„Memme, zeige es dem Spinner“

Heinrich Peuckmann Foto: Stefanie Silber/PEM


In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist Heinrich Peuckmann verstorben. Ich erlaube mir, ihn hier Heinrich zu nennen, weil er mich auch immer Memme nennen durfte. Ich durfte Heinrich als Lehrer kennenlernen, weil ich sein Schüler war. Ich durfte Heinrich als Schriftsteller kennenlernen, weil ich seine Bücher gelesen habe. Am besten gefiel Heinrich mir aber als Mensch, der Lebensfreude, Witz und viel Menschlichkeit ausstrahlte. Von unserem Gastautor Magnus Memmeler.

Über Heinrichs Verdienste als Literaturschaffender werden Schriftstellerkolleginnen und -Kollegen besser berichten können, als ich dazu in der Lage bin. Ich fand seine Bücher einfach nur gut, weil sie unserer Region stets gerecht geworden sind. Und meine Mutter hat seine Hörspiele auf WDR 5 geliebt. Auch dafür herzlichen Dank Heinrich, denn sie hat sie gehört, als es meinem Vater nicht gut ging und sie ihn bis zu seinem Tot pflegen musste.

Irgendwie recherchierte Heinrich immer und überall, um authentisch schreiben zu können. Beim Kaffee oder auch mal beim Pils durfte ich Heinrich von meinen Erfahrungen im Rettungsdienst berichten. Er wollte wissen, wie es ist, wenn man wegen eines Notfalls in die ungeschminkte Privatsphäre eindringen konnte und dann auch noch Menschen in Extremsituationen erlebte. Nein, Notizen hat er sich dann nicht gemacht. Viel wichtiger war ihm, wie ich bei diesen Berichten wirkte, denn er war immer am Menschen interessiert. Deshalb hat er sie auch auf seine besondere Art beschreiben können.

Mit dem Buch „Jesus, der Mann aus Nazareth und seine Zeit“ hat Heinrich mir den Menschen Jesus im Religionsunterricht vorgestellt. Ja, den Menschen und kein Überwesen. Da ich in der Oberstufe noch irgendwie drei Schulstunden verplanen musste, habe ich neben evangelischer Religionslehre auch noch die katholischen Religionsstunden besucht. Heinrich fand das gut, denn was man kritisiert, muss man zunächst richtig kennenlernen. Sodann wurde ich von Heinrich immer wieder mit dem Satz zu den Katholiken geschickt: Memme stelle die richtigen Fragen und sei Protestant. Natürlich sollte ich dabei stets auf korrektes Deutsch achten.

Irgendwie mochte mich Heinrich, da ich immer auch ein Stück unbequem war und ab und zu auch angeeckt bin, weil ich mich als ehemaliger Hauptschüler auf dem Gymnasium zu Bergkamen durchsetzen wollte. Dieses Eliteinstitut, wie mir zu Begrüßung zu verstehen gegeben wurde. Auch durch den permanenten Zuspruch von Heinrich hat es am Ende geklappt.  Inzwischen werde ich auch von dem Englischlehrer gegrüßt, der mir Glück wünschte, damit ich einen Punkt in seinem Kurs erreiche. Es waren am Ende mehr Punkte – auch weil Heinrich mir auch hier sagte: Memme, zeige es dem Spinner. Ja, er hat mich oft ermuntert, es der Elite zu zeigen.

Wie ich war Heinrich Borusse, weshalb wir natürlich auch oft über Fußball gesprochen haben. Häufig fand das statt, wenn ich ihn zufällig vor den Schaufenstern von Hellweger und Rundschau auf dem Markt in Kamen traf, wo er die Zeitung am Fenster studierte, als hätte er am Morgen nicht schon längst viele Neuigkeiten gelesen. Seine Begrüßung war stets herzlich und fing immer an mit „Memme mein Freund“ oder „Memme mein Junge“. Da dies immer mit seinem freundlichen Lächeln und einem freundschaftlichen Schulterklopfen geschah, lief Heinrich nie Gefahr, für diese Ansprache gerügt zu werden.

Ich könnte hier auch noch über Heinrichs Einsatz für Verfolgte und gefolterte Schriftsteller berichten, weil er sich auch für die Rechte von Verfolgten einsetzte. Wer aber wirklich wissen will, was Heinrich vielen Mitmenschen bedeutet hat, sollte die Zeilen seiner drei Söhne auf seinem Facebookprofil lesen und sich an dem Gedicht erfreuen, welches die drei aus seinen Werken ausgewählt haben.

Selbst beim Abschied holt Heinrich uns dort ab, wo wir sind und wie wir sind. Herzlichen Dank, dass ich Dich Menschen kennenlernen durfte. Ich wünsche Dir eine gute Reise. Dein Lächeln und Dein Witz werden uns genauso weiterhin begleiten, wie die Erinnerung an Deine mitunter auch streitbare Art.

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