschaften, die mir vorliegt. Weiter heißt es: „Hinzu kommt, dass einer beginnenden Rezession am besten mit Kaufkraftsteigerung begegnet werden kann.“ Die gleiche Strategie wie beim RWE verfolgen die beiden Gewerkschaften beim Berliner Energieversorger Vattenfall – dem vierten großen Stromversorger in Deutschland mit einem eigenen Tarifgefüge.
Die Konzerne RWE und Vattenfall widersprechen intern der Forderung. Aus der Tarifkommission ist zu hören, dass die Versorger wegen der sich abzeichnenden Wirtschaftsflaute Zurückhaltung bei weiteren Belastungen für ihre Unternehmen anmahnen. Offiziell wollen sich die Unternehmen nicht zu laufenden Verhandlungen äußern.
Unterdessen wurde kurz vor der heißen Phase der Lohnverhandlungen eine Vereinbarung zwischen RWE und den Gewerkschaften bekannt. Demnach will der Konzern jedes Jahr 225 Auszubildende übernehmen. Die Abmachung gilt für 5 Jahre und wird als großer Erfolg von Verdi gefeiert.
Meinen Informationen zufolge will RWE am 8. Dezember ein erstes Lohnangebot vorlegen. Bei Vattenfall beginnen die Gespräche am 1. Dezember. Die vier größten deutschen Versorger (außer RWE und Vattenfall noch E.on und EnBW) unterliegen keinem Flächentarifvertrag, sondern schließen mit den Gewerkschaften Verdi, IG BCE und teilweise auch IG Metall jeweils eigene Abmachung für die eigenen Unternehmen.
Auch im vergangenen Jahr sind die Arbeitnehmer mit einer Lohnforderung von acht Prozent in die Verhandlungen gegangen. Beim RWE konnte ein Streik erst abgewendet werden, nachdem den 20000 Mitarbeitern 3,9 Prozent mehr Lohn garantiert wurde. Bei E.on und EnBW legten die Arbeitnehmer zwischenzeitlich ihre Arbeit nieder. E.on erklärte sich daraufhin bereit, 5,4 Prozent mehr Lohn bis Mai 2009 zu zahlen. Danach folgt eine automatische Anpassung in Höhe von 3,8 Prozent bis 2010. EnBW erreichte eine Lohnsteigerung von 4,35 Prozent bis März 2009.