+++ Update: Energieversorger nehmen Blogs ins Visier +++
Die Nummer ist ein wenig undurchsichtig. Auf der einen Seite heißt es, die Firma PRGS habe keine Strategie im Auftrag der Energiekonzerne ausgearbeitet, wie man eine verdammt erfolgreiche PR-Kampagne pro Atom macht. Schon gar nicht E.on Energie habe das bezahlt. Auf der anderen Seite gibt es ein verdammt umfangreiches Strategiepapier der Firma, das nie im Leben irgendeiner für taube Nüsse aufgesetzt hat.
In dem Papier vom 15. November 2008 wird dargelegt, wie man die öffentliche Meinung so geschickt beeinflusst, dass am Ende alle Pro-Atom sind, wenn man nur lange genug Windräder zeigt. Interessantes Stück Arbeit das Ding. Wird später bestimmt in Seminaren zum Kampaigning eingesetzt.
Update:
Auf Seite 92 geht es dann um Blogs. Da steht, dass zunächst die relevanten Blogs herausgefiltert werden sollen und dann sollen über diese "Argumente pro Kernenergie in den Webdiskurs eingespeist" werden. Für die Bestandsaufnahme sollen die sechs Argumentationslinien "Angst, Hoffnung, Unabhängigkeit, Innovation, Kosten, Risiko" herhalten. "Entsprechend der Ausrichtung identifizierter Blogs werden die entwickelen Argumente zielgruppenadäquat formuliert und eingespeist." So könne der zu überzeugende Depp "von eher geopolitisch interessierten Zielgruppen bis zu einzig energiepreisfokussierten Bürgern" am besten gefunden werden.
Neben den Blogs setzt der PR-Laden PRGS darauf, "Callcenter" einzusetzen, "die Verbraucher und Wähler auffordern, sich nicht nur zur Kernkraft zu bekennen, sondern dieses Bekentnis auch ihren Wahlkreis-Abgeordneten schriftlich mitzuteilen." Zitat:
An die Kernenergiebefürworter gehen variierte vorformulierte Schreiben inklusive frankiertem Umschlag.
Update Ende:
Mir hat noch gefallen wie Hessen als Testlaufgebiet definiert wird für eine Pro-Atom-Kampagne. Zitat: "Hessen bietet eine Testlaufstrecke für die klima- und energiepolitischen Argumentationslinien, Aktionsformen und Mobilîslerungspraktiken"
Spannend deswegen, weil RWE vor ein paar Wochen die Demo zusammen mit dem hessischen CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch am AKW Biblis gemacht hat. Dabei war der Protest ja angeblich allein von den Auszubildenden organisiert. Komisch, weil irgendwie scheint das in das PRGS-Konzept zu passen.
Weniger interessant finde ich die Nummer, dass und wie da Journalisten bewertet wurden. Mein Gott, dass der eine rot-grün und der ander eher schwarz-gelb denkt – das kann man auch an den jeweiligen Kommentaren ablesen. Dazu brauche ich keine PR-Strategen.
Lustig ist es hingegen, dass die PR-Fuzzis befürchten, die Versorger würden einen herben Imageverlust hinnehmen, wenn eine neue schwarz-gelbe Regierung den Ausstieg aus dem Atomausstieg einfach durchknüppelt. Deswegen soll immer mit der Versorgungssicherheit, mit Ängsten vor Russland und mit dem Klimaschutz argumentiert werden. Schleichend die Bevölkerung überzeugen.
Toll. Ich glaub, das war ein Schuss in den Ofen.
Ach was soll es, hier die PR-Studie in ganzer Pracht zum runterladen: klick (erster Teil) und klack (zweiter Teil)
[…] Meinungsmache der Energiekonzerne » ruhrbarone http://www.ruhrbarone.de/meinungsmache-der-energiekonzerne – view page – cached ruhrbarone. Journalisten bloggen das Revier: Alltag, Kultur und Politik im Ruhrgebiet. — From the page […]
[…] Meinungsmache der Energiekonzerne Kommentar […]
Solche Strategiepapiere gibt es doch sicher auch pro Wind- oder Sonnenenergie.Wir kennen sie nur nicht. Bzw. wollte ich sagen: PR ist halt PR. Und wenn es um sehr viel Geld/Macht/Einfluss geht, dann sitzen die Junges und Mädels von dieser Truppe immer mit am Tisch. Ihnen ist in der Regel egal, wass sie unter die Leute (zu) bringen (haben). Ja es muss ihnen sogar egal sein, wenn sie gut davon leben wollen. Und wer will nicht gut von seinem Job leben.
Lobbyismus und PR sind ja legitim.
So ein Strategiepapier verwundert nicht, wo es doch den Stromriesen um den Erhalt ihres Monopols geht, was auch AKWs konservieren würde.
Habe bisher nichts gehört von Bürger-AKW-Anlagen, wohl zu teuer…
wenn in der Strategie aber auch Blogs auftauchen,
dann fragt man sich ja, ob Berlinpolis wieder beteiligt war
Abstrahiert man mal vom Inhalt, muss man sagen: Saubere Ausarbeitung 🙂
A propos Kampagne. Ist es Zufall, dass es im Wahlkampf diese Serie von Veröffentlichungen gab, die Wasser auf die Mühlen der Atomgegner waren?
Leichenteile in Asse, abgekürzte Genehmigungsverfahren in den 70ern, Gutachten aus dem Hause Guttenberg etc.
@franz
wie du denkst, so denke ich. Das war und ist selbst eine Kampagne. Besser organisiert als die der Versorger und der Cdu allerdings.
In der Tag. Das war ja eine Steilvorlage für Gabriel nach der anderen. Aber ist das Thema Atom ausschlaggebend? Ich bin zu weit weg, um das beurteilen zu können. Hab aber nicht das Gefühl, dass das eine Rolle spielt.