Was für eine tolle Nachricht für alle, die es mit dem BVB halten! Entgegen der allgemeinen Annahme hat Mittelfeldspieler Marco Reus seinen Verbleib beim BVB auch über das Saisonende hinaus verkündet, seinen Vertrag mit Ausstiegsklausel verlängert und damit auf die ihn für andere Verein relativ günstig zu transferierende Klausel in seinem bisherigen Arbeitspapier verzichtet.
Dafür gebührt ihm, in Anbetracht der Tatsache, dass er im Ausland und wohl auch bei Bayern München u.U. deutlich mehr Geld hätte verdienen können als in Dortmund Respekt.
Die Entscheidung zeigt auch, dass im Fußball der Gegenwart nicht immer nur das Geld entscheidet, wie viele ja längst befürchten. Das ist schön zu sehen und tut allen Fußballromantikern zweifelsohne gut.
Folgerichtig ergießt sich auf den 25-jährigen seit gestern Mittag nun eine Welle der Bewunderung und Dankbarkeit. Hauptsächlich natürlich von BVB-Fans und –Anhängern, aber durchaus von Leuten, denen eine Vereinsbrille in diesem Zusammenhang nicht nachgesagt wird, etwa von DFB-Boss Wolfgang Niersbach, der sich z.B. ebenfalls über diese Entscheidung erfreut zeigte.
Man kann sich schon vorstellen, welche Begeisterungsstürme Marco Reus am Freitag, beim nächsten Heimspiel des BVB, von der Südtribüne entgegenschlagen werden.
Nach den schmerzvollen Abschieden von Superstars wie Mario Götze und Robert Lewandowski zum jeweiligen Ende der letzten beiden Spielzeiten bleibt der Borussen-Anhängerschaft ein ähnliches Schicksal im Falle von Marco Reus also in diesem Sommer erspart. Das tut so richtig gut und tröstet das derzeit ohnehin sportlich schon angeschlagene Selbstbewusstsein der Schwarzgelben Familie.
Michael Zorc und Aki Watzke gebührt Lob und Anerkennung für ihre Geduld in den letzten Monaten. Sie haben trotz diverser Störfeuer aus Richtung München letztendlich nicht die Nerven verloren und die Verhandlungen mit Reus zu einem erfolgreichen Ende geführt. Toll!
Doch zu einer Art ‚Heiligsprechung‘ von Marco Reus, wie er jetzt mancherorts betrieben zu werden scheint besteht nach wie vor kein Grund!
Natürlich hat Reus hier wahrscheinlich auf viel Geld verzichtet indem er sich bis 2019 an den BVB gebunden hat, sogar im Extremfall in Liga 2 wie Aki Watzke gestern gegenüber ‚Sky‘ betonte.
Doch sollte man dabei nicht vergessen, dass er trotzdem auch beim BVB mit einer kräftigen Erhöhung seines Salärs belohnt wurde, mit kolportierten 8-10 Mio. Euro/Jahr, zum Spitzenverdiener des BVB aufstieg.
Marco Reus wird sich also auch in den nächsten Jahren, trotz freiwilliger Selbstbeschränkung, ein durchaus angenehmes Leben leisten können, was er als von Millionen von Fans umjubelter Star sicherlich auch verdient.
Wenn nun aber von eine Entscheidung fürs Leben o.ä. die Rede ist, von ‚echter Liebe‘ usw., dann erscheint mir das dann doch etwas übertrieben.
Natürlich hat der Nationalspieler sich auch ein großes Stück weit für ‚seinen Verein‘, seine ‚Heimatstadt‘ entschieden. Doch man darf dabei nicht die Umstände außeracht lassen.
Reus ist noch immer erst 25 Jahre alt. Sein Vertrag läuft jetzt bis 2019. Das heißt, er wird, wenn dieser im Sommer 2019 ausläuft, gerade einmal 30 Jahre alt sein. Will der BVB mit ihm noch eine Ablösesumme erzielen, werden Gespräche und Entscheidungen vermutlich schon in drei Jahren, also mit einem 28-jährigen Reus beginnen. Spätestens!
Reus wäre dann noch immer im besten Fußballeralter, wenn alles normal läuft, er von gravierenden Verletzungen o.ä. verschont bleibt.
Hier von einer Entscheidung des Lebens zu sprechen ist dann schon sehr pathetisch, wie ich finde. Sollte sich die Zeit in Dortmund für Reus bis dahin zudem nicht auch mit dem Ein oder anderen Titel darstellen, er könnte im idealen Fußballeralter sein Glück noch einmal woanders, ggf. sogar im angeblich für Fußballprofis so erstrebenswerten Ausland suchen.
Reus geht mit der Vertragsverlängerung ohne Ausstiegsklausel also eigentlich kein großes Risiko ein.
Und in Anbetracht seiner eher ‚unruhigen‘ letzten Jahres, mit vielen Verletzungen, Rückschlägen und der Führerscheinaffäre, tut ihm eine Zeit im gewohnten Umfelds jetzt vielleicht sogar ganz einfach gut.
Es besteht ja zumindest theoretisch auch die Möglichkeit das der 25-jährige sich innerlich noch gar nicht reif genug für den Schritt ins Ausland fühlte o.ä.. Er ist ja, das darf man bei all den Diskussionen nicht vergessen, noch ein junger Mensch. Nicht jeden zieht es mit 25 bereits in die große weite Welt.
Reus hätte die Zeit noch immer. Sein neuer Vertrag ist wahrlich keine Entscheidung fürs Leben. Wenn es aktuell auch wohltuend für alle BVB-Fans klingt. Machen wir uns nichts vor. Reus hat gestern trotz seines scheinbaren Verzichts auch viel an Sicherheit und Planbarkeit gewonnen.
Wenn er nun als in Dortmund auf dem Weg zum Kultstatus, zu einer Art ‚Heiligsprechung‘ zu sein scheint, dann sollte man nicht außeracht lassen, dass wir es hier mit dem neuen Spitzenverdiener beim BVB zu tun haben. Auch nicht gerade ein Titel der einen mit selbstlosen Wohltätern auf eine Stufe stellt.
Der Jubel und die Anerkennung der BVB-Gemeinde wird Marco Reus in den nächsten Wochen und Monaten jedoch völlig zu Recht zu Teil werden. Und diese hat er sich durch seine jüngste Entscheidung ja auch durchaus verdient. Wenn der Vertragspoker zuletzt wohl auch unnötig viel Staub aufgewirbelt hat, was aber u.a. eben auch einigen Leuten aus dem Süden der Republik (und eben nicht in erster Linie Marco Reus selber) zu verdanken ist…
Es gibt auch in Dortmund Arbeitnehmer, die so nachgefragt sind, dass sie Spitzengehälter erzielen können.
Das ist positiv. Es ist auch positiv, dass es Vereine/Unternehmen gibt, die solche Spitzenkräfte, die überall nachgefragt sind, an den Standort Dortmund binden können.
Dass solche Arbeitnehmer nie ein großes Risiko eingehen, weil sie wegen der Nachfrage nach ihnen überall Spitzengehälter erzielen können, sollte auch klar sein.
Es ist eher schade, dass die meisten Menschen diese Wahl nicht haben und hauptsächlich über den Preis mit anderen Arbeitnehmern konkurrieren müssen. Über die Astro-Gehälter kann man diskutieren, aber der einkommensstärkste Bäcker, Metzger, Klempner etc. wird auch Astro Einkommen erzielen.
Freuen wir, hoffen wir auf eine großartige Karriere, die hoffentlich in Dortmund auch zu Titeln führt. Die Gelegenheiten waren schon da. Aber ein anderer stark nachgefragter Arbeitnehmer hat in den entscheidenen Spielen die Tore gemacht (internationale Konkurrenz) .
Es ist nicht ganz verkehrt was ein ehemaliger Dortmunder heute morgen in der BILD schreibt. Ex-Mittelfeld-Star Andy Möller (47) kritisiert dort die Transfers des BVB: „Alles spricht über Wolfsburg und den 32-Millionen-Transfer von Schürrle. Aber ich habe zuletzt mal nachgerechnet: Borussia Dortmund hat in den letzten 18 Monaten 100 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, jetzt stehen sie auf Platz 16 und sind in Abstiegsgefahr. Das ist viel extremer.“ Es waren allerdings 118 Millionen, aber vielleicht hat Möller Immobilie schon wegen seiner schlechten Leistungen rausgerechnet.
@tati: Natürlich spricht die aktuelle sportliche Krise beim BVB auch ein Stück weit gegen die jüngste Transferpolitik. Man darf aber bei solchen Rechnungen auch die Abgänge bzw. Verkaufserlöse bei den Transfers nicht ganz vergessen. Und außerdem geht es bei der Vertragsverlängerung von Reus ja in erster Linie auch um ein wichtiges Signal des Clubs, dass nicht alle vermeintlichen Hochkaräter des Teams den Club verlassen. Das verbessert jetzt natürlich auch die Situation des BVB bei Gesprächen mit Gündogan und Hummels. So bricht nicht alles auseinander was über Jahre Erfolg hatte. Es ist ja auch jetzt in der Krise, trotz der sportlich völlig unbefriedigenden Situation, nicht ratsam in eine Art Panik zu verfallen. Auch vor diesem Hintergrund war der Tag gestern sicherlich ganz wichtig. Das bringt Stabilität und ein Stück weit sicherlich auch neue Zuversicht und Aufbruchstimmung. Ändert natürlich alles nichts an der Notwendigkeit endlich mal ein paar mehr Siege einzufahren in nächster Zeit 😉
@Tati Nun ja, der Herr Möller: „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien.“
Thomas Weigle,
na ja, der Möller -dem ist nichts hinzuzufügen.
Reus:
Sehr gut für den BVB,
daß er bleibt, und das gilt sowohl bezogen auf die derzeitige Krisensituation als auch bezogen auf die Pespektiven des BVB in den nächsten 5 Jahren.
Gut für Reus?
Ich denke ja; er hat ja jetzt schon für sein gesamtes Leben finanziell „ausgesorgt“ und muß nicht unbedingt mehr kassieren als in DO. Zudem habe ich den Eindruck, daß er auch aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur sich ehe in „seinem“ DO weiterhin wohlfühlen wird als in Madrid, London….!
Sein jahrelanges Fahren ohne Führerschein hat mir schon zu denken gegeben mit Blick auf die „Person -die Persönlichkeit?- von Reus-..
Mir scheint also, daß Reus alles in allem in DO -als Mensch, als Profibußballer- den „richtigen Platz“ für sich gefunden hat..
@Robin: Den Halbsatz mit den „Fußballromatikern“ hast Du aber von RN-Matthias Dersch abgeschrieben, gelle?:-) Ich frag deshalb, weil mir das schon gestern als ziemlich plumper Vergleich auffiel.
Mit den 4 Jahren bis 2019 und den kolportierten 8-10 Mios Jahresgehalt zahlt der BvB den internationalen Circa-Marktwert von Reus – auch wenn ManU angeblich schon 50 Mille in den Raum gestellt haben will. Reus verzichtet auf eine neue Ausstiegsklausel, was er sich zwar sicher auch hat bezahlen lassen, was damit aber den eigentlichen Preis für den Verbleib nochmals senkt. Dann hat Reus durch das Pech mit der verpassten WM-Teilnahme natürlich auch kein „Götze-Pulver“ in der Tasche.
Aber die WM 2018 kann ja durchaus noch *seine* WM werden, also braucht er im Gegensatz zu Götze bei den Bauern noch seehr viel Unterstützung vom Verein bis dahin. Das werden ihm Watzke und Zorc dreimal zugesichert haben. Rummenigge wird soviel Vorschuß nicht leisten wollen.
Wir sehen, das hat alles nicht viel mit „Romantik“ zu tun, sondern ist von allen Beteiligten als Win-Win-Situation aufgefasst worden, grade was die Entwicklungsmöglichkeiten von Reus angeht. Und deshalb ging es jetzt wohl auch so plötzlich, bevor da noch Jemand ins Grübeln kommt.
@Klaus: Nee, echt nicht. Bin halt selber im Herzen auch immer noch ein Stück weit Fußballromantiker. Allerdings nicht ohne die harten Fakten des ‚Geschäfts‘ dabei ganz ausser acht zu lassen. Aber schön ist es ja doch, wenn hin und wieder so etwas von Fans gerne gehörtes wie ‚meine Stadt‘ bzw. ‚echte Liebe‘ durchschimmert. Nur sollte man das dann eben auch nicht zu wichtig bzw. ganz so ernst nehmen. 🙂
Also ich habe gehört, er möchte seine Führerscheinprüfung in 2 Jahren bestehen, deshalb jetzt schon die Vertragsverlängerung.
Führerschein: was, wenn der Prüfer Bayernanhänger oder noch schlimmer, Fan vom Verein mit der Bierschüssel ist?
Thomas, was hier alles so beim TÜV oder bei der Dekra noch mit ein paar Scheinchen geht, klappt auch weiterhin bei Fahrschulprüfern. Diese Branchen haben das Ewigkeits-Korruptionssiegel:-))
@ alle:
Früher war die Religion das Opium fürs Volk.
@DAVBUB: Profifußball ist halt eine moderne Form der Unterhaltung. Der Eine schaut dazu im 21. Jahrhundert gerne Fernsehen, der Andere mag lieber das Theater, andere lassen sich gerne von Fußball oder andere Sportveranstaltungen unterhalten und verschaffen sich so die hin und wieder einfach mal notwendige Zerstreuung. Man kann sich doch nicht den ganzen Tag ausschließlich mit existentiellen Fragen der Weltpolitik beschäftigen, oder? Da tut es ab und an einfach auch mal ganz gut sich mit dem drohenden Niedergang des Fußballvereins seiner Wahl, oder ähnlicher Dinge zu beschäftigen 😉 😀
@ Robin Patzwald #12:
Keine Frage, Fußball ist auch Unterhaltung, aber schauen wir uns doch zwei Entwicklungen rund um den Fußball an:
1. Die Medienberichterstattung über den Fußball nimmt immer mehr Raum in den ÖR Medien ein. Der WDR z. B. hat seine Fußballberichterstattung gerade am Wochenende stets erweitert. Das gute alte Sport im Westen beginnt z.Zt. um 14.30 Uhr. Die Zeit vor und nach dem Spieltag wird mit billig produzierten, vollkommen sinn- und informationsfreien Beiträgen und den immer gleichen Interviews gefüllt. Das ist allemal billiger, als in dieser Zeit ein vernünftiges Programm zu gestalten. Begründet wird dies mit dem Zuhörer- und Zuschauerbedürfnissen. Ich möchte eigentlich nur das Spiel hören bzw. sehen. Das für den Sport im Allgemeinen und den Fußball im Besonderen investierte Geld fehlt dann natürlich, um dem eigentlichen Bildungs- und Informationsauftrag nachzukommen. Was natürlich von den jeweiligen Landesregierungen gerne gesehen wird.
2. Die Spieler sind mittlerweile keine Sportler mehr, sondern Angestellte eines Konzerns – im Kleinen der Bundesliga, also DER LIGA; wie sie sich selbst nennt- die in den verschiedenen Abteilungen ( BVB, Bayern, S05, FC Köln…) in einem Wirtschaftsjahr (der Saison), die erfolgreichste Abteilung ermitteln. Auch ist der Spieler aber Werberträger für den Verein und seine Drittmittelleister, Projektionsfläche jedweder Art für Zuschauer , „Fans“, Ultras, Journalisten, Politiker usw.
Die Verwertung des Spielers ist ein schönes Beispiel für die Durchdringung aller Lebensbereiche durch die Wirtschaft. 25% aller Profispieler enden als Hartzer, aber selbst dann sind sie noch für das Dschungelcamp oder rührselige Geschichten in den betreffenden Fachzeitschriften Geld wert.
Das kann man gut finden, oder auch nicht, mir ist es egal. Aber man sollte sich immer im Klaren darüber sein, das der Fußball in D die Oper, das Theater und der große Gleichmacher für die Bevölkerung geworden sind.
Und einem Serienkriminellen nicht mit dieser gefühlsduseligen, verklärten Romantik gegenübertreten.
Interessant übrigens der Unterschied in der medialen und juristischen Betrachtung der Fälle Reus & Niebaum einerseits und Hoeneß andererseits.
Zum ABschluß: M.E. verdienen Fußballer noch zuwenig. Ihre Gehälter mögen zwar absolut hoch scheinen, in Relation zum Umsatz sind sie lächerlich.
@DAVBUB: 1.) kommt Ihnen das nur so vor, weil eben die Zeiten zwischen dem Sport im TV immer mehr mit billig produzierten, vollkommen sinn- und informationsfreien Beiträgen gefüllt werden (die nennen sich dann auch noch hochtrabend „Programm“). Früher gab’s halt neben dem Sport auch noch echten Content im Fernsehn. 2.) sehe ich zwischen Hoeneß und Reus keinen sooo großen Unterschied bei der Vermutung eines „Promibonus“. Wenn Hoeneß im Prozess seine Wahrheitshosen nicht scheibchenweise immer weiter hätte runterlassen müssen, wäre er nämlich auch mit Bewährung davongekommen, weil man seitens der Anklage ja schon vorab angenommene Schadenssummen und damit mögliche Strafmaße gestückelt hatte. Niebaum dagegen hat im Prozess sofort alles gestanden und die Schadenshöhe ist wohl zurecht noch nicht mal ansatzweise mit der von Hoeneß medial vergleichbar.