Mehr Verbote, mehr Empörung, mehr Spaß!

Das Hard-Rock-Café in London – einer der langweiligsten Orte der Welt: Drogen und Atomwaffen sind verboten Foto: Steve Evans Lizenz: CC BY 2.0

Man muss sich beim Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) der Alice Salomon Hochschule in Berlin bedanken. Seit Akademische Senat (AS) eine Anregung der Studentenvertreter der Hochschule leicht variiert aufnahm und das Gedicht „Avenidas“ von  Eugen Gomringer zur Fußnote gemacht: Es verschwindet groß von einer Wand und wird klein auf einer Tafel unter einem Werk von Barbara Köhler angebracht, das künftig die Südwand der Hochschulen ziert. 

Alleen

Alleen
Alleen und Blumen

Blumen
Blumen und Frauen

Alleen
Alleen und Frauen

Alleen und Blumen und Frauen und
ein Bewunderer“

Der AStA empfand das Gedicht als sexistisch:

„Ein Mann, der auf die Straßen schaut und Blumen und Frauen bewundert. Dieses Gedicht reproduziert nicht nur eine klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen* ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren, es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen* alltäglich ausgesetzt sind.“

Das Sternchen hinter Frauen soll andeuten, dass es sich bei Geschlechtern um soziale Konstrukte handelt – oder sowas ähnliches. Auf jeden Fall steht es für intellektuellen Unfug, den gelangweilte Bürgerkinder so treiben, wenn die Eltern pünktlich Geld überweisen.

Der Fall erregte Aufmerksamkeit: Wegen reiner Betroffenheitsrethorik und Wichtigtuerei ohne einen nachvollziehbaren Anlass wurde ein Kunstwerk entfernt und viele ahnen, dies wird nicht zum letzten Mal passiert sein.  Es ist erstrebenswert und lohnend, Opfer und Betroffener zu sein. Die einen erzittern beim Anblick eines Schnauzbartes und fürchten sofort  den Untergang des Abendlandes, die anderes  wittern in jedem Text der ohne Unterstriche und Sternchen auskommt einen Angriff auf die Würde irgendwelcher Minderheiten, der wohl besonders bösartig ist, wenn die sich selbst erst in der kommenden Woche erfinden.

Das schafft für alle, die Ideen haben und sie auch gerne umsetzen eine wunderbare Situation, die es sehr lange nicht gab: Feinde, richtige Feinde der Kunst die Verbote fordern, vielleicht sogar weinen, schwerst empört sind, drohen und wehklagen. Sowas schafft Orientierung: Schon vor Jahrzehnten war klar, dass  der Garant für spannende Text bei CDs der Aufkleber  „Parental Advisory – Explicit Content“ war. Ich freue mich wenn eine neue „Aktion saubere Leinwand“ mir die Auswahl interessanter Filme erleichtert: Wo demonstriert wird, geht man rein.

Lange war es schwer, zu beschreiben, was gute Kunst ist. Heute ist es ganz einfach: Ein herausragendes Werk hat geschaffen, wer sich Björn Höcke,  Aiman A. Mazyek und mindestens drei Awarness-Beauftragte zu seinen Feinden gemacht hat. Wer von allen noch die Hand geschüttelt bekommt trolle sich vom Hof und bettele künftig vor den Kulturämtern kreisangehöriger Städte um veganes Brot und  Wurst von glücklichen Aalen. 

Die Freiheit wird angegriffen, lasst uns unseren Spaß haben sie zu verteidigen und verlorenes Terrain erneut zu erobern.

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ke
ke
6 Jahre zuvor

Prinzipiell Zustimmung. Wer kannte das Avenidas Gedicht schon?

Kritisch wird es, wenn Studenten, die zu solchen Interpretationen fähig sind, die zukünftigen Kinder erziehen und ausbilden. Für mich ist bspw. die o.g. Interpretation eine klassische Fehlinterpretationen, die zu meiner Zeit die Versetzung gefährdet hätte.
Warum macht die Uni-Leitung das mit?

Der letzte "Wir und Heute" Podcast beschreibt auch dieses Thema.

Insgesamt finde ich es aber sehr schade, dass von unseren Steuern und auch in den Kostenblöcken der Unternehmen immer mehr Beauftragte für "Gedöns" auftauchen, die nahezu keinen Mehrwert schaffen. Das gilt auch für Lehrstühle dieser Art, und Gesetzesvorhaben, die eine erhebliche Bürokratisie schaffen.

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

Puh, ich versuche ja wirklich auch in rechtskonservativen Portalen, wie den Ruhrbaronen mitzulesen, die Filterblase muss ja umgangen werden, aber müssen es immer nur Polemiken sein? Gibt es auch eine andere Tonart in solchen Kreisen? Mir fällt es wirklich schwer, dies als Diskussion'sgrundlage aufzunehmen, wird das politische Gegenüber ja erstmal ins lächerliche gezogen.

Robin Patzwaldt
Editor
6 Jahre zuvor

Die Ruhrbarone sind 'rechtskonservativ'? Gab den lautesten Lacher des Tages von mir dafür. Danke! 🙂

Paul
Paul
6 Jahre zuvor

@ Robin Patzwaldt

du bist vielleicht nicht ‚rechtskonservativ‘, andere Autoren der Ruhrbarone sind rechter als rechtskonservativ

Robin Patzwaldt
Editor
6 Jahre zuvor

@Paul: Habe zwar noch nicht alle persönlich getroffen bisher, kenne allerdings bisher keinen einzigen auf den das zutrifft. Und solange die 'Vorwürfe' gegen uns als Gruppe immer noch in so völlig unterschiedliche Richtungen zielen wie in den letzten Jahren miterlebt, da scheinen wir einiges richtig zu machen… Aber egal. Diese Diskussion ist hier etwas OT. Ich habe gerade jedefalls herzlich gelacht. 🙂

Paul
Paul
6 Jahre zuvor

@ Robin Patzwaldt

lach weiter, vielleicht hilft das dabei, zu übersehen, was hier so alles geschrieben wird

Robin Patzwaldt
Editor
6 Jahre zuvor

@Paul: Solange wir von Linken für rechts und von Rechten für links gehalten werden, uns zudem immer wieder für die Freiheit des Einzelnen einsetzen finde ich die Mischung am Ende gut. Deshalb muss mich hier längst nicht jeder Text persönlich auch interessieren oder gar inhaltlich begeistern. Das macht das Projekt letzendlich ja gerade auch so spannend und abwechslungsreich. Auch für die Autoren. Keiner von uns weiss hier was der nächste Tag inhaltlich bringt. Was gibt es spannenderes?

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

Hmmm, tatsächlich gibt es hin und wieder Artikel, die man bei Achgut oder Tichys Einblicke vielleicht nicht so findet, aber das scheint mir nicht die Regel zu sein. Ist ja auch völlig in Ordnung so. Mir geht es in meinem Kommentar tatsächlich nicht um eine politische Stellungnahme, sondern um die Diskussionskultur. Natürlich kann mit Ideologen nicht diskutiert werden, unabhängig einer politischen Himmelsrichtung, da sind andere Wege zu suchen. Dies ist ja der Widerspruch der Freiheit, von dem Karl Popper geredet hat, aber kann unabhängig davon eine normale Diskussion geführt werden? Tatsächlich ist es so, dass Sprache Machtverhältnisse zementiert und nicht immer alles so hingenommen werden sollte, nur weil es früher OK war. Ich finde einiges durchaus richtig und interessant, was von Genderforscher*innen? festgestellt wird, anderes nicht. Aber muss dies alles als albern und dumm in eine Schüssel geworfen werden?

abraxasrgb
abraxasrgb
6 Jahre zuvor

Verbieten verboten 😉

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

Ich versuche es mal anders herum. Männer leiden unter Sexismus genauso wie Frauen, warum wird sich da nicht zusammen gerauft? Wieso bekommen Frauen eher das Sorgerecht als Männer? Weil sie als fürsorglicher, wärmer und wichtiger für das Kind gehalten werden. Dies entspricht halt nicht unbedingt der Realität und ist Sexismus. Menschen die für Frauenrechte sind, werden es sich halt zweimal überlegen, ob sie auch für Männerrechte einstehen werden, wenn sie immer nur für unmündig und hysterisch gehalten werden…

ke
ke
6 Jahre zuvor

@11 F. Fischer:
Ich gehe davon aus, dass Gleichheit sich grundsätzlich auf alle Menschen bezieht. Deshalb sehe ich auch keine besonderen Frauen- / Männerrechte.

Die Menschen, die ständig auf der Suche nach Diskriminierungen sind, sind dabei das gesellschaftliche Leben zu zerstören (siehe Schwedens Sex-Einverständniserklärung). Wenn dann noch Fehlinterpretationen dazu führen, dass Kunst übermalt wird, gehen bei mir die Alarmglocken an. Ich mag es nicht, wenn Kunst, Kultur zerstört/übermalt wird, weil sie einer Gruppe nicht in ihr Denkschema passt.

Menschen, die für Frauenrechte sind, haben sicherlich viele Möglichkeiten sich zu betätigen. Einfach überall Sexismus zu sehen und aufzuschreien, zeigt nur, dass die aktuellen Schwerpunkte der Diskussion falsch sind.

BTW:
Das "*innen" und ähnliche Varianten finde ich schlimm. Es macht Texte unlesbar und dient eher als Code für die Einstellung des Autors.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

@Florian Fischer, was heißt denn "Menschen die für Frauenrechte sind…."?
Ich bin auch für Frauenrechte, aber doch nicht für alles, was von manchen Frauen gefordert wird.
Ich will nicht, daß Frauen grundsätzlich Recht kriegen.
Ich unterstütze deshalb nicht jeden Blödsinn, bzw. das. was ich als Blödsinn einstufe.
Und als Mensch bin ich zufällig so geraten, daß ich aus meiner Meinung kaum einen Hehl mache.
Mir ist es übrigens egal, ob nach meiner Meinung Männer oder Frauen blöde Gedanken in die Welt setzen. Wenn Frauen heutzutage so frei und modern sind, sich in der Welt lautstark zu machen, wie es sich ihre Mütter und Großmütter nie gewagt hätten, dürfen sie sich dann, wenn es lautstarke Antwort gibt, auch nicht schwer betroffen und weinend zurückziehen, wie es ihre Mütter und Großmütter noch gemacht haben. Einmal aggressiv und dann doch lieber hilflose Frau. Das geht nicht mehr.
Wer z.B. beim obigen Gedicht zum allerstärksten Kaliber greift, und das ist zur Zeit dieser unglaubliche Sexismusvorwurf, der kriegt es auch massiv dick zurück.
Das sind die Regeln draußen in der Welt, und die sind uralt.
Insofern empfinde ich den obigen Artikel von Stefan Laurin beim ersten Lesen nicht als polemisch.
Beim dritten Lesen schon, aber das ist im oben agesprochenem Sinne auch völlig ok. Die Studentinnen, es ist ja eine Frauenuniversität, hätten einfach anders argumentieren müssen. Hätten sie ein Problem darin gefunden, daß an der Wand zu einer Frauenuniversität ausgerechnet ein Gedicht eines Mannes angebracht wurde, in dem der Mann über Frauen nachsinnt, wäre es gerechtfertigt gewesen, weil ja auch Frauen Gedichte schreiben, daß dort das Gedicht einer Frau sein sollte. Aber sie haben die größte Kanone geladen, und das ist der Grund, warum sie so scharf angegriffen werden.

ke
ke
6 Jahre zuvor

@13 H. Junge:
Zum Thema Frauenuni:
Lt. https://www.berlin.de/sen/wissenschaft/service/leistungsberichte/ash_leistungsbericht_2015.pdf
Seite A13 liegt in der ASH der Anteil der Studentinnen über alle Studenten bei 75%.

Vielleicht fehlen auch einfach Männer in den dort angebotenen Fächern.

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

@Helmut Junge und genau das meinte ich. Ich möchte für die Studentinnen gar nicht unbedingt Partei ergreifen, auch Genderschreibweise kann höchstens eine Übergangslösung sein und sicher gibt es keine falsche, nur schlechte Kunst. Allerdings ist es einfach schwer über das Thema zu reden, ohne das es gleich knallt. Es scheint hier nur zwei Meinungen zu geben, dies sollte sich ändern, denn so lange das so ist, scheint ja auch in der Materie nicht alles in Ordnung zu sein. Ich würde lieber nachfragen, Warum sie ein Gedicht so aufregt, anstatt ihnen zu sagen, dass es völliger Blödsinn ist. Bisher bin ich trotz flirten und unbedachter Ausdrucksweise auch mit Menschen gut klargekommen, die auf Gendersternchen sehr viel wert legen. Man muss ja nur ein bisschen Respektvoll sein.

bratbär
bratbär
6 Jahre zuvor

Wenn jetzt schon Gedichte von Wänden entfernt werden, dann ist das verbrennen von Büchern nicht mehr weit. Natürlich nur die sexistischen.

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

Puh, Hier ein anderer Artikel mit anderer Meinung. Nicht zum aufregen, nur zum vergleichen…http://www.zeit.de/kultur/2018-01/alice-salomon-hochschule-gedicht-eugen-gomringer-frauenbild-10nach8

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

@Florian Fischer,
ja und?
Die Meinung von dieser Frau Lohaus paßt gut zu der der Studentinnen.
Sie glaubt auch, daß das Gedicht sexistisch ist. Viele Leute in der Republik nehmen diesen Glauben aber einfach nicht an. Wo soll daraus ein Problem abzulesen sein? Hier in diesem Portal stoßen solche gegensätzlichen Meinungen aufeinander. Das ist doch schön.
Am Ende zähl in dieser Frage, die alle Menschen betrifft, die Meinung der Mehrheit.
Noch ist es diesbezüglich gar nicht laut geworden. Das kann noch kommen.
Sie scheinen neu in der Welt derkontroversen Diskurse zu sein.

Gerd
Gerd
6 Jahre zuvor

"Lange war es schwer, zu beschreiben, was gute Kunst ist. Heute ist es ganz einfach: Ein herausragendes Werk hat geschaffen, wer sich Björn Höcke, Aiman A. Mazyek und mindestens drei Awarness-Beauftragte zu seinen Feinden gemacht hat. Wer von allen noch die Hand geschüttelt bekommt trolle sich vom Hof und bettele künftig vor den Kulturämtern kreisangehöriger Städte um veganes Brot und Wurst von glücklichen Aalen."

Nein, wie herrlich böse ist das denn?! Besonders die Gleichsetzung von Höcke und Mazyek. 🙂

Arnold Voss
Arnold Voss
6 Jahre zuvor

WER DEN VERGLEICH EINES MENSCHEN MIT EINER BLUME ALS SEXISMUS BEZEICHNET, HAT JEDEN ANSPRUCH AUF EINE ERNSTHAFTE ANTWORT VERLOREN.

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

@Helmut Junge, mir fällt es eher schwer im Telegrammstil zu diskutieren, zu viele Missverständnisse, allerdings ist mir der kontroverse Diskurs nicht unbekannt. Viele meiner Freunde sind tatsächlich äußerst Konservativ, weswegen mir die gängige Rethorik aber auch schnell auffällt. Konservativ im Gegensatz zum Liberalismus bedeutet ja erstmal auch nur auf althergebrachtes zu setzen, anstatt neues zu wagen. Oft bin ich tatsächlich eher im Streit mit denen, die in Deutschland als Linke bezeichnet werden. Deren Israel"Kritik" bringt mich weitaus schneller auf die Palme als eine Vorliebe für willenlose Frauen (überspitzt!). Interessant fand ich den Artikel der Frau Lohaus, weil sie tatsächlich nachfragte inwieweit hier Zensur zu finden ist. Sicherlich kann man auch da anderer Meinung sein, ist doch auch gut so, aber dies ist eine völlig andere Argumentationsgrundlage als zum Beispiel zu sagen, dass alte weiße Männer durch Diffamierung und Nazivergleiche versuchen ihre Machtposition zu erhalten. Eine Meinung, die meineserachtens selbstverständlich genauso Diskursschädigend ist, wie die politischen Gegner als unmündig zu erachten. Ich denke es ist OK seine Fassadenbemalung zu ändern, wenn man sich damit unwohl fühlt. Die Kunst anderer Zeiten ist halt schwierig, weil Frauen damals auch eine andere Rolle hatten, es gibt keine Verpflichtung sie heute gut zu finden. Hängen hier ja auch nicht mehr überall Schlachtengemälde und Inspirierende Vaterlandsgedichte herum. Aber klar, zu viel Moral und Vorschrift ist auch blöd, Können wir das nicht alle beim Bier diskutieren? Ich bin da überzeugender ?

himmlisch
himmlisch
6 Jahre zuvor

@ Florian Fischer

"Ich denke es ist OK seine Fassadenbemalung zu ändern, wenn man sich damit unwohl fühlt."

man könnte irgendeinen Graffiti-Künstler was im Jeff Koons style machen lassen, "Kunst"-Pornographie, dann steigt die Bekanntheit der Alice Salomon Hochschule ins Unendliche

http://www.jeffkoons.com/artwork/made-in-heaven

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

@himmlisch cooles Teil, Kunst ist frei, genauso wie Forschung, ich glaube bei der ganzen Sache geht es aber um etwas anderes. Und @Arnold Voss DOCH MIT REDEN! DIE STUDENTINNEN HABEN SICH AUCH HIER AUF EINEN KOMPROMISS EINGELASSEN UND NICHT GLEICH ALLES NIEDERGEBRANNT, DANN SIND SIE GRUNDSÄTZLICH GESPRÄCHSBEREIT!

Ke
Ke
6 Jahre zuvor

Aktuell wird es richtig interessant. Die Jungen Liberalen fordern die Abschaffung des Polygamie Verbots.

Dass dabei Bilder verwendet werden, die einen Mann mit vielen Frauen zeigen, ist sicherlich frauenfeindlich.
Dann fehlen auch noch homosexuelle Gemeinschaften. ….

https://www.welt.de/politik/deutschland/article172993334/Julis-Fin-Brauer-fordert-Debatte-ueber-Vielehen-von-Muslimen.html

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

@Florian Fischer, es gibt zusätzlich noch Diskurse, die gar nicht das Ziel verfolgen, den Diskursgegner zu überzeugen, sondern die Zuhörer. Das sind dann Diskurse, wie sie in der Politik fast zu 100% zu finden sind. Als ich noch für die Grünen Ratsmitglied war, habe ich schnell gelernt, daß ich die Mitglieder der anderen Parteien nicht überzeugen kann, sondern daß mein Ziel sein muß, mit meinem Antrag am nächsten Morgen in der örtlichen Presse erwähnt zu werden. Eine solche Diskussion ist dieses uns bewegende Thema bereits gewesen, bevor ich den ersten Gedanken darauf gerichtet habe.
Und da es ein Onlineportal ist, ist jeder Satz viel lauter als es in den kleinen Ratsausschüssen sein kann.
Es lesen halt viele Leute mit.
Mir gefällt Ihre Art zu diskutieren, weil Sie auf den Gesprächspartner eingehen, und ich glaube auch, daß Sie ehrlich um einen Konsenz bemüht sind.
Das Problem bei diesem Thema ist aber, daß eine recht breite Öffentlichkeit in den letzten Monaten Interesse an Diskussionen gefunden hat, die vorher in den Seminarräumen von Universitäten nie auf Widerspruch gestoßen sind. Und das kommt daher, weil die Studenten und vor allem die Frauen unter ihnen, jetzt immer wieder unter verschiedenen Aspekten an die Öffentlichkeit gehen. Nur gehen sie nicht dorthin, um zu überzeugen, sondern um mit dem Finger auf die zu zeigen, die nicht hören wollen. So etwas hat m.E. nie geklappt, klappt jetzt nicht, und wird nie klappen.
Die Öffentlichkeit reagiert ziemlich rüde. Die Mädchen oder Frauen an der Alice Salomon Hochschule müssen jetzt da durch.
Meine Position in solchen Fällen, in denen sofort mit dicksten Kaliber geschossen wird, ist immer gleich. Ich mag so etwas nicht, und das hat nicht mal etwas mit der mir zvon Ihnen unterstellten Diagnose konservativ zu tun, sondern weil ich eher vom Kopf gesteuert bin, als vom Bauch und falsche Vorgehensweisen mir ein Gräuel sind. Aber zu Ihrem Satz: "Konservativ im Gegensatz zum Liberalismus bedeutet ja erstmal auch nur auf althergebrachtes zu setzen, anstatt neues zu wagen." Danach wäre Jeder, der sich für den erhalt der Natur einsetzt, per Defination konservativ.
Kann sein, aber in der Politik gelten genau die nicht als konservativ.
Wenn wir uns unsere Geschichte ansiehen, auf lange oder auch kurze Sicht, war doch nicht jede Neuerung besser als das Althergebrachte, oder? Manche Neuerung hat sogar zur Katastrophe geführt. Und deshalb denke ich, daß ich bei Neuerungen auch darauf achten muß, ob die sich bewähren, oder ob sie nicht sogar Schaden anrichten.
Also bleiben Sie mal einige Wochen bei diesem Portal, und da werden Sie bezüglich der politischen Einschätzung umdenken, zwangsläufig. Denn Liberale gibt es hier recht viele, Linke und Grüne auch, aber gerade Konservative eigentlich seltener, aber auch die gibt es. Mit einem Gespräch beim Bier ist es meist wegen der Entfernung voneinander nicht so einfach, und wer noch zurück fahren muß, trinkt meist kein Bier.

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

@Helmut Junge, danke für diesen Einblick, der sehr interessant ist. Die Orientierung auf einen Konsens ist auch eher mein Anliegen. Vermutlich haben sie auch Recht damit, dass die Studentinnen zunächst nur im geschützten Raum diskutiert haben. In meiner Unizeit habe ich mich in vielen Bereichen ausprobiert und oft ohne mir große Sorgen machen zu müssen. Ich habe es auf die Schnelle nicht gefunden, aber im Deutschlandfunk war vor ein paar Tagen ein Interview, bei dem es um das Überzeugen der Zuhörer im Diskurs mit Neonazis ging. Ich muss wohl auch vorsichtiger sein in meiner Begriffsverwendung. Eigentlich finde ich Konservatismus ja auch notwendig, quasi der Gegenpol zum Liberalismus, deswegen war es nicht unbedingt eine Provokation. Und meine Einordnung ist tatsächlich nicht auf die Bundesdeutsche Politik und Traditionen zutreffend. Ich verweigere mich auch ein wenig der Extremismustheorie, nachdem die Mitte die Norm ist und die Ränder Abweichungen dieser. Konsens ist anzustreben, aber verschiedene Ausprägungen nicht direkt zu verdammen. Ich schaue mal genauer hin auf diesem Portal und lass mich mal nicht so schnell in der Rethorik triggern. LG

Davbub
Davbub
6 Jahre zuvor

@Helmut Junge: Konservativ sein heißt für mich:
Das Bewährte schätzen.
Neues auf Nützlichkeit überprüfen und ggf. in das Alte integrieren.
Nicht dem Zeitgeist nachlaufen.
Zu seinen Überzeugungen und Werten zu stehen und diese auch verteidigen.

"Danach wäre Jeder, der sich für den erhalt der Natur einsetzt, per Defination konservativ."
Nun ja, die größten Spießer, die ich kenne, sind ja auch Grüne.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

@Davbub, ich kenne zusätzlich noch andere Spießer. Mit zunehmendem Lebensalter wachsen immer wieder Neue nach.

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

@Davbub so sollte es sein und ist auch zwingend notwendig. Aber natürlich birgt es die Gefahr, dass sich zu langsam an Neuerungen angepasst wird oder positive Entwicklungen zu lange bekämpft werden. Auch die Abgrenzungstendenzen konservativer Menschen sind für mich schwer zu verstehen. Dafür sind die Liberalen oder Linken aber vielleicht manchmal zu sorglos und machen zu viel kaputt. Mit Widersprüchen haben beide zu kämpfen. Ich denke der Streit zwischen beiden ist wohl notwendig, ich bin da ja für respektvollen Umgang miteinander. Als Museumsmitarbeiter bin ich da wohl genau zwischen den Stühlen?

Arnold Voss
Arnold Voss
6 Jahre zuvor

@ Florian Fischer # 24

Was soll denn der inhaltliche Kompromiss sein, wenn der Vergleich eines Menschen mit einer Blume als Sexismus bezeichnet wird?

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

@Arnold Voss, Keine Ahnung, müsste man mal nachfragen, als Florian der Blumenfreund finde ich Blumen natürlich toll. Aber geht es hier nicht eher darum, das eine Frau in einer Szenerie begafft wird? Ich glaube im Alltag kann das durchaus nerven…die Betroffenen hat es ja genau daran erinnert. Wenn ich hier in Berlin mal eine der Studentinnen treffen sollte, werde ich das nochmal nachfragen…

ke
ke
6 Jahre zuvor

@31 F. Fischer:

Ich finde es sehr spannend, dass implizit davon ausgegangen wird, dass der Bewunderer EINE Frau beobachtet.

Wie kommt man darauf, wenn es nicht irgendwelche Vorurteile gibt?

Es wird eine Szenerie beschrieben, zu der auch ein Bewunderer gehört. Die Beschreibung erfolgt von außen. Alle Objekte der Szenerie sind – abgesehen vom Bewunderer – in einer unbestimmten Menge vorhanden sind werden gleichwertig mit "und" verknüpft.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

Zu dem Thema "gaffen" habe ich kürzlich bei Dieter Nuhr gehört, daß es nur Frauen geben sollte.
Und Blinde.
Die Frauen selber gucken also keine Männer an? Nur Frauen?

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

@ke leider hat jeder Mensch, auch ich, Vorurteile. Das Gedicht ist gar nicht mal schlecht, erinnert mich an Haikus. Es wurde ja auch nicht gänzlich entfernt. Ein bisschen Schade ist es, dass es ein Geschenk an die Uni war, ich quäle mich aus Respekt auch mit Porzellanfröschen auf der Fensterbank…wobei das vielleicht ein etwas gemeiner Vergleich ist. Eine Intervention, die zur Diskussion anregt wäre vielleicht besser gewesen, aber dennoch erstaunen mich viele Reaktionen. Eine andere Interpretation ist natürlich genauso gerechtfertigt, aber ist die Interpretation der Studentinnen völlig abwegig?

Arnold Voss
Arnold Voss
6 Jahre zuvor

Florian, Bewundern ist nicht Gaffen und eine Hauswand einer Universität ist kein privater Raum, sondern ein öffentlicher Blickfang. Da gibt es nicht nur eine Gruppe, die mit ihren speziellen Vorurteilen, bzw. Interpretationen darüber zu bestimmen hätte. Es gab obendrein eine Fach Jury die diesem Gedicht einen Preis verliehen hat. Weder ihr subjektiver Geschmack, noch meiner, noch der der Studentinnen spielen hier deswegen irgendeine Rolle. Diese Diskussion ist und bleibt absolut lächerlich.

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

Hallo Arnold, aber gab es nicht auch Gespräche mit anderen? Normalerweise geht in Unis gar nichts ohne Arbeitsgruppe und jeden nach seiner Meinung fragen. Wobei ich allerdings auch nichts von Anwohnerbefragungen oder ähnlichem Kontakt nach draußen gehört habe. Dies ist eindeutig zu bemängeln, da gebe ich dir völlig recht. Bewundern, ist natürlich was anderes als Gaffen, ich muss eindeutig mehr auf meine Sprache achten, wundert mich, dass ich hier in Berlin nicht ständig anecke…Allerdings schließt Bewundern nicht die Objektifizierung aus. Aber das ist wohl jetzt müßig darüber zu sinnieren. Ich finde es allein weil es so viele Gemüter erhitzt nicht lächerlich darüber zu diskutieren, aber kann deine Meinung auch verstehen. Wünschte nur, dass die Diskussion nicht nur von Männern geführt würde hier…fühle mich schon etwas merkwürdig dabei?

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

Florian, "Wünschte nur, dass die Diskussion nicht nur von Männern geführt würde hier…fühle mich schon etwas merkwürdig dabei?"
Gerade bei diesem Thema werden ja junge Frauen durch die öffentliche Mangel gedreht, und außer dem Beitrag von Frau Lohaus in der Zeit, ist mir kein weiterer öffentlicher Solidaritätsbeitrag bekannt. In winzigen Zirkeln gibt es das schon. meist unter der gleichnamigen Überschrift "Sexismus ist keine Kunst"
http://www.fzs.de/show/465774.html
und ein anderer
https://www.asta-lueneburg.de/2016/03/25/sexismus-ist-keine-kunst/
Ich habe "winzige Zirkel" geschrieben, obwohl der oben verlinkte fzs in "über uns" angibt "vertritt der fzs rund eine Million Studierende in Deutschland."
Eigentlich müßte das Internet prall voll mit Kommentaren dieser Studentinnen sein, in denen die Position der Kommilitoninnen der Alice Salomon-Hochschule unterstützt wird.
Die müßten gerade hier im Forum massiv aufkreuzen. Aber außerhalb des Campus ist das Pflaster wohl zu hart.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
6 Jahre zuvor

Mehr Spaß Leute, mehr Spaß!

Was weht durch den Blätterwald? Ein Gedicht, das ich nicht kannte, mir aber merken werde, ein Poet, den ich nicht kannte, aber auf dem Schirm behalten werde und eine Hochschule, die ich nicht kannte und die auch in Berlin bislang nicht durch besondere Prominenz auffiel, arbeitet hart an dem Urteil „kannste vergessen“. Es steht für mich und die Kunst also 2:1 gegen die Bildungsbürokratie!

avenidas
avenidas y flores

flores
flores y mujeres

avenidas
avenidas y mujeres

avenidas y flores y mujeres y
un admirador

schrieb Gomringer 1952 über die Rambla in Barcelona.

2011 hat das Gedicht auch Berlin erreicht, wo es 2017 wieder entsorgt werden soll – alles ganz in alte Männer Manier; erst spät kommen und dann schnell weg. Und weil der Alte* ein chauvinistisches Sackgesicht ist, macht er sich nicht still vom Acker, sondern wird auch noch ausfallend: Sexistisch sei das Gedicht.

Wie das? Weil der beobachtete Beobachter erst Objekte und dann auch Frauen bewundert und darum die Frauen zu Objekten degradiert. Das kann man so sehen (wie A. Sauerbrey im Tagesspiegel). Besonders dann, wenn man immer und überall als Subjekt und Individuum wahrgenommen sein will. Also nicht als Eine* unter vielen, wie das im Stadtbild schon mal vorkommen soll. So wie wenn Trump* im Raum oder in der Stadt ist. Dann ist Trump* im Raum und in der Stadt und irgendein Rest ist auch da – meint Trump*. Und wie Trump* glaubt, seine Wahrnehmung ist die einzig wahre und relevante Wahrnehmung, so sind andere Wahrnehmungen fake und müssen weg.

Die Debatte dreht sich also um geTrump*te Genderfragen. GeTrump*pt wird in Deutschlands Schulen aber nicht nur in Genderfragen, das bitte ich zu berücksichtigen. Die jungen Leute sind auch Opfer. Wenn heute an deutschen Schulen Texte interpretiert werden, dann gilt es die einzig wahre, die Trump*interpretation zu finden. Die Interpretation, von der ein Trump*el im Kultusministerium meint, nur für diese kann es Punkte geben (bis in die 00‘er Jahre war das Phänomen auch als High-Lander-Syndrom bekannt). So konnte die kraftvollste aller NRW-Ministerpräsidentinnen feststellen, für Projekte INDIVIDUALISIERTER Förderung insbesondere in benachteiligten Bezirken fehle im Ministerium die Expertise, schließlich fordern alle eine GENERALISIERTE Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Deshalb kaufe man dafür selbstlose, private Expertise bei Bertelsmann ein. (Oder schickt seine Kinder ohnehin auf ein Privatschule.)
– Bildungsausteriät in sozialdemokratisch.

In Berlin ist die Speerspitze dieser Bewegung einen Schritt weiter. Nirgendwo sonst poppen mit derartiger Geschwindigkeit Privatschulen aus dem Boden. Dafür erteilt die geTrump*te Berliner Genderbildungswissenschaft den völlig vernachlässigten öffentliche Schulen Absolution: die Migrantenkinder sind in ihrem festhalten an maskulinistischen Rollenbildern selbst Schuld, wenn bis zu 50% als strukturelle Analphabeten und Bildungsversager die Schule verlassen.
Klasse was? Das ist auch viel, viel, viel billiger als der kraftvolle Weg in NRW. Das wollen wir dann doch mal festhalten! Da kann die NRW-SPD noch viel lernen! (Glaubt sie, fürchte ich.)

Obendrein und außerdem bekommt man so selbst bei einem Leseverständnis, das man sonst in der Form vielleicht von Kreationisten kennt, nicht nur ein Abitur, sondern auch noch einen Studienplatz. Irgendwo müssen schließlich die Lehrer*, die jeden Quatsch klaglos mitmachen, herkommen. So stellt logischer Weise einerseits in Berlin eine katholische Schule eine Lehrerin (ohne * aber) mit Kopftuch ein. Der Rektor (ohne *) hatte sich im Gespräch mit der Frau (ohne *) von ihrer fachlichen Expertise überzeugt. Wohingegen andererseits der Senat* einen Reichsbürger* einstellte, der kein Kopftuch trägt. Das widerspricht schließlich nicht dem (verfassungswidrigen) Neutralitätsgesetz, an dem Berliner SPD und Linke unbedingt festhalten wollen.
Das ist Berliner Bildungskompetenz. Das ist Berliner Bildungsausteriät.
Das ist reaktionär und hält sich für links. Das ist rassistisch und hält sich für gegendert.

In diesem und für dieses System haben die Herr*schaften vom AStA also einfach schon mal ihre Visitenkarte abgegeben. Das muß man verstehen: der Hurenbock* pöbelt und lästert über die Hure*, das war schon immer so. Und die Kunst war schon immer ein Hure*. Alles ist ganz und gar beim ganz Alten*. (War es nicht auch S. Laurin der Gendersprech als neofeudale Hofsprache verortete?)

Die Debatte thematisiert also nicht nur eine Wandgestaltung, sie dreht sich nicht nur um die Freiheit der Kunst, sie handelt nicht nur von Genderfragen, sie impliziert nicht nur allgemeine Bildungsfragen, sie geht den sozialchauvinistisch reaktionären Rassismen von Funkionären an die Gurgel, sie beeinträchtigt Karrieren.

Sich darüber lustig machen, diesen Spaß zu haben, kann sich nicht jeder leisten. Dieses feststellen zu dürfen und auch Mitleid mit denen zu haben, die dieses Lied singen müssen, muß bei aller eigener Freude aber auch heute noch möglich sein.

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

@ Florian Fischer # 36

Florian, wenn ich sage: "Ich liebe meine Frau", dann ist sie eindeutig das Objekt und nicht das Subjekt meiner Liebe. Das wäre nach deinen Kriterien der "Objektifizierung" ja dann auch schon Sexismus, oder?

Ansonsten empfehle ich dir, Menschen zuzuschauen, die mit sichtbarer Bewunderung Blumen betrachten. Die Blumen sind da zwar eindeutig immer noch Objekte der Betrachtung, aber die Gesichter der Betrachter und Betrachterinnen zeigen, dass diese Pflanzen eben nicht einfach nur Objekte sind, sondern die Wahrnehmenden im Gegenzug in Andacht verzaubern.

Das allerletzte, was einem dabei einfällt, wäre, das diese Menschen Gaffer sind. Wenn das Jemandem trotzdem dabei einfällt, dann ist das eindeutig und ausschließlich dessen Problem und zwar egal wessen Geschlecht dieser Jemand ist. Wenn also ein Mann eine Frau wie eine Blume bewundert und von anderen dabei ausschließlich auf sein Mann sein reduziert und genau deswegen zum Gaffer gemacht wird, liegt der Sexismus, wenn überhaupt, nur bei denen, die ihn als Gaffer ansehn.

P.S. Sie müssen sich nicht merkwürdig fühlen, weil bislang hier nur Männer diskutieren. Erstens geht es hier um den berüchtigten „männlichen Blick“, und zweitens fühlen sich die meisten Frauen überhaupt nicht unwohl, wenn sie nur unter ihresgleichen diskutieren. 🙂

Ines C.
Ines C.
6 Jahre zuvor

Ein feiner Artikel! Ich mach jetzt mal Flubglätter draus, such mir ein paar Balkone -digitale und analoge- und werf ihn hinunter!
@Fischer: Sie kriegen jetzt erst mal ein Kind. Und dann unterhalten wir zwei uns über Gender-Gedöns und Maulkorb-Pädagogik. Wie lange sind Sie schon aus dem akademischen Betrieb raus, dass Sie Diskurse nicht mehr von Inquistionstribunalen unterscheiden können?

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Auferstehung
Was in der "Weltmetropole" Berlin beerdigt wurde, findet in den kleinen Ort Rehau im Allgäu, der "Heimatstadt" von Eugen Gomringer, seine Wiederauferstehung (an der Wand eines örtlichen Museums.)
Ich informiere lediglich darüber.
Details dazu sh. u.a. Bericht bei SPIEGEL online.

"Ansonsten" ist es mir nicht möglich, mich mit halbwegs rationalen Argumenten an einer Debatte zu beteiligen, die ich weitestgehend für unbegreiflich halte – in ihrem Anlass und in ihrer medialen Dimension.

(Da hat eine Hochschule in Berlin im Rahmen ihrer Zuständigkeit und Verantwortlichkeit eine Entscheidung getroffen. Dritte können diese Entscheidung kritisieren, wohlwissend -hoffentlich-, daß diese nicht in ihrer Zuständigkeit und Verantwortlichkeit liegt.
Ich respektiere diese Zuständigkeit/Verantwortlichkeit der Uni, kann sie inhaltlich jedoch nicht nachvollziehen, im Gegenteil, sie ist für mich unbegreiflich. Das hat grundsätzlich etwas mit meinem Verständnis von Kunstfreiheit zu tun -im weitesten Sinne mit meinem Verständnis von einer möglichst weitgefaßten "Meinungsbekundungsfreiheit". Das hat aber auch damit zu tun, daß ich das Kurzgedicht schön finde.)

Wie so oft in vergleichbaren Fällen der "großen und der kleinen Kunst", der "großen und der kleine Künstler", der "großen und der kleinen Kunstgeschichte" trägt ein solches mediales Spektakel dazu bei, daß viele Menschen erstmals – ich z.B.- von dem Kunstwerk erfahren, sich mit ihm befassen und folglich erstmals den Künstler kennenlernen.
Das ist gut und schön so, finde ich.

PS
Arnold Voss -39-,
ist es nicht seltsam ,ist es nicht irritierend, erklären zu müssen, daß Frauen Männer und Männer Frauen bewundern, daß es beiderseits "Augen-blicke" des Bewundern gibt? Es soll ja sogar "Liebe auf den ersten Blick" geben -nicht nur des Menschen , wenn er eine Blume, einen Baum, ein Tier "erblickt" , sondern auch dann, wenn eine Frau einen Mann, ein Mann eine Frau erblickt.
Auch insofern registriere ich hier ein mediales Spektakel -ich spreche bewußt nicht von einem Diskurs-, das sich im wesentlichen außerhalb dessen bewegt, was mich ansonsten und in aller Regel antreibt, mich an einem Diskurs zu beteiligen-abgesehen von diesem "Einwurf" meinerseits aus Anlaß…sh.einleitend..

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

Das Gedicht ist ein modernes Minnelied. Ich möchte nicht wissen, was man in "wissenschaftlichen Kreisen" zu den Minneliedern sagen würde.

Florian Fischer
Florian Fischer
6 Jahre zuvor

Eigentlich sollte man sagen, dass ist aus einer anderen Zeit und man muss es demnach in einem anderen Kontext sehen um es verstehen zu können…

ke
ke
6 Jahre zuvor

@43 F. Fischer:

Wenn ich aktuell durch das Revier ziehe und Menschen im Sommer relaxt beim "bewundern" von Landschaften, Frauen, Männern usw. , Blumen sehe, kann ich keine Änderung erkennen.

Warum gibt es immer noch den Ausflug ins Grüne? Selbst die Ruhrgebietshalden sind im Sommer oft voll mit Menschen, die einfach nur die Umgebung beobachten und entspannen.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

"Eigentlich sollte man sagen, dass ist aus einer anderen Zeit und man muss es demnach in einem anderen Kontext sehen um es verstehen zu können…"
Genauso gehe ich vor. So einfach könnten wir solche Probleme lösen, wenn es in der Vergangenheit nicht doch auch einige gefährliche, bis heute wirkenden Entwicklungen gegeben hätte.
Die kann man nicht so locker behandeln.
Entscheidend für mich ist aber, @Ines C. hat es bereits angesprochen, daß es in unserer Gesellschaft nicht so etwas wie Inquisitionstribunale geben darf, die in ihren Hinterzimmern Regeln für die gesamte Gesellschaft aufstellen, und die Einhaltung dieser Regeln erzwingen, in dem sie Abweichler öffentlich brandmarken.

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

@ Florian Fischer #43
Die Bewunderung von Schönheit ist zeitlos. Auch zwischen Männern und Frauen. Der konkrete Kontext des Gedichtes besteht geradezu exakt in Barcelona an dem Ort, über den es geschrieben ist, noch immer und weiterhin. Der Sexismusvorwurf ist deswegen zeitlos dumm, Florian.

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