Es ist passiert. Facebook hat mein Konto gesperrt. Wie sehr mich das wurmt, verblüfft mich selber.
Ein „gefälschtes Profil“ habe ich, sagen Zuckerbergs Schergen. Eine harte Anschuldigung, aber wenn sie damit den Verstoß gegen die „Klarnamen-Pflicht“ (gibt‘s ein deutscheres Wort?) meinen, haben sie leider recht.
Ich bin seit einigen Jahren dort angemeldet. Ursprünglich gehörte ich zu den Boykotteuren, oder zumindest zu den Skeptikern der Plattform. Jugendlicher Nonkonformismus, völliger Blödsinn. Irgendwann trat ich dann doch der Gemeinde bei, ich wollte nur schnell jemanden kontaktieren. Nur kurz, und mich dann wieder abmelden. Was ich nicht getan habe. Das war der Beginn einer flammenden Liebesgeschichte.
Für einen Musiker, der ich nebenbei auch bin, ist Facebook das ideale Netzwerk. Wenn du genug Freunde dort hast, kannst du deine Sachen einem großen Publikum präsentieren, und bist nicht mehr drauf angewiesen, dass Leute von sich aus nach dir suchen. Das gleiche gilt übrigens für Blogger. Wenn du mit den richtigen Leuten in Kontakt stehst, können sich deine Artikel rapide verbreiten. Das ist das eine.
Das andere ist, dass man sich einfach ungefragt in Diskussionen einmischen kann. Ein Mekka für Polemiker. Wie oft ich in irgendwelchen Kommentarbereichen schon den Nahost-Konflikt gelöst habe! Nur die Regierungen scheinen meine Posts nicht gelesen zu haben.
Die Grenzen verschwimmen
Und dann sind da natürlich noch all die lieben und nervigen Leute, die man ohne Facebook nie kennengelernt hätte. Eine tiefgreifende Erkenntnis zog ich aus meinem Kontakt mit Leuten, mit denen ich Partikularinteressen teile: Einige Konservative sind schwer in Ordnung (Gruß an Waldemar), viele Linke sind Arschlöcher. Aber für eine echte Facebook-Troll-Diskussion braucht man beides.
Ob ich mein Profil wiederbekomme, weiß ich nicht. Ich bin vor allem darüber erschrocken, wie sehr mich mein Rauswurf geschockt hat. Meine Güte! Habe ich wirklich keine anderen Probleme? Ja doch, schon. Aber ich war dort nunmal ständig auf Sendung. Mit der Zeit verschwammen die Grenzen zwischen virtuellen und realen Freundschaften.
Der Katzentyp, die Surferin
Die „Freunde“, die ich dann irgendwann mal offline getroffen habe, haben mich nicht enttäuscht: Sie waren in der Regel sogar noch netter, als erwartet. Dieser komische Typ mit dem Katzenprofilbild, der sich wie ein britischer Luftmarshall nennt. Jetzt, wo ich für einige Wochen in Berlin bin, penne ich in seiner WG. Super Typ. Oder diese Surferin mit der Glatze, die sie jetzt nicht mehr hat. Heute nachmittag gehe ich mit ihr ins Barbie-Haus, und danach feiern wir zusammen in meinen Geburtstag rein. Was für eine Frau.
Nicht, dass ich nun auf Entzug wäre. Ich habe mir direkt ein neues Konto unter gleichem Namen gemacht, und viele alte Gesichter wieder geaddet. Alles nur vorläufig natürlich. Mal schauen, wie kulant die sich ihrerseits nicht minder in Anonymität suhlenden Facebook-Mitarbeiter zeigen. Man werde sich in Kürze bei mir melden, heißt es. Ich warte. Und trauere.
Ich glaube, dass Du folgendes sagen wolltest:
„Einige Konservative sind schwer in Ordnung (Gruß an Waldemar), viele Linke sind Arschlöcher.“
Das würde mehr Sinn ergeben.
Ich glaube er hat’s schon verstanden. Aber wenn’s der Wahrheitsfindung dient… 😉
Mich hats vor ca. zwei Jahren erwischt. Ich habe mich nicht groß drum gekümmert, sondern auch gleich den account neu angemeldet. Seitdem ist Ruhe. War am Anfang ein wenig nervig ging aber auch.
Und ich habe den vermuteten Denunzianten blockiert. Solltest du auch machen, wenn du da eine Verdacht hast, sonst könnte das sein, dass du schnell wieder gelöscht wirst.
Ich weiß nicht was die von FB damit bezwecken, wenn es so einfach ist einen neuen Account anzulegen? Kopf Roni, dass wahre Leben ist viel schöner als FB, aber das hast Du ja schon mitbekommen! =D
…Kopf hoch natürlich!
Waldemar hat es nicht nur verstanden, sondern fühlt sich schwer gebauchpinselt.
Wieso muß ich mich bei Facebook mit meinem richtigen Namen anmelden, und wer kontrolliert das überhaupt? Wer kontrolliert, ob Jürgen Schneider wirklich Anneliese Müller ist oder in Wirklichkeit Klaus Meyer?
Ich bin nicht bei Facebook angemeldet, die Frage ist also rein theoretisch.
Es heißt, hinter einem Nick könnte man sich prima verstecken, um beleidigende, politisch extreme oder sonstwie anrüchige aber offenbar tief im eigenen innern schlummernde Ansichten kund zu tun.
Man soll zu seinen Meinungen stehen. Wenn das schon in einem demokratischen Staat nicht möglich ist, wann sonst?
Schon richtig.
Aber es gibt m. E. auch Gründe für einen Nick, die nix mit niederen Beweggründen zu tun haben.
Ich habe absolut kein Problem damit, in geselliger Runde eine andere Meinung zu vertreten als alle anderen Anwesenden, im realen Leben oder im Netz, sagen wir mal, „Israelkritikern“ auf die für palästinensische Anliegen so sensible Nerven zu gehen, knallharten Pazifisten zu erklären, warum der Nato-Einsatz auf dem Balkan kein „völkerrechtswidriger Angriffskrieg“ war oder mit nervtötendem Hang zum Detail zu erläutern, warum der Völkermord in Ruanda – entgegen sentimentalen Reportagen von P. Scholl-Latour – kein Komplott der CIA war.
Ich habe nur keine Lust, mir im Büro vom Chef vorhalten zu lassen, daß ich arbeitsmäßig wohl nur deshalb mal wieder total überlastet bin, weil ich am Vorabend noch um 23.45 einen Kommentar bei den Ruhrbaronen gepostet habe…
Ich möchte auch nicht beim routiniert googelnden Personalchef einer Firma, bei der ich mich beworben habe, von vorne herein abzublitzen, weil der den neuen Roman von Henning Mankell für ein Meisterwerk hält und ich auf Amazon einen Verriss erster Klasse veröffentlich habe.
Ein Nick kann auch verhindern, daß ein Post sofort einsortiert wird in das Schema männlich/weiblich, was bekanntlich dazu führen kann, daß Argumente aus Prinzip nicht zur Kenntnis genommen werden.
Usw.
????
Seit wann gibt es bei FB denn eine Realnamepflicht?
In meiner Freundesliste finde ich z.B.Unmengen von „Chinesen“ mit den typischen kurzen Familennamen und typischen deutschen Vornamen und einem deutschen Aussehen.
Auch bei anderen Namen ist mir völlig klar, dass es sich um Realnamen handeln kann.
Verboten ist IHMO nur die Verwendung von mehr als einem Account. Bei Wikipedia nennt man dies „Sockenpuppen“.
Die in einem Beitrag geäusserte Befürchtung der Ablehnung einer Bewerbung wegen falscher FBEinträge ist nicht ganz zutreffend.
Ein Bewerber ohne FB hat §wohl was zu verbergen“ oder ist paranoid…
Es gibt einen sozialen Zwang für FB genau wie der Zwang ein Telefon zu besitzen.
Achim
@ Puck: Dieses „Wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht nass“-Gehabe bedeutet für Außenstehende doch nur, dass wieder mal Jemand nicht weiß, was er wem gegenüber an anscheinend auch wechselhaften Meinungen äußern kann und will. Einem echten Personaler erzeugt das ebenso keine gute Meinung über Dich.
#8 | Friedensfreund: Mag sein, dass FB für *Dich* einen sozialen Zwang ausübt, aber Deine Verallgemeinerung und Deine alberne „paranoide“ Folgerung ist ziemlich daneben.
Ich würde sogar so weit gehen, dass manche Firmen eher Bewerber bevorzugen, die eben *nicht* den halben Tag auf FB verbringen, weil sie Mitarbeiter suchen, die solchen angeblichen „Zwängen“ nicht zum Opfer fallen.
@Friedensfreund Achim
Ja, ich habe was zu verbergen. Meine Privatsphäre z. B.
@Klaus Lohmann
Ich weiß nicht, was ein Nick mit „wasch-mich-aber-mach-mich-nicht-naß“ zu tun hat oder gar mit „wechselhaften Meinungen.“
Wollen Sie mir unterstellen, daß ich hier als Puck die eine Meinung vertrete und unter einem anderen Namen eine andere? Welchen Sinn sollte das haben?
Außer vielleicht ein netter Zeitvertreib für Schitzophrene… aber auch in diesem Fall ist es völlig gleichgültig, ob ich mich nun Puck oder Klaus Lohmann nenne.