Dass das Ruhrgebiet in puncto Wirtschaft aktuell deutschlandweit deutlich abgehängt wird, das ist kein Geheimnis. Wer mit offenen Augen durch die Region läuft, dem begegnen Missstände allerorten. Zu erkennen woran das liegt, ist ebenfalls keine große Kunst.
Abläufe, die die Entwicklung der Region ausbremsen, finden sich häufig unmittelbar vor der eigenen Haustür. So auch bei mir. Treue Leser unseres Blogs werden sich an die Ankündigung der Stadt Waltrop erinnern, wonach diese gegen die Entwicklungen in Nachbarstadt Datteln klagen will, weil das an der Stadtgrenze errichte neue Kraftwerk Datteln die eigenen Entwicklungsmöglichgkeiten unzulässig einschränken würde. Ähnlich unglücklich war man seinerzeit in Waltrop, als die Stadt Lünen es zuließ, dass das neue Kraftwerk von Trianel direkt an der gemeinsamen Stadtgrenze geplant und gebaut wurde.
In der nächste Stufe reagierte das in der Region ansonsten als ungewöhnlich industriefreundlich bekannte Datteln, als die Nachbarstadt Oer-Erkenschwick die Erweiterung des Westfleisch-Schlachthofs vorantrieb, mit Vorwürfen in Richtung Nachbargemeinde. Diese Pläne des Nachbarn würde Datteln auf unzulässige Art und Weise mit dem zusätzlichen Straßenverkehr belasten. Auch hier wurden juristische Schritte angekündigt.
Aktuell ist es die Stadt Waltrop, die für mächtig Ärger beim großen Nachbarn Dortmund sorgt, da die Hebewerksstadt ihrerseits ein neues Gewerbegebiet in unmittelbarer Nachbarschaft des Dortmunder Nordens plant, was nun die dortigen Anwohner und die dortigen Lokalpolitiker auf die Palmen treibt.
Schon diese wenigen Fälle der vergangenen Jahre zeigen, wie schwer es ist eine Region zu entwickeln, wenn sich die Städte der Region gegenseitig ständig ausbremsen, einerseits die ungeliebten Gewerbe- und Industrieansiedlungen immer wieder gerne an die unmittelbare Stadtgrenze des jeweiligen Nachbarn planen, sich andererseits aber auch die jeweiligen Nachbarn sich gegenseitig nicht das Schwarze unter dem Fingernagel gönnen.
Wenn Pläne, aus welchen Gründen auch immer, ständig über Jahre verzögert und ausgebremst werden, wie soll sich da die Arbeitsmarktsituation nachhaltig entspannen? Wie soll die Region in Gänze endlich den Tabellenkeller in den vielen Städterankings und in Sachen Überschuldung verlassen?
Was nützen einem gut gemeinte Einrichtungen wie der RVR, die das Kirchturmdenken im Revier überwinden helfen sollen, und teure gemeinsame Imagekampagnen, wenn in der Praxis für jedermann leicht ersichtlich ist, dass das Ruhrgebiet im Jahre 2019 offenkundig alles ist, nur keine Einheit, die entschlossen die gemeinsamen Interessen verfolgt.