Es muss sich etwas ändern. Jetzt. Das wissen wir alle. Die Wahl Trumps ist Ausdruck eines tiefergehenden Problems. Es hat weniger mit links oder rechts zu tun – sondern mit der realen Gefahr des Endes westlicher Demokratie. Doch was ist zu tun?
Ich habe 10 Schritte für einen faktenbasierten Populismus aufgeschrieben. Und möchte gerne eure Meinung zu jedem einzelnen Punkt haben. Ich glaube: Wenn wir die folgenden 10 Schritte einhalten, wird alles gut. Vielleicht noch gerade eben.
1. Jede Information erreicht den Menschen über ihren Inhalt und das Gefühl, das sie vermittelt. Gefühle bringen Menschen meist erst dazu, auf den Inhalt zu achten. Wer einen Menschen nicht emotional berührt, wird ihn nicht mit Informationen erreichen.
2. Menschen wollen sich gut fühlen. Sie wollen sich umso besser fühlen, je mehr Informationen es gibt, die ihnen Angst machen oder über Angst vermittelt werden. Wer für Freiheit und Demokratie eintritt, muss Hoffnung und Lebensfreude vermitteln. Menschen lieben zunächst ihre Familie, ihre Freunde, ihre Nächsten – erst danach lieben sie abstrakte Werte.
3. Der Begriff „postfaktisch“ ist falsch, wenn er meint, dass das Zeitalter von Fakten vorbei ist. Der Begriff „postfaktisch“ ist richtig, wenn er meint, dass Fakten nur vermittelt werden können, wenn ihnen ein positives Gefühl voraus geht, oder sie ein solches vermitteln.
4. Viele Diskurse sind intellektuelle Onanie – bestenfalls. Sie sind entrückt, kümmern sich nur um Kleinstgruppen, haben den Charakter pseudoreligiöser Systeme. Sie bringen andere, die Mehrheit der Menschen, nur zu dem Gefühl, dass „die da oben sich nicht für uns interessieren“.
5. Das Selbstmitleid emotionsbefreit bis intellektuellempört argumentierender Zeitgenossen ist zu ignorieren. Es bringt keinen Fortschritt. Es ist ein selbstgefälliges Schulterklopfen.
6. Das Filterblasenproblem ist passiv nicht lösbar. Nur das aktive Vordringen in fremde Filterblasen hat Aussicht auf Erfolg. Dabei wird es nicht reichen dies online zu tun.
7. Die rechts- bis nationalpopulistischen Bewegungen sind weltweit auf dem Vormarsch, weil sie die Sprache der Menschen sprechen, und sie emotional bewegen. Nicht, weil sie ihre Probleme lösen.
8. Soll nicht auch der Rest des freien Westens an die Horden Mordors fallen, müssen wir die erreichen, die wir bisher nicht erreichten. Wir müssen sie zudem auf eine Art erreichen, die wir bisher nicht nutzten. Und all diejenigen links liegen lassen, die das nicht tun.
9. Wir erkennen an, dass unsere Informationen immer beides beinhalten müssen: Informationen in Form valider Fakten – sowie Gefühle, die uns die Tür zu den Menschen öffnen und die sie dazu bringen, mit uns näher zusammen ums Feuer sitzen zu wollen.
10. Wer unser Feind ist, ist ein Feind der Demokratie und der Freiheit. Auch für ihn haben wir Gefühle: Verachtung und Hohn. Wir schämen uns dieser Gefühle nicht, wir zeigen sie offen. Wir argumentieren gegen ihn mit in Gefühlen eingebetteten Fakten. Wir isolieren ihn, verlachen ihn – und gewinnen.
Alles ja ganz nett…..nur fucking too late. Es geht nicht mehr darum, irgendwas aufzuhalten sondern die kommende Zeitenwende zu überleben. Wir werden eine Dekade erleben, in der alles was wir als feste Koordinaten unserer Welt empfanden, vergehen wird. Die EU wird implodieren, der EURO zerbrechen, es wird neue Kriege geben in Afrika und im Nahen Osten, die als Religionskriege daherkommen werden. Das wird zu einen Flüchtlingsansturm führen, den Europa nicht mit einer Willkommenskultur beantworten wird sondern mit massiver Abschottung, was übrigens schon passiert.
Die Freunde der Freiheit werden sehr tapfer sein müssen…..
Also mit Punkt 10. habe ich ein Problem. Wer ist 'Wir', und warum hat diese 'Wir' die Demokratie und Freiheit für sich gepachtet? Sind Andersdenkende der 'Feind' des 'Wir'?
Punkt 10. wirft alles über den Haufen, was in den ersten Neun Punkten ganz sinnvoll klang.
#2: Wir -> Die Freunde der Freiheit und der Demokratie.
Wer den Grundkonsens der FDGO verläßt, ist mein Feind, mit ihm gehe ich anders um, als mit demjenigen, der grundsätzlich erreichbar ist.
Ich habe den guten Hinweis bekommen, dass "Hohn" vielleicht wenig sinnvoll ist, in diesem Kampf.
Der Text ist in seiner Verquastheit ("Das Filterblasenproblem ist passiv nicht lösbar. Nur das aktive Vordringen in fremde Filterblasen hat Aussicht auf Erfolg") ein typisches Beispiel für das Über-die-Köpfe-Hinwegreden vieler Intellektueller, die genau die Distanz zur "Normalbevölkerung" beklagen, die sie durch ihr Reden erzeugen. Schön(?), dass ich diesen kleinen Text heut zweimal verwenden konnte.
"Wer unser Feind ist, ist ein Feind der Demokratie und der Freiheit"
Da ist er wieder, der Unfehlbarkeitsanspruch. Ob Du so die Menschen erreichst, die Du erreichen willst – ich bezweifle es.
Was sagt eigentlich Christoph Sieber zu Trump?