Gegen den zunehmenden Antisemitismus an Schulen will Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, zehn Imame bereit stellen, die in Schulen „für Dialog, Aufklärung und gegenseitige Achtung“ werben sollen. Ich bin ein Mensch mit viel Fantasie, aber ich kann mir kein Problem vorstellen, dessen Lösung zehn Imame sind. Gegen muslimischen Antisemitismus wird nicht mehr Islam, sondern mehr Geschichtsunterricht und mehr Naturwissenschaften helfen. Wissen, nicht Glauben, ist die Medizin der Aufklärung gegen religiösen Fanatismus und religiös begründeten antisemitischen Vernichtungswillen. Mazyeks zehn Imame sind ein Beispiel für bemühte Öffentlichkeitsarbeit und PR in eigener Sache. Mehr nicht. Der Islam muss domestiziert werden, wie es mit dem Christentum in Europa in der Vergangenheit geschehen ist. Das war eine der großen Leistungen der Aufklärung und die Grundlage für den Aufstieg des Westens aus der Barbarei.
Erwähnenswert wäre auch noch, dass er gerne hätte, dass Rabbis dazukommen, schließlich müssen sich beide Seiten aufeinanderzubewegen oder was auch immer.
Im konkreten Fall ging es nichtmal um Antisemitismus, den Kindern war gar nicht bekannt, dass das Mädchen (nicht-praktizierende) Jüdin ist. Es handelt sich eher um einen Hass auf alles, was nicht muslimisch ist. So werden die Kinder offenbar sozialisiert.
Die Erziehung zur Freiheit beginnt zuhause. Auch die zur Religionsfreiheit. Wenn zuhause aber patriarchalische Verhältnisse herrschen, gibt es keinen Dialogbereitschaft mit anderen Denk- und Verhaltensweisen. Weder eine religiöse, noch sonst eine. Da gibt es nur das Wir und die Anderen. Egal welcher Religion die Familie angehört.
Arnold Voss,
"Die Erziehung zur Freiheit….
Ich ergänze
Und die zu Anstand und zu Respekt.."
Wenn es daran mangelt, hat eine freiheitlich-pluralistische Gesellschaft mich sich selbst ein gravierendes , existenzgefährendes Probleme!
Dieses Zuhause ist jedes Zuhause -unabhängig von Herkunft, Religion, Weltanschauung, politischer Überzeugung…der Menschen, die dieses Zuhauses bilden und prägen.
wie 12 Zeilen von Stefan Laurin einfach jahrzehntelange Dummschwätzerei postmoderner Linker vorführen
@Simon: Vielen Dank 🙂
Wenn man mit etwas Geschichtsbewusstsein sieht, wie die Naturwissenschaften im Gegenteil benutzt werden konnten, gerade um Rassismus und Antisemitismus zu rechtfertigen, ist die Vorstellung, Naturwissenschaften könnten dagegen helfen, einigermaßen absurd. Ja, diese Anwendung der Naturwissenschaft ist aus heitiger Sicht fehlerhaft, aber das naturwissenschaftliche Erkenntnisse sich ändern, gehört nun mal dazu – aus damaliger Sicht konnte man ohne weiteres kompetenter Naturwissenschaftler und Rassist sein. Und in ähnlicher Hinischt menschenfeindlich geht das immer noch und auch in Zukunft. Naturwissenschaft hat nun mal kein Gewissen – was nicht ihr Fehler ist, aber sie für diesen Zweck einfach ungeeignet macht.
Gegen menschenfeindliche religiöse (oder auch andere nichtreligiöse weltanschauliche) Fanatismen helfen nur Gegenmittel auf derselben Ebene, also menschenfreundlichere, tolerante religiöse (oder auch andere nichtreligiöse weltanschauliche) Ansichten, die dem Zusammenleben dienlicher sind und deswegen auch als positiver im Leben der Menschen erfahren werden können.
Und, nebenbei: Von einer "Domestizierung" von Weltanschauungen zu sprechen, die man nicht telt, zeugt von einer – im atheistisch-säkularen Milieu nicht seltenen – weltanschaulichen Überheblichkeit, ja Verachtung, die von den verachtungsvollen Haltungen religiöser Fundamentalisten gegenüber Andersgläubigen nicht sehr weit entfernt ist. (Derzeit, und sicher nicht beim Autor, natürlich nicht unterdrückerisch und erst recht nicht mörderisch, wie es die extremeren religiösen Fundamentalisten derzeit vorführen – das hatten wir in der Geschichte aber auch schon mal anders.)
Wie Arnold Voss oben schreibt, dabei aber wohl kaum auch an diese Überheblichkeit _gegenüber_ Religionen denkend: Da "gibt es keine[…] Dialogbereitschaft mit anderen Denk- und Verhaltensweisen. Weder eine religiöse, noch sonst eine. Da gibt es nur das Wir und die Anderen." Die im Artikel zum Ausdruck kommende explizite Zurückweisung einer Initiative gegen Antisemitismus ist genau das.
Je stärker eine Religion institutionalisiert ist, desto menschenfeindlicher kann sie sich geben, und in der Geschichte gibt es genügend Beispiele dafür.
Genügend @paule t.
Naturwissenschaften dagegen können nicht rassistisch sein, weil sie der offenen Diskussion zugänglich sind, ja sogar den offenen Diskurs um ihrer selbst willen benötigen. Jeder hat das Recht, eine Behauptung von Naturwissenschaftler zu widersprechen und sogar zu widerlegen. Jeder, @paule t.
Bei Religionen, besonders wenn sie institualisiert sind, geht das manchmal nur um den Preis des Blutvergießens, immer aber führt ein derartiger Dialogversuch zur Diffamierung des nichtreligiösen Diskursteilnehmers durch Extremgläubige innerhalb des religiösen Zirkels. Nur wenige religiöse Menschen können einen sachlichen Diskurs mitgestalten. Das ist meine Erfahrung. Sie @paule t. stellen undokumentierte Behauptungen über den allgemeinen Charakter "der" Naturwissenschaften auf. Ich als Leser muß jetzt raten, was Sie meinen, und worüber Sie Ihr Urteil fällen. Mein Vorschlag: sagen Sie welche Naturwissenschaft, in welchem Punkt, und wie, in Dem von Ihnen genannten Fällen, rassistische und antisemitische Aussagen trifft. Dann können wir darüber sprechen. Wenn Sie wollen, nenne ich Ihnen aber sofort, ohne Ihre Aussage über die Naturwissenschaften abzuwarten, mindestens 5 Beispiele, in denen Religion menschenverachtend eingesetzt wurde und wird.
Im Gegenteil: Das Christentum war der oder zumindest ein zentraler Motor des Aufstiegs aus der Barbarei. So hätte es z. B. ohne die aus den Klosterschulen entstandenen Universitäten und die damit einhergehende Rezeption der antiken Philosophie in Europa sicherlich keine Aufklärung gegeben. Und die Liste ließe sich fortführen!
@Helmut Junge:
Ich habe überhaupt keine Interesse an so einem "Ätschibätschi, deins ist aber schlimmer"-Spielchen, wie sie es vorschlagen. Deswegen brauchen Sie auch keine Negativbeispiele aus dem religiösen Bereich vorzuschlagen – es ist wahrscheinlich, dass ich sie kenne.
Die Aussage, "Naturwissenschaften dagegen [könnten] nicht rassistisch sein", ist einfach barer Unfug. Zu ihrer jeweiligen Zeit konnten Naturwissenschaften problemlos dazu dienen, Rassismus zu rechtfertigen – siehe zB Rassentheorien (ganz ehrlich: deren Existenz muss ich einem gebildeten Menschen in der Diskussion nicht extra belegen, oder?). Ja, so etwas ist heute überholt – nichtsdestotrotz war es damals in der naturwissenschaftlichen Diskussion durchaus akzeptabel. Nichts anderes habe ich oben geschrieben: und das ist keine Behauptung "über den allgemeinen Charakter "der" Naturwissenschaften", sondern eine Behauptung darüber, was mit der Naturwissenschaft geschehen kann und geschehen ist.
Das ist nicht der Fehler der Naturwissenschaft; sie ist einfach per se ethisch neutral.
Ach, @discipulussenecae, gucken Sie mal, was dem armen Roger Bacon, einem Universalgenie wie Leonardo da Vinci, als Mönch, der sich erlaubt hat nachzudenken, passiert ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_Bacon
@paule t., Sie polemisieren über angebliche Naturwissenschaften. Aber Sie belegen nichts. Und naturwissenschaftliche Rassentheorien gibt es einfach nicht.
Selbst wenn Naturwissenschaftler eine Theorie haben sollten, was ich nicht ausschließen will, sind diese theorien nicht über ein Experiment gestützt. Sie würden erst als Naturwissenschaft gelten, wenn mehrere Experimente sie stützen würden.
Bei der Evolutionstheorie Darwins ist das der Fall, obwohl der zugrunde liegende Mechanismus nicht restlos geklärt ist. Bei anderen sogenannten Theorien ist überhaupt kein Experiment durchgeführt worden. Es mag Ihnen als Theologen fremdartig erscheinen, aber die Naturwissenschaften unterscheiden sich von der Theologie fundamental dadurch, daß es experimenteller Beweise bedarf, bevor eine Theorie überhaupt in naturwissenschaftlichen Kreisen diskutiert werden kann. Sie verstehen überhaupt nicht den Kern naturwissenschaftlichen Denkens.
Und mit solch einem Satz: " (ganz ehrlich: deren Existenz muss ich einem gebildeten Menschen in der Diskussion nicht extra belegen, oder?)." bin ich nicht zufrieden zu stellen. Das ist reinste Polemik Ihrerseits. Was Sie nennen könnten, sind schlicht unbestätigte "Theorien", die Sie andeuten, nicht mal benennen, weil sie Ihnen in Ihre Polemik passen. Aber solch ein Mist ist populär, weil sie von interessierter, meist religiöser Seite für deren Polemik benötigt werden. Das geschieht nach dem Prinzip: Je mehr Dreck ich auf meine Widersacher werfe, desto weniger fällt der Schmutz an mir auf.
Natürlich werde ich nicht Ihrer Interessenlage folgen und Ihnen die Diskursregeln zu bestimmen überlassen. Ich werde meine Beispiele bei Bedarf so bringen wie in (10).
In der Schule sollten Lehrer lehren.
In den Moscheen gibt es genügend Gelegenheiten, bspw. für Toleranz gegenüber jeder Art von Religion und Nicht-Religiösität zu werben.
Rassistische Theorien entsprangen zu keinem Zeitpunkt der Naturwissenschaft, da Naturwissenschaften vielleicht Menschen untersuchen, sich dabei vielleicht auch irrten, aber niemals bewerten (das ist nämlich keine Wissenschaft). Jeder normative Charakter einer Weltaanschauung kommt nicht aus der Naturwissenschaft, sondern von außen. Dass die Nationalsozialisten versucht haben ihrer "Metaphysik der dummen Kerle" (die den christlichen Anti-Judaismus ersetzte) mit Pseudo-Empirik einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben, ist keinenfalls ein Grund, Religion zu verteidigen: Jeder der versucht irgendeinen Unfug zu verbreiten, bemüht sich um diesen "wissenschaftlichen Anstrich", da Wissenschaft einfach das zuverlässigste Wahrheitskriterium darstellt. Auch Religiöse machen das so: "Intelligent Design" heißt es bei den Evangelikalen, Erdogan verleiht Preise an Schüler, die Koran-Weisheiten mit Experimenten "belegen".
Ein Motor der Aufklärung war das Christentum in keinem Fall! Dass die griechischen Philosophen in Vergessenheit gerieten, lag allein an der Intoleranz und Inquisition im Mittelalters, die Kirche deren Mönche irgendwann alte Autoren neu entdeckten, hatte erst dafür gesorgt, dass nicht-religiöse Schriften aus der Öffentlichkeit verschwunden waren.
#10 Helmut Junge
Ich habe ncht behauptet, daß die Geschichte des Christentums ein Ruhmesblatt sei – und würde das auch nie tun. Aber ebenso verfehlt ist es, diese Religion für alle Fehler und Schwächen in der Entwicklung der westlichen Kultur verantwortlich zu machen.
Sicherlich sind die Verurteilungen von Roger Bacon, Giordano Bruno oder Galileo Galilei aus heutiger Sicht in keiner Weise gutzuheißen – und leider keine Einzelfälle. Aber es gab eben auch Albert den Großen, Nikolaus Kopernikus und Isaac Newton – allesamt große Naturwissenschaftler, die kein Problem mit ihrer religiösen Überzeugung hatten.
Und ohne das Christentum hätte es keine Werke von Michelangelo, Bach oder Dostojewski gegeben. Das sollte bei aller Kritik stets auch mitbedacht werden!
Und
#13 Simon
Den letzten Absatz Ihres Kommentars habe ich nicht begriffen. Aber vielleicht sollten Sie trotzdem demnächst einmal in ein Handbuch zur Geschichte des MIttelalters schauen!
Aufklärung als Fetisch und Wissenschaft als den historischen Realitäten enthoben zu betrachten erscheint mir eo ipso irrational. Letzteres ist verkappter Szientismus und selbst ein nicht nur metaphysisches, sondern in der stringent logischen Begründung auch transzendentes Konzept.
Der Tagesspiegel hat einen Artikel mit Für und Wider zum eigentlichen Thema, Imame und Rabbis in der Schule, der "Nährwert" bietet:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/antisemitismus-und-mehr-krisengespraech-nach-religioesem-mobbing-an-berliner-grundschule/21125582.html