Loveparade: Duisburger Ex-Dezernent droht der WAZ

Eine Tragödie ohne Schuldige?

Heute hat die WAZ über ihre diversen Medien umfassend über die Hintergründe der Loveparad-Katastrophe berichtet. Das gefällt nicht allen.

David Schraven, dem wir natürlich noch immer freundschaftlich verbunden sind, hat in den vergangenen Tagen umfangreich bei der WAZ über die Hintergründe der Loveparade Katastrophe berichtet. Er hat zahlreiche Akten durchgearbeitet und einen sehr umfassenden Hintergrundbericht über das Geschehen der Loveparade geschrieben. Was vorher schief lief, was am Tag der Loveparade nicht klappte und was später verschleiert werden sollte. Klar, mit so einem Stück macht man sich nicht überall beliebt. Aber das ist zum Glück auch nicht Davids Anspruch an seinen Beruf.

In den Kommentaren des  WAZ-Recherche-Blogs bekam er dafür jetzt Ärger – mit Duisburgs ehemaligen Planungsdezernenten Jürgen Dressler, gegen den die Polizei im Zusammenhang mit der Loveparade ermittelt.

Dressler schrieb:

Herr Schraven, aus Ermittlungsberichten zu zitieren ist strafbar. Und, falls Ihnen da Zweifel kommen, recherchieren Sie einmal die Konsequenzen, welche einige Redakteure erfahren mußten. Ich bin ohne Zweifel für eine umfassende Berichterstattung. Aber Ihr bewertenter Journalismus, verbunden mit strafbarem Handeln, “verdient” eine entsprechende Würdigung.

Nicht nett, so eine Drohung. Davids Antwort:

Sehr geehrter Herr Dressler,

es ist sicher richtig, dass es nicht erlaubt ist, aus Ermittlungsberichten zu zitieren. Deswegen habe ich das auch nicht gemacht. Ich habe aus einer Email Ihrer damaligen Behörde zitiert. Diese Email liegt mit vor.

Dann habe ich aus einem Brief des PR H. zitiert. Dieser Brief liegt mir vor.

Wie Sie vielleicht wissen, gibt es in Ermittlungsunterlagen jede Menge Papier, das dort nicht exklusiv liegt, sondern auch an vielen anderen Stellen. So liegt eine Email Ihrer Behörde zum Beispiel nicht unbedingt nur bei der Staatsanwaltschaft. Sondern auch in Ihrer Behörde. und wie Sie wissen, bemühe ich mich seit vielen Monaten, um Akteneinsicht in diese Emails. Und manchmal hat man ja mal Glück.

Auch Briefe haben viele Empfänger. Nicht jeder sitzt bei der Staatsanwaltschaft.

Es ist also nicht nötig an diesen Stellen aus Ermittlungsunterlagen zu zitieren.

Das nur für den Fall, dass Sie planen mich anzuzeigen. Diese Anzeige würde ich übrigens auch öffentlich machen.

Schraven gegen Dressler – mein Taschengeld würde ich nicht auf den Ex-Dezernenten setzen…

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Jürgen Dressler
Jürgen Dressler
12 Jahre zuvor

Herr Schraven, meine Würdigung Ihres Handels habe ich mit meinem Kommentar erfüllt. Mein Hinweis auf erfolgte Strafanzeigen, welche gegen Zahlung nicht unerheblicher Geldzahlungen eingestellt wurden, bezieht sich auf nachgewiesene Zitate aus dem Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft. Und ob Sie es als eine Drohung verstehen oder nicht, ist mir völlig einerlei. Ich habe es aufgegeben, die WAZ und ihre Journalisten ernst zu nehmen und meine persönliche Situation erlaubt mir dieses. Wenn ich den Hinweis auf den Artikel nicht durch meine Anwälte erhalten hätte, wäre er mir sogar fremd geblieben. Ich lese keine Zeitungen aus dieser Region mehr.

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

Ich hatte nie ein größeres Verständnis dafür gehabt, dass keine Akten an die Öffentlichkeit dürfen, die aus Ermittlungsberichten stammen.
Hier sammelt die Staatsanwaltschaft so lange, dass man leicht vergißt, was man schon wußte. Da aber Menschen nur eine begrenzte Lebenszeit haben, von der Erinnerungsfähigkeit ganz zu schweigen, sollte auch eine superordentliche Staatsanwaltschaft schneller in die Gänge kommen, als das hier der Fall ist.
Und weil die Ermittlungen die Erinnerungsfähigkeit des Souveräns, das sind nun mal die Bürger und die Bürgerinnen, zeitlich überfordern, bin ich David Schraven dankbar, dass er sich dieses Themas angenommen hat.
Danke David, durch Deinen Bericht sind meine Synapsen wieder frei vom Staub, der schon darauf lag, und ich habe sogar was Neues erfahren.
Dass der Artikel Herrn Dressler spontan genervt hat, kann ich allerdings auch schon deshalb nachvollziehen, weil er im Gegensatz zu seinem damaligen Chef als Beschuldigter gilt, auch wenn er sich gegen die Durchführung dieser Loveparade in dieser Form gewehrt haben soll. Aber das scheint für die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine Rolle zu spielen. Immerhin hat er ja hier noch mal noch mal seine Haltung erklärt.

Daniel D.
12 Jahre zuvor

wie sagt man? Getroffene Hunde bellen! 😉

Wau Wau Dressler

Nemo
Nemo
12 Jahre zuvor

Der Bericht in der WAZ heute ist wirklich sehr gut, da hat sich der Kauf der Zeitung endlich wieder mal gelohnt. 🙂

Bitte mehr davon !

Nemo
Nemo
12 Jahre zuvor

Erfüllt der o.g. Kommentar von Herrn Dressler nicht sogar ansatzweise §240 StGB ?

Gerd Herholz
12 Jahre zuvor

Sehr schöner Schraven-Artikel heute in der WAZ! Chapeau!

David Schraven
12 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Dressler,

Sie sagen also, Sie haben keine Strafanzeige gestellt? Was ist, wenn ich in etwaigen Ermittlungsunterlagen in so einer Causa Ihre Anzeige finde? Was sagen Sie dann? Aber ich hoffe ja, Sie haben hier wahre Worte gesprochen.

Dann noch was: Sagen Sie mal was inhaltliches. Frau G. hat geschrieben mit Ihnen sei abgestimmt gewesen, dass am Tag der Loveparade keine Kontrollen stattfinden sollten.

Stimmt das? Schreibt Frau G. die Wahrheit? Ging es Ihnen darum, die Akten im Amt sauber zu haben und am Tag der Loveparade nichts verbieten zu müssen, weil Ihr Amt keine Kontrollen durchführen wollte? Schweigen Sie weiter dazu? Oder reden Sie Klartext?

Ihr David Schraven

David Schraven
Admin
12 Jahre zuvor

Und Herr Dressler, kommt noch was?

peterwoelwer
peterwoelwer
12 Jahre zuvor

Herr Dressler fliegt umher wie ein aufgeschrecktes Hühnchen!
Er liest keine Zeitungen aus der Region mehr?
Aber offenbar hier im Netz noch mit…
Seine „persönliche Situation“ wird ihm demnächst erlauben vor den Strafrichter zu treten. Denn er ist Beschuldigter. Und nicht die, die darüber berichten.

trackback

[…] ruhrbarone berichten heute im artikel „Loveparade: Duisburger Ex-Dezernent droht der WAZ“ [Artikel HIER] darüber, wie sich ein typ (der, der die halbe stadt abreissen wollte, als er merkte sein […]

trackback

[…] (Loveparade 2010): Ex-Dezernent droht der WAZ (Ruhrbarone) – Siehe auch: […]

toddererste
toddererste
12 Jahre zuvor

Zwar kenne ich weder den Fall zwischen diesem speziellen Journalisten und diesem speziellem Dezernenten, noch bin persönlich betroffen von den Geschehnissen und dem Erieignissen im NAchgang der Loveparade. Auch die aktuellen Vorgänge in Duisburg betreffen mich nicht direkt, bin ich doch kein Bürger dieser Stadt. Doch wirbelt der Artikel und einer der Kommentare in mir ein paar Überlegungen auf, ja, pustet den Staub von meinen Synapsen.

Da gibt es einen Kommunalpolitiker, der nicht mehr die Zeitungen seiner Region liest. Warum handelt er so? Ist es irrelevant für ihn? Zeigen diese Zeitungen nicht was für seine politischen Entscheidungen von Bedeutung ist, nämlich, das was in der Region passiert, welche Stimmungen herrschen? Trends, Meinungen? Bedürfnisse?

Einerseits kann ich verstehen, dass es den gemeinen Leser nicht unbedingt interessiert was Tante Erna beim „Kaffeklatsch“ für Kuchen kredenzt hat, aber ist nicht der nächste Schritt eines „Vertreter des Volkes“ nicht mehr auf seinen Souverän selber zu hören? Quasi zu sagen: „Nein. Meine derzeitige Situation erlaubt mir, nicht mehr mit den Bürgerinnen und Bürgern zu reden.“ Denn er ist ja gewählt oder Berufen. Was scheren ihn die Belange der Bürger in seiner Region.

Was für eine Situation erlaubt ihm das zu tun? Sein Amt? Er hat es ja, es könnte ihm also egal sein was die anderen denken. Derealisation? Alles was unangenehm ist wird im Selbst als unwahr deklariert und und somit als unwichtig aussortiert.

Selbst wenn die lokalen Redaktionen – was meiner Meinung nach leider zu oft der Fall ist – nur über Banalitäten berichteten, selbst wenn ausschließlich schlecht recherchierte Artikel gäbe, so sollte man sie doch lesen. Eigentlich sogar gerade dann.

Dies kann aber nur verkraften wer frei von Scham ist und für sich selber sagen kann, dass die ihm entgegenstehenden Anschuldigungen eben haltlos sind. Er muss sich nicht auf Formfehler stürzen um sein Gegenüber Mundtod zu machen, er kann sich auf Fakten beziehen und inhaltlich argumentieren.

Ein solcher Politiker kann auch unangenehme Fragen beantworten und muss sich nicht in den hohen Turm des Desinteresses zurückziehen und sich dort von den seinen berichten lassen ob das Volk schon Heugabeln sammelt.

Thomas Rodenbücher
12 Jahre zuvor

Ach Herr Dressler,
warten wir doch mal ab, bis Adolf Sauerland abgewählt ist und viele die jetzt noch Angst haben ihr Schweigen brechen. Am 12.2 wird die Büchse der Pandora geöffnet und dann werden einige nichts mehr zum Lachen haben.

Ansonsten: David, Hut ab

Katharina
Katharina
12 Jahre zuvor

@ 9
Herr Dressler liest keine Zeitungen aus dieser Region.
Sein Anwalt hat ihn auf diesen Artikel aufmerksam gemacht.
@12
Herr Dressler ist kein Kommunalpolitiker mehr.Er ist nicht mehr
im Amt -ich glaube- seit April 2011.

Er hatte sich gegen die Loveparade gewehrt.
Er kam gegen den Duisburger Klüngel nicht an.
Ein übergeordneter Dezernent hatte ihn ausgetrickst.
In den Protokollen, die anfangs im Netz standen, ist das dokumentiert.

Also keine Vorverurteilung. Nachdem ich damals alle Protokolle gelesen habe, gehe ich davon aus, dass Herr Dressler ein Bauernopfer ist.
Im Gegensatz zu anderen Kommunalpolitikern hat sich Herr Dressler vor seine Mitarbeiter im Dezernat gestellt und die Verantwortung übernommen.

Meines Wissens hat die Stadt alle Protokolle aus dem Netz genommen und kurz nach der Tragödie sogar die Herausnahme bei den Medien gerichtlich durchsetzen wollen. Hat das eigentlich geklappt?
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Was für eine Situation erlaubt ihm das zu tun? Sein Amt? Er hat es ja, es könnte ihm also egal sein was die anderen denken. Derealisation? Alles was unangenehm ist wird im Selbst als unwahr deklariert und und somit als unwichtig aussortiert.

Diese Beschreibung passt auf unseren Oberbürgermeister Sauerland.
Treffend erkannt, nur die Zielperson ist die Falsche.

toddererste
toddererste
12 Jahre zuvor

Liebe Katharina,

in meinem ersten Absatz habe ich dem was sie geschrieben Rechnung getragen.

Es war eine allgemeine Überlegung.

Liebe Grüße

D. Kluge
D. Kluge
12 Jahre zuvor

Lieber Jürgen,
ich wünschte du würdest mal reden, dann hättest du meine und der Duisburger Achtung. Auch wenn dies dir im Moment vielleicht egal ist, weil du woanders hingezogen bist. Aber wer bezahlt eigentlich deine Pension?
Ich habe immer noch viel von dir gehalten, auch wenn einige verbale Aktionen gegen Ende deiner Amtszeit überzogen waren, aber dass auch du dich vor den Karren von Adolf S. hast zerren lassen, hätte ich nie gedacht.
Du tust zwar im Moment so, als würde dich das alles nicht tangieren, aber irgendwann kommt alles hoch. Willst du wirklich so in Erinnerung bleiben?
Mach doch reinen Tisch und lege die Fakten auf den Tisch. Die anständigen Duisburger haben bewiesen, dass sie es wert sind, haben sie doch auf überzeugende demokratische Art und Weise gezeigt, dass sie solche Machenschaften wie sie um die Loveparade entstanden sind nicht tolerieren.
Die anständigen Duisburger stehen in der Achtung der Bundesrepublik meterhoch, wie die nationale Presse beweist.
Sie zeigen, dass es ihnen nicht egal ist, dass 21 Menschen hier in Duisburg ihr Leben lassen mussten, weil eine Stadtverwaltung bzw. die Stadtspitze total überfordert war. Weil eine nicht genehmigungsfähige Veranstaltung durchgezogen wurde.
Willst du nicht dein Gewissen erleichtern?

David Schraven
Admin
12 Jahre zuvor

Mich würde eine Antwort von Herrn Dressler auf diese Frage interessieren:

Frau G. hat in einer amtlichen Email geschrieben, mit Herrn Dressler sei abgestimmt gewesen, dass am Tag der Loveparade keine Kontrollen über die zuvor festgelegten Auflagen stattfinden sollten.

Stimmt das? Schreibt Frau G. die Wahrheit? Ging es Herrn Dressler nur darum, die Akten im Amt sauber zu halten und am Tag der Loveparade die Feier nicht verbieten zu müssen, weil Dresslers Amt keine Kontrollen durchführen wollte? Dazu schweigt Herr Dressler, offenbar weil er sich für einen cleveren Büroschimmel hält, der mit Tricks seine Akten sauber hält, damit es nachher anders aussieht, als es ist.

Reden Sie doch mal hier Klartext, Herr Dressler.

Ich, wir alle, hören Ihnen zu.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

Ich habe eine ganz simple Frage am Herrn Dressler, aber ich erwarte nicht, dass er sie hier beantwortet, denn so simpel die Frage ist, so schwierig erscheint mir die Antwort. Die Frage lautet:

Wenn sie so einschneidende und zugleich hellsichtige Bedenken gegen die Art und Weise der Durchführung der Loveparade hatten, warum habe sie die, nachdem sie damit innerhalb der Verwaltung nicht durchkommen konnten, nicht öffentlich gemacht?

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@Arnold Voß,
wichtige Angelegenheiten in der Politik werden selten öffentlich gemacht.
Selbst Ratsmitglieder in Duisburg erfahren nur einen Teil dessen, was wichtig ist.
Das weiß ich, und der Herr Dressler weiß das vermutlich noch besser als ich.
Aber diese Antwort ist wiederum bestimmt nicht die Antwort, die Dir der Herr Dressler geben würde, wenn er überhaupt antworten wollte.

makoco
makoco
12 Jahre zuvor

„Ich lese keine Zeitungen aus dieser Region mehr.“

Keine Angst, Ihr Urteil wird Ihnen vorgelesen werden.

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