Mehr als ein Grund mehr für Friedrich Merz

Mit der Kandidatur von Friedrich Merz zum Parteivorsitzenden der CDU hat die Union wieder die Chance, sich inhaltlich klar zu positionieren, wovon auch die SPD profitieren könnte, wenn sie denn will: Sie könnte wieder sichtbar werden. Merz sorgt auch für klare Fronten in der Auseinandersetzung mit der AfD. Er steht für alles, was diese Partei ablehnt: Er ist überzeugte Atlantiker, wollte mit dem Publizisten Roland Tichy  nicht auf eine Bühne und er arbeitet bei einem Finanzinvestor. Der Branche, die den Anhängern von rechts bis links welche zwischen  „schaffendem“ und „raffendem“ Kapital unterscheiden, als Feindbild gilt.

Setzt sich Merz durch und tritt er vielleicht schon im kommenden Jahr als Kanzlerkandidat der CDU an, baldige Neuwahlen sind ja eher wahrscheinlich, werden wir von rechts einen offenen Kulturkampf erleben. Gegen den „Finanzhai“ Merz und gegen seine klare Westorientierung. Es wird ein Kampf werden, den die AfD allerdings nicht alleine führen wird – und das macht ihn so wichtig.

Unterstützt wird die AfD in ihrer Hetze gegen von Russland, dem Land, das vom Lieblingsmafiosi aller geistig Armen regiert wird: Vladimir Putin. Die Oligarchen-Schreiberlinge  schlagzeilten denn auch schnell „Merz-Kandidatur für CDU-Vorsitz: Sozialdarwinist und Lobbyist des Großkapitals“.

Egal was man von Merz hält, ob man ihn, wie die taz, als Hoffnungsträger für die Linke sieht oder als schwarzen Schulz, dessen Zug entgleisen wird: Der Mann polarisiert und zwingt zur Auseinandersetzung. Daran, wie die Auseinandersetzung mit ihm verlaufen wird, werden wir erkennen können, wer für den Westen und die Demokratie steht und wer nicht.

Wird Merz wegen seiner Politik und seinen Plänen kritisiert oder seine faktische Arbeit als Aufsichtsrat und Blackrock-Mitarbeiter hinterfragt, gehört das zum normalen Umgang unter politischen Gegnern und ist Teil der demokratischen Auseinandersetzung.

Wird Merz als von den USA gesteuerter Globalist und Kosmopolit dargestellt und schon die Tatsache, dass er in der Finanzwirtschaft arbeitet, skandalisiert, haben wir es mit antiwestlichen, ja zum Teil antisemitischen Stereotypen zu tun, die allerdings auch von Teilen der Linken verwendet werden.

Und das würde dafür sorgen, dass wir intensiv eine Debatte führen, die notwendig, ja überfällig ist: Wie halten wir es mit den Werten des Westens?

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Thomas Weigle
6 Jahre zuvor

"Kosmopolit" war zu gewissen Zeiten bei Kommis ein nicht nur politisches Todesurteil und wurde in der Endphase der Stalinära in der SBZ/ DDR zwar nicht zum Todesurteil, das politische Aus bedeutete es allemal, oftmals verbunden mit Gefängnisstrafen gegen einst v.a. in der westlichen Emigration tätige Genossen. Der Begriff war eindeutig gegen jüdische Genossen gerichtet. Es begann 44 mit einer Kampagne gegen die Juden der SU, die zuvor in den USA um Unterstützung für das vom Stalins einstigen Verbündeten Hitler überfallene Land warben.
Übel aufgestoßen soll dem "Genius der Menschheit" auch, dass Golda Meir, später dann Regierungschefin, bei einem Russlandbesuch in den Endvierzigern von Moskauer Juden begeistert empfangen wurde.
Rachsüchtig und kleinlich war "der beste Freund der deutschen Jugend"(Margot H.) auf jeden Fall, wie man in mehreren Biografien gut belegt nachlesen kann.

Werntreu Golmeran
Werntreu Golmeran
6 Jahre zuvor

Super Herr Laurin,

da haben Sie natürlich Recht mit den antisemitischen Stereotypen, ich erinnere mich, Friedrich Merz Opa war ja Jude:

https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Paul_Sauvigny

Und sicherlich wird der sauerländische Kosmopolit mit der deutschen Leitkultur, sich vor allem mit der AfD über den Euro streiten:

Originalzitat Merz 2016:

"Hätte ich damals gewusst, wie sich die Dinge 20 Jahre später entwickeln, ich hätte die Zustimmung zum Euro damals mir drei- und vier- und fünfmal mehr überlegt. Ich hätte wahrscheinlich nicht zugestimmt."

Dass ich nicht lache. Herr Merz kann wirtschaftspolitisch das Programm der AfD wahrscheinlich zu 80 bis 90 Prozent unterschreiben. Haben Sie das mal gelesen? Das unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, für das auch Herr Merz steht. Weniger Staat, mehr Eigenverantwortung, Privatisierung der Arbeitslosenversicherung, Steuersenkungen etc. pp. Wenn das im Osten durchgesetzt würde, bräche in einigen Landstrichen in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, in denen heute die AfD eine "Volkspartei" ist, wahrscheinlich eine Hungersnot aus.

Sie bauen da einen Gegensatz auf, der nicht besteht.

Thomas Weigle
6 Jahre zuvor

Ich habe ja in der jüngeren Vergangenheit in schwachen Momenten der tiefen Verzweifelung über den Zustand der politischen Linken in diesem Lande mit dem Gedanken gespielt, mal ausnahmsweise und klammheimlich CDU zu wählen. Danke CDU und F.Merz, dass mich diese Anfechtungen in Zukunft . nicht mehr heimsuchen werden, egal wie die Wahl ausgeht.

langsamdenker
langsamdenker
6 Jahre zuvor

Die Frage, die die Delegierten des CDU Bundesparteitages beantworten müssen, lautet, kann der Merz Kanzlerin. Nein, kann er nicht. Ein Neuanfang mit einem 63 Jährigen ist aus meiner Sicht ein Schritt rückwärts. Und die SPD muss sich aus sich selbst erneuern, wie die CDU sich von der AfD "befreien" muss.

ke
ke
6 Jahre zuvor

Ich fand den Euro auch klasse. Aktuell führt er dazu, dass mein Geld Wert verliert, dass die Exporte durch eine zu schwache Währung subventioniert werden und dazu, dass wir Risiken aus anderen Staaten übernommen haben.

Darauf hätte ich gerne verzichtet. Mit Kreditkarten geht das Zahlen im Ausland auch ohne Probleme.

Werntreu Golmeran
Werntreu Golmeran
6 Jahre zuvor

#ke

Es gibt viele Gründe, wieso Geld an Wert verlieren kann. Ob das am Euro liegt, kann man bezweifeln. Vielleicht an der falschen Anlage. Auf dem Sparbuch verliert es tatsächlich an Wert, unter dem Kopfkissen auch. Wenn Sie Kinder haben, kann es sich für diese lohnen wenn Sie in ihre Ausbildung investieren, am Aktienmarkt soll es im Moment auch eine durchschnittliche Rendite über der Inflationsrate geben. Seit der Einführung des Euros ist die im Vergleich zu den 15 Jahren davor, glaube ich, im Durchschnitt auch nicht gestiegen.

ke
ke
6 Jahre zuvor

@7 W Golmeran:
Ja, "kann man bezweifeln", wie alles. Muss man aber nicht. Es spricht aus meiner Sicht auch nichts dafür, dass der EUR für uns mehr Wert hat als die DM. Dies gilt insbesondere bei den Risiken, die bspw. im Bereich der Zentralbank liegen.
https://www.welt.de/finanzen/article165137660/Mit-dieser-Summe-haftet-Deutschland-fuer-die-EZB-Politik.html
Dass diese Risiken den Wert des Euros nicht erhöhen, ist klar.
Die Hyper-Inflation ist im kollektiven Gedächtnis. Risiken sollten durch Verträge minimiert werden. Aber aktuell zählt das alles nicht. Aktuell wird das Papier mit dem Namen Euro, für das ich mir nur durch Vertrauen in den Wert als Tauschobjekt etwas kaufen kann, bspw. durch die italienischen Geschenke massiv belastet. D.h. ich werde mir weniger China-Telefon für das Stück Papier eintauschen können.
Ich bin fest davon überzeugt, dass das bei der DM nicht der Fall gewesen wäre.

Ja, Investitionen in die Ausbildung lohnen. Das habe ich bspw. vor Jahren im Bereich VWL gemacht.

BTW:
DAX – Entwicklung über die letzten 12 Monate: -13% .

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